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Westphalen, Gustav (1871 - 1932)

Geboren am 23. August 1871 in Hamburg, verheiratet. Erlernte nach der Volksschule den Beruf eines Tischlers. Mitglied im "Deutschen Tischler-Verband". Am 6. Juni 1893 auf der konstituierenden Versammlung des "Deutschen Holzarbeiter-Verbandes" in St. Pauli von den anwesenden freigewerkschaftlichen Pinsel- und Bürstenmachern, Drechslern, Stellmachern und Tischlern zum Bezirkskassierer des Distrikts gewählt. Wahl des Dreiundzwanzigjährigen zum Schriftführer der Zahlstelle Hamburg auf einer Mitgliederversammlung am 6. Februar 1894. Trat in der Hamburger proletarischen Öffentlichkeit als energischer Verfechter einer verbesserten Arbeiterschutzgesetzgebung hervor. Fungierte als Schriftführer bis zum 4. September 1894. Am gleichen Tag Wiederwahl des angesehenen Holzarbeiterfunktionärs als Kassierer in den Vorstand der Hamburger Zahlstelle. Am 13. Januar 1897 konstituierte sich im Hamburger Ballhaus der freigewerkschaftliche "Verband der Eisenbahner Deutschlands", als dessen unangefochtener Sprecher der 1. Vorsitzende Heinrich Bürger wirkte. Nach anfänglichen, organisatorischen Erfolgen der Eisenbahnergewerkschaft gingen die Eisenbahnverwaltungen mit massiven Repressionen gegen Mitglieder und Sympathisanten vor. Die Behörden drängten den Verband quasi in die Halblegalität. Als Funktionäre konnten künftig nur noch "Berufsfremde" fungieren.

Am 16. August 1898 zum Bevollmächtigten der Ortsgruppe Hamburg I des "Verbandes der Eisenbahner Deutschlands" ernannt, behielt im Holzarbeiterverband jedoch verschiedene, gewerkschaftliche Funktionen. Seit [1899] Delegierter im Hamburger Gewerkschaftskartell. Bekämpfte scharf den Austritt der Hamburger Metallarbeiter aus dem gemeinsamen "Gewerkschaftsparlament" der Hansestadt. [1904] zum stellvertretenden Distriktführer im Distrikt 5 der Hamburger Wahlkreisorganisation der SPD gewählt. Delegierter auf der 3. Konferenz (4. bis 5. März 1900 in Berlin), 4. Konferenz (15. bis 16. September 1901 in Dresden) und der 5. Konferenz (15. bis 17. Mai 1904) des "Verbandes der Eisenbahner Deutschlands", der mit knapp 1.000 Mitgliedern faktisch als "Geheimorganisation" fungierte. Auf dem 6. Verbandstag vom 10. bis 12. Juni 1906 Mitglied der Mandatsprüfungskommission. Zum 1. Oktober 1906 legte Hermann Jochade sein Mandat als Vorsitzender der Eisenbahnergewerkschaft nieder, um künftig als besoldeter Sekretär der "Internationalen Transportarbeiter Föderation" zu wirken. An seine Stelle als Vorsitzender trat Gustav Westphalen. Der Holzarbeiter bemühte sich redlich aus seiner relativ sicheren beruflichen Position heraus, auf ausgedehnten Agitationsreisen den Mitgliederbestand zu erhöhen, ohne daß er nennenswerte Erfolge erzielen konnte. Teilnehmer auf der Generalversammlung des "Verbandes der Eisenbahner Deutschlands" vom 17. bis 18. Mai 1908 im Gewerkschaftshaus zu Berlin, der die schwer um ihre Existenz ringende kleine Gewerkschaft unter das sichere Dach des "Deutschen Transportarbeiter-Verbandes" bringen sollte.

Westphalen lehnte den Vorschlag auf sofortigen Anschluß an die große Bruderorganisation ab und plädierte stattdessen für ein gleichberechtigtes Zusammengehen der kartellierten Verbände der freigewerkschaftlichen Hafen-, Transport- und Eisenbahnarbeiter sowie der Seeleute. Unterlag mit seiner Position mit 11 zu 13 Delegiertenstimmen. Auf der gemeinsamen Konferenz der Vertreter des "Verbandes der Eisenbahner Deutschlands" und der Vertreter des "Deutschen Transportarbeiter-Verbandes" am 12. Juli 1908 spielte Westphalen keine dominierende Rolle mehr. Bis zur Bekanntgabe des Anschlusses (Januar 1909) versah er noch formal das Amt des Vorsitzenden. Während des Jahres 1909 half er bei der Integration der Hamburger Eisenbahner in den "Deutschen Transportarbeiter-Verband". Westphalen hatte sich 1904 im Hamburger Stadtteil Barmbeck als Tischler selbständig gemacht und blieb der Sozialdemokratie eng verbunden. Arbeitete ab 1913 als Tischlermeister am Billhornerdeich. Zeitweise betrieb er mit seinem Sohn ein gemeinsames Geschäft. Gustav Westphalen starb am 4. Juli 1932 in Hamburg.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998

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