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TEILDOKUMENT:
[Seite der Druckausg.: 9 (Fortsetzung) ] 3. Strategien gegen die Beschäftigungskrise Die auf der Konferenz präsentierten strategischen Ansätze einzelner europäischer Länder zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit lassen sich in drei Schwerpunktbereichen darstellen. Sie verstehen sich weniger als klar abgegrenzte Politikalternativen, sondern eher als Akzentuierungen innerhalb eines Gesamtensembles beschäftigungspolitischer Maßnahmen im Sinne des eingangs beschriebenen Spannungsfeldes zwischen Beschäftigungs- und Arbeitsmarktpolitik. 3.1. Wirtschaftspolitische Beeinflussung der Nachfrageseite In allen Ländern werden die traditionellen Instrumentarien der regionalen Strukturförderung in mehr oder weniger ausgeprägter Form eingesetzt. Ihre Wichtigkeit zeigte sich vor allem im Transformationsprozeß in den neuen Bundesländern in Deutschland. Im Sinne von strategischen Ansätzen lassen sich unterscheiden: [Seite der Druckausg.: 10 ]
3.2. Arbeitsmarktpolitische Zielgruppenförderung - Die Angebotsseite Die klassischen Instrumente der Arbeitsmarktpolitik setzen bei der Verbesserung der Beschäftigungschancen der von Arbeitslosigkeit besonders betroffenen bzw. bedrohten Zielgruppen an. [Seite der Druckausg.: 11 ]
3.3. Deregulierung des Arbeitsmarktes- Anpassung an die Instabilitäten der Wirtschaft Diese vor allem mit Großbritannien in Verbindung gebrachten Ansätze zielen darauf ab, den Arbeitsmarkt an die Instabilitäten der Gütermärkte anzupassen, indem die institutionellen Kräfteverhältnisse im Beschäftigungssystem verändert werden. Im umfassenden Sinne zielt dieser Ansatz darauf ab, sowohl den Arbeitsmarkt wie auch die Gütermärkte von [Seite der Druckausg.: 12 ] als "überreguliert" wahrgenommenen Zuständen zu befreien. Die Staatstätigkeit soll sich auf Kernbereiche reduzieren und alle ökonomisch verwertbare Betätigung dem freien Spiel der Marktkräfte überlassen. Mit diesem Ansatz gerät insbesondere die Funktion der Gewerkschaftsmacht in Lohnfindungsprozessen und zur Stärkung der Güternachfrage in Konflikt. Angesichts der Massenarbeitslosigkeit lautet der Kernvorwurf der Protagonisten dieses Ansatzes, daß durch die Gewerkschaftsmacht Insider des Beschäftigungssystems auf Kosten der Outsider und der nachwachsenden Generation geschützt und begünstigt würden. Die den institutionellen Kräfteverhältnissen zwischen Unternehmen und Beschäftigten innewohnenden Verweilanreize, sowie das Sicherungsniveau der Schutzsysteme für Arbeitslose liefen den Anforderungen der Märkte nach Flexibilität und Mobilität zuwider. Durch die Beseitigung von Regelungen, die diese Verhältnisse sicherstellten, solle sich nach diesem Ansatz die Ausgangsposition des arbeitsuchenden Individuums verbessern, indem Einstellungen und Entlassungen nur noch der individuellen Vertragsfreiheit unterfallen. Deregulierende Elemente auf dem Arbeitsmarkt sind insbesondere
Ziel dieser Strategie ist es, die rechtlichen und finanziellen Bindungswirkungen von Arbeitsverhältnissen zu lockern, Löhne nach unten flexibel zu machen und stärkere Anreize zur Aufnahme von Arbeit zu setzen. [Seite der Druckausg.: 13 ] Die Wirkungsbereiche solcher Strategien sind sehr heterogen, da ihre Elemente nicht nur auf die Eintrittsschwellen des Arbeitsmarktes, sondern auf das gesamte Kräfteverhältnis zwischen Unternehmen, Arbeitnehmern und Arbeitslosen wirken. Die Effektivität solcher Strategien hinsichtlich der Reduzierung der Arbeitslosigkeit setzt also eine verfügbare Nachfrage nach Arbeitskräften als Alternative zur Arbeitslosigkeit voraus. Bleibt diese Alternative aus, erwächst aus den übrigen Wirkungsbereichen - Lohnsenkung, Destabilisierung von Arbeitsverhältnissen etc. - die Gefahr kontraproduktiver Effekte wie zusätzliche Arbeitslosigkeit, Konkurrenzkämpfe in den Betrieben, Ausweichung in Schattenwirtschaft und dergleichen. © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | April 2001 |