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TEILDOKUMENT:
1. Das naturräumliche und kulturräumliche Angebot Brandenburgs Brandenburg, im brandenburgisch-preußischen Staate zunächst Mark Brandenburg, 1815 Provinz Brandenburg mit Sitz in Berlin (Regierungsbezirke Potsdam und Frankfurt/Oder), ist heute eines der fünf Neuen Bundesländer in Deutschland. Die östlich der Oder gelegenen brandenburgischen Gebiete kamen 1945 unter polnische Verwaltung, 1946 wurde das Land Brandenburg mit Sitz in Potsdam gegründet, 1952 aufgelöst und bis 1990 in die Bezirke Potsdam, Frankfurt und Cottbus aufgeteilt. Brandenburg liegt in der "Zone der großen Täler" Norddeutschlands. Seine Oberflächenformen sind ein Werk der Inlandvereisung während des Pleistozäns. Der an die Täler angrenzende südliche Landrücken wurde während des Warthestadiums gebildet. Seine Oberflächenformen sind heute verwaschen; es fehlen die Seen, die sonst landschaftsprägend sind. Im Norden der Täler hinterließ dagegen die Weichseleiszeit auf dem Baltischen Landrücken ein von Hügelketten und Seenreihen belebtes Relief. Im Vorland des Planung zieht das Baruther Tal (Glogau-Baruther Urstromtal) westwärts durch den Fiener Bruch zur Märkischen Elbtalniederung. Jüngeren Alters sind die Schmelzwasserwege, die sich westlich von Berlin vereinigen und gemeinsam die Märkische Elbtalniederung erreichen (Warschau-Berliner und Thom-Eberswalder Urstromtal). Zwischen beiden Talzügen breitet sich östlich von Berlin der Barnim aus, in dem die Buckower Hügel- und Kessellandschaft der "Märkischen Schweiz" die Barnim- von der Lebusplatte trennt. Gegen Süden füllen den Raum bis zum Baruther Tal Höhenplatten, die vom Gubener Land durch Beeskow-Storkow ins Teltow ziehen und westlich von Berlin in der Zauche enden. Das Land der ehemaligen Schmelzwasserwege westlich von Berlin ist Luchland, in dem kleine Platten als "Ländchen" liegen. Dem Warschau-Berliner Urstromtal sind das Havelländische Luch und das untere Rhinluch zuzuweisen; das obere Rhinluch liegt im Thorn-Eberswalder Urstromtal. Die untere Havel erleidet bei Hochwasser der stark aufschotternden Elbe einen Wasserrückstau, der im westlichen Havelland Grundwasseranstieg und Vermoorung zur Folge hat. Die elbnahen Teile Brandenburgs stehen klimatisch unter subatlantischem Einfluß; ostwärts wird das Klima subkontinental. Die Prignitz hat die kleinste Jahresschwankung der Temperatur und weist die höchsten Niederschlagsmengen auf. Havelland, Barnim und Teltow stehen voll unter dem Einfluß des Binnenklimas, wobei das Luchland sehr nebelreich und in den tieferen Lagen frostgefährdet ist. Das Oderbruch leidet außerdem unter Trockenheit und Gewitterregen. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt + 8.5 Grad C, die mittlere jährliche Niederschlagsmenge erreicht 559 bzw. 536 mm. [Seite der Druckausgabe: 4] Auf den Höhenplatten ist der Boden sandig. Lehmböden bilden größere und kleinere Inseln im Barnim, in Lebus und in der Uckermark. Unter dem Einfluß der natürlichen Waldvegetation entwickelten sich die Böden zu braunen und rostfarbenen Waldböden, die sich bei Grundwasserstau in nasse Waldböden verwandeln. Im Luchland finden sich Bruchwald- und Bruchwiesenböden, sowie Moorböden und Flachmoore. Die heute mit Flachmoortorf bedeckten und zeitweise unter Wasser stehenden Niederungen waren ehedem festes Land. Die Hebung des Grundwasserspiegels wurde im 13. Jh., wenn nicht bereits gegen Ende des 12.Jh., durch die Stauwerke der Wassermühlen ausgelöst. Das Gebiet zwischen Rathenow und der Stadt Brandenburg geriet in den Rückstau