FDGB-Lexikon, Berlin 2009


Urlauberschiff. Hervorgegangen aus einer Initiative auf dem V. SED-Parteitag verfügte der Feriendienst seit Anfang der 60er Jahre über U. Diese Urlaubsplätze machten nur einen geringen Anteil der FDGB-Reisen aus (1962: 16 500 Personen, 1969: 4 000, 1989: 9 300). Propagandist. jedoch wurden sie als große Leistung des FDGB für seine Mitglieder gewürdigt. Die Urlaubsschiffsreisen hatten eine Signalwirkung auf die Entwicklung tourist. Nachfrage.
Das erste U. war seit 1960 die "Völkerfreundschaft", ein nach einem Kollisionsunfall umgerüstetes schwedisches Schiff ("Stockholm") mit 12 400 BRT, 160 Metern Länge, 220 Besatzungsmitgl. und 550 Passagieren. Sie wurde mit Hilfe der Steckenpferd-Bewegung (nach Initiative des VEB Steckenpferd, Radebeul, durch Überproduktion erwirtschaftete außerplanmäßige Devisen) erworben. Die erste Reise führte von Rostock ins Schwarze Meer via Rhodos und Piräus. Später wurden vorwiegend Ostseefahrten durchgeführt, bevor das U. 1985 a.D. gestellt wurde.
Als zweites U. kaufte der FDGB 1961 die "Fritz Heckert" mit 8 120 BRT, 141 Metern Länge, für 178 Besatzungsmitgl. und 384 Passagiere. Der Bau des U. konnte aus Zusatzleistungen zahlreicher VEB und Spenden der Bevölkerung (über 30 Mio. Mark) finanziert werden. Ob techn. Gründe oder finanzielle Engpässe für die Stillegung 1971 verantwortlich waren, ist ungewiss. 1982 übernahm die VEB DSR das U. als Wohnschiff.
1985 erwarb die DDR unter dem Namen "Arkona" über die KoKo die "Astor", vielen DDR-Bürgern aus dem „Westfernsehen“ als das "Traumschiff" bekannt. Jährlich ca. 15 Fahrten wurden mit je 600 FDGB-Feriengästen unternommen, die erste nach Leningrad und Riga. Die "Arkona" befuhr besonders die Atlantikroute nach Kuba.
Im Gegensatz zu westlichen Kreuzfahrten, wurden die Reisen wegen der Fluchtgefahr oft nonstop ohne Landgänge durchgeführt. Zudem wurden die Routen ab dem Mauerbau 1961 entsprechend angepasst. Erst in den 80er Jahren wurde dies wieder gelockert (Tunis, Lissabon, Helsinki). Ferner wurden die Passagiere spez. ausgewählt und von Mitarbeitern der Staatssicherheit überwacht.
Die Preise waren hoch, aber nicht die entscheidende Eintrittsbarriere, denn die Reisen wurden nicht durch die BGL/AGL verteilt, sondern Vorschläge verdienter Anwärter gingen an die KV des FDGB (s.a. Auszeichnungen). Die Vergabe erfolgte als Belohnung nach dem Leistungsprinzip.
Zur Devisenerwirtschaftung wurden die U. bis 1970 vom Reisebüro der DDR, später durch den VEB DSR an westliche Reiseunternehmen verchartert.
H.W.