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TEILDOKUMENT:
Oesterle, Karl (1894 - 1965) Geboren am 13. September 1894 in Groß-Umstadt (Hessen), verheiratet, Dissident. Besuchte von 1900 bis 1908 die Volksschule in Groß-Umstadt und absolvierte von 1909 bis 1912 eine Gärtnerlehre in seiner Heimatgemeinde. Kurz vor Kriegsbeginn siedelte der junge Gärtner nach Ahrensburg ins Hamburger Umland über, das tausenden von Gärtnern Arbeit bot. 1915 zum Kriegsdienst eingezogen, machte den Krieg bis zum Ende mit und wurde erst 1919 entlassen. Rückkehr nach Ahrensburg. Fand am 20. Februar 1919 Anstellung beim städtischen Gartenamt in Hamburg und nahm mit seiner Familie im Mai 1919 in der Hansestadt eine Wohnung. 1919 zunächst Mitglied im "Verband der Gärtner und Gärtnereiarbeiter", ein Jahr später Übertritt in den "Verband der Gemeinde- und Staatsarbeiter"; im gleichen Jahr Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Am 26. Januar 1925 in den Hamburgischen Staatsverband aufgenommen. Von 1923 bis 1926 in den Betriebsrat des Gartenamts der Stadt Hamburg gewählt; fungierte seit 1924 als dessen Vorsitzender. Am 1. Dezember 1926 von der Hamburger Lokalorganisation des "Verbandes der Gemeinde- und Staatsarbeiter" hauptamtlich angestellt; der Hesse betreute die Betriebsräteabteilung und den im September 1926 aus der Taufe gehobenen "Reichsbund der Beamten und Angestellten in den öffentlichen Betrieben und Verwaltungen", der als Unterorganisation des Gemeindearbeiterverbandes firmierte. 1929 in die Bezirksverwaltung des "Verbandes der Gemeinde- und Staatsarbeiter" gewählt. Zur eigenen Weiterbildung absolvierte der junge Funktionär einige Semester an der Hamburger Volkshochschule und besuchte die Verbandsschule in Buckow; den Schwerpunkt seiner Weiterbildung legte er auf die Fächer Arbeits- und Tarifrecht, Volks- und Betriebswirtschaftslehre, Sozialrecht und Prozeßrecht. Als Delegierter auf der Gründungstagung des "Gesamtverbandes der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs" vom 7. bis 10. Oktober 1929 stimmte er für den Zusammenschluß der bislang getrennt operierenden Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes, der Gärtner und des Transport- und Verkehrsgewerbes. Bestätigung als Mitglied der neu konstituierten Bezirksverwaltung Groß-Hamburg, die am 24. April 1930 in der Stärke von 57 Mitgliedern ihre Arbeit aufnahm. Bei den Neuwahlen der Beisitzer zu den Landesarbeitsgerichten in Hamburg schlug der Gesamtverband u.a. Karl Oesterle, das spätere Gesamtverbandsvorstandsmitglied Franz Glöckl und den späteren ÖTV-Vorsitzenden Adolph Kummernuss vor, die alle gewählt und bestätigt wurden. 1933 durch die Nationalsozialisten entlassen. Siedelte im Dezember 1933 nach Oststeinbeck (außerhalb der östlichen Stadtgrenze Hamburgs) über, um Verfolgungen zu entgehen. Bis 1935 blieb Oesterle arbeitslos. Fand von April 1935 bis August 1939 Arbeit in der Dachpappenfabrik "Ruberoidwerke". Von August 1939 bis März 1940 zum Militär eingezogen. Von April 1940 bis Juni 1945 wieder in seiner alten Dachpappenfabrik tätig. Mehrfach von der Gestapo verhaftet. Nach Kriegsende stellte sich der ehemalige Gärtner sofort dem in Aufbau befindlichen "Gesamtverband der Verkehrs- und Gemeindearbeiter" zur Verfügung. Er gehörte dem engeren Kreis Weimarer Funktionäre an, die am 21. Juni 1945 zusammentrafen und den Antrag auf Zulassung des Gesamtverbandes in Hamburg bei der Militärbehörde vorbereiteten. Auf der zweiten Sitzung am 19. Juli 1945 im Hochbahnhaus in den vorläufigen Vorstand gewählt. Ab Juli 1945 von der Gewerkschaft hauptamtlich angestellt. Zunächst brachte er seine gewerkschaftlichen Organisationserfahrungen als