FES HOME MAIL SEARCH HELP NEW
[DIGITALE BIBLIOTHEK DER FES]
TITELINFO / UEBERSICHT



TEILDOKUMENT:




Die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Politikansätze im Überblick



Page Top

Staatlicher Wohnungsbau:

Die öffentliche Hand baut bzw. kauft selbst Wohnungen und bietet sie zu erschwinglichen Preisen an.

Vorteile: quantitativ an Wohnungsfehlbestand ausrichtbar, leicht auf Zielgruppen zu beschränken, keine Störung des kaufkraftorientierten privaten Wohnungsmarktes, direkte Einflußnahme zugunsten zusätzlicher wohnungspolitischer Ziele (z.B. ökologische Wohnstrukturen) möglich.

Nachteile: bei staatlicher Wohnungserstellung hoher staatlicher Mitteleinsatz notwendig, begrenzte Wahlfreiheit für einkommensschwache Mieter; Gefahr der „Ghettoisierung" bei größeren staatlichen Wohnanlagen, die von einkommensstärkeren Mietern gemieden werden.

Page Top

Staatliche Anmietung privater Wohnungen:

Die öffentliche Hand mietet private Wohnungen zum Marktpreis an und bietet sie einkommensschwachen oder anderweitig im freien Wohnungsmarkt benachteiligten Haushalten zu erschwinglichen Preisen an. Indirekt: Die öffentliche Hand kauft Belegungsrechte für private Mietwohnungen und teilt diese Wohnungen benachteiligten Wohnungssuchenden zu.

Vorteile: zielgenauer Einsatz möglich, bei Anmietung von Wohnungen zu Marktpreisen praktisch ungestörtes Funktionieren des Wohnungsmarktes mit all seinen Vorzügen hinsichtlich effizienter Allokation und nachfrageinduzierter Investitionsanreize; Vermeidung von „Ghettobildung" durch Unterbringung von „Problemhaushalten" in „sozial intakten" Wohnquartieren; durch geballte Nachfragekraft Einflußnahme zugunsten zusätzlicher wohnungspolitischer Ziele (z.B. ökologische Wohnstrukturen) möglich.

Nachteile: unsichere Auswirkung auf Wohnungsinvestition und damit die Beseitigung von Wohnungsknappheit; bei Anmietung zu Marktpreisen Gefahr hohen staatlichen Mitteleinsatzes; begrenzte Wahlfreiheit für einkommensschwache Mieter; Konflikte durch Einstreuung von „Problemhaushalten" in „sozial intakte" Wohnquartiere; Unterstützung von Preisauftrieb auf dem Wohnungsmarkt.

Page Top

Sozialer Wohnungsbau:

Der Staat erhöht durch Subventionen das private Angebot von erschwinglichen Wohnungen.

Vorteile: quantitativ an Wohnungsfehlbestand ausrichtbar, im Vergleich mit staatlichem Wohnungsbau und evtl. auch staatlicher Anmietung privater Wohnungen relativ geringer Einsatz staatlicher Finanzmittel, leichte Einflußnahme zugunsten zusätzlicher wohnungspolitischer Ziele möglich, direkte konjunkturfördernde Wirkung, gleichzeitige Entlastung des „freien" Wohnungsmarktes.

Nachteile: große Gefahr zunehmender Fehlbelegung im Laufe der Zeit, dadurch ungünstige Kosten-Ergebnis-Relation, gespaltener Wohnungsmarkt, bei quantitativ unzureichendem Sozialwohnungsbau Insider-Outsider-Problematik, lange Wartezeiten für neu zu versorgende Haushalte, begrenzte Wahlfreiheit für einkommensschwache Mieter, hemmt räumliche Mobilität, Gefahr der Herausbildung von „Unterschichten-Ghettos".