der Rathenower Mühlenwerke; der Mühlenstau wirkt sich bis in den Schwielowsee aus. Die auf den erhöhten Wasserspiegel eingestellten Siedlungen, Verkehrswege und Kulturflächen zwangen dazu, den Mühlenstau auch nach dem Wegfall seines wirtschaftlichen Zweckes aufrechtzuerhalten. Es handelt sich also nicht um eine "natürliche", "unberührte" Landschaft, sondern es ist gewachsenes Kulturland, das durch die wirtschaftende und siedelnde Tätigkeit des Menschen erst so geformt wurde. - Die Wasserläufe und Gewässer sind durch Abwässer z.T. noch erheblich verschmutzt. So waren u.a. im Okt. 1992 noch immer 1,16 Mio. Einwohner Brandenburgs ohne Anschluß an eine Kläranlage. Viele Gewässer bedürfen einer grundlegenden Sanierung, um sie u.a. auch touristisch nutzen zu können. Nach einer Studie von 1991 ist z.B. die Wasserqualität der 11 Gewässer des Schlaube- und Ölsetales (ohne die beiden eigentlichen Bachläufe) bei nur vier Seen als "brauchbar" (was in der Rangfolge das beste Urteil war), bei drei weiteren als "noch brauchbar" eingestuft worden, vier waren "zu beanstanden", d.h. stark sanierungsbedürftig. Das trockene Land auf den Höhenplatten, das von feuchten Niederungen umgeben ist, bildet die physischen Einheiten Brandenburgs. Sie stellen zugleich die historischen Landschaften Brandenburgs dar, die der Mensch aus unterschiedlicher Naturausstattung und bei sich wandelnder Verkehrslage ausgestaltete. Noch heute leben die Namen der historischen Landschaften fort wie Prignitz, Ruppin, Havelland, Zauche, Teltow, Beeskow-Storkow, Lebus, Uckermark und Barnim. Die Entwicklung des brandenburgischen Territorialstaates ging von der Altmark aus, die 1134 Albrecht dem Bären aus dem Hause der Askanier verlehnt wurde. In den folgenden rund 150 Jahren wurden nacheinander Zauche und Havelland, dann Prignitz und Ruppin dem Herrschaftsgebiet der Askanier angegliedert; 1230 wurden Teltow und Barnim von Pommern erworben, bis 1250 die Uckermark und das westlich daran anschließende Stargard. 1255 konnten die Askanier die Oberlausitz, und 1304 die Unterlausitz erwerben. Im 14. Jahrhundert erfolgte ein rascher Zerfall mit fast 100 Jahren der territorialen Einbußen [Seite der Druckausgabe: 5] und politischen Wirren. Erst in langen Auseinandersetzungen mit Mecklenburg, Pommern, den böhmischen Landesherren der Lausitzen und einer starken Adelspartei im Innern konnten die seit 1415 mit Brandenburg belehnten Burggrafen von Nürnberg aus dem Hause der Hohenzollern die Herrschaft im Innern sichern und verschiedene verlorengegangene Gebiete ihrem Territorium wieder einverleiben. 1524 kam auch das Land Ruppin als letztes weltliches Territorium an die Hohenzollern, nachdem bereits vorher im Zuge der Säkularisation verschiedene Bistümer aufgelöst und umfangreicher Besitz an den Landesherren gefallen Die deutsche Besiedlung Brandenburgs, d.h. der von den Askaniern erworbenen Landschaften, erfolgte in einem bis dahin von Slawen bewohnten Gebiet, wobei die Slawen in den Kolonisationsprozeß mit einbezogen wurden, dabei bis zum 15. Jahrhundert ihre Sprache verloren und mit den deutschen Einwanderern verschmolzen. Lediglich in der Niederlausitz hielt sich eine starke slawische Minderheit, die zwar seit Mitte des 19. Jahrhunderts zahlenmäßig stark abgenommen hat, aber seit 1945 als nationale Minderheit gefördert wurde und Sprache und Kultur erhalten konnte. Die Besiedlung erfolgte in zwei Etappen, die in der unterschiedlichen Siedlungsgestaltung deutlich erkennbar sind. Westlich der Havel-Nuth Linie gab es neben den Markgrafen eine Vielzahl adliger und kirchlicher