Biographien der leitenden Redakteure und Vorsitzenden des Graphischen Zentralverbandes (nebst Vorläufer)
von Dr. Rüdiger Zimmermann

Hillen, Joseph (1858-1930)

Joseph Hillen wurde am 19. September 1858 als Sohn eines Fassbinders in Bonn geboren, katholisch, verheiratet. Er erlernte in Bonn den Beruf eines Buchbinders und war in der katholischen Gesellenbewegung und der örtlichen Krankenkassenselbstverwaltung aktiv. Im katholischen Milieu seiner rheinischen Heimat war er fest verankert.

Ein geplanter Beitritt zum freigewerkschaftlichen Deutschen Buchbinder-Verband scheiterte – nach seinen Aussagen – an dessen antireligiöser Agitation. In den 1890er Jahren verzog der kinderreiche Familienvater (7 Kinder) nach Köln und arbeitete dort als Buchbinder im Verlag J.P. Bachem, dem eine große Druckerei und Buchbinderei angeschlossen waren.

Hillen beteiligte sich im Oktober 1903 mit anderen Kollegen der graphischen Fachabteilung des katholischen Gesellenvereins in Köln an der Gründung des gewerkschaftlichen Lokalvereins „Christlicher Berufsverein der graphischen Gewerbe“, dessen Vorsitz er alsbald übernahm. Aufgenommen werden konnten Buchbinder, Buchdrucker, Schriftsetzer, Lithographen, Steindrucker, Kartonagearbeiter und verwandte Berufe. Der Lokalverein diente als Keimzelle für eine nationale christliche Gewerkschaft. Mit starker Unterstützung Adam Stegerwalds tagten im Mai 1904 in Köln christliche Gewerkschaftsvertreter aus Deutschland und hoben den „Zentralverband der christlichen Arbeiter und Arbeiterinnen für das graphische Gewerbe“ aus der Taufe. Die Delegierten wählten zu ihrem ersten ehrenamtlichen Vorsitzenden Joseph Hillen.

Hillen konnte zunächst nur 200 Mitglieder mustern. Der Vorsitzende des Gesamtverbandes der christlichen Gewerkschaften Deutschlands Stegerwald hatte davon abgeraten, aktiv bei den Buchdruckern zu werben, da man seitens der christlichen Gewerkschaften den „Verband der deutschen Buchdrucker“ als „neutrale“ Gewerkschaft ansah, die nicht sozialistisch dominiert wurde. Da die freigewerkschaftlichen Verbände der Buchbinder, Lithographen, Steindrucker und Hilfsarbeiter bereits sehr gut organisiert waren, fiel es den christlichen „Spätstartern“ sehr schwer, organisatorisch Fuß zu fassen. Die Organisation (1913: 2.732 Mitglieder) blieb – sieht man von Breslau ab - ausschließlich auf west- und süddeutsche katholische Regionen beschränkt. Hillen übernahm im April 1905 auch ehrenamtlich die Redaktion des neugeschaffenen Verbandsorgans „Graphische Stimmen“.

Die erste Generalversammlung im September 1906 änderte den Gewerkschaftsnamen in „Zentralverband christlicher Arbeiter und Arbeiterinnen in den graphischen Gewerben und der Papierbranche“ und wählte mit Richard Schwarz einen neuen Vorsitzenden, der bereits als erster besoldeter Sekretär der Gewerkschaft fungierte. Hillen, der sich selbst als rhetorisch wenig begabt einschätzte, blieb 2. Vorsitzender und behielt auch die Schriftleitung des Gewerkschaftsorgans bis Ende Juli 1907. 1908 übernahm er stattdessen die Monatsbeilage „Fachtechnische Rundschau“, die seinen berufsspezifischen Neigungen eher „lag“.

Die junge Organisation war bereits kurz nach ihrer Gründung in existenzielle Arbeitskämpfe verwickelt, deren Krisenmanagement Hillen deutlich überforderte. Die Zusammenarbeit zwischen Schwarz und Hillen gestaltete sich extrem schwierig. Schwarz setzte bei der Rekrutierung neuer Mitglieder primär auf die großen papierverarbeitenden Fabriken im Dürener Raum, während Hillen den Charakter einer Facharbeitergewerkschaft von Buchbindern, Lithographen und Steindruckern erhalten wissen wollte. Schwarz verließ im November 1907 die Organisation und nahm neue Aufgaben innerhalb der christlichen Gewerkschaftsbewegung an.

Auf der 2. Generalversammlung vom 28. bis 29. Mai 1908 trat Hillen als 2. Vorsitzender zurück, verblieb aber als ehrenamtlicher Beisitzer im Vorstand (seit 1910:: Graphischer Zentralverband) und beteiligte sich als Tarifexperte in mehreren Kommissionen an der gewerkschaftlichen Alltagsarbeit, die seit 1908 von dem dynamischen Vorsitzenden Adam Hornbach dominiert wurde. 1911 verließ Hillen Köln, um in Düsseldorf eine Werkmeisterstelle anzunehmen, blieb jedoch als Vorstandsmitglied weiter sehr aktiv.

Die 5. Generalversammlung des Verbandes im August 1919 in Köln wählte den Einundsechzigjährigen zum hauptamtlichen Kassierer des Verbandes, wo er seine große Verwaltungsexpertise einbringen konnte. Bei seiner Wahl verfügte der christliche Verband mit knapp 9.000 Mitgliedern über einen historischen Höchststand. Seine Pensionierung als hauptamtlicher Gewerkschaftsangestellter erfolgte am 1. Oktober 1919. Nach seiner Pensionierung lebte Hillen einige Jahre in Bruchhausen bei Unkel, kehrte allerdings im Oktober 1933 wieder nach Köln-Nippes zurück- Joseph Hillen starb am 4. Oktober 1939 in seiner Kölner Wahlheimat.

Quellen:

Mitteilungen Graphische Stimmen, Jg. 1 (1905) – Jg. 29 (1933)
Ein Vierteljahrhundert Graphischer Zentralverband. Köln, 1929.

Hornbach, Adam (1877-1959)

Adam Hornbach wurde am 5. März 1877 in Straßbessenbach (Franken) als Sohn eines Stadionskommandanten der Gendarmerie geboren, katholisch, verheiratet. Im Elternhaus herrschte eine „nationale Gesinnung“ vor. Hornbach besuchte 7 Jahre die Volksschule in Brückenau und anschließend 3 Jahre die Fortbildungs- und Abendschule in gleichen Ort. Danach erlernte er den Beruf eines Buchbinders.

Von 1896 bis 1998 leistete er seinen Wehrdienst beim 9, Infanterieregiment in Würzburg ab und wurde als Unteroffizier entlassen. Nach Ende der Dienstzeit bewarb er sich als Gendarm und wurde auf der Gendamerie-Schule in München ausgebildet.. Bis 1901 arbeitete er als Gendarm im Bezirksamt Bad Kissingen und in Würzburg.

Seit 1901 wieder in Hamburg als Buchbinder tätig, trat dort dem freigewerkschaftlichen „Deutschen Buchbinder-Verband“ bei. Austritt aus der Buchbinder-Gewerkschaft wegen dessen antireligiöser Grundeinstellung. Der Franke legte in Hamburg seine Meisterprüfung ab und wurde von der Firma Niemann & Moschinsky als Abteilungsleiter eingestellt. Am 17. März 1906 trat Hornbach in der Hansestadt Mitglied de 1904 gegründeten christlichen „Graphischen Zentralverbandes“ mit Sitz in Köln bei, der in seinen Reihen primär christliche Buchbinder und Lithographen und Steindrucker vereinigte (1906: 1.360 Mitglieder) und seine organisatorischen Stützpunkte im Rheinland, in Westfalen, Bayern und Südbaden hatte.

