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Vorbemerkungen

[Seite der Druckausgabe: 1]

In den Fremdenverkehrszentren der fünf neuen Bundesländer ist die Sommersaison 1991 besser gelaufen, als mancher Pessimist erwartete. Auch die Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns hat von dem Besucherboom profitiert. Ob es sich dabei immer noch um den sogenannten Schnuppertourismus handelt oder ob krisenhafte Entwicklungen in einer Reihe von traditionellen Urlaubsländern zu dieser Entwicklung beigetragen haben, mag näheren Untersuchungen vorbehalten bleiben. Zu fragen ist, ob der Urlauberandrang von längerer Dauer ist bzw. ob er nicht verdeckt hat, daß eine Reihe gravierender Probleme zur Lösung anstehen, die einem längerfristig stabilen Aufwärtstrend in der Gästezahl im Wege stehen. Zu nennen ist u.a. die unzureichende Transparenz des touristischen Angebots als Folge mangelhafter Kommunikationsmöglichkeiten und Vertriebswege, ein nicht immer marktgerechtes Preis-Leistungs-Verhältnis, die schleppende Privatisierung der einst staatlichen Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe sowie der Ferienheime, eine unzureichende touristische Infrastruktur, die zersplitterte und oft unabgestimmte staatliche Tourismusförderung und nicht zuletzt der Mangel an vernünftigen Konzepten staatlicher und kommunaler Tourismuspolitik, die auch die vielfältigen Gefährdungen von Natur und Umwelt durch den Fremdenverkehr mit einbeziehen.

Diesen Hemmnissen und Defiziten entgegenzuwirken und eine Fremdenverkehrspolitik für die Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns zu formulieren, die den wirtschaftlichen, beschäftigungspolitischen und ökologischen Herausforderungen in dieser Region gerecht wird, war Ziel einer Fachtagung der Friedrich-Ebert-Stiftung am 3. und 4. September 1991 in Warnemünde. Die Tagung zeigte, daß sich die Anstrengung lohnt, handelt es sich doch um ein Feriengebiet mit schon jetzt hohem touristischen Potential: herrliche, unberührte Natur, klassische Seebäder mit attraktiver Gebäudesubstanz, weite und zum Teil einsame Strände und sauberes Wasser. Dieses Potential zu erhalten und weiterzuentwickeln sollte in dem mit schwerwiegenden Strukturproblemen kämpfenden Mecklenburg-Vorpommern hohe Priorität haben.

[Seite der Druckausgabe: 2]

In der vorliegenden Broschüre sind die Referate und Diskussionsbeiträge der Fachtagung zusammengefaßt. Den Tagungsbericht erstellte Frau Dr. Ellen Roth unter Mitarbeit von Dipl. Pol. Hasko Hüning, Berlin.



Bonn, November 1991Dr. Jochem Langkau


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1999

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