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TEILDOKUMENT:

[Seite der Druckausgabe: 4]


II. Zur Entwicklung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und den Staaten Mittel- und Osteuropas

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2.1 Zur Entwicklung von Außenhandel und Direktinvestitionen insgesamt

Zweifelsohne wird in der öffentlichen Diskussion ein Anwachsen des Außenhandels, insbesondere des Exports selten unter negativen Vorzeichen diskutiert. Vorteile aus der Entwicklung des internationalen Handels (z. B. komparative Vorteile) sind allgemein anerkannt. Hingegen werden Direktinvestitionen, vor allem wenn sie unter dem Stichwort Produktionsverlagerung firmieren, zwiespältiger in ihren Wirkungen beurteilt. Zwei Fragestellungen dokumentieren diese Janusköpfigkeit: Führen die Direktinvestitionen im Ausland zur Vernichtung von Arbeitsplätzen im Inland? Kommt es zu einem Gewinntransfer aus dem Zielland?

Direktinvestitionen werden in der Bundesrepublik statistisch unterschiedlich erfaßt, in der Zahlungsbilanzstatistik der Deutschen Bundesbank, der Transferstatistik des Bundesministeriums für Wirtschaft und der Bestandsstatistik der Deutschen Bundesbank.

Nach der Zahlungsbilanzstatistik der Deutschen Bundesbank haben sich die deutschen Direktinvestitionen im Ausland bzw. die ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland von 1977 bis 1992 wie aus Tabelle 1 ersichtlich, entwickelt:

Deutschland hat ab Mitte der 70er Jahre seine Position als Nettokapitalexporteur -im Unterschied zu den 50er und 60er Jahren - beständig ausgebaut. Aus einer regionalen Aufgliederung der Direktinvestitionen ist ersichtlich, daß das Gros der deutschen Direktinvestitionen in die Staaten der Europäischen Union fließt. 1991 stand Irland mit 6,6 Mrd. DM an der Spitze, gefolgt von Frankreich (3,8 Mrd. DM) und Belgien/Luxemburg (3,7 Mrd. DM).

[Seite der Druckausgabe: 5]

Tab.1:

Direktinvestitionen nach der Zahlungsbilanzstatistik der Deutschen Bundesbank


Periode

im Ausland getätigte Direktinvestitionen

(in Mrd. DM)

ausländische Direktinvestitionen in Deutschland

(in Mrd. DM)


1977

6,1

2,2


1978

7,2

3,3


1979

8,2

3,2


1980

7,3

0,8


1981

8,7

0,8


1982

6,0

2,0


1983

8,1

4,5


1984

12,5

1,6


1985

14,1

1,7


1986

20,9

2,6


1987

16,4

3,4


1988

20,1

2,0


1989

26,5

12,6


1990

36,1

2,5


1991

35,7

4,8


Quelle: Deutsche Bundesbank



Die Direktinvestitionen im Ausland sind in Deutschland durch eine ausgeprägte regionale Differenzierung geprägt. Auf die einzelnen Bundesländer verteilten sich 1993 die deutschen Direktinvestitionen im Ausland und die ausländischen Direktinvestitionen in der Bundesrepublik Deutschland sehr unterschiedlich (vgl. Tab. 2).

[Seite der Druckausgabe: 6]

Tab. 2: Deutsche Direktinvestitionen im Ausland und ausländische Direktinvestitionen in der Bundesrepublik Deutschland 1993 (in Mio. DM)* nach Bundesländern

Land

Deutsche Direkt-investitionen im Ausland

Ausländische Direktinvestitionen in der Bundesrepublik Deutschland

Baden- Württemberg

2.177

1.935

Bayern

2.719

1.088

Berlin

1.044

572

Bremen

-33

-275

Hamburg

2.233

279

Hessen

3.655

-60

Niedersachsen

1.826

678

Nordrhein- Westfalen

2.596

721

Rheinland- Pfalz

1.547

-5

Saarland

105

-122

Schleswig- Holstein

101

76

Brandenburg

12

94

Mecklenburg- Vorpommern

22

1

Sachsen

27

53

Sachsen- Anhalt

0

22

Thüringen

9

28

Alte Bundesländer

17.970

4.887

Neue Bundesländer Deutschland gesamt

71 18.417

199 5.086

* Vergleichbarkeit der Zahlen zu Tab. 1 ist nicht gegeben, vgl. Aussagen auf S. 7 zur unterschiedlichen Erfassung zwischen Bundesbank und BMWi. Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft.