Siedlungsträger, wobei häufig alte slawische Siedlungen überformt wurden. Folge sind eine Vielzahl von Siedlungstypen, mehr oder weniger willkürlich über das Land verteilt, wobei in der Prignitz z.B. besonders häufig Rundlinge, ansonsten viele regellose Kleinsiedlungen anzutreffen sind. Westlich der Havel wurden die Landschaften dagegen im wesentlichen unter markgräfischer Beteiligung in einem Zuge erschlossen. Dabei entstand auf den Platten des Teltow, des Barnim und der südlichen Uckermark der Typ der mittelmärkischen Plansiedlung, gekennzeichnet durch Anger- und Straßendörfer, die heute noch gut erhalten und erkennbar sind. Gleichzeitig mit dieser Besiedlung erfolgten die Städtegründungen, um der planmäßigen Entwicklung des offenen Landes gewisse wirtschaftliche Zentren zu verleihen. Westlich der Havel wurde an alte slawische Siedlungen angeknüpft (z.B. Köpenick), östlich dagegen erfolgten häufig absolute Neugründungen, heute besonders an ihrem gitterförmigen, planmäßigen Grundriß zu erkennen (u.a. Neubrandenburg). Die mittelalterliche Wirtschaftskrise traf Brandenburg schwer, wobei viele Landschaften im Norden des Landes wüst fielen und viele Siedlungen aufgelassen wurden. Hauptursache für den Wüstungsprozeß ist ein starker Rückgang der Landbevölkerung und eine starke Verbreitung minderwertiger bis ausgesprochen schlechter Böden. Im 16. und 17. Jahrhundert erfolgte eine neue Siedlungsperiode, die Brandenburg einen erheblichen Bevölkerungszuwachs brachte. [Seite der Druckausgabe: 6] Bis 1945 war die Agrarstruktur Brandenburgs von Großbetrieben bestimmt, die bereits im Landbuch Karls IV. von 1375 als überwiegend grundherrschaftliche Struktur mit nur wenigen Eigenwirtschaften des Adels oder des Klerus beschrieben wird. Der Großgrundbesitz stammte, im Gegensatz zu Mecklenburg, im wesentlichen aus dem Einziehen wüster Bauernhufen, welche Relikte der spätmittelalterlichen Wüstungsperiode und des Dreißigjährigen Krieges darstellten. Nach 1945 erfolgte der Übergang zur Planwirtschaft mit einer grundlegenden Umwandlung der Betriebsorganisationen und Dorfstrukturen; die aktuelle Entwicklung seit 1989 bringt erneut tiefgreifende Strukturveränderungen mit sich (im wesentlichen nach WESTERMANN's LEXIKON DER GEOGRAPHIE, 1968). Das heutige Brandenburg ist mit ca. 2,526 Mio. Einwohnern (Stand Ende 1992) auf 29.052 qkm, was einer durchschnittlichen Bevölkerungsdichte von 86,9 Einwohnern/qkm entspricht, dünn besiedelt. Weisen die größeren Städte relativ hohe Siedlungsdichten auf, sinken diese in den Landkreisen sogar auf durchschnittlich 70,5 Einwohner/qkm ab. Viele der touristisch interessanten Landkreise (vgl. Karte 1) weisen sogar nur Bevölkerungsdichten von um oder unter 40 Einwohner/qkm auf (z.B. Beeskow mit Scharmützelsee und Schwielochsee 38,2, Eisenhüttenstadt mit Helenensee und Schlaubetal 36,4, Neuruppin mit Ruppiner Schweiz 49,8, Lübben mit Spreewald: 39,1). Der Bevölkerungsverlust innerhalb eines Jahres betrug insgesamt ca. 1%, dabei der Wanderungsverlust 12.100 Personen, der Gestorbenenüberschuß 15.800 Personen. Im Zeitraum von 1970 bis 1988 verlief die Einwohnerentwicklung im Land Brandenburg relativ stabil. Vorwiegend durch Geburtenüberschüsse war ein geringer Bevölkerungszuwachs möglich. 