Hornbach fungierte vom 11. August 1906 als Schriftführer und ab Februar 1907 als Kassierer der Hamburger Ortsgruppe; ab August 1907 zum provisorischen 1. Hamburger Vorsitzenden gewählt. Mit 40 Mitgliedern war die Ortsgruppe im „roten Hamburg“ die größte Zahlstelle außerhalb der christlichen Gewerkschaftshochburgen. Der relativ hohe Organisationsgrad ermöglichte es ihm, als gleichberechtigter Vertreter bei den Hamburger Tarifverhandlungen anerkannt zu werden. 1907 schloss der Hamburger Vorsitzende als erster Vertreter seines Verbandes einen Tarifvertrag (gemeinsam mit der freigewerkschaftlichen „Konkurrenzorganisation“) ab, was ihm reichsweit Anerkennung bei christlichen Gewerkschaftern einbrachte. Reguläre Wahl in das Amt des Hamburger Vorsitzenden am 17. Januar 1908.

Außerdem hatte er ab 14. Februar 1907 das Amt des 2. Schriftführers im christlichen Gewerkschaftskartell Hamburg inne. Hornbach verzog im Juni 1908 bereits nach Köln, wo er hauptamtlich als Verbandssekretär zur Unterstützung des Vorsitzenden „einstieg“.

Die 2. Generalversammlung des „Graphischen Zentralverbandes“ vom 28. bis 29. Mai 1909 in Würzburg wählte den neuen Hoffnungsträger zu ihrem 1. hauptamtlichen Vorsitzenden, nachdem der bisherige Vorsitzende Joseph Hillen freiwillig auf sein Amt verzichtet hatte. Der neue Verbandsvorsitzende erhielt bis 1933 auf allen Verbandstagen einstimmige Voten für seine Wiederwahl. Er gehörte damit zur engeren Führungsgruppe der christlichen Gewerkschaftsbewegung, die für ein Vierteljahrhundert die christlichen Einzelgewerkschaften leiteten. Die Delegierten des VII. Kongresses der christlichen Gewerkschaften Deutschlands entsandten ihn 1909 in den Verbandsausschuss; auch dieses Amt hatte er bis 1933 inne. 1932 auf dem 13. Kongress der christlichen Gewerkschaften im September 1932 in Düsseldorf in den Hauptvorstand des Verbandes gewählt.

Hornbachs unangefochtene Stellung im Verband verdankte er seinem Ruf als Tarifexperte. Der materiellen Verbesserung seiner Berufskollegen galt sein Hauptaugenmerk. Mit den freien Gewerkschaften arbeitete er dabei eng zusammen. Eine andere Art der Zusammenarbeit kam für ihn aus religiösen und weltanschaulichen Gründen allerdings nicht in Frage.

Der Verbandsvorsitzende wurde sofort nach Kriegsbeginn im September 1914 eingezogen und diente als Vizefeldwebel (später als Feldwebel und Offiziersstellvertreter) in einem Eisenbahner Hilfsbataillon auf den westlichen Kriegsschauplätzen. Die Organisation wurde in seiner Abwesenheit von Lorenz Sedlmayer geleitet. Während des Krieges arbeitete Hornbach als Korrespondent am Gewerkschaftsblatt „Graphische Stimmen“ mit und nahm dort zu tarifpolitischen Fragen für die erwartete Nachkriegszeit Stellung. („Es gilt, die Löhne mit der erschwerten Lebenshaltung in Einklang zu halten.“)

Den Verbandsvorstand übernahm Hornbach wieder im Februar 1919. Nach dem Ausscheiden Lorenz Sedlmayrs aus dem Verband fiel ihm kurzfristig auch die Leitung des Verbandsorgans von Mai 1921 bis Dezember 1922 zu. Nach der Novemberrevolution plädierte Hornbach für eine vollständige Verschmelzung mit dem christlichen Gutenberg-Bund, um eine christliche Industriegewerkschaft aller „Papierarbeiter“ zu erreichen. Nach anfänglich guten Chancen eines Zusammenschlusses scheiterte sein Bemühen am Widerstand der christlichen Buchdruckergewerkschaft. Der im Januar 1919 ins Leben gerufene „Graphische Industrieverband“ blieb ein Kartellverband mit zwei unabhängigen Einzelgewerkschaften, der bis zum Ende der Weimarer Republik hin ständig an Bedeutung verlor. Den Kartellverband leitete bis 1933 der Buchdrucker Paul Thränert als 1. Vorsitzender und der Buchbinder Paul Hornbach als 2. Vorsitzender.

Eine herausragende Rolle spielte Hornbach beim internationalen Zusammenschluss der christlichen Gewerkschaften. Auf dem Gründungskongress der „Internationalen Vereinigung der Christlichen Gewerkschaften in der Graphischen Industrie“ vom 16. bis 19. Juni 1920 in Berlin als 2. Schriftführer in den internationalen Vorstand gewählt. Wiederwahl als 2. Sekretär in den Vorstand des Industrieverbandes auf dem 1. Internationalen Kongress vom 14. bis 15. August 1921 in Stuttgart. Dieses Wahlamt behielt der Buchbinder bis 1933 bei.

Zu Beginn der Weimarer Republik umfasste Hornbachs Organisation ca. 9.000 Mitglieder (darunter 30% Frauen). Die gewachsene Mitgliederzahl resultierte aus dem Zugewinn ungelernter Facharbeiter in den Papierfabriken des Dürener Raumes. Der „Graphische Zentralverband“ musste allerdings nach heftigen „Grenzstreitigkeiten“ diese Mitglieder (ca. 3.000) an den „Zentralverband christlicher Fabrik- und Transportarbeiter Deutschlands“ abgeben. Nach schweren Mitgliederrückschlägen während der Inflation erholte sich Hornbachs Gewerkschaft (1930: 5.300 Mitglieder).

Der Gewerkschaftsvorsitzende bildete sich regelmäßig in Kursen beim Volksverein für das katholische Deutschland in Mönchengladbach und beim Verein Arbeiterwohl in Königswinter weiter. Hornbachs Intention war die gleichberechtigte Anerkennung seiner christlichen Gewerkschaft als Tarifpartner. Bei der Tarifgestaltung der neuen „Reichstarife“ für Buchbinder in der Weimarer Republik gewann er auch die Achtung der Repräsentanten des „Deutschen Buchbinder-Verbandes“ und der Unternehmerseite, da er als Buchbinder auch als exzellenter Fachmann galt. Ähnliche Erfolge waren ihm bei den Lithographen nicht beschieden, da es dem freigewerkschaftlichen „Verband der Lithographen, Steindrucker und Verwandten Berufen“ gelang, „Monopolverträge“ abzuschließen, die nur die Beschäftigung der eigenen Mitglieder garantierte.