[Seite der Druckausgabe: 7]

Aus den Angaben sind vor allem drei Fakten besonders hervorzuheben:

  1. Deutsche Investitionen im Ausland betragen ein Vielfaches der ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland.

  2. Das Gefälle im Anteil der einzelnen Bundesländer an den Direktinvestitionen im Ausland ist stark ausgeprägt. Insbesondere die neuen Bundesländer, aber auch das Saarland, Schleswig- Holstein und Bremen sind Investitionszwerge gegenüber den Riesen aus Hessen, Nordrhein-Westfalen, Bayern, Hamburg und Baden-Württemberg.

  3. Außer Hessen sind alle Bundesländer mit einem hohen Anteil an Direktinvestitionen im Ausland auch begehrte Zielländer ausländischer Direktinvestitionen. Unter den neuen Bundesländern ragt das Land Brandenburg hervor.

Wenn man zur Kenntnis nimmt, daß der Export aus den neuen Bundesländern in 1993 mit 11,9 Mrd. DM um 13,8 % niedriger war als im Vorjahr, so wird deutlich, welcher Handlungsbedarf in der Steigerung des Exports als auch der Direktinvestitionen im Ausland für Ostdeutschland vorliegt.

Stellt man einen Zusammenhang zwischen Außenhandel und Direktinvestitionen her, so läßt sich eher auf einen positiven, denn auf einen negativen Zusammenhang schließen. Zumindest läßt sich nicht nachweisen, daß Direktinvestitionen den Umfang des Außenhandels schmälern.[Fn.1: H. Adebahr unterstrich für die Zeit von Mitte der 60er bis Mitte der 70er Jahre, daß "die exportstärksten Länder auch die größten Bestände bzw. Zuwachsraten an Direktinvestitionen aufweisen..." (H. Adebahr, Direktinvestitionen. Eine Problemskizze, Berlin 1981,S. 10)]. Handel und Investitionen stehen in einem unmittelbaren Zusammenhang. Allgemein bekannt ist, daß der Handel zwischen den hochentwickelten Industriestaaten sich durch eine besondere Dynamik auszeichnet.

Deutschland ist als Investitionsstandort in der Zeit von 1982 bis 1992 in der Welt zurückgefallen. In diesem Zeitraum gab es lediglich 40 Mrd. DM kumulierte Direktinvestitionen des Auslandes in Deutschland. Diese und andere Fakten lösten nicht zuletzt eine Diskussion über die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft aus: Die Zunahme deutscher Direktinvestitionen im Ausland bei gleichzeitiger Abnahme des Engagements ausländischer Investoren in der Bundesrepublik wurde als Zeichen der abnehmenden Qualität des Investitionsstandorts Bundesrepublik interpretiert. Wobei bereits an dieser Stelle klar zu betonen ist, daß die Höhe der Direktinvestitionen keinen geeigneten Indikator für die Standortschwäche/-stärke eines Landes darstellt - wie auch das Beispiel Japans unterstreicht.

[Seite der Druckausgabe: 8]

Mit der weltweiten wirtschaftlichen Verflechtung der Märkte wächst für deutsche Unternehmen die Möglichkeit und Notwendigkeit, ihre Investitionsstandorte zu überprüfen und neu zu gestalten. Umfrageergebnisse bei deutschen Unternehmen zeigen, daß mit einem verstärkten Trend zur Produktionsverlagerung ins Ausland gerechnet werden muß. Ende 1993 planten einer Umfrage des DIHT zufolge etwa 30 % der Industrieunternehmen eine Ausweitung ihrer Auslandsproduktion. Die Verlagerung verläuft in der Regel stufenweise, von der Teilefertigung über die Produktion für den Markt am neuen Standort bis zur Nutzung von Exportchancen. Insbesondere in der deutschen Grundstoff- und Produktionsgüterindustrie, aber auch bei der Investitionsgüter- und Verbrauchsgüterindustrie dominieren solche Überlegungen.

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2.2 Stand und Perspektiven der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den MOE - Staaten

Die deutsche Wirtschaft hat nach Angaben eines Vertreters des Bundeswirtschaftsministeriums in 1993 15 Mrd. DM in Europa insgesamt investiert, davon allein 11,5 Mrd. DM in den EU- Ländern. Von den verbleibenden 3,5 Mrd. DM gingen knapp 2 Mrd. DM in die Länder Mittel- und Osteuropas, vor allem nach Ungarn, Tschechien und Polen.