1988 lebten in den Grenzen Brandenburgs etwa 2,67 Mio. Einwohner. Anfang September 1989 setzte eine Abwanderungswelle ein, die 1990 mit einem Wanderungsverlust von über 60.500 Einwohnern einen Höhepunkt erreichte, 1991 ging der Wanderungsverlust deutlich um zwei Drittel zurück. Allerdings zeichneten sich ab 1991 erkennbare regionale Unterschiede der Migration ab: Während sich im engeren Verflechtungsraum Berlin der Wanderungsverlust klar reduzierte, d.h. sich die Wohn- und Arbeitsmarktsituation konsolidierte (was gerade auch durch einen hohen Pendleranteil nach Berlin von geschätzten bis zu 100.000 pro Tag hinein möglich wurde), zeichneten sich die Prignitzkreise Perleberg, Pritzwalk, Wittstock und die südlichen Kreisen Guben, Calau, Senftenberg, Finsterwalde als regionale Abwanderungsschwerpunkte ab. Die Abwanderungen waren selektiv, d.h. die Fortzüge der 18-40jährigen erreichten mehr als das Dreifache der Zuzüge im Jahre 1990. Allerdings sind die Rahmenbedingungen für [Seite der Druckausgabe: 7] die Aufnahme der Fortgänger seit 1991 zunehmend schlechter geworden, so daß auch hier die Abwanderung mittlerweile merklich langsamer vonstatten geht. Gleichzeitig ist seit der 2. Hälfte des Jahres 1991 ein starker Rückgang des Geburtenüberschusses feststellbar. "Ein Bevölkerungsstand von etwa 3,0 Mio. Einwohnern im Jahr 2010 wird als absolute Obergrenze möglicher Entwicklungen im Lande Brandenburg angesehen. Das setzt jedoch erhebliche Wanderungsgewinne voraus, die nur bei einem entsprechendem wirtschaftlichen Aufschwung, verbunden mit dem notwendigen Wohnungsbau, Realitätsnähe haben" (Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Raumordnung des Landes Brandenburg, Dez. 1992). Als noch dramatischer als die allgemeine Bevölkerungsentwicklung muß diejenige in der Landwirtschaft angesehen werden (vgl. 2.2). Diese Entwicklung hat insgesamt einen Überalterungsprozeß im ländlichen Raum zur Folge, der nur gestoppt werden kann, wenn sich entsprechende Perspektiven bieten, und zwar für die Landwirtschaft ebenso wie für Handwerk, Gewerbe und Dienstleistungen. Dies um so mehr, als mit Industrieansiedlungen, die in größerem Maße Arbeitsplätze zur Verfügung stellen, in naher Zukunft im ländlichen Raum kaum gerechnet werden kann. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen müssen insgesamt als schlecht angesehen werden: Im Jahresdurchschnitt 1992 waren in Brandenburg 182.342 Personen arbeitslos, 41.170 mehr als 1991. Die Arbeitslosenquote betrug somit im Jahresdurchschnitt 14,8% gegenüber 10,3 Prozent im Jahre 1991; bei Frauen stieg die Arbeitslosenquote gar von 11,9 auf 19,3%. Die Anzahl der Kurzarbeiter und -arbeiterinnen sank demgegenüber rapide, und zwar von ca. 165.000 Ende 1991 auf ca. 38.000 Ende 1992 - was u.a. auch die hohe Zunahme an Arbeitslosen erklärt. Die Anzahl der ABM-Beschäftigten sank von rd. 58.000 Ende 1991 auf rund 50.000 Ende 1992. Eigentlich sollten viele ABM-Maßnahmen im Frühjahr 1993 ganz auslaufen, wurden jedoch noch einmal fortgeführt. Somit sind u.a. viele Maßnahmen, die der Förderung des Tourismus dienen (Ausweisung von Wanderwegen, Landschaftspflege und Naturschutzmaßnahmen etc.) vorerst nicht eingestellt worden. Ein Auslaufen der ABM-Stellen wird jedoch in vielen Regionen einen erheblichen Verlust an Instandhaltungs- und Instandsetzungskapazitäten sowie an Personal für Naturschutzeinrichtungen herbeiführen, die zu einer Verlangsamung des dringend erforderlichen touristischen Ausbaus führen werden. Nach der Auflösung der Wirtschaftsstrukturen der ehemaligen DDR verloren viele Betriebe ihre ehemals wirtschaftstragende Funktion. Besonders tragisch wirkte sich dies in Eisenhüttenstadt aus, wo im ehemaligen Eisenhüttenkombinat Eko von über 7.000 Arbeitsplätzen, die direkt an das Kombinat gekoppelt waren, vielleicht nur noch rund 1300 üb- [Seite der Druckausgabe: 8] rigbleiben werden. Die Verhandlungen