Geschäftsführer des Gesamtverbandes ein. Am 24. September 1945 faßte der erweiterte Vorstand den Beschluß, Karl Oesterle zum 2. Bezirksvorsitzenden zu ernennen. Anfang Mai 1946 bestätigten 350 Delegierte, die 32.000 Mitglieder repräsentierten, Karl Oesterle als 2. Bezirksvorsitzenden. Gleichzeitig stellten die Delegierten der ersten Generalversammlung den Antrag auf Aufnahme in die "Internationale Transportarbeiter-Föderation". Am 15. Dezember 1945 von der britischen Besatzungsmacht zum Bürgermeister in seiner schleswig-holsteinischen Wohngemeinde Oststeinbeck ernannt, trat am 23. Dezember 1946 wegen Arbeitsüberlastung vom Amt des Bürgermeisters zurück. Blieb bis zu seiner Übersiedlung nach Stuttgart Mitglied des Gemeinderates. Am 2. Dezember 1946 in den Beamtenausschuß (Behördenvertreter) von Gewerkschaftsseite delegiert. Fungierte von 1946 bis 1948 als Kreistagsmitglied des Kreises Stormarn. Vom 2. Dezember 1946 bis zum 19. April 1947 gehörte Oesterle dem 2. ernannten Landtag Schleswig-Holsteins als SPD-Abgeordneter an. Vom 20. Dezember 1946 an bis zu seinem Ausscheiden Mitglied des Ausschusses für Entnazifizierung, die er als Verfolgter und Gewerkschafter energisch betrieb. Nach dem Zusammenbruch als erstes Mitglied des Aufsichtsrates der Hamburger Gaswerke und des Verwaltungsrats beim Landesarbeitsamt Hamburg berufen. Hatte beide Ämter bis zu seinem Wegzug nach Stuttgart inne. Einstimmige Wiederwahl Oesterles als 2. Bezirksleiter auf der Bezirkstagung am 21. Juni 1947. Im Hamburger Gesamtverband war er für die Tarifarbeit in der Hansestadt zuständig. Ging es ihm 1946 noch darum, die politisch motivierte entschädigungslose Entlassung von Beamten, Arbeitern und Angestellten aus dem öffentlichen Dienst "wiedergutzumachen", standen spätestens im Frühjahr 1947 mühselige Versuche im Vordergrund, in Verhandlungen mit dem Hamburger Senat Verbesserungen der "Allgemeinen Tarifordnung für Arbeiter und Angestellte im öffentlichen Dienst" und Verbesserungen der "Tarifordnung B für Arbeiter im öffentlichen Dienst" zu erlangen, wobei alliiertes Recht die größten Hindernisse bildeten. Mit 10 Betriebsvereinbarungen konnte Oesterle bis Mai 1948 die starre Tarifordnung unterlaufen, wobei es 1947 zum ersten Hamburger Streik zur Durchsetzung einer Betriebsvereinbarung kam. Seit Herbst 1948 standen tarifliche Anpassungen an die Währungsreform im Mittelpunkt seiner Arbeit. Trotz - oder gerade wegen - der Geldreform redete Oesterle ordungspolitisch einer "Kontrolle der laufenden Produktion und Verteilung sowie der Bildung paritätischer Wirtschaftskammern das Wort. Eng blieb der ehemalige Hamburger Staatsarbeiter den Kollegen aus den Gemeindebetrieben und Verwaltungen verbunden. 1947 und 1948 jeweils einstimmig zum Bezirksfachabteilungsleiter der Fachabteilung IV (Gemeindebetriebe und Verwaltungen) gewählt. Sein besonderes Augenmerk galt dem Aufbau der Fachgruppe Gesundheitswesen in Hamburg. ("Ziel unserer Arbeit soll heute wie ehedem sein: den Kranken und Hilfsbedürftigen ein Helfer zu werden.") 1946 schufen politisch verfolgte Schwestern unter der Obhut Oesterles einen "Bund der freien Schwestern" im Gesamtverband; eine in Deutschland einzigartige Organisation, die 1947 bereits 1.700 Mitglieder zählte. Gesundheitspolitische Interessen vertrat er später auf internationalem gewerkschaftlichen Parkett und als Mitglied einer speziellen Tarifkommission. Oesterle spielte im Konzentrationsprozeß der Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes, des Transport- und Verkehrswesens eine zentrale Rolle. Am Rande der 1. Gewerkschaftskonferenz der britischen Zone vom 12. bis 14. März 1946 im Katholischen Vereinshaus in