In den strategischen Planungen zur Standortfindung spielen zweifelsohne die Staaten Mittel- und Osteuropas eine wichtige Rolle. Insbesondere die an Deutschland angrenzenden Länder bieten kurze Wege für wirtschaftliche Aktivitäten. Dennoch handelt es sich nach Einschätzung eines Vertreters des Bundeswirtschaftsministeriums derzeit mehr um einen 'Prozeß des Vorfühlens als um einen gewaltigen Sog' - sieht man einmal von einigen Großinvestitionen in Ungarn oder Tschechien ab. Bei allen Fortschritten im Aufbau der marktwirtschaftlichen Infrastruktur in den Reformstaaten lassen Unsicherheiten in der Verwaltungspraxis u.a. die Unternehmen zögern. In Mittel- und Osteuropa existiert aber für die Europäische Union als auch für andere westliche Industrieländer ein Markt von ca. 380 Mio. Menschen. Wer auf diesem Markt Fuß fassen will, darf das Risiko nicht scheuen.

Im Engagement der deutschen Wirtschaft in Mittel- und Osteuropa muß zwischen dem Handel und den Direktinvestitionen unterschieden werden. In der Exportliste gibt es für 1993 folgende Rangfolge:

[Seite der Druckausgabe: 9]

Tab. 3: Exportvolumen deutscher Unternehmen nach Mittel- und Osteuropa 1993

Land

Exportvolumen (in Mrd. DM)

Polen

9,7

Tschechien

7,6

Ungarn

5,2

Slowenien

2,5

Rumänien

1,8

Kroatien

1,8

Slowakei

1,4


Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft

Anders sieht die Reihenfolge bei deutschen Investitionen in den MOE- Staaten aus.

Im Zeitraum 1989-1993 wurden in Ungarn nur 2,3 Mrd. DM, in der Tschechoslowakei 1,9 Mrd. DM und in Polen nur 0,536 Mrd. DM investiert.

Die deutschen Nettodirektinvestitionen verteilten sich auf die MOE- Staaten im Zeitraum 1991-1993 wie folgt (vgl. Tab. 4):

Tab. 4: Deutsche Nettodirektinvestitionen in den mittel- und osteuropäische Staaten (in Mio. DM)

Land/Jahr

1991

1992

1993

Ungarn

404

833

709

Tschechoslowakei

800

561

-

Tschechische Republik

-

-

583

Slowakei

-

-

89

Polen

63

164

326

Slowenien

k.A.

2

15

Rußland

k.A

9

31

Kroatien

k.A.

25

42

Bulgarien

16

4

5

Rumänien

1

11

6


Quelle: Deutsche Bundesbank

[Seite der Druckausgabe: 10]

Die Investitionssummen sagen aber nur etwas in ihrem Zusammenhang mit den deutschen Auslandsinvestitionen insgesamt aus. Während 1989 und 1990 nur 0,5 bzw. 0,8 % der deutschen Auslandsinvestitionen in Mittel- und Osteuropa getätigt wurden, belief sich der Anteil im Jahre 1991 bereits auf 4,4 %. Dieser Anteil erhöhte sich in den Folgejahren stetig - 1992 betrug der Anteil 6,7 %, 1993 bereits 10%.

Hinsichtlich der Investitionsaktivitäten deutscher Unternehmen in den MOE- Staaten stellt sich die Situation nach Regionen und Branchen sehr differenziert dar. Ein Schwerpunkt der Aktivitäten liegt in der Grundstoff-, Produktions- und Investitionsgüterindustrie. Aber auch für das Bau- und Verkehrsgewerbe ergeben sich aufgrund der enormen Defizite im Wohnungsbau und in der Verkehrsinfrastruktur große Potentiale. Statistisch schwer nachzuvollziehen ist die Entwicklung der Lohnfertigung bzw. Lohnveredelung.

Nach einer im November 1993 durchgeführten Umfrage des DIHT werden in den nächsten drei Jahren bei der Standortwahl für eine Niederlassung im Ausland die MOE- Staaten weiterhin den Vorrang haben. An zweiter Stelle folgen die asiatischen Länder, in bezug auf die Länder der EU findet ein Konsolidierungsprozeß statt.

Ein weiterer wichtiger Indikator für die Wirtschaftsverflechtung ist das Niveau und die Entwicklung der Handelsströme. Die Reformstaaten konnten in einer relativ kurzen Zeit ihre Außenhandelsstruktur umstellen. In 1992 ging mehr als die Hälfte des Exports in den Wirtschaftsraum der Europäischen Union. 1993 ist ein leichter Rückgang des Exports zu verzeichnen. Eine bedenkliche Entwicklung, liegt in der Tatsache, daß in 1993 viele der MOE- Staaten eine negative Leistungsbilanz aufweisen. In Deutschland sanken in 1993 zwar die Ausfuhren um 5,5 % gegenüber dem Vorjahr, die Einfuhren aber um 9,6 %. Insgesamt ergab sich für 1993 ein Ausfuhrüberschuß in einer Höhe von 59,1 Mrd. DM. Innerhalb der Handelsstruktur gab es deutliche regionale Verschiebungen. So wurde im Verhältnis zu den MOE- Staaten ein Plus von 14,5% erzielt.