verlaufen äußerst schleppend, die Unsicherheit um die Zukunft des Betriebes verstärkte die Forderung nach zügigem Aufbau des Fremdenverkehrs in der Region, um kurz- und mittelfristig einen gewissen Ausgleich zu schaffen. - Die Rolle der Treuhandanstalt ist hier nach wie vor problematisch, nach Ansicht vieler Seminarteilnehmer verläuft die Privatisierung vieler Betriebe zu schleppend. Auf die Problematik, die im wesentlichen auch für Brandenburg und auch für 1993 noch immer aktuell ist, wird in der Broschüre über die Zukunft des Tourismus in Thüringen eingegangen (Forschungsinstitut der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1992), so daß an dieser Stelle darauf verwiesen werden kann. Die natürliche Gliederung, die landschaftsgeschichtliche und die historische Entwicklung des Landes habe eine vom Menschen geformte Kulturlandschaft zur Folge, die gekennzeichnet ist durch einen Wechsel von großen, im wesentlichen agrarisch genutzten Flächen, einer vielfältig gegliederten Fluß- und Seenabfolge, bedeutsamen Waldarealen mit relativer Naturbelassenheit, mit kleineren und mittleren Städtchen und Städten, die eine reiche historische Vergangenheit mit häufig noch erhaltenen Grundstrukturen aufweisen können, und mit einer Vielzahl von Dörfern, deren ursprüngliche Anlage als Anger- oder Waldhufendörfer ein beträchtliches touristisches Entwicklungspotential aufweisen. Die Gewässer Brandenburgs bildeten auch schon zu DDR-Zeiten die Grundlage für einen ausgedehnten Erholungstourismus; Baden, Segeln, Rudern, Angeln sind vielfältige Aktivitäten, die den Reiz eines Aufenthaltes ausmachen. Viele naturbelassene Wälder, Heidelandschaften, 'Bachlandschaften bieten ausgedehnte Wandermöglichkeiten, Fahrradfahren ist aufgrund des relativ schwach bewegten Reliefs eine weitere Erholungsmöglichkeit. Die Ortschaften wollen entdeckt und erkundet werden, historische Bausubstanz wurde häufig vernachlässigt, ist aber in ihren Grundzügen noch vorhanden und wird bereits in vielen Orten restauriert. Viele kleine Museen, märkische Schlösser, alte Stadtbefestigungen bedeuten Entdeckungsmöglichkeiten, Natur- und Kulturlehrpfade werden den geographisch-biologisch und historisch interessierten Urlaubern Einblick in die Entstehungsgeschichte dieser Kulturlandschaft geben. Eine reichhaltige Fauna, nicht zuletzt deshalb vorhanden, weil große Areale zu Zeiten der ehemaligen DDR als Staatsjagd dienten, die nur wenigen Privilegierten vorbehalten war, bietet gute Grundlagen für einen Jagdtourismus. Kur- und Bäderwesen muß erst wieder entwickelt werden, der Ausbau der vier bereits vorhandenen Heilbäder (Bad Liebenwerder, Bad Freienwalde, Bad Wilsnack und Bad Saarow) sowie bis zu sechs möglichen weiteren ist geplant bzw. bereits in Angriff genommen. Ein wichtiger Zweig des Erholungstourismus, "Ferien auf dem Bauernhof, muß allerdings grundlegend neu entwickelt, die dazu notwendigen Voraussetzungen erst geschaffen werden. Häufig sind diese Voraussetzungen, nämlich "Bauernhöfe" im traditionellen Sinn, gar nicht bzw. nicht mehr vorhanden, so daß eher "Ferien auf dem Lande" als entwicklungsfähiges Angebot [Seite der Druckausgabe: 9] vorangetrieben wird. Die Bevölkerung ist bereit, Fremdenverkehr als Einnahmequelle zu begreifen und setzt große Hoffnungen in ein schnelles Ansteigen der Gästezahlen. Dieser Bereitschaft steht jedoch ein beträchtliches Defizit an beruflicher Qualifikation entgegen, das es kurzfristig durch entsprechende Aus- und Umschulungsmaßnahmen zu beseitigen gilt. © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Oktober 2000 |