Der christliche Gewerkschaftsvorsitzende wurde im Mai 1933 entlassen. Am 23. August 1933 als ehemaliges Vorstandsmitglied des Gesamtverbandes christlicher Gewerkschafter wegen seinen Verbindungen zu holländischen christlichen Gewerkschaften verhaftet, allerdings wurde er nach wenigen Tagen Haft ohne Verhör entlassen. Die Nationalsozialisten bestellten Hornbach quartalsweise zur Vernehmung ins Kölner Gestapo-Haus ein. Bis 1938 blieb er arbeitslos. Der Buchinder hatte Kontakt zum Widerstandskreis christlicher Gewerkschafter in Köln, die sich seit 1934 regelmäßig im früheren Gewerkschaftshaus „Deutsches Haus“ in Köln versammelten

Am 1. März 1938 von der Kolpingfamilie in Köln angestellt. Auch nach Kriegsende arbeitete er im Generalsekretariat der Kolpingfamilie weiter. Mitglied des Entnazifizierungsberufungsausschusses für den Regierungsbezirk Köln. Eine Eingabe an die Hilfsstelle für politisch Verfolgte der Stadt Köln, als politisch Verfolgter anerkannt zu werden, blieb 1946 erfolglos, obgleich sich der 1. Vorsitzende der Kölner CDU, Johannes Albers, sich für ihn eingesetzt hatte. Erst mit dem Bundesentschädigungsgesetz von 1956 wurde ihm rückwirkend eine Rente zuerkannt.

Adam Hornbach starb am 12. Dezember 1959 in Köln-Deutz.

Quellen:

Graphische Stimmen, Jg. 1 (1905) – Jg. 29 (1933)
Ein Vierteljahrhundert Graphischer Zentralverband. Köln, 1929.
Budde, Heiner: Die Alternative. Weder Kapitalismus noch Sozialismus. Die Entwicklung christlich-sozialer Politik im Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Mit Lebensbildern ehemaliger christlicher Gewerkschafter und Politiker. Königswinter, 1985.

Kuner, Josef (1894-1979)

Josef Kuner wurde am 7. Januar 1894 als uneheliches Kind einer Fabrikarbeiterin in Föhrenbach (Baden) geboren, verheiratet, katholisch.

Nach Beendigung seiner Volksschulzeit erlernte Kuner in Freiburg im Breisgau beim katholischen Herder-Verlag den Beruf eines Buchbinders und wurde nach Beendigung der Lehrzeit übernommen. Die große herdersche Verlagsbuchbinderei war der Kern der christlichen Arbeiterbewegung der „Bucharbeiter“ in Freiburg. In dem Traditionsunternehmen hatten sich schon vor Gründung einer zentralen christlichen Gewerkschaft christliche Buchbinder im Verein Arbeiterschutz 1898 zu einer Sektion zusammengeschlossen. 1904 gehörte die Sektion zu den Gründungsmitgliedern des „Zentralverbandes der christlichen Arbeiter und Arbeiterinnen für das graphische Gewerbe“ (seit 1910: „Graphischer Zentralverband“), der christliche Buchbinder, Lithographen und Steindrucker organisierte. Vor dem 1. Weltkrieg trat Kuner der Gewerkschaft bei, die in Freiburg mit über 100 Mitgliedern einen eigenen Tarifvertrag durchsetzte.

Der junge Badener nahm von 1914 am 1. Weltkrieg an der Westfront teil und wurde 1917 mit der Karl Friedrich-Militär-Verdienstmedaille ausgezeichnet. Nach der Kriegsentlassung arbeitete er wieder bei der Firma Herder und war dort für die Herstellung feiner Buchbindereinbände (insbesondere Missalien) verantwortlich. Zu Beginn der Weimarer Republik übernahm Kuner in der Freiburger Ortsgruppe die Funktion eines Kassierers und baute eine eigenständige Jugendabteilung auf. Neben der Gewerkschaftsarbeit organisierte er sich in katholischen Gesellenvereinen und weiteren katholischen Selbsthilfeeinrichtungen. Der Kölner Gewerkschaftsleitung fiel er durch seine gewerkschaftlichen und Fachbeiträge im Verbandsorgan „Graphische Stimmen“ auf. Auf der 7. Generalversammlung des „Graphischen Zentralverbandes“ vom 25. bis 28. Juli 1925 in Freiburg nahm er als Lokaldelegierter ohne Stimmrecht teil.

Kuner galt als eine der großen Nachwuchshoffnungen des Verbandes. Wahl in den Hauptvorstand seiner Gewerkschaft auf der 8. Generalversammlung im Juli 1929 in Köln. Einige Zeit später übernahm er von Wilhelm Mockel auch das Amt des Redakteurs der „Graphischen Stimmen“. Aus seiner eigenen Berufserfahrung konnte er mit einer eigenen Fachbeilage wesentlich zur beruflichen Schulung der Mitglieder beitragen, Delegierter auf dem 12. Kongress der christlichen Gewerkschaften Deutschlands in Frankfurt am Main vom 15. bis 18. September 1929. 3 Jahre später wurde er auf dem 13. Kongress (13. bis 20. September 1932) in Düsseldorf als stellvertretendes Hauptvorstandsmitglied in den Dachverband der christlichen Gewerkschaftsorganisationen gewählt. 1933 aus allen Ämtern entlassen. 1934 fand Kuner im März 1934 Anstellung bei der Wohnungs-Genossenschaft Köln 1896, einer christlichen Genossenschaftsgründung, in der zahlreiche frühere christliche Gewerkschaftsangehörige und Mitglieder der Deutschen Zentrumspartei Anstellung fanden und die von der Gestapo systematisch beobachtet wurde. Der Buchbinder gehörte zum Widerstandskreis christlicher Gewerkschafter in Köln, die sich seit 1934 regelmäßig im früheren Gewerkschaftshaus „Deutsches Haus“ in Köln versammelten. Nach dem missglückten Attentat gegen Hitler am 20. Juli 1944 verließ Kuner Köln kurzfristig und tauchte bei seinen Schwiegereltern in Freiburg unter. Noch vor Kriegsende kehrte er nach Köln zurück. Sofort nach Einmarsch der Alliierten in Köln am 5. März 1945 suchte Kuner den Kontakt zu den Überlebenden in den Genossenschaftswohnungen, um ihre Wohnrechte zu sichern. Kurzfristig im Arbeitsamt Köln als Antifaschist dienstverpflichtet. Er kehrte allerdings nach wenigen Wochen als Angestellter der Arbeitsvermittlung in den Dienst der Wohnungsgenossenschaft zurück.

Der christliche Gewerkschafter gehörte zu den 18 Gründungsmitgliedern, die am 17. Juni 1945 unter dem Namen Christlich-Demokratische Volkspartei eine überkonfessionelle Volkspartei gründen wollte, für die der Generalsekretär des Gesamtverbandes christlicher Gewerkschafter, Adam Stegerwald, bereits 1920 geworben hatte.

Kuner war im Juni 1945 an der Formulierung der „Kölner Leitsätzen“, dem „Urprogramm“ der CDU beteiligt. („Die Lohn- und Arbeitsverhältnisse werden tarifvertraglich geregelt,. Der erwachsene, arbeitende Mensch hat Anspruch auf einen Lohn, der ihm die Gründung und Errichtung einer Familie ermöglicht.“)

Im Juni 1947 wurde er in den Vorstand der Wohnungsgenossenschaft Köln 1896 berufen. Den Vorstandsvorsitz übernahm er 1956. Nach seinem Ausscheiden als hauptamtlicher Vorstandsvorsitzender am 30. Juni 1961 gehörte er dem Vorstand wegen seiner großen Erfahrung als ehrenamtliches Mitglied bis Februar 1968 an. 1953 gehörte er zu der Kölner Wiederaufbaugesellschaft, die im rechtsrheinischen Raum Privateigentümer beim Wiederaufbau ihres zerstörten Wohnbesitzes unterstützte. 1965 übernahm er ehrenamtlich auch den Vorsitz dieser Genossenschaft.