Page Top

Subventionierung der Wohnungsnachfrage:

Der Staat erhöht durch Subventionen die Kaufkraft der einkommensschwachen Haushalte auf dem Wohnungsmarkt. Spezialfall: Darlehen für noch vermögensschwache junge Familien über die vom Kreditmarkt akzeptierte Verschuldungsfähigkeit hinaus (Bürgschaftsprogramme).

Vorteile: sehr zielgenauer Mitteleinsatz (Treffsicherheit), unmittelbare Hilfe für die Zielgruppen, hohe Konformität mit marktwirtschaftlichen Ordnungsprinzipien, hohe Wahlfreiheit für einkommensschwache Mieter.

Nachteile: unsichere Auswirkung auf Wohnungsinvestition, deshalb bei genereller Wohnungsknappheit mit hohem Einsatz staatlicher Finanzmittel verbunden, dann auch kein Schutz gegen Diskriminierung von „Problemgruppen" (z.B. Kinderreichen), Stigmatisierung der Zielgruppen durch Bedürftigkeitsnachweis.

Page Top

Senkung der privaten Baukosten:

Der Staat senkt die Kosten des privaten Wohnungsangebots durch eine Lockerung der Baubestimmungen, Änderungen in der Handwerksordnung, gezielte Anreize zu kostengünstigem Bauen u.a.

Vorteile: Direkte Anhebung des gesellschaftlichen Wohlfahrtsniveaus durch effizienteren Einsatz von Produktivkraft, hohe Konformität mit marktwirtschaftlichen Ordnungsgrundsätzen, geringer Einsatz staatlicher Finanzmittel, konjunkturfördernde Effekte wegen niedrigerer Investitionsbarrieren, Erhöhung der Eigentumsquote.

Nachteile: Gefahr der „Ghettobildung" durch starke Spreizung der Wohnstandards bereits in der Bausubstanz, möglicherweise nur geringer Verbilligungsspielraum und deshalb geringer Effekt.

Page Top

Nachfragegerechte Bereitstellung von Bauland:

Der Staat sorgt durch Vorgaben, Anreize und Lockerung bestehender Restriktionen dafür, daß Bauland im Einklang mit der räumlichen Verteilung der Wohnungsnachfrage bereitgestellt wird.

Vorteile: Durch Senkung der Baulandpreise maximale Einwirkung auf Marktmieten und Eigenheimpreise in den stark nachgefragten zentrumsnahen Räumen; Vermeidung umweltschädlicher Siedlungsstrukturen, da zentrumsnahes Wohnen erschwinglich wird und die Verdrängung in weit entfernte Randlagen nachläßt.

Nachteile: Verfügungsrechte über Grundstücke wären neu zu regeln, d.h. großer legislativer Aufwand; evtl. marktwidrige Eingriffe in den Grundstücksmarkt und in Eigentumsrechte.

Page Top

Entlastung des freien Mietwohnungsmarktes durch generelle Förderung des Wohnungsbaus:

Der Staat senkt das private Mietniveau durch Maßnahmen, die das Angebot an neuen Wohnungen generell erhöhen und damit den Nachfragedruck auf dem Bestandsmarkt vermindern (u.a. Förderung der Eigenheimbildung, Deregulierung des Wohnungsmarktes, Steuervergünstigung für Mietwohnungsbau).

Vorteile: hohe Konformität mit marktwirtschaftlichen Ordnungsprinzipien, Kombination mit gesellschafts- und wachstumspolitischen Zielen (Eigenheimförderung mit entsprechenden Sparanreizen).

Nachteile: ungerechtfertigte Subventionierung von Wohnraum für Nichtbedürftige, bei unelastischem Angebot Verteuerung des Sozialwohnungs-Neubaus wegen erhöhter Nachfrage nach Bauland und Bauleistungen (Nachfragekonkurrenz), evtl. soziale Härten durch verringerten Mieterschutz, ohne Intervention in den Wohnungsmarkt erhöhte räumliche Trennung von reichen und armen Wohnvierteln, keine Lösung für „Problemgruppen".


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Juli 1999

Previous Page TOC Next Page