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[Seite der Druckausgabe: 28 / Fortsetzung]

9. Über Veränderungen im Bereich der Großsiedlungen Potsdam - Am Stern und Drewitz

Potsdam ist bekannt für seine schönen Schlösser und Gärten. Jedoch existieren daneben auch Bereiche des industriellen Wohnungsbaus. Ca. 60 Prozent der Potsdamer wohnen in Plattenbauwohnungen, angelegt in zwölf Siedlungsbereichen mit 3.000 bis 12.000 Einwohnern.

Ein Teil dieser Siedlungen ist günstig gelegen, gekennzeichnet durch die Nähe zum Zentrum und gute Orientierungs- und Versorgungsqualität. Der südöstliche Teil der Plattenbausiedlungen mit dem Bezug zum Arbeitsbereich Teltow und dem südlichen Industriebereich von Berlin ist dagegen durch eine Funktionstrennung von Wohnen in Potsdam und Arbeiten im Süden Berlins charakterisiert.

In den Stadtentwicklungsgrundsätzen der Stadt Potsdam vom Jahr 1993 wurde festgelegt, daß neben der Potsdamer Innenstadt auch die zwölf

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Siedlungsbereiche des industriellen Wohnungsbaus nachhaltig weiterentwickelt werden sollen, mit dem Ziel, ihre Monofunktionalität abzubauen. Die Stärkung der Mischungsfunktion soll besonders durch den Aufbau eines Dienstleistungssektors erfolgen.

Der Erreichung dieses Ziels diente auch die Errichtung des Sterncenters, eines Einkaufszentrums mit 45.000 m2 Verkaufsfläche. Das Sterncenter befindet sich zwischen der Großsiedlung Am Stern und der Großwohnsiedlung Drewitz.

Zum besseren Verständnis der Strategie, die beiden Siedlungen durch den Bau des Sterncenters aufzuwerten, werden zuerst einige Informationen zur Großsiedlung Am Stern und Drewitz gegeben.

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9.1. Die Großsiedlungen Am Stern und Drewitz

Die Großwohnsiedlung Am Stern wurde im Zeitraum von 1971 bis 1979 erbaut. Es handelt sich um wenige Gebäudetypen mit ca. 900 Wohnungen, die in Zeilenbauweise errichtet wurden. Ab 1973 entstanden auch fünf-, elf- und fünfzehngeschossige Wohngebäude, die ca. 5.800 Wohnungen umfassen. Die Siedlung war für ca. 20.000 Einwohner konzipiert. Mitte des Jahres 1996 wohnten 16.123 Menschen im Wohngebiet Am Stern (Stand 30.6.1996). (Amt für Statistik und Stadtforschung und Wahlen Jahr 1996)

In südöstlicher Richtung schließt sich die Großwohnsiedlung Drewitz an. Mit dem Bau wurde im Jahr 1986 begonnen. Bis 1991 entstanden vor allem fünfgeschossige Wohnbauten, die in Wohngruppen mit fast geschlossenen Innenhöfen aneinandergereiht sind. Inzwischen leben ca. 7.700 Menschen in knapp 2.900 Wohnungen in der Großsiedlung Drewitz. (Stadt Potsdam Mai 1997).

Die Tabelle 5 im Anhang enthält noch weitere Informationen zu den Siedlungen Am Stern und Drewitz.

Beide Großsiedlungen waren zum Beginn der 90er Jahre durch eine schlechte Versorgungslage und Monofunktionalität charakterisiert. Mit dem Bau des Sterncenters in der unmittelbaren Nähe der Siedlungen sollten diese Probleme gelöst werden

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9.2. Das Einkaufszentrum Sterncenter

Das Sterncenter wurde als eine Art verbindendes Element zwischen beiden Siedlungen errichtet. Neben den 35.000 m2 Einzelhandelsverkaufsfläche für 85 Läden entstanden außerdem
100.000 m2 Bürofläche. (Oswald 1996) Die ECE Projektmanagement, die das 320 Millionen Mark teure Projekt durchgeführt hat, nennt es ein "Einkaufszentrum der Superlative". Im Sterncenter gibt es kleine Geschäfte und Dienstleistungsanbieter vom Juwelier bis zur Anwaltskanzlei, Kaufhauskonzerne z.B. C & A und H & M, verschiedene gastronomische Einrichtungen wie Bistros, Espressobars und Eiscafés, wodurch ca. 1.200 Arbeitsplatze geschaffen werden konnten. (Oswald 1997)