Beim Wiederaufbau der zerbombten Häuser der Wohnungsbaugenossenschaft stellte Kuner sein besonderes Organisationsgeschick unter Beweis. Unter seiner Ägide wurden ca. 1.000 Wohnungen, die fast zu 90% zerstört waren, wieder instand gesetzt. Dazu kam der Neubau von 500 weiteren Wohnungen. Konrad Adenauer, dessen Anspruch „Begründer der CDU“ zu sein, ihn zunehmend verbitterte, stand er mit gewisser Skepsis gegenüber. Kuner bekam am 28. Oktober 1964 - auf Initiative der Kölner CDU-Fraktion - das Bundesverdienstkreuz wegen seiner Verdienste um die Schaffung neue Wohnraums im zerbombten Köln verliehen. Er starb am 25. August 1979 in seiner Kölner Wahlheimat.

Quellen:

Graphische Stimmen, Jg. 1 (1905) – Jg. 29 (1933)
Rohrbeck, Arthur: 60 Jahre Wohnungs-Genossenschaft Köln 1896 eGmbH. Köln, 1956.
Ein Vierteljahrhundert Graphischer Zentralverband. Köln, 1929.

Mockel, Wilhelm (1890-1959)

Wilhelm Mockel wurde am 16. April 1890 in Eupen geboren, katholisch, verheiratet. Sein Vater, der Textilarbeiter Wilhelm Mockel (1845-1924), war Stadtverordneter der Deutschen Zentrumspartei in Eupen und einer der zentralen Führungspersönlichkeiten der christlichen Gewerkschaftsbewegung um die Jahrhundertwende in seiner Heimatstadt. Wilhelm Mockel jr. trat nach Absolvierung der Volksschule in den Dienst der Deutschen Reichsbahn. Von 1910 bis 1913 leistete er seinen Wehrdienst als Ulan in Saarlouis ab. Als „Zugabfertiger “ wurde der Eupener Mitglied des „Zentralverbandes deutscher Eisenbahnhandwerker und –arbeiter“ mit Sitz in Elberfeld („Elberfelder Verband“). Der Verband stand der deutschen Zentrumspartei und den christlichen Gewerkschaften nahe und hatte sich 1907 vom nationalliberalen „Verband deutscher Eisenbahnhandwerker“ abgespalten.

Wahl Mockels zum 2. Kassierer auf der Generalversammlung des „Elberfelder Verbandes“ in Eupen am 5. Dezember 1913. Als Mitglied des Ulanen-Regiments Großherzog Friedrich von Baden kämpfte der christliche Gewerkschafter in Russland. Im November 1918 wurde Mockel als Mitglied des Eupener Arbeiter- und Soldatenrates gewählt.

Nach dem Versailler Vertrag fiel Eupen an den belgischen Staat. Als politisch aktiver Unterstützer des Verbleibs Eupens bei Deutschland saß er kurzfristig in belgischen Gefängnissen ein. Mockel weigerte sich als Beamter, die belgische Staatsangehörigkeit anzunehmen und siedelte 1920 nach Düren über. Als Reichsbahnbeamter sollte er nur im Osten Deutschlands eine neue Anstellung finden und quittierte deshalb seinen Dienst und fand als hauptamtlicher Kartellsekretär der christlichen Gewerkschaftsbewegung in Düren eine neue Anstellung. Mitglied der Deutschen Zentrumspartei.

Im März 1926 wechselte der ehemalige Eisenbahnbeamte als Bezirksleiter in den Dienst des graphischen Zentralverbandes in Düren. Die christliche Gewerkschaft war ursprünglich als Facharbeitergewerkschaft von Buchbindern und Lithographen gegründet worden, verfügte allerdings im Dürener Industriegebiet über großen gewerkschaftlichen Einfluss unter den ungelernten Arbeiter und Arbeiterinnen der Papierfabriken (1913: ca. 1.000 Mitglieder).

Nach dem Weltkrieg musste der Zentralverband jedoch nach komplizierten Grenzstreitigkeiten über 3.000 neu gewonnener Mitglieder an den christlichen Fabrik- und Transportarbeiterverband abtreten. Unter der Regie Mockels als niederrheinischer Bezirksleiter erhöhte sich der Mitgliederbestand bis 1928 wieder auf über 800 ungelernte Arbeiter. Die Lohn- und Arbeitsbedingungen der in den papierverarbeitenden Betrieben Beschäftigten wurden seit dem Jahr 1920 durch einen besonderen Bezirkstarif geregelt. Zur Abwehr von Lohnkürzungen war der Dürener Bezirksleiter nach der Weltwirtschaftskrise in mehrere heftige Arbeitskämpfe verwickelt. Im Februar 1928 übernahm Mockel zusätzlich die Redaktion des Verbandsorgans „Graphische Stimmen“. Allerdings übergab er die Redaktionstätigkeit später an Josef Kuner. Delegierter auf dem 12. und 13. Kongress der christlichen Gewerkschaften Deutschlands 1929 in Frankfurt am Main und 1932 in Düsseldorf.

Der christliche Bezirksleiter wurde sofort nach der nationalsozialistischen Machtergreifung entlassen. 1933 hatte er in 2. Ehe die ehemalige Sekretärin des christlichen Gewerkschaftskartells in Düren geheiratet. Seine Frau verdiente den Lebensunterhalt als Sekretärin im Schuldienst und teilte diese Stelle ab [1934] mit ihrem Mann.

Um 1936 trat der fest im katholischen Milieu seiner Heimatstadt verwurzelte Gewerkschafter eine neue Stelle als Kassenrevisor bei der westdeutschen Konsumgenossenschaft an. 1939 nach Kriegsausbruch als Reservepolizist bei der Polizei in Düren eingezogen. Mockel stand während der nationalsozialistischen Herrschaft zu seinem katholischen Glauben: Mitglied im Kirchenvorstand seiner Heimatgemeinde Düren-Rölsdorf. Als aktives Kirchenmitglied geriet er mehrfach in Konflikt mit den NSDAP-Repräsentanten seiner Stadt.

Um die Jahreswende 1944/1945 mit seiner Polizeieinheit der Wehrmacht unterstellt, geriet er zum Kriegsende in amerikanische Gefangenschaft und wurde in die USA überstellt. und arbeitete dort als Kriegsgefangener bis Ende 1946 in Iowa in der Landwirtschaft. Seit 1947 war Mockel beim katholischen Kirchengemeindeverband in Düren angestellt, der die Kirchensteuer einzog. Der ehemalige christliche Gewerkschafter stand in engem Kontakt mit Jakob Kaiser, den er noch aus der Zeit vor 1933 kannte. Er lehnte Kaiser gegenüber die Gründung einer überkonfessionellen christlichen Volkspartei ab und konnte sich auch nicht mehr mit dem Gedanken der Einheitsgewerkschaft anfreunden.

