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TEILDOKUMENT:
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Die Telekommunikationsinfrastruktur der ehemaligen DDR befindet sich in einem desolaten Zustand. Teilweise noch aus den 1920er Jahren stammend, sind die telefonischen Vermittlungseinrichtungen, unter denen die neuesten im Jahr 1963 den Betrieb aufnahmen, seit langem veraltet. 23 v.H. der installierten Ortsvermittlungstechnik arbeiten länger als 60 Jahre, 72 v.H. der Anlagen tun zwischen 27 und 60 Jahren Dienst. Nimmt man die durchschnittliche Ausstattung Westeuropas als Vergleichsmaßstab, hinkt die Versorgung der Bevölkerung in den neuen Bundesländern mit Kommunikationseinrichtungen weit nach. Nicht einmal 18 v.H. der ostdeutschen Haushalte verfügen über einen Telefonanschluß. Die Wartezeit für einen Neuanschluß betrug in der Ex-DDR bis zu 20 Jahre. Damit rangiert das Beitrittsgebiet hinter allen Staaten Westeuropas, aber auch hinter einigen in Mittel- und Südeuropa, wie der CSFR (vormals CSSR) und der SFR Jugoslawien. Mehr als eine Million Anträge auf Telefonanschluß sind zwischen Elbe und Oder bisher aufgelaufen. In über 3.500 Gemeinden der Größenordnung zwischen 100 und 2.500 Einwohnern gibt es keinen öffentlichen Fernsprecher. Die durchschnittliche Hauptanschlußdichte in den neuen Bundesländern beträgt 11 v.H. (alte Bundesländer BRD: 44 v.H.). Experten geben die Wohnungsversorgung mit Sprechstellen für die Ex-DDR mit 16 v.H. und fast 100 v.H. für die alte Bundesrepublik an. Bisher existierten zwischen Rostock und Jena 2.000 Telexanschlüsse, 500 Datenanschlüsse in einem handvermittelten Datennetz und 2.500 Telefaxgeräte (mit einer einschränkenden Bitfehlerrate von 10-3). Für zahlreiche westliche Unternehmen stellen die Infrastrukturmängel in den neuen Bundesländern ein hohes Investitionshemmnis dar. Das technisch völlig veraltete Netz auf dem Territorium der früheren DDR hat jedoch unter dem Gesichtspunkt des Zeithorizonts seiner Modernisierung auch Vorteile. Denn die Umstellung des gesamten Ex-DDR-Netzes auf die neueste Technologie innerhalb eines Innovationszyklus' kann langfristig einen erheblichen Kosten- und Wettbewerbsvorteil mit sich bringen. Resultat eines immerhin mehr als 30 Jahre beanspruchenden Prozesses soll nach den Vorstellungen der Bundesregierung das heutige Niveau der quantitativen und qualitativen Ausstattung des alten Bundesgebietes mit Fernsprecheinrichtungen in den neuen Ländern in nur sieben Jahren bis 1997 Wirklichkeit werden. Friktionen beim Personal für Bedienung, Instandhaltung und Reparatur, Fortbildung und technischen Umstellungen nach Art und Menge scheint diese ehrgeizige Zielvorgabe nicht zu fürchten. Offenbar [Seite der Druckausg.: 7] geht man von einer schier grenzenlosen Anpassungsfähigkeit der einschlägigen Arbeitsmärkte aus. Jedenfalls sucht man nach einem gleichermaßen ambitionierten Personalplanungs- und Qualifizierungsprogramm vergeblich.
1.2 Entwicklungslinien der Telekommunikation
Mehr und mehr wird die Entwicklung in der Nachrichtentechnik durch das Zusammenwachsen der Informations- und Kommunikationssysteme geprägt. Ihre vielfältigen Funktionen und Anwendungsmöglichkeiten können die fortgeschrittenen technischen luK-Linien nur dann entfalten, wenn sie miteinander in Verbindung stehen. Der Gebrauchswert jeder Information steht und fällt mit ihrer Verfügbarkeit, d.h. mit den Transportmöglichkeiten für Informationen. Ingenieure unter den Tagungsteilnehmern erinnerten daran, daß gegenwärtig die Digitalisierung sowohl der Übertragungs- als auch der Vermittlungstechnik den Hauptweg zur Lösung des Problems darstellt. Aus der Sicht der oberen Behörden für Post und Telekommunikation ergeben sich daraus als Hauptaufgaben der nächsten Jahre
Als Folge der Digitalisierung und Integration der verschiedenen Netze bieten sich neue Innovationsmöglichkeiten an, die sogenannte Mehrwertdienste (z.B. Bildschirmtext) begünstigen. Bei derartigen Diensten erwartet die Deutsche Bundespost Telekom in den nächsten Jahren die größten Zuwachsraten. Was sich in der alten Bundesrepublik mit ihrem flächendeckend ausgebauten Kupfer-Schmalband-Vermittlungsnetz und dem parallel im Aufbau befindlichen Kupfer-Breitband-Verteilnetz bis auf weiteres verbietet, ist mit großer Wahrscheinlichkeit für den übrigen Teil Deutschlands das Richtige: ein flächendeckendes Glasfasernetz. Der Nachteil des total veralteten und viel zu weitmaschigen Netzes wird so zur Chance eines mittelfristig möglichen Technologievorsprungs und Standortvorteils. Da diese langfristige Strategie einen Fünf- bis Zehnjahreszeitraum beansprucht, sind kurzfristige Zwischenschritte bis [Seite der Druckausg.: 8] hin zu im wahrsten Sinne des Wortes Notlösungen und Konzentrationen auf das Wesentliche erforderlich. Bonn sollte es, wurde gesagt, dabei unterlassen, den neuen Bundesländern Patentrezepte einfach überzustülpen. In der ehemaligen DDR muß nicht gleich die ganze Bandbreite an Diensten verfügbar sein. Bis auf weiteres kann man auf Btx, Mailbox, Europieper und Cityruf verzichten und sich auf den Ausbau von Bündelfunknetzen konzentrieren, war aus Kreisen der SPD zu hören. Dringlicher und billiger als beispielsweise flächendeckender Mobilfunk sind Zwischenlösungen, die Engpässe im herkömmlichen Telefonnetz mit Hilfe von Funkverbindungen und provisorischen Vermittlungseinrichtungen erweitern. Anders ist kurzfristig der dringendste Bedarf des wirtschaftlichen Mittelstandes nicht einmal in den Städten zu befriedigen von den Bedürfnissen der privaten Haushalte in den Ballungsgebieten, der potentiellen Nachfrage der kleinen und mittleren Wirtschaftseinheiten und erst recht der privaten Personen in ländlichen Räumen ganz zu schweigen. © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Oktober 2001 |