FES HOME MAIL SEARCH HELP NEW
[DIGITALE BIBLIOTHEK DER FES]
TITELINFO / UEBERSICHT



TEILDOKUMENT:




Neumann, Max (1876 - ) Fn.1

Geboren am 23. Mai 1876, verheiratet. Trat nach einem erlernten Metallberuf am 19. Juni 1901 in den Dienst der Berliner Berufsfeuerwehr ein. Im Juni 1909 Mitbegründer des "Vereins Berliner Feuerwehrmänner"auf dem 1. Verbandstag in Charlottenburg. Wahl zum Vorsitzenden der Berliner Berufsorganisation (1910: 1.200 Mitglieder). Einem Anschluß an den 1909 gegründeten nationalen "Verband Deutscher Berufsfeuerwehrmänner" (VDB) standen zunächst ungeklärte Fragen der Integration der Berliner Unterstützungskasse im Wege. Gastdelegierter auf der 2. Delegiertenversammlung des "Verbandes Deutscher Berufsfeuerwehrmänner" vom 11. bis 13. Juli 1910 in Bremen. [1910] Beförderung zum Oberfeuerwehrmann. Die Anschlußbemühungen Neumanns durchkreuzte letztlich die Berliner Branddirektion, die ihren Beamten die nationale Verbindung untersagte. Versuche der Direktion, mit Befehlsgewalt eine Unterschriftenaktion gegen den gewählten Verbandsvorsitzenden durchzusetzen, scheiterten im August 1912 am Widerstand der Mitglieder. Die Aktionen gegen Paul Neumann und die Verweigerung des Koalitionsrechts der Berliner Berufsfeuerwehrmänner beschäftigte im Dezember 1912 mehrfach den Preußischen Landtag. Gleichwohl mußten Ende 1912 die aktiven Feuerwehrmänner Berlins den Verein verlassen, der nur noch als Pensionärsorganisation überleben konnte. 7. Januar 1914 Ersatzgründung: "Vereinigung der Berliner Feuerwehrbeamten". Erst im April 1918 konnte Neumann seine Organisation an den VDB anschließen.

Die Radikalisierung der Berliner Berufsfeuerwehrmänner, ihre Polarisierung in diverse politische Lager, verhinderten Neumanns Wiederwahl zum Berliner Vorsitzenden Anfang 1919. Der Sozialdemokrat Neumann sah sich einem Bündnis von Deutschnationalen und USPD/KPD-Anhängern gegenüber, das künftig bestimmend für die "Berliner Verhältnisse" sein sollte. Als Nachfolger Max Laasers auf dem 6. Verbandstag im August 1919 in Hannover zum ehrenamtlichen Vorsitzenden des "Verbandes Deutscher Berufsfeuerwehrmänner" gewählt. Verlegung des Verbandssitzes nach Berlin. Mit dem neugewählten hauptamtlichen Sekretär Max Laaser suchte Neumann, die Hannoveraner Beschlüsse (Orientierung auf eine freigewerkschaftliche Organisation) zu realisieren. Die komplizierte Struktur des gewerkschaftlichen Berufsverbandes - Arbeiter, Angestellte und Beamte in einer Organisation - und die ungeklärten Organisationsverhältnisse der Beamten im nachrevolutionären Deutschland, nötigten den Vorsitzenden zu schwierigen Entscheidungen. Die Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands war durch den Zustrom von Mitgliedermassen nach der Revolution nicht in der Lage, einen Schwerpunkt in der Beamtenagitation zu setzen. Mehrere Beamtenverbände suchten - wie die Feuerwehrleute auch - den Anschluß an die freie Gewerkschaftsbewegung, dies wurde von den zuständigen Gremien aber abgelehnt. Teilnehmer einer Beamtenkonferenz des "Reichsverbandes der Polizeibeamten", des "Deutschen Werkmeisterverbandes" und des "Verbandes Deutscher Berufsfeuerwehrmänner", die am 22. Februar 1920 im Krieger-Vereinshaus zu Berlin das "Deutsche Kommunalbeamtenkartell" ins Leben rief. (Ziel: Gründung eines Gewerkschaftsbundes der Gemeindebeamten.) Verhandlungsteilnehmer einer Nachfolgekonferenz vom 24. bis 26. Februar 1920 in der Hauptstadt.