Hannover-Linden verständigten sich die Vertreter des öffentlichen Dienstes, der Eisenbahner, des Transport- und Verkehrsgewerbes, eine "Arbeitsgemeinschaft Verkehr und Öffentliche Dienste" ins Leben zu rufen. Delegierter auf der 2. Gewerkschaftskonferenz der britischen Zone vom 21. bis 23. August 1946 in Bielefeld und dem Bundeskongreß des Deutschen Gewerkschaftsbundes (Britische Zone) vom 22. bis 25. April 1947 in Bielefeld. Im Anschluß an den Bundeskongreß fand auf Einladung des "Verbandes Öffentlicher Betriebe und Verwaltungen" Hessens vom 26. bis 27. April 1947 eine erste Interzonenkonferenz in Oberursel statt, auf der Oesterle die Interessen der Beschäftigten in der Britischen Zone vertrat. Die Konferenz beschäftigte sich mit einem einheitlichen Organisationsaufbau und der einzuschlagenden Lohn- und Tarifpolitik. Nachträgliche Delegation Oesterles in den Vorstand der trizonalen Arbeitsgemeinschaft (mit Sitz in Stuttgart), der die Gewerkschaftspolitik künftig von einer Stelle aus leiten sollte (Leitung: Georg Huber). Auf einer Tagung am 11. Juli 1947 in Stuttgart konnte Oesterle mit seinem Antrag durchkommen, daß die Form der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr für die britische Besatzungszone das erstrebenswerte Ziel einer zukünftigen deutschen Verbandsbildung sei. Auf dem "Vereinigungsparteitag der Gewerkschaften Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr der britischen Zone" vom 9. bis 12. September 1947 in Krefeld als Sekretär in den Hauptvorstand gewählt. Innerhalb des Vorstandes zählte Oesterle zu den scharfen innerverbandlichen Kritikern des amtierenden Vorsitzenden Malina und sprach ihm wegen dessen intransigenten Führungsstils seit April 1948 offen das Mißtrauen aus. Hamburger Delegierter auf der Tagung der Arbeitsgemeinschaft der Gewerkschaften für den öffentlichen Dienst in der amerikanischen, britischen und französischen Zone vom 25. bis 26. November 1947 in Stuttgart, die grünes Licht für einen überregionalen Zusammenschluß gab. Mit viel Geschick warb er auf dem außerordentlichen Bundeskongreß des DGB der britischen Zone vom 16. bis 18. Juni 1948 in Recklinghausen für die Interessen der Industriegewerkschaften und gegen eine organisatorische Sonderbehandlung der Deutschen Angestelltengewerkschaft (DAG). Das Exekutivkomitee und der Generalrat der "Internationalen Föderation der Gewerkschaften des Personals öffentliche Dienste" beschlossen Ende Januar 1948 in Brüssel einstimmig, die "Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr" (Sitz Bielefeld) in die Sektion der öffentlichen Bediensteten der Internationale als vollberechtigtes Mitglied aufzunehmen. Als einen von drei Vertretern entsandte der Hauptvorstand Karl Oesterle in den Generalrat des Berufssekretariats. Damit war auch international dokumentiert, daß der Hamburger zu einem der führenden Repräsentanten des demokratischen Neubeginns der deutschen Gewerkschaftsbewegung aufgestiegen war. Oesterle gehörte dem siebenköpfigen "Organisationsausschuß der Gewerkschaften für den öffentlichen Dienst für die britische, amerikanische und französische Zone", die der Arbeitsgemeinschaft zwar nur Empfehlungen unterbreiten sollte, aber im kommenden Einigungsprozeß eine beträchtliche Sonderrolle spielte und entscheidende personalpolitische Weichen stellte. Mit seiner Stimme beschlossen die Vorstände der Gewerkschaften öffentliche Dienste, Transport und Verkehr der britischen, amerikanischen und französischen Zone auf einer Konferenz am 22. Oktober 1948 in Bad Salzuflen die Vereinigung zu einer einheitlichen trizonalen Gewerkschaft. Als Hauptvorstandsmitglied Teilnehmer auf dem Außerordentlichen Verbandstag