Da sich weder die Deutsche Zentrumspartei noch die christlichen Gewerkschaften nachhaltig beleben ließen, arbeitete er in Politik und Gewerkschaft nicht mehr mit. Im Dürener Vereinsleben hatte Mockel jedoch viele Ämter inne. Seit 1950 Angestellte im Finanzamt in Düren. Nach seiner Pensionierung 1955 arbeitete er bis zu seinem Tode als kaufmännischer Angestellter in der Dürener Metallfabrik Kelzenberg & Co als kaufmännischer Angestellter weiter. Wilhelm Mockel starb am 3. November 1959 in Düren.

Quellen:

Graphische Stimmen, Jg. 21 (1925) – Jg. 29 (1933)
Ein Vierteljahrhundert Graphischer Zentralverband. Köln, 1929.
Domsta, Hans J.: Düren 1940-1947. Krieg, Zerstörung, Neubeginn. Eine Dokumentation aus Tagebüchern, Briefen, Akten und Berichten der Zeit. Mit einem Beitrag von Heinz Engelen. 2. Aufl. Düren, 1995.
Ruland, Herbert: Zum Segen für uns alle. Obrigkeit, Arbeiterinnen und Arbeiter im deutsch-belgischen Grenzland (1871 - 1914). Eupen, 2000.

Schwarz, Richard (1870-1952)

Richard Schwarz wurde am 16. 12. 1870 in Kulmbach als Sohn einer Tagelöhnerin geboren, katholisch, verheiratet. Nach der Volksschule erlernte er den Beruf eines Steindruckers und arbeite seit 1895 in seinem gelernten Beruf in der Mayerischen Hofkunstanstalt in München. Mitglied des freigewerkschaftlichen Verbandes der Lithographen, Steindrucker und verwandter Berufe. Nach einem religionskritischen Artikel im Verbandsorgan „Graphische Presse“ trat er [1898] aus dem Verband aus.

Übersiedlung nach Nürnberg. Mitglied des ersten in Nürnberg gegründeten katholischen Arbeitervereins. Schwarz nahm im April 1904 Kontakt zu Adam Stegerwald - dem Generalsekretär des Gesamtverbandes der christlichen Gewerkschaften - auf, um die Gründung einer christlichen Gewerkschaftsorganisation im graphischen Gewerbe zu forcieren. Stegerwald hatte über Jahre gezögert, christliche Verbandsgründungen im Druckergewerbe anzustoßen, da er lange Zeit den „Verband der deutschen Buchdrucker“ als „neutrale Gewerkschaft“ einschätzte.

Schwarz gründete am 24. April 1904 zunächst mit 7 Kollegen in Nürnberg einen christlichen Lokalverband und vertrat wenige Wochen später am 1. Juli 1904 seine Organisation auf der konstituierenden Sitzung des „Zentralverbandes christlicher Arbeiter und Arbeiterinnen für das graphische Gewerbe“ in Köln. Dem redegewandten Franken boten die Delegierten das Amt des Vorsitzenden der jungen Organisation (200 Mitglieder) an. Er lehnte dies indes wegen der großen räumlichen Entfernung Nürnbergs zum christlichen Gewerkschaftszentrum Köln ab (1. Vorsitzender: Joseph Hillen aus Köln).

Die konstituierende Konferenz bestimmte Richard Schwarz zum künftigen „Agitationsvertreter“ für Bayern. Gleichwohl siedelte Schwarz alsbald nach Köln um: Auf Vorschlag des Verbandsvorsitzenden Hillen nahm der Steindrucker die erste besoldete Stelle eines Gewerkschaftssekretärs in Köln an und zog mit seiner Frau ins Rheinland um (Verbandsstärke: 800 Mitglieder). Als Hauptamtlicher war er in kürzester Zeit in Arbeitskämpfen in Papierfabriken in Dalbke (heute ein Stadtteil von Bielefeld) und Kevelaer verwickelt.

Auf der 1. Generalversammlung der Gewerkschaft am 16. September 1906, die den Verbandsnamen mit Rücksicht auf die Papierarbeiter in „Zentralverband christlicher Arbeiter und Arbeiterinnen“ veränderte, wurde Schwarz zum 1. Vorsitzenden gewählt. In dieser Eigenschaft entsandte der VII. Kongress der christlichen Gewerkschaften Deutschlands vom 22. bis 24. Juli 1906 in Breslau in den Ausschuss des Gesamtverbandes. Von August 1907 bis Ende 1907 hatte Schwarz die Schriftleitung des Gewerkschaftsblattes „Graphische Stimmen“ inne. Schon kurz nach Schwarz’ Übersiedlung nach Köln kam es zwischen ihm und dem 2. Vorsitzenden Joseph Hillen zu gravierenden Konflikten, die beide in der Verbandspresse austrugen. Der Generalsekretär des Gesamtverbandes Adam Stegerwald musste mehrfach als „Schlichter“ angerufen werden.

Schwarz setzte bei der Rekrutierung neuer Mitglieder auf die ungelernten Arbeiter und Arbeiterinnen in den Papierfabriken im westdeutschen Raum (Schwerpunkt Düren), während Hillen und die Mehrheit des Vorstandes den Charakter einer Facharbeitergewerkschaft von Buchbindern, Steindruckern und Lithographen bewahren wollten. Schwarz kündigte zum Ende 1907 seine Anstellung und trat als 1. Vorsitzender zurück und nahm zum 1. 8. 1908 eine Anstellung als hauptamtlicher Sekretär des „Zentralverbandes christlicher Arbeiter und Arbeiterinnen der keramischen Industrie“ mit Sitz in Koblenz an (1909 neuer Verbandsname infolge der Aufnahme der Steinarbeiter: „Zentralverband christlicher Keram- und Steinarbeiter Deutschlands“).

Schwarz, von großer agitatorischer Wirkungsmächtigkeit, setzte auf verschiedenen Konferenzen die Errichtung eines Bezirkskartells aller christlicher Gewerkschafter im Bezirk Koblenz-Neuwied durch, bei dem die stärkste Gruppe die 1.600 organisierten Steinarbeiter in Mayen bildeten. Auf einer Zahlstellenkonferenz im Sommer 1908 wurde er zum christlichen Bezirksvorsitzenden gewählt.

Der neue Bezirksleiter verließ allerdings Koblenz schon im März 1910, um in seiner fränkischen Heimat die Bezirksleiterstelle von Oberpfalz-Franken seiner neuen Organisation anzunehmen. Schwarz hatte 40 Zahlstellen mit ca. 1.000 Mitgliedern zu betreuen, wobei die Weidener Porzellanarbeiter das Rückgrat der Organisation bildeten. Nach der Vereinigung der christlichen Keram- und Steinarbeiter mit weiteren Ungelernten zum „Zentralverband christlicher Fabrik- und Transportarbeiter Deutschlands“ übernahm Schwarz 1923 eines der 8 Bezirkssekretariate im neugeschaffenen Gau I Bayern.

Als einer der herausragenden Agitatoren für die christliche Gewerkschaftssache in Bayern blieb er vom Personalabbau in Bayern nach Mitgliederverlusten seiner Gewerkschaft ab 1924 verschont. Mitte der zwanziger Jahre bekam er vom Ministerium für soziale Arbeit in Bayern den Titel „Arbeitsrat“ verliehen. Richard Schwarz starb am 20. 6. 1952 in Weiden.