Im Verhältnis der DDR bzw. der neuen Bundesländer zu den Staaten Mittel- und Osteuropas trat in den Jahren 1990/1991 ein entscheidender Einbruch im Ex-/lmport ein - 1990 im Import, 1991 im Export. Im Jahre 1992 reduzierte sich der Umfang der Ein- als auch Ausfuhren auf einen neuen Tiefststand.

[Seite der Druckausgabe: 11]

Tab. 5: Entwicklung des Ex-/lmports der DDR bzw. neuen Bundesländer nach Mittel- und Osteuropa (in Mio. DM)

Jahr

Import

Export

1988

27,805

29,235

1989

26,142

28,975

1990

14,854

29,811

1991

6,122

11,423

1992

4,616

7,185


Quelle: Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Statistisches Jahrbuch 1993, Wiesbaden 1993,S.322.

Ein nicht zu unterschätzender Fakt für die Entwicklung der MOE- Staaten ist, daß sie zunehmend auch die neuen Bundesländer als Produktionsstandort entdecken. Erwähnt wurde hier der tschechische Maschinenbaukonzern Skoda, der beim Erfurter Großpressenhersteller Umformtechnik beteiligt ist. Ein russischer Investor hat sich in der Region Halle-Bitterfeld-Wölfen engagiert, in das Walzwerk Finow kam ein slowakischer Investor.

Diese Entwicklung steht zweifelsohne erst am Anfang. Es ist aber für die MOE-Staaten ein wichtiger Schritt in der Erschließung des deutschen und westeuropäischen Marktes. Zölle und Mengenbegrenzungen, aber auch Wechselkursrisiken bleiben hier ausgeschaltet.

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2.3 Umfang und Struktur der Auslandsinvestitionen in den MOE- Staaten am Beispiel Polens

Als Beispiel für die Struktur der Direktinvestitionen sei hier Polen genannt. In Polen gab es mit Stand Januar 1994 ca. 3,0 Mrd. US-$ kumulierte Auslandsinvestitionen. Auf die einzelnen Herkunftsländer verteilten sich die Investitionen wie folgt (Tab. 6):

[Seite der Druckausgabe: 12]

Tab. 6: Realisierte und geplante kumulierte Auslandinvestitionen in Polen nach Herkunftsland (Stand: Januar 1994; in Mio. US-$)

Land

realisierte Investitionen

zusätzliche Investititionszusagen

USA

1.121

1.002

multinationale Unternehmen

358

277

Italien

350

1.900

Niederlande

233

212

Deutschland

231

324

Frankreich

170

146

Österreich

125

9

Schweden

71

104

Großbritannien

68

262

Gesamt

3.041

4.587


Quelle: PAlZ Warschau (Polnische Agentur für Auslandsinvestitionen).

Mancherorts wird Kritik am mangelnden Investitionsengagement deutscher Unternehmen in Polen geübt. In der Tat liegt Deutschland hinter den USA, multinationalen Unternehmen und Italien nur auf Rang 4. Neben den deutschen Großinvestoren wie Siemens, Henkel, Tschibo, Bahlsen, Schoeller, Volkswagen, Benckiser, MM Beteiligungen, Anna Marbot und Mercedes Benz gibt es aber eine Vielzahl kleiner und mittelständischer Unternehmen, die in Polen vor Ort aktiv sind. Anders ist dagegen die Position Deutschlands in Tschechien, wo der erste Platz bei Direktinvestitionen eingenommen wird.

Neben dem Umfang der Auslandsinvestitionen ist vor allem wichtig, in welche Branchen diese Investitionen fließen: In Polen steht an erster Stelle die Elektro-, Maschinenbau - und Automobilindustrie, gefolgt von der Nahrungsmittelbranche (vgl. Tab. 7).

[Seite der Druckausgabe: 13]

Tab. 7: Realisierte und geplante Auslandsinvestitionen nach Branchen in Polen (Stand: Januar 1994; in Mio. US- $)

Branche

realisierte Investitionen

zusätzliche Investitionszusagen

Elektro-, Maschinenbau - und Automobilindustrie

566

2.007

Nahrungsmittel

450

418

Finanzwesen

435

288

Bauwirtschaft

351

172

Chemie

230

40

Holz/Papier

225

297

Telekommunikation

217

413

Handel

155

104

Mineralien

117

196

Gesamt

3.041

4.587


Quelle: PAlZ Warschau.