der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (der britischen Zone) vom 25. bis 26. Januar 1949, der die Ausgliederung des Eisenbahnpersonals sanktionierte; eine Entscheidung, gegen die Oesterle zusammen mit den Hamburger Kollegen lange angekämpft hatte. Die Delegierten des "Vereinigungsverbandstages der Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes, Transport und Verkehr" wählten auf ihrer Tagung vom 28. bis 30. Januar 1949 in Stuttgart Karl Oesterle zu einem der Beisitzer ins Kongreßpräsidium; eine Wahl, die mehr als nur eine Geste war. Gegen eine Stimme als Verbandssekretär in den geschäftsführenden Hauptvorstand gewählt. Umzug nach Stuttgart. Als Vorstandsmitglied war er für die "Koordinierung der Hauptfachabteilungen unter sich und gegenüber dem geschäftsführenden Vorstand", dem Arbeitersekretariat und für die Tarifvertrags- und Lohnpolitik verantwortlich. Für gut acht Jahre bestimmte er maßgeblich die Tarifpolitik, die "Königsaufgabe", seiner Gewerkschaft. In zahllosen regionalen und nationalen Konferenzen half Oesterle mit, die sieben Hauptfachabteilungen mit ihren einzelnen Fachgruppen ins Leben zu rufen und lebensfähig zu erhalten. Im Februar 1950 in den Verwaltungsrat der Unterstützungsvereinigung des DGB delegiert. Als zuständigem Tarifsekretär ging es Oesterle zunächst darum, die faschistischen Tarifordnungen der Jahre 1933 bis 1945 außer Kraft zu setzen, die sogenannten Lohnstoppverordnungen der Besatzungsmächte auszuhebeln und Reste der Brüningschen Notverordnung aus der Welt zu schaffen. 1949 schlossen sich auch öffentliche und private Arbeitgeber zu tariffähigen Gemeinschaften zusammen. Im Mai 1949 konnte mit der Tarifgemeinschaft der Länder der erste richtungsweisende Lohntarif ("Königsteiner Abkommen") abgeschlossen werden. Im Oktober 1950 leitete die Gewerkschaft ÖTV den ersten großen Nachkriegsstreik im Wasserbau ein, um ihren Lohnforderungen entsprechenden Nachdruck zu verleihen. Die unterschiedliche tarifliche Entwicklung im öffentlichen Dienst, die ungleichen Ausgangsvoraussetzungen und Rechtsverhältnisse brachten Oesterle und seine Tarifexperten in die Schwierigkeit, zentrale Abschlüsse von Manteltarifverträgen, in der durch klar formulierte Rechtsansprüche Arbeitsbedingungen festgelegt werden sollten, erst sehr spät abschließen zu können. So konnte der erste Manteltarifvertrag für Arbeiter im öffentlichen Dienst mit den kommunalen Arbeitgebern erst am 22. Mai 1953 in Stuttgart nach vielen Kommissions- und Plenarverhandlungen unterzeichnet werden. Tarifpolitik war für Oesterle "ein besonderer Zweig der Preispolitik". Sie sei "das ausschlaggebende gewerkschaftliche Instrument zur Sicherung der lohnpolitisch schwächeren Arbeitnehmergruppen". Diese Tarifpolitik, die sich deutlich an den unteren Lohn- und Gehaltsgruppen orientierte, war nicht unumstritten. Vor allem aus Nordrhein-Westfalen kamen Stimmen, zentrale Lohntarifverträge durch bezirkliche Lohntarife abzulösen, um mehr "herauszuholen". Das Instrument dezentraler Lohnverhandlungen wurde von Oesterle abgelehnt. Seit Februar 1953 Mitglied des Lohnpolitischen Ausschusses des DGB. Auf dem 2. ordentlichen Gewerkschaftstag der ÖTV vom 3. bis 7. Mai 1955 in Frankfurt am Main setzte Oesterle tarifpolitisch die Reduzierung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich und die Einführung der 40-Stunden-Woche auf die Tagesordnung. Wiederwahl in den Vorstand auf dem 1. Gewerkschaftstag vom 18. bis 22. Februar 1952 in Hamburg und dem 2. Gewerkschaftstag im Mai 1955 in Frankfurt am Main. Nach dem Hamburger Gewerkschaftstag wurde die Betriebsräteabteilung - gemäß einem Beschluß des geschäftsführenden Hauptvorstands - dem