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TEILDOKUMENT: ANHANG: DOKUMENTE
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EV Nr. 236 v. 10.10.1921 Der niedrige Stand der Valuta ist nicht nur eine Bedrohung der Reparationserfüllung und des Staatshaushaltes, sondern auf die Dauer auch keine Abwehr der Arbeitslosigkeit. Er hat den Protektionismus bei der Entente gefördert und den Arbeitsmarkt Deutschlands gefährdet. Die Antidumpinggesetzgebung wird in England auch nicht helfen, weil dort wie überall die gesunkene Kaufkraft das Problem ist. Die Valutadifferenz wird jetzt von den Ententeländern einkassiert. (Sehr richtig!) Dem wirtschaftlichen Dumping folgt der soziale Dumping. Hoffentlich werden Ausfuhrabgaben und Devisenbewirtschaftung nicht zu spät kommen. Die Gründe gegen die Ausfuhrkontrolle und die notwendige Fakturierung in Auslandswährung sind nichtig, denn sie sind privatwirtschaftlich. Es kommt aber auf den volkswirtschaftlichen Wert an. Der wahre Grund des Widerstandes der Exporteure gegen die Auslandsfakturierung ist bei vielen die Möglichkeit, mit Marktfakturierung der Devisenerlassung zu entgehen. Die Organisation des Devisenhandels wird uns von der Abhängigkeit von der privaten Spekulation befreien. Überhaupt müssen wir den Finanzkapitalismus als den Hauptgegner angreifen. Ein Bündnis gegen diesen und das Agrarkapital ist es, wenn wir in letzter Linie mit der Deutschen Volkspartei, d.h. dem Industriekapital vorübergehend koalieren. Alle diese wirtschaftlichen Machtfragen werden nicht nur in Parlament und Betrieb gelöst, sondern auch durch geistige Beherrschung der Probleme. Arbeit an sich selbst ist der stärkste Hebel zum Sozialismus. (Beifall). © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | August 2000 |