Quellen:

Graphische Stimmen, Jg. 1 (1905) – Jg. 9 (1914)
Keram- und Glasarbeiter-Zeitung, Jg. 19 (1923) – Jg. 1929 (1933)
Keram- und Steinarbeiterzeitung, Jg. 5 (1909) – Jg. 12 (1916)
Keramarbeiter, Jg. 4 (1908)
Keramarbeiter-Zeitung, Jg. 15 (1919) – Jg. 19 (1923)
25 Jahre Verband und Geschäftsbericht des Hauptvorstandes. Hrsg.: Zentralverband Christlicher Fabrik- und Transportarbeiter Deutschlands, Berlin, 1924.
Kurze Geschichte und Entwicklung des Verbandes sowie Geschäftsbericht des Vorstandes. Hrsg.: Zentralverband Christlicher Keram- und Steinarbeiter. Köln, 1911.
Ein Vierteljahrhundert Graphischer Zentralverband. Köln, 1929.

Sedlmayr, Lorenz (1887-1971)

Lorenz Sedlmayr wurde am 7. April als Sohn eines Schuhmachers in Moorenweiß (Bezirksamt Fürstenfeldbruck) geboren, katholisch, verheiratet. Wegen einer Hüftgelenkserkrankung musste Sedlmayr lange auf Krücken gehen und sollte deshalb einen „leichten Beruf“ ergreifen. Der Vorschlag seines Volksschullehrers, ihn als hochbegabten Schüler auf ein Lehrerseminar zu schicken, scheiterte an den begrenzten finanziellen Ressourcen der Familie, die tief im oberbayerischen katholischen Milieu verankert war.

Auf Vermittlung einer Verwandten trat Sedlmayr nach sieben Jahre Volksschule eine Buchbinderlehre in Fürstenfeldbruck an, die für ihre Spezialtechniken (Hand- und Pressvergoldung) bekannt war. Als Ausgelernter trat er sofort einem katholischen Gesellenverein bei. Die „Kolpings-Familie“ mit ihren sozialen Netzwerken prägte weitgehend das Weltbild des jungen katholischen Buchbinders .Ab 1906 ging Sedlmayr mit seinem Gesellenbuch auf Wanderschaft.

Über Augsburg und Dillingen kam er 1907 nach Heidelberg. Bereits in Augsburg war er in den katholischen Gewerkschaftsstreit involviert und stellte sich in der innerkatholischen Diskussion auf die Seite der Vertreter christlicher Gewerkschaften, die eine vom Klerus unabhängige christliche Interessenvertretung ausbauen wollten In Heidelberg wurde Sedlmayr auch Mitglied der christlichen Gewerkschaftsbewegung. Da in der Universitätsstadt noch keine Zahlstelle des „Graphischen Zentralverbandes“ existierte, trat er als Hospitant dem „Zentralverband christlicher Lederarbeiter“ bei und wurde in kurzer Zeit zum Schriftführer des Ortsvereins gewählt.

Seine Wanderung – stets eingebettet in das Netzwerk der katholischen Gesellenvereine – führte ihn über Mannheim, Worms, Darmstadt, Frankfurt am Main, Mainz und Köln nach Elberfeld. Dort fand er Arbeit in einem Betrieb, der Musterkarten für die Textilindustrie herstellte. In Elberfeld trat der 21jährige Oberbayer 1908 dem „Windhorstbund bei, der Jugendgruppe der Zentrumspartei. Gleichzeitig wechselte er auch in den „Graphischen Zentralverband“ über, der christliche Buchbinder, Lithographen und Steindrucker organisierte.

In der Stadt an der Wupper besuchte er die Buchbinderfachabteilung der dortigen renommierte Handwerker- und Kunstgewerbeschule. Versuche der Schulleitung, den talentierten jungen Buchbinder zum Fachlehrer auszubilden, scheiterten an ökonomischen Zwängen. Seit 1907 regelmäßige Mitarbeit am Verbandsblatt „Graphische Stimmen“. Ursprünglich wollte Sedlmayr eine Stelle in London annehmen; dies scheiterte allerdings am Einspruch der Eltern. Über Dresden kehrte Sedlmayr in seine bayerische Heimat nach München zurück.

In Dresden hatte der Buchbinder das Amt des Schriftführers des Ortskartells der christlichen Gewerkschaften inne. Hier lernte er prominente christliche Gewerkschaftsführer wie den Metallarbeitervorsitzenden Franz Wieber und den Verbandsgeschäftsführer Friedrich Baltrusch kennen.

In München verdienter sich Sedlmayr seinen Lebensunterhalt als Handvergolder und beteiligte sich intensiv an den Fort- und Weiterbildungskursen des Zentralgesellenvereins und übernahm die Funktion eines „Präfekten“ in einem katholischen Lehrlingsheim. Er wurde außerdem zum Schriftführer des Jugendausschusses des Ortskartells der Münchener Gewerkschaften und des Ortsvereins des „Graphischen Zentralverbandes“ gewählt. Gleichzeitig beteiligte er sich als freier Mitarbeiter am Gewerkschaftsblatt „Graphische Stimmen“, wo er bei aller gewerkschaftlichen Nähe zu den „feindlichen Brüdern“ die spirituelle Grundlage der christlichen Gewerkschaftsbewegung herausstrich („Es gibt eben auf Erden keine Gerechtigkeit, keine Freiheit, keine Brüderlichkeit ohne Gott.“) Auf Bitten der Kölner Gewerkschaftsspitze bewarb er sich auf die Ausschreibung eines hauptamtlichen Verbandssekretärs und wurde zum 1. Oktober 1911 in Köln angestellt (1910: 1.500 Mitglieder). Die Redaktion des Gewerkschaftsblattes „Graphische Stimmen“ übernahm er zusätzlich im Juli 1913 vom Verbandsvorsitzenden Adam Hornbach.. Im September 1913 heiratete Sedlmayr seine Dresdener Verlobte. Auf Anregung des Generalsekretärs der christlichen Gewerkschaften, Adam Stegerwald, nahm der tiefreligiöse Bayer an Lehrgängen des Keplerbundes zur Förderung der Naturerkenntnis in Godesberg teil, um der antireligiösen Agitation der Sozialdemokratie und der freien Gewerkschaften etwas entgegensetzen zu können.

Sofort nach Kriegsausbruch übernahm Sedlmayr im Spätsommer als 2. Vorsitzender und Redakteur die eigentliche Leitung der Redaktion, da Adam Hornbach als einer der ersten Gewerkschafter überhaupt eingezogen wurde. Parallel zu Gewerkschaftsarbeit engagierte sich der Oberbayer in der Deutschen Zentrumspartei. Nach Kriegsausbruch zum Vorstandsmitglied der Kölner Zentrumspartei gewählt und 1919 mit starker Unterstützung Adam Stegerwalds bei einer Nachwahl in der 3. Klasse in die Kölner Stadtverordnetenversammlung gewählt. Die Wahl stand im Zeichen des Burgfriedens und fand ohne Wahlkampf statt.

Sedlmayr sich an der innerparteilichen Diskussion auf dem Arbeitnehmerflügel innerhalb der „Westdeutschen Arbeiterzeitung“ und plädierte hier für Arbeitnehmer-Ausschüsse innerhalb der Deutschen Zentrumspartei, um den Gewerkschaftsflügel zu stärken. Als Abgeordneter engagierte er sich für eine gerechte Lebensmittelversorgung Die deutschen Kriegsziele stellte er nie in Frage; auf Einladung des Kriegspresserates besuchte er die Ostfront bei Wilna. Nach Kriegsende kehrte Anfang 1919 der gewählte ADAM Hornbach zurück und Sedlmayr gab die Verbandsführung wieder ab.; kurzfristig beurlaubte der „Graphische Zentralverband“ seinen Redakteur, damit dieser 1919 die vakante Redaktion des Zentrumblattes „Kölnische Volkszeitung“ übernehmen konnte.