Besonders fällt anhand der Entwicklungstendenzen auf, daß die Elektro-, Maschinenbau- und Automobilindustrie ihren Anteil von über einem Fünftel an realisierten Investitionen auf fast die Hälfte der zusätzlichen Investitionszusagen erhöht. Sollten die Zusagen auch tatsächlich realisiert werden, so wird diese Branche der absolute Schwerpunkt der ausländischen Direktinvestitionen in Polen.

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2.4. Differenzierte Wirtschaftsentwicklung in den Staaten Mittel- und Osteuropas

Das erklärte Ziel aller MOE- Staaten ist die stärkere Anbindung an die Europäische Union. Die Transformationsprozesse in den Ländern Mittel- und Osteuropas zeigen nach einer längeren Talfahrt erste positive Ergebnisse in der wirtschaftlichen Entwicklung. Dies betrifft vor allem Polen, aber auch Slowenien, Ungarn und Tschechien. Noch keinen Durchbruch in der wirtschaftlichen Trendwende haben Rumänien, Bulgarien und in gewissem Umfang auch die Slowakei erreicht.

Neben politischen Instabilitäten stockt in einigen Reformländern auch der Privatisierungsprozeß. Insofern sind in wesentlichen Bereichen der jeweiligen Volkswirtschaft

[Seite der Druckausgabe: 14]

noch keine Wettbewerbsbedingungen hergestellt worden. Bei Änderung der Rahmenbedingungen können hier "schlaglichtartig Veränderungen" eintreten, betonte ein DIHT-Vertreter.

Seit 1990 haben eine Vielzahl von MOE- Staaten einen drastischen Rückgang der Investitionstätigkeit erlebt. In 1993 gelang nur Ungarn und Polen eine Trendwende (vgl. Tab. 8).

Tab. 8: Wachstumsrate der Investitionen in mittel- und osteuropäischen Ländern 1990 - 1993 (in % im Vergleich zum Vorjahr)

Land

1990

1991

1992

1993

Bulgarien

-18,5

-19,9

-1,5

-8,0

Tschechien

6,5

-26,8

9,6

-10,5

Slowakei

5,3

-14,9

21,8

-2,4

Ungarn

-9,8

-11,9

-6,4

0,5

Polen

-10,1

-4,1

0,7

1,0

Rumänien

-38,3

-25,8

-1,1

-0,8

Rußland

0,1

-16,0

-45,0

-15,0

Ukraine

1,9

-5,3

-40,0

-23,0


Quelle: Poland. International Economic Report 1993/1994, Warsaw 1994, p.36.

Neben der notwendigen Veränderung von Konsum- und Investitionsquote in den betreffenden Ländern müssen die Bedingungen und Anreize für ausländisches Kapital verbessert werden. Neben der Senkung der Inflation ist hier vor allem die Steuergesetzgebung von Bedeutung. In Rußland wurden unlängst Produktionsbetriebe mit Auslandskapital von der sog. föderalen Gewinnsteuer befreit.

Die wirtschaftlichen Aktivitäten deutscher Unternehmen in den MOE - Staaten hängen neben allgemeinen konjunkturellen Entwicklungen in entscheidendem Maße von der jeweiligen Entwicklung in den Ländern/Regionen ab. In Abhängigkeit von Branche und Unternehmensgröße können die Urteile sehr verschieden ausfallen (vgl. Abschnitt 3.4).

[Seite der Druckausgabe: 15]

Die Privatisierung und damit einhergehende Umstrukturierung der Unternehmen in den MOE- Staaten erfordert eine hohe Kapital- und Finanzkraft. Die Unsicherheit über die Zukunft eines Unternehmens kann dabei den notwendigen Prozeß der Realisierung von Investitionen weiter verzögern. Ein Unternehmen mit unsicherer Perspektive ist nicht zuletzt ein unattraktiver Partner für ausländische Investoren. Neben der Erschließung inländischer Quellen ist aber der Zufluß ausländischen Kapitals für die Modernisierung der Volkswirtschaften unabdingbar.

Gesellschaftspolitisch steht hier zweifelsohne das schwierige Abwägen zwischen der Ansiedlung ausländischer Unternehmen und des Wachsens einer inländischen Unternehmerschaft auf der Tagesordnung


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