Aufgabenbereich Oesterle zugeschlagen. Mit den errungenen Mitbestimmungsrechten verband Oesterle die Hoffnung auf weitgehende wirtschaftliche und gesellschaftliche Reformen, und die Vorstellung, die "Unternehmer-Wirtschaft" politisch zu kontrollieren. In seinen Aussagen zu kommenden Mitbestimmungsrechten mischten sich seine Lebenserfahrungen als Arbeiter und Gewerkschafter. ("Jahrzehntelange Erfahrungen haben uns aber auch gelehrt, daß die formale, politische Demokratie nicht ausreichend ist, um die Lebensbedingungen der breiten Schichten der Völker erträglich zu gestalten.") Seine zentrale Forderung war der Ruf nach Ausdehnung der Mitbestimmungsrechte auf alle Verwaltungen, Körperschaften und Kammern. Der 2. ordentliche Gewerkschaftstag vom 3. bis 7. Mai 1955 in Frankfurt am Main wählte Oesterle bei 3 Gegenstimmen und 13 Enthaltungen zum 2. Vorsitzenden der Gewerkschaft ÖTV. Am 6. Mai 1957 gab er als 2. Vorsitzender das Tarifsekretariat an Alexander Langhans ab; behielt jedoch die klassischen Verantwortungsbereiche des Stellvertreters: die Personalabteilung und die innere Verwaltung. Ferner vertrat er die Belange der Hauptfachabteilung VII (privater Güterverkehr) im Vorstand. Als einer der beiden Geschäftsführer der Vermögensverwaltung verwaltete er mit 12 anderen Gewerkschaftern treuhänderisch das Vermögen der Gewerkschaft ÖTV sowie die Betriebe sämtlicher den Zwecken der Gewerkschaft dienenden Geschäfte. Als 2. Vorsitzender wickelte er die komplizierten Entschädigungsvorgänge nach dem Bundesrückerstattungsgesetz ab. Seit dem 13. Dezember 1955 einer von 10 Gesellschaftern der wiedererstandenen "Verlagsanstalt Courier GmbH". Nach der Verkündung des Betriebsverfassungsgesetzes am 30. Januar 1953 als erster Arbeitnehmervertreter in den Aufsichtsrat der Berliner Kraft- und Licht (Bewag)- Aktiengesellschaft gewählt. Gleichzeitig Mitglied im Präsidium als einer der stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden. Setzte sich im Berliner Unternehmen für eine Neuordnung der öffentlichen Wirtschaft ein. Am 27. Januar 1965 nach Erreichung der Altersgrenze aus der Bewag ausgeschieden. Seit September 1955 Geschäftsführer der "Erholungsheim GmbH" der Gewerkschaft ÖTV. Tarifpolitischen Einfluß behielt der Hamburger als Vorsitzender der Großen Tarifkommission. 1955 in den Bundesausschuß des DGB gewählt. Auf internationaler Bühne spielte Oesterle als Repräsentant der ÖTV in der "Internationalen Föderation der Gewerkschaften des Personals öffentlicher Dienste" (IÖD) weiterhin eine wichtige Rolle. Seit 1948 Wiederwahl auf allen Konferenzen in den Generalrat des internationalen Berufssekretariats. Im Oktober 1950 vom Generalrat einstimmig als stellvertretendes Mitglied in das Exekutiv-Komitee der IÖD gewählt. Auf der Sitzung des Generalrates der IÖD im November 1956 in Berlin als Nachfolger Adolph Kummernuss' in das Exekutiv-Komitee der IÖD gewählt. Wiederwahl als 2. Vorsitzender der Gewerkschaft ÖTV auf dem 3. Gewerkschaftstag vom 1. bis 6. Juni 1958 in München gegen 5 Delegiertenstimmen. Auf dem 4. Gewerkschaftstag vom 25. Juni bis 1. Juli 1961 in Berlin gab Oesterle Rechenschaft über die Wiedergutmachung geraubten Gewerkschaftsvermögens, gleichzeitig verabschiedete die ÖTV angemessen ihren "2. Mann". Mit Karl Oesterle schied ein "Allround-Mann" des öffentlichen Dienstes aus, der maßgeblichen Anteil am langwierigen und schwierigen Selbstfindungsprozeß seiner Einheitsgewerkschaft hatte. Der gelernte Gärtner stand nie im großen Rampenlicht, die Massenmedien nahmen von ihm - zu Unrecht - nur wenig Notiz. Karl Oesterle starb am 11. Dezember 1969 in Stuttgart. © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998 |