Sedlmayr warb seit 1920 in der Presse der christlichen Gewerkschaften intensiv für den Stegerwaldschen Gedanken der Gründung einer christlichen überkonfessionellen Volkspartei, die vor allem von den christlichen Gewerkschaften getragen werden sollte. Delegierter auf dem 10. Kongress der christlichen Gewerkschaften vom 20. Bis 23. November 1920 in Essen, der einen „Jugendausschuss“ des Gesamtverbandes etablierte, in den der Gewerkschaftsredakteur delegiert wurde.

Die Doppelbelastung – Parteipolitiker und Gewerkschafter in leitender Faktion – hatten Sedlmayrs Gesundheit stark in Mitleidenschaft gezogen. Auf Anraten von Freunden verließ er 1919 das Rheinland und nahm im Juni 1919 das neugeschaffene Amt eines Bezirksleiters des „Graphischen Zentralverbandes“ für Süddeutschland in München an. Von dort redigierte er auch das Gewerkschaftsorgan.

Zum 1. Mai 1921 kündigte der gelernte Buchbinder endgültig und trat in den Dienst des „Verbandes des bayerischen Post- und Telegraphenpersonals“ ein und übernahm die Redaktion der „Bayerischen Post“. In der 2. Jahreshälfte 1921 entstand nach Einbeziehung des „Württembergischen Postverbandes“ und Gruppen beamteter Telegraphenarbeiter Westdeutschlands die „Deutsche Postgewerkschaft“ (Sitz München). Sedlmayrs Gewerkschaftsblatt erhielt den Name des Verbandes. Die „Deutsche Postgewerkschaft“ schloss sich mit ihren Hauptteilen 1927 mit dem „Reichsverband Deutscher Post- und Telegraphenbeamten“ (mit Sitz in Berlin) zusammen.

In München trat Sedlmayr der Bäuerischen Volkspartei bei, obgleich er deren konservativen Kurs und die einseitige Orientierung auf agrarische mittelständische Interessen nicht billigte. Mit Unterstützung des Ludwigshafener Zentrumsabgeordneten Hermann Hofmann und Adam Stegerwalds begründeten unzufriedene Zentrumsmitglieder in der bayerischen Pfalz die „Zentrumspartei in Bayern rechts des Rheins“, die Sedlmayr zu ihrem Vorsitzenden wählten und die 1924 bei beiden Reichstagswahlen antrat (Dezemberwahl 1924: 12% der Stimmen in der Pfalz).

Nach der Verschmelzung des Beamtenflügels seiner bayerischen Gewerkschaft zum „Reichsverband“ musste Sedlmayr nach Berlin umziehen. Er übernahm dort die Redaktion einer besonderen Ausgabe B der „Deutschen Post“ für die Landesverbände Bayern und Württemberg. Später übernahm er noch die redaktionelle Verantwortung für die „Bildungszeitschrift“ und das Blatt des Berufsnachwuchses „Der Postjungbote“. Der „Reichsverband Deutscher Post- und Telegraphenbeamten“ war mit knapp 150.000 Mitgliedern die größte gewerkschaftliche Beamtenorganisation weltweit und gehörte dem Deutschen Beamtenbund als Dachverband an. Die Leitung bestand mehrheitlich aus Sozialdemokraten. Die Verschmelzung der Münchener und der Berliner Organisation bedeutete für den engagierten Journalisten den Austritt aus der christlichen Gewerkschaftsbewegung und den Eintritt in eine neutrale Organisation. Er verteidigte diesen Schritt seinen alten Gewerkschaftskollegen gegenüber und stellte gleichzeitig das Konzept von Richtungsgewerkschaften in der alten Form generell in Frage. Parteipolitisch engagierte sich der Oberbayer in Berlin als Vorsitzender der Ortgruppe Berlin-Hermsdorf der Deutschen Zentrumspartei

Als Redakteur hatte Sedlmayr die Nationalsozialisten scharf attackiert. Die „Deutsche Post“ wurde als erstes großes Beamtenfachblatt im März 1933 durch den Polizeipräsidenten in Berlin auf Anweisung der NS-Beamtenzentrale verboten. Arbeitslos geworden, kehrte Sedlmayr mit seiner Familie im Frühjahr 1934 nach München zurück und übernahm dort im Arbeiterstadtteil Giesing ein Tabakwaren-Einzelhandelsgeschäft, das sich zum Treffpunkt christlicher Nazigegner entwickelte. Wegen Warenknappheit musste Sedlmayr im Januar 1944 aufgeben; er trat danach als Sachbearbeiter in die Bayerische Uniformwerke (Bulag) als Sachbearbeiter ein. In den letzten Kriegstagen noch für den „Volkssturm“ rekrutiert.

Von November 1945 bis 31. März 1946 Betriebsobmann der Bulag. Seit Juli 1945 Mitglied des Wirtschafts- und Finanzausschusses der Münchener Gewerkschaft. Im April 1946 in den Vorstand der Gruppe Bahn-Post des Bayerischen Gewerkschaftsbundes gewählt. Seit 1. April 1946 hauptamtlich für die „Abteilung Post“ der Gewerkschaft tätig. Sedlmayr zählteim christlich-sozialen Lager in Bayern zu einem der prominentesten Verfechter des Gedankens der Einheitsgewerkschaft.

Gründungsmitglied der Münchener CSU. Zunächst als 2. Vorsitzender des Bezirksverbandes des 18. Stadtbezirks gewählt, erhielt er später ein Mandat als 3. Vorsitzender des Münchener Bezirks. Im Januar 1946 in den Bayerischen Landesausschuss berufen, der bis zum Zusammentritt eines aus freien und unmittelbaren Wahlen hervorgegangenen Landtages von der Staatsregierung mit beratender Stimme gehört werden sollte. Am 30. Juni 1946 in den Verfassungsgebenden Landesausschuss gewählt, Hier setzte sich der Gewerkschafter für die Verankerung von Mindestlöhne in der Verfassung (Art. 169) u8nd Mitbestimmungsrechten von Arbeitnehmern (Art. 175) ein. In der Vollversammlung, in der er das Amt eines 2. Vizepräsidenten innehatte, war Sprecher der CSU-Fraktion zum Abschnitt „Arbeit“.

Bei der Wahl zum neuen Landtag im Dezember 1946 fiel Sedlmayr im Stimmbezirk München durch, da die CSU wegen scharfer innerparteilicher Konflikte in der bayerischen Hauptstadt an Anziehungskraft verloren hatte. Am 21.Dezember 1946 vom neugewählten Bayerischen Ministerpräsident Ehard als Staatssekretär in das Wirtschaftsministerium berufen, Sedlmayr war damit ranghöchster Vertreter des CSU-Arbeitnehmerflügels in der Regierung. Als einer von 2 CSU-Staatssekretären war er für die Abteilung „Planung, Bewirtschaftung, Ein- und Ausfuhr“ zuständig, um aus Sicht der CSU ein Gegengewicht zum sozialdemokratischen Wirtschaftsminister Rudolf Zorn zu bilden

Das Ausscheiden der SPD aus der Koalition im September 1947 hatte zur Folge, dass Sedlmayr als Staatssekretär vom Wirtschaftsministerium in das Verkehrsministerium versetzt wurde und ab 9. September 1947 im Bayerischen Staatsministerium als Staatssekretär für Post und Fernmeldewesen in seinem alten engeren Fachgebiet tätig war. Von 1948 bis 1949 hatte er das Amt des Vorsitzenden des Ausschusses für Post- und Fernmeldewesen des Länderrates der Vereinigten Wirtschaftsgebiete inne.