Stimmte der Erweiterung des Kartells um den "Verband der Kommunalbeamten und -angestellten Preußens" (Komba) auf Landesebene zum "Gewerkschaftsbund der Kommunalbeamten und -angestellten Preußens" zu. Neumann unterschrieb gleichzeitig am 13. Juli 1920 einen Kartellvertrag mit dem "Verband der Gemeinde- und Staatsarbeiter", der die lohnabhängigen Feuerwehrmänner der Gemeindearbeitergewerkschaft zuwies. Im April 1920 übernahm Neumann die Schriftleitung der "Berufsfeuerwehr" von Max Laaser, der der freigewerkschaftlichen Ausrichtung seines Gründungsverbandes zunehmend mißtraute. Wiederwahl zum Vorsitzenden auf dem 7. Verbandstag vom 15. bis 17. August 1920 in Kassel (9.740 Mitglieder, d. h. Organisationsdichte über 90%). Mit dem Kasseler Vertrauensvotum steuerte Neumann seine Gewerkschaft näher an die freie Gewerkschaftsbewegung heran. Im September 1920 zerbrach der "Gewerkschaftsbund der Kommunalbeamten und -angestellten Preußens". Der Deutsche Beamtenbund zog sich faktisch mit der Komba aus der Organisation zurück. Im Dezember 1920 stifteten ADGB und AfA die "Freigewerkschaftliche Arbeitsgemeinschaft kommunaler Arbeitnehmer" (Faka). Mit den Stimmen Neumanns vollzog der Vorstand am 12. und 13. Dezember 1920 den Anschluß an die Neugründung. Der Verbandssekretär Laaser konnte die Entscheidung nicht mittragen und wechselte zum Deutschen Beamtenbund über. Neumann initiierte im Februar 1921 eine Urabstimmung über den Anschluß an den Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund und die Zustimmung zur Mitarbeit in der umstrittenen "Freigewerkschaftlichen Arbeitsgemeinschaft kommunaler Arbeitnehmer" (5.353 Ja-Stimmen, 1.865 Nein-Stimmen). Wiederwahl auf dem 8. außerordentlichen Verbandstag am 3. und 4. April 1921 in Magdeburg. Nahm das Amt wegen zu geringer Aufwandsentschädigung nicht an. Konnte nur mühsam zum "Weitermachen" überredet werden. Bestätigung Neumanns und seines freigewerkschaftlichen Kurses auf dem 1. Reichsbezirksvertretertag am 15. und 16. November 1921 in Frankfurt am Main. Delegierter auf der Gründungsversammlung des freigewerkschaftlichen "Allgemeinen deutschen Beamtenbundes" (ADB) am 18. Juni 1922 in Leipzig und dem darauffolgenden 11. Kongreß der Gewerkschaften Deutschlands (1. Bundestag des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes) vom 19. bis 24. Juni 1922. Teilnehmer an der 1. Bundesausschußtagung des ADB am 9. Februar 1923 in Berlin, Wahl Neumanns zum stellvertretenden ehrenamtlichen Vorstandsmitglied. Der 9. Verbandstag vom 1. bis 3. August 1922 in Breslau billigte die Mitgliedschaft im ADB (gleichzeitig Doppelmitgliedschaft im ADGB).

In Breslau Rücktritt vom Amt des 1. Vorsitzenden. Neumann lehnte eine Festanstellung im Verband ab und übernahm stattdessen die Funktion des 2. Vorsitzenden. Der Berliner gehörte zu den Kräften, die seit den frühen zwanziger Jahren auf eine Vereinigung mit dem "Verband der Gemeinde- und Staatsarbeiter" hinarbeiteten, konnte allerdings in der stark berufsständisch ausgerichteten Organisation noch keine Mehrheit gewinnen. Seine sozialdemokratische Orientierung war Anlaß eines Mißtrauensantrags der deutschnationalen und kommunistischen Berliner Opposition auf dem 11. Verbandstag vom 8. bis 11. Juni 1924 in Leipzig, das vom höchsten Entscheidungsgremium mit 26 : 17 Delegiertenstimmen verworfen wurde. Seit 1924 Vertreter im "Preußischen Feuerwehrbeirat". Unerträgliche Polemiken, gepaart mit Verbalinjurien über politische Ausrichtung, berufliche und menschliche Qualifikationen zwischen dem 2. Vorsitzenden und Berliner Funktionären beschäftigte 1924 und 1925 mehrfach den Verbandsausschuß. Rücktritt Neumanns am 30. Juni 1925 aus dem Vorstand. Am 7. April 1927 auf dem Bezirksbeamtentag der SPD Groß-Berlins in den Reichsbeamtenbeirat der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands gewählt. Nach vollzogenem Beitritt des "Verbandes Deutscher Berufsfeuerwehrmänner" zum "Gesamtverband der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs" (ab 1. Januar 1930) näherte sich Neumann wieder seiner alten Organisation. Ständiger Mitarbeiter der "Beamtengewerkschaft". Lebte 1943 als "Brandmeister i. R." in Berlin.



Fußnote/Hinweise:

Fn.1 Nach Hinweis einer Internetnutzern handelt es sich hier wohl um Paul Neumann, 23.5.1874 - 27.12.1934. Danach wären die Angaben zum Vornamen, zum Geburtsjahr sowie der letzte Satz des Artikels zu korrigieren.
Eine abschließende Überprüfung der biographischen Sachlage war 15 Jahre nach Freischaltung des Textes leider nicht mehr möglich. Wir haben uns daher dazu entschlossen, den Text im Zustand der Erstveröffentlichung zu belassen und die Hinweise der Internetnutzerin (Enkeltochter von P. N.) beim Text als Fußnote zu hinterlegen.

Internetredaktion der Bibliothek, Juni 2013


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998 ; Ergänzender Hinweis: Juni 2013

Previous Page TOC Next Page