FES | ||
|
|
TEILDOKUMENT:
[Seite der Druckausgabe: I] Vorbemerkung Der Generationenvertrag steht seit Monaten im Mittelpunkt einer intensiven politischen Debatte. Ausgelöst durch die wachsenden Zweifel an der Zukunftstauglichkeit der gesetzlichen Rentenversicherung mehren sich in jüngster Zeit Stimmen aus der jungen Generation, die die Verteilung und Lasten zwischen den Generationen kritisch hinterfragen. Sie fürchten eine erdrückende Zukunftslast für künftige Generationen und fühlen sich als Opfer der "Generationenfalle". Angeprangert wird generell eine Politik, die Probleme zu Lasten späterer Generationen in die Zukunft verschiebt, statt heute politische Entscheidungen zu treffen, deren Lasten von allen Generationen zu tragen sind. Gefordert wird ein neuer Generationenvertrag, der die vorgebliche ungerechte Lastenverteilung aufhebt und der einer "Nach-uns-die-Sinflut" Politik einen wirksamen Riegel vorschiebt. Diesen Forderungen stehen Positionen gegenüber, die die Existenz eines echten Generationenkonflikts bestreiten. Verwiesen wird darauf, daß die junge Generation mehr als jede andere zuvor vom bestehenden Generationenvertrag profitiert habe: durch beispiellosen materiellen Wohlstand, durch freien Zugang zu Schulen und Hochschulen, durch Familienförderung und durch - nicht selbst erarbeiteten - Vermögenszuwachs als "Erbengeneration". Andere halten den Generationenkonflikt für künstlich konstruiert und interpretieren die Debatte als von interessierter Seite inszenierte Scheindiskussion, mit der von den eigentlichen gesellschaftlichen Problemen abgelenkt werden soll. Trotz der öffentlichen Fokussierung auf die Rentenproblematik geht es bei der Debatte über den Generationenvertrag um wesentlich mehr als den Aspekt der Alterssicherungssysteme. Vielmehr geht es um die generelle Frage nach der Gerechtigkeit zwischen den Generationen. Hierzu zählen insbesondere Faktoren wie die explosionsartig ansteigende Staatsverschuldung und die dramatisch zunehmenden ökologischen Probleme, aber auch die Schwierigkeiten, mit denen sich Jugendliche heute beim Einstieg in die Erwerbsgesellschaft konfrontiert sehen: Der Mangel an Lehrstellen, die hohe Jugendarbeitslosigkeit oder die wachsenden Defizite in der Schul- und Hochschulausbildung. Vor diesem Hintergrund veranstaltete die Friedrich-Ebert-Stiftung eine Veranstaltungsreihe mit 3 Konferenzen, die auf eine Anregung junger [Seite der Druckausgabe: II] SPD-Abgeordneter aus Bundes- und Länderparlamenten zurückging. Die Veranstaltungsreihe sollte zur Meinungsbildung, zum Austausch von Informationen und nicht zuletzt zur Versachlichung der teilweise hochemotionalen Auseinandersetzung beitragen. Zugleich sollte sie eine Plattform für prononcierte Thesen und Ansichten bieten und zum kontroversen Diskurs über die Problematik der Generationengerechtigkeit als Ganzes und ausgewählter Problemfaktoren einladen. Hierzu wurde bei jeder Veranstaltung ein Einzelaspekt der Problematik als Schwerpunktthema vertieft diskutiert. Die Auftaktveranstaltung fand am 22. Mai 1997 in Berlin mit dem Schwerpunktthema "Die Hochschule der Zukunft" statt. Fortgesetzt wurde die Reihe am 2. Juni 1997 in Stuttgart mit dem Schwerpunkt "Brauchen wir ein neues Rentensystem?" und schließlich mit der Veranstaltung am 8. Juli 1997 in Erfurt zum Thema "Umwelt/Ökologische Steuerreform" abgeschlossen. An den Veranstaltungen nahmen Abgeordnete aus Bundes- und Länderparlamenten, Mitglieder von Bundes- und Landesregierungen, Vertreter der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte und der Landesversicherungsanstalten, Wissenschaftler, Repräsentanten von Universitäten und Hochschulen, Vertreter von Studierenden-, Jugend- und Seniorenorganisationen, Gewerkschafter, Unternehmer, Vertreter von Industrie- und Versicherungs- und Consultingunternehmen sowie Wirtschaftsverbänden teil. Zu Beginn der Veranstaltungen wurden von einem Vertreter der jungen SPD-Abgeordneten Thesen zur Reform des Generationenvertrags referiert, die in einer anschließenden Diskussionsrunde kontrovers diskutiert wurden. Am Nachmittag wurde das jeweilige Schwerpunktthema in einer weiteren Podiumsdiskussion analysiert und diskutiert. Die vorliegende Broschüre faßt die Referate und Diskussionsbeiträge der Tagungen thematisch gegliedert zusammen. Für Konzeption und Durchführung der Veranstaltung zeichnete Diplom-Ökonomin Hannelore Hausmann vom Forschungsinstitut der Friedrich-Ebert-Stiftung verantwortlich, mit der Organisation waren Ilona Reuter, Jutta Malonek und Marion Feldmann betraut. Den Tagungsbericht erstellten die Politologin Hiltrud Menges aus Meckenheim sowie die Politologen Markus Eichert aus Bonn und Thomas Schmidt aus Meckenheim, der auch für die Schlußredaktion verantwortlich war. Bonn, Dezember 1997 © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Mai 2001 |