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TEILDOKUMENT:
5. Nach dem wirtschaftlichen nun institutioneller Wandel Verschiedene Gründe sprechen dafür, daß die institutionellen Rahmenbedingungen, unter denen sich Japans Wirtschaft in den letzten 45 Jahren außerordentlich erfolgreich entwickelte, inzwischen selbst erheblichem Reformdruck ausgesetzt sind. Da ist zunächst der Erfolg selbst zu nennen. Erfolg resultiert aus dem Ausschöpfen besonderer Entwicklungspotentiale. Nachdem dies erfolgt ist und solange sich keine neuen ähnlichen Potentiale an anderer Stelle auftun, verlieren die an der Erschließung beteiligten Erfolgsinstitutionen einen Teil ihrer Funktionalität. Eine zweite Triebkraft institutionellen Wandels sind Veränderungen in den äußeren Bedingungen. Eine dritte Ursache des aktuellen Reformdrucks ergibt sich schließlich aus dem Umstand, daß mit dem Erlahmen der Entwicklungsdynamik bis dato kaschierte institutionelle Defizite und Schwächen nun offener zutage treten. Im Beschäftigungssystem sind schon deutliche Anzeichen institutionellen Wandels erkennbar. Triebfedern sind hierbei vor allem Veränderungen in der Altersstruktur der Erwerbstätigen und im wirtschaftlichen Umfeld. Japans alternde Bevölkerung und gedämpfte mittel- und langfristige Wachstumsperspektiven stellen die auf Unternehmenswachstum und eine spitz zulaufende Alterspyramide basierenden Prinzipien der Beschäftigungsgarantie sowie der Entlohnung und Beförderung nach Dienstalter zunehmend in Frage. Visionen über neue Beschäftigungsformen und Experimente mit neuen Entlohungssystemen und Karriereverläufen haben Hochkonjunktur. Der Wandel der Zulieferstrukturen in Richtung auf mehr Offenheit ist ebenfalls deutlich erkennbar. Er wird durch den zunehmenden Wettbewerbsdruck auf den Absatzmärkten vorangetrieben. Eine günstige Beschaffungspolitik wird immer mehr zum entscheidenden Preisvorteil. Sie zeigt sich bei einfachen Produkten im verstärkten Einkauf in Niedriglohnländern und bei technologisch anspruchsvolleren Teilen durch die Konzentration der Beschaffung auf weltweit führende Spezialanbieter. Der Wandel des Distributionssystems geht ebenfalls in Richtung auf mehr Markt und mehr Offenheit. Auslöser sind hierbei zum einen Deregulierungsmaßnahmen, zum anderen innovative Handelsunternehmen, die die durch Deregulierung und neue Technologien geschaffenen Handlungsspielräume zum Ausbau herstellerunabhängiger Vertriebswege nutzen. Wie bereits erwähnt, ist das japanische Finanzsystem erheblichem strukturellen Anpassungsdruck ausgesetzt. Globalen Trends wird im Inland durch weitreichende Liberalisierungsmaßnahmen die Tür geöffnet. Durch Deregulierung verschafft man den heimischen Unternehmen mehr Spielraum, durch Restrukturierung dem Druck zu begegnen. Aber es zeichnet sich jetzt schon ab, daß in dem neuen japanischen Finanzsystem ausländische Institutionen eine bedeutende Rolle spielen werden. Die seit Beginn der 80er Jahre zu beobachtenden Veränderungen im Finanzierungsverhalten der großen Industrieunternehmen und die gerade angesprochenen Veränderungen im Finanzsystem bleiben nicht ohne Auswirkung für das japanische Modell der Unternehmenskontrolle. Wie in Deutschland so wird sich auch in Japan das Insider-System öffnen müssen. Dies beginnt mit der Bilanzierung und Publikation nach internationalen Standards und endet möglicherweise mit dem Verlust der Kontrolle über die Anteilseignerstruktur des eigenen Unternehmens durch das Management. Nicht erst seit der Finanzkrise und nicht allein im Bereich der Finanzmarktregulierung ist man sich in Japan darüber im Klaren, daß das einst vor allem vom Ausland so bewunderte Zusammenspiel zwischen Ministerialbürokratie und Privatwirtschaft ein Relikt vergangener Tage ist. Die Zukunftsformel heißt Verwaltungsreform. Ziele sind mehr Transparenz und Rechtssicherheit sowie eine höhere Effizienz. Der Anfang wurde mit dem 1994 in Kraft getretenen Verwaltungsverfahrensgesetz gemacht. Den Höhepunkt könnte Hashimotos zur Zeit in Beratung befindlicher Plan sein, ab dem Jahr 2001 die Ministerien und Behörden der Zentralregierung radikal neu zu strukturieren und dabei ihre Zahl von derzeit 22 auf zukünftig 13 zu reduzieren. Die japanische Wirtschaft tritt zur Zeit auf der Stelle. Aber ansonsten ist in dem Land sehr viel in Bewegung. © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Mai 1999 |