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Vorbemerkung

Im Zuge der deutschen Vereinigung fällt die Regelung von Löhnen und Arbeitsbedingungen auch in den neuen Ländern der Bundesrepublik unter die Tarifautonomie. Mit dem Beginn einer eigenständigen Tarifpolitik auf dem Gebiet der ehemaligen DDR steht diese gleich vor gewaltigen Aufgaben und Erwartungen. Beim Abbau des ökonomischen und sozialen Gefälles zwischen den westlichen und östlichen Bundesländern und der Schaffung einheitlicher Lebensverhältnisse fällt ihr eine zentrale Rolle zu.

Der Druck zur Lohn- und Gehaltsangleichung zwischen West und Ost auf der einen, die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit und schlechte Ertragslage vieler Betriebe und Branchen im Osten Deutschlands auf der anderen Seite zwingen die Tarifpolitik zu einer Gratwanderung zwischen betriebswirtschaftlicher Rationalität, sozialen Bedürfnissen und gesellschaftlicher Akzeptanz.

Über die Lohnpolitik hinaus ist die Tarifpolitik gefordert, einen Beitrag zu einer sozialverträglichen Bewältigung des wirtschaftlichen Umbruchs zu leisten: Rationalisierungsschutzvereinbarungen, Arbeitszeitverkürzungen und Qualifizierungskonzepte stehen somit gleichfalls auf der tariflichen Agenda.

Die vorliegende Broschüre faßt thematisch strukturiert die Beiträge einer Tagung zusammen, die von der Friedrich-Ebert-Stiftung unter dem Thema "Grundlinien künftiger Tarifpolitik in den neuen Bundesländern" am 18.12.1990 in Potsdam durchgeführt wurde. Teilnehmer aus Gewerkschaften, Arbeitgeberverbänden, Unternehmen, Politik und Wissenschaft diskutierten die Inhalte, Perspektiven, ökonomischen und sozialen Rahmenbedingungen der Tarifpolitik in den neuen Bundesländern, was sie bei der Angleichung der Lebensverhältnisse und der sozialen Flankierung des Strukturwandels leisten kann und was nicht.

Die Broschüre schildert zunächst wie sich die Tarifverhandlungsstrukturen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR herausgebildet haben und gibt eine Bestandsaufnahme der Tariflandschaft ein halbes Jahr nach der Wirtschafts-, Währungs- und

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Sozialunion. Am Beispiel des öffentlichen Dienstes werden die einzelnen Elemente der Tarifpolitik detailliert ausgeführt. Die betrieblichen Umsetzungsprobleme tariflicher Regelungen in den neuen Bundesländern beleuchtet der Bericht aus einem Energieversorgungsunternehmen. Die Einschätzungen und Zielvorstellungen der Tarifparteien und die Erwartungen der Arbeitnehmer sind Gegenstand der Schlußkapitel.

Für die Konzeption und Organisation der Tagung war Udo Schölten vom Forschungsinstitut der Friedrich-Ebert-Stiftung verantwortlich, Verfasser des Tagungsberichts ist Ralph Greifenstein von der Fernuniversität Hagen.

Bonn, Februar 1991Dr. Jochem Langkau


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Oktober 2000

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