Bereits durch die zwei Großsiedlungen Am Stern und Drewitz und das Wohnquartier Kirchsteigfeld hat das Sterncenter ca. 30.000 Einwohner als potentielle Kunden. Jedoch geht der Einzugsbereich dieses Einkaufszentrums noch darüber hinaus. Er erreicht insgesamt ca. 460.000 Einwohner von Zehlendorf bis Brandenburg (Havel) und von Fahrland bis Treuenbrietzen. (Oswald 1997)

Der Entscheidung für den Bau des Sterncenters waren zwei Jahre gutachterliche Tätigkeit und Diskussionen in Fachgremien vorausgegangen. Obwohl einige dieser Großwohnsiedlungen bereits durch Wohnumfeldverbesserungen qualitativ verbessert wurden, waren sie durch wenig Aufenthaltsqualität bzw. durch eine schematische und rigide Bauweise gekennzeichnet.

Die Stadt entschloß sich für den Bau, um dadurch den gesamten Südosten von Potsdam aufzuwerten, der einem Schwerpunktbereich von mehr als der Hälfte der Potsdamer Bevölkerung entspricht. So ist das Sterncenter der Versuch, die Siedlungen in ihrer räumlichen Qualität zu stärken und sie funktionsmäßig zu erweitern.

Die Zentrenbildung entspricht den Grundsatzbeschlüssen von 1993, die ausdrücklich eine polyzentrale Strukturierung für Potsdam als "Stadt der Kieze und Quartiere" vorsehen.

In Ergänzung des Bereiches Sterncenter entsteht außerdem der Freizeitpark Drewitz; weitgehend fertiggestellt ist das Wohnquartier Kirchsteigfeld.

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9.3. Das Wohnquartier Kirchsteigfeld und der Freizeitpark Drewitz

Das Wohngebiet Kirchsteigfeld ist der jüngste Stadtteil von Potsdam. Es befindet sich zwischen Drewitz und der Autobahn. Mit dem Bau der 2.800 Wohnungen für insgesamt 7.500 Menschen wurde im Jahr 1993 begonnen. Die Wohnungen sind inzwischen bezogen, nur der Gewerbeteil ist noch nicht vollständig ausgebaut. Die Wohnungen sind in kleinräumigen Quartieren angelegt mit begrünten Innenhöfen und die maximal erlaubte Bauhöhe ist fünfgeschossig.

Das Kirchsteigfeld benötigte bis zur Fertigstellung im Jahr 1996
900 Millionen DM an Fördermitteln, die zu 91 Prozent vom Land getragen wurden. Die restlichen neun Prozent übernahm der Bund. Außerdem trug die Stadt Potsdam mit 18 Millionen DM zur Finanzierung des Wohngebietes bei. Für alle geförderten Wohnungen übernahm die Stadt das Belegungsrecht für die gesamte Förderzeit von 15 bzw. 25 Jahren. (Der Tagesspiegel 7.10.94) Neben den Wohnungen wurden auch soziale und kulturelle Einrichtungen gebaut (siehe Übersicht). Es wurden Schulen, Kitas, ein Jugendfreizeitheim und eine Einkaufsfläche von 42.000 m2 errichtet. Aufgrund der mangelnden Nachfrage wurde der Bau einer Kirche gestrichen, dafür nutzen verschiedene Konfessionen gemeinsam ein Gebäude. Weiterhin geplant war die Schaffung von 4.000 Arbeitsplätzen im Wohnquartier. Die gewerbliche Entwicklung ist jedoch bisher nicht wie gewünscht verlaufen.

Der Freizeitpark Drewitz wird westlich der Großwohnsiedlung Drewitz auf einer Fläche von ca. 5,5 Hektar entstehen. Im Rahmen dieses Projektes wird u.a. ein großer Sportbereich von ca. 10.000 m2 entstehen, ein Multiplexkino, ein Freizeitbad und ein Hotel. Vorherrschendes Thema des Freizeitparks ist der kommerzialisierte Sport.

Durch überlappende Funktionen, verbindende Grünflächen, Straßen und Wege ist die Verbindung zwischen den Bereichen Am Stern, Drewitz und Kirchsteigfeld hergestellt worden.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Oktober 2000

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