Am 18. Dezember 1950 schied der Oberbayer als Staatssekretär aus und verließ die Landesregierung. Der überzeugte christliche Gewerkschafter zählte innerparteilich zum „Müller-Flügel“ der CSU, der eine überkonfessionelle und gut organisierte mitgliederstarke Volkspartei anstrebte und einen altbayerischen Föderalismus ablehnte. Parallel zum politischen Niedergangs des CSU-Vorsitzenden Josef Müller verlor Sedlmayr an Wirkungsmächtigkeit, die Hand in Hand mit dem Verlust des Arbeitnehmerflügels in der CSU ging. 1950 schied der Gewerkschafter auch aus dem CSU-Landesvorstand aus. Gleichwohl hatte er einige repräsentative Ämter inne. Von 1947 bis 1955 war er stellvertretender Landesvorsitzender der Arbeitnehmergruppe der CSU. Als überzeugter Vertreter der Einheitsgewerkschaft kritisierte er allerdings harsch die einseitige sozialdemokratische Ausrichtung des DGB in der Frage der deutschen Wiederbewaffnung. Auf Grund seiner Erfahrung auf dem Gebiet der Publizistik und des Verlagswesens wurde Herausgeber der Wochenschrift „Mitteilungen der Christlich-Sozialen Union“, aus der später das Parteiblatt „Bayernkurier“ hervorging. Neben Hanns Seidel und Franz-Josef Strauß zählte Sedlmayr zu den drei Herausgebern des Parteiblattes, ohne das diese Funktion eine reale Machtbasis in der Partei spiegelte.

Im April 1959 strukturierte die Parteileitung den „Bayernkurier“ zu einer GmbH um. Die Herausgeber gehörten der GmbH nicht mehr an. Sedlmayr verlor damit seine letzte repräsentative Funktion in der CSU. Im Mai 1961 bekam Sedlmayr den Bayerischen Verdienstorden und am 28 April 1967 das große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Im gleichen Monat verlieh ihm der Münchener Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel die Medaille „München leuchtet – den Freunden Münchens“ für die Verdienste beim Aufbau der Einheitsgewerkschaft und der Demokratie. Lorenz Sedlmayr starb am 14.Februar 1971 in München.

Quellen:

Bayerische Post, Jg. 22 (1921)
Deutsche Postgewerkschaft, Jg. 7 – Jg. 13 (1933)
Gewerkschafts-Zeitung. Organ des Bayerischen Gewerkschaftsbundes, Jg. 1 (1946) – Jg. 4 (1949)
Graphische Stimmen, Jg. 1 (1905) –Jg. 29 (1933)
Die Geschichte der Deutschen Postgewerkschaft und ihrer Vorläuferorganisationen. Hrsg.: Deutsche Postgewerkschaft. Frankfurt am Main, 1990.
Ein Vierteljahrhundert Graphischer Zentralverband. Köln, 1929.
Schlemmer, Thomas: Aufbruch, Krise und Erneuerung. Die Christlich-Soziale Union 1945-1955. München, 1998.

Stockmann, Anton (1883-1932)

Anton Stockmann wurde am 12. April 1883 in Münster in Westfalen als Sohn eines Malermeisters geboren, katholisch, verheiratet. Als gelernter Buchbinder arbeitete er nach der Jahrhundertwende kurzfristig in Oelde, Ahaus, Borken und Hannover und trat 1905 dem „Graphischen Zentralverband“ als Gründungsmitglied der Ortsgruppe Münster bei. In der 1904 gegründeten christlichen Gewerkschaft organisierten sich zunächst gelernte Buchbinder und Lithographen, die aus weltanschaulichen Gründen nicht den freigewerkschaftlichen Gewerkschaftsorganisationen beitreten wollten.

Übersiedlung Stockmanns nach Köln im Herbst 1905. Von [1908] bis zum Mai 1912 Vorsitzender der Kölner Gewerkschaftsgruppe, die mit ca. 100 Mitgliedern meist aus gelernten Buchbindern bestand. Kölner Delegierter auf der 3. Generalversammlung seines Verbandes vom 13. bis 15. August 1910 in Münster. Stockmann war an den Kölner „Richtungskämpfen“ der freien und christlichen Gewerkschaftsströmungen vor dem I. Weltkrieg intensiv beteiligt und verteidigte aus religiösen Gründen vehement die Sonderexistenz seiner kleinen Gewerkschaft (1912: reichsweit 2.100 Mitglieder).

Der gelernte Buchbinder wanderte über Southhampton im Juni 1914 nach New York aus und erhielt dort eine gut dotierte Stelle als Handvergolder in einer Großbuchbinderei. Während des Krieges pflegte Stockmann einen intensiven Meinungsaustausch mit Lorenz Sedlmayr, der als freigestelltes Vorstandsmitglied, den „Graphischen Zentralverband“ faktisch leitete. In New York war der christliche Gewerkschafter Mitglied der „International Brotherhood of Bookbinders of North America und berichtete nach Deutschland nach Kriegsende sehr detailliert und instruktiv über die amerikanische Gewerkschaftsbewegung in den „Graphischen Stimmen“. Außerdem arbeitete er am „Arbeiterfreund. Offizielles Organ des katholischen Gesellvereins Chicago“ mit.

1920 Rückkehr nach Münster in Westfalen. Stockmann erhielt alsbald auf Vermittlung Sedlmayrs eine neue Anstellung im Verband in Köln. In seiner Sitzung am 28. November 1920 beschloss der Vorstand die Anstellung Anton Stockmanns zum hauptamtlichen „Lokalbeamten“ in Köln und als stellvertretender Bezirksleiter für den mittelrheinischen Bezirk. Im Januar 1923 übernahm er zusätzlich die Anstellung als Redakteur des Verbandsorgans. In der Kölner „Fachabteilung“, die der beruflichen Fort- und Weiterbildung diente, spielte Stockmann auf Grund seiner speziellen Berufserfahrungen eine besondere Rolle. Delegierter auf dem 10. Kongress der christlichen Gewerkschaften Deutschlands vom 20. bis 23. November 1920 in Essen, der weitgehende strategische Ziele formulierte.

Stockmann kehrte im November 1923 als Auswanderer mit seiner Familie über Bremen nach New York zurück, weil er keine Chance für einen nationalen Aufstieg Deutschlands und seiner christlich-nationalen Gewerkschaftsbewegung mehr sah. 1929 machte er sich mit einer eigenen Buchbinderei im New Yorker Stadtteil Brooklyn selbständig. Anton Stockmann starb nach einer schweren Lungenentzündung am 28. März 1932 in New York.

Quellen:

Ellis Island/Port of New York Records (http://www.ellisisland.org/) [Zuletzt besucht am 10. Dezember 2011.]
Graphische Stimmen, Jg. 1(1905) – Jg. 28 (1932).
Ein Vierteljahrhundert Graphischer Zentralverband. Köln, 1929.