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TEILDOKUMENT:
[Seite der Druckausgabe: 41] 6. Zusammenfassung und Ausblick: Elbsanierung als Zukunftsvorsorge Obwohl noch immer nicht alle Einleitungen in die Oberflächengewässer erfaßt und längst noch nicht alle Gefährdungen des Grundwassers bekannt sind, schrecken die bisher vorhandenen Kenntnisse über den Zustand der Gewässer in den neuen Bundesländern auf. Im Vergleich zu dem übrigen Bundesgebiet ist das Wasserdargebot recht knapp, die Gewässergüte ist katastrophal. Um die Qualität des Wassers der Elbe und ihrer Zuflüsse sowie aller anderen Oberflächengewässer und des Grundwassers auf dem Gebiet der neuen Bundesländer möglichst rasch zu verbessern, sind umfangreiche Sanierungsmaßnahmen notwendig.
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Rahmen gehören verbindliche Anforderungen an die Einleiter von Abwasser, Regelungen zur Begrenzung des Schadstoffgehalts in den Einleitungen sowie eine funktions- und durchsetzungsfähige Verwaltung. Diese und weitere Maßnahmen zur Sanierung der Gewässer in den neuen Bundesländern belasten zwar Industrie, Haushalte, Landwirtschaft und die öffent- [Seite der Druckausgabe: 43] liche Hand mit hohen Kosten, doch die Belastungen des Trinkwassers, die biologische Verödung zahlloser Seen und Flüsse und nicht zuletzt die Bedrohung des Ökosystems Nordsee machen deutlich, daß ohne Umweltinvestitionen in der Gegenwart Industriestandorte keine Zukunft haben. Produktionsweisen, die die mittel- und langfristigen Folgen für die Umwelt nicht berücksichtigen, sind aussterbende Produktionsweisen. Es mag eine kurze Zeitlang gutgehen, auf Kosten der Umwelt zu wirtschaften, aber die sich dann zusammenballenden Belastungen und eine kritischer werdende Öffentlichkeit stellen hohe Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung dar. Heute zeigt sich, daß Altlasten aus der Vergangenheit zu einem Investitionshemmnis in der Gegenwart werden können. Doch nicht nur am Beispiel der neuen Bundesländer läßt sich lernen, daß Einsparungen beim Umweltschutz Kosten nur aufschieben, nicht aufheben. So werden zum Beispiel auch in Hamburg erst seit den sechziger Jahren leistungsfähige Abwassersysteme und Klärwerke gebaut und nach und nach die Anforderungen an die Einleiter von Abwasser verschärft. Auch dort mußte zuvor das Fischgewerbe völlig zum Erliegen kommen und die Elbe als Trinkwasserquelle ausscheiden, ehe man gegen die anhaltende Verschmutzung vorgegangen ist. Auf dem Gebiet der früheren DDR haben die politischen Machtverhältnisse und die Mangelwirtschaft des Plansystems den praktischen Umweltschutz noch länger blockiert. Die Unterdrückung der Meinungs- und Organisationsfreiheit, die Orientierung auf materielles Wachstum unter Vernachlässigung der ökologischen Folgen und die Verharmlosung des Umweltzustandes haben dort die Gewässer, allen voran die Elbe, ökologisch ruiniert. Hinzu kam, daß politische Spannungen zwischen den ehedem verfeindeten Blöcken jahrzehntelang eine wirksame zwischenstaatliche Zusammenarbeit zum Schutz der Elbe blockierten. Die anhaltende Elbverschmutzung war daher auch immer ein Symbol des Ost-West-Konfliktes, sei es, weil Grenzstreitigkeiten die Zusammenarbeit erschwerten, sei es, weil die Machtorgane des realen Sozialismus sich scheuten. Umweltdaten offen in die Verhandlungen einzubringen. Nach der nun erfolgten demokratischen Öffnung der ehedem staatssozialistischen Länder kommt es darauf an, in Europa gemeinsam an einer Umwelt zu arbeiten, die der wirtschaftlichen Nutzung ebenso dient wie ökologischen, ästhetischen und ethischen Ansprüchen. Weil diese Ansprüche sehr unterschiedlich sind, setzt die Zusammenarbeit gegenseitiges Bemühen um Verständigung voraus. Insofern könnten die Aufgaben, die sich der Bundesrepublik und der [Seite der Druckausgabe: 44] CSFR bei der Sanierung der Elbe in Zusammenarbeit mit der Europäischen Gemeinschaft stellen, als Beitrag für das Zusammenwachsen Europas angesehen und gelöst werden. Eine erfolgreiche Bewältigung dieser Aufgaben wurde nicht nur der Elbe nützen, sondern auch der Umwelt anderswo in Europa: Die Elbe mag der am stärksten belastete grenzüberschreitende Fluß Europas sein - sie ist aber längst nicht das einzige Gewässer, dessen Zustand international koordinierte Rettungsmaßnahmen notwendig macht © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Dezember 2000 |