FES HOME MAIL SEARCH HELP NEW
[DIGITALE BIBLIOTHEK DER FES]
TITELINFO / UEBERSICHT



TEILDOKUMENT:




Lorenz, Peter (genannt Karl) (1883 - 1940)

Geboren am 20. Dezember 1883 in Diez an der Lahn als Sohn eines Buchdruckers. Erlernte nach der Volksschule den Beruf eines Friseurs und Barbiers. Lorenz, der in einer gewerkschaftlich-sozialdemokratischen Familie aufwuchs, trat am 6. September 1900 in Hagen als Einzelmitglied dem "Verband deutscher Barbiere, Friseure und Perückenmacher" bei, der 1889 als "Verband der Barbier-, Friseure und Perückenmacher" gegründet wurde. Nach schweren organisatorischen Zerrüttungen (1900 nur noch ca. 300 Mitglieder) erholte sich die Friseurgehilfenorganisation nach der Jahrhundertwende, wobei die ersten großen Streiks im Gewerbe die Organisation stärkte. 1901 Übersiedlung nach Solingen, Vorsitzender des dortigen Zweigvereins. Engagierter Kampf für frühere Arbeitszeiten und die Sonn- und Feiertagsruhe. 1902 Anstellung in Hannover. Leiter eines Friseurstreiks zu Pfingsten 1902, anschließend Entlassung. Lorenz fand im Juni 1902 neue Anstellung in einem vom Offenbacher Gewerkschaftskartell eingerichteten Friseurgeschäft, das auf genossenschaftlicher Grundlage betrieben wurde. [1903] Absolvierung des Militärdienstes. [1904] Übersiedlung nach Hamburg, dem Verbandssitz seiner Gewerkschaft (seit 1903 neuer Verbandsname: "Verband der Friseurgehilfen Deutschlands").

In Hamburg arbeitete Lorenz als Altgeselle, Vorstandsmitglied der Innungs-Gehilfenkasse. Im Frühjahr 1909 probeweise Anstellung als zweiter besoldeter Angestellter des Zweigvereins Berlin, zuständig für die Beitragskassierung. Nach Ablauf der Probezeit Rückkehr nach Hamburg wegen Uneinigkeiten über die Modalitäten seiner Festanstellung in Berlin. Arbeitete als Friseur in der Hansestadt. Am 19. Januar 1911 Wahl zum Schriftführer des Hamburger Zweigvereins. Nach dem 10. Verbandstag in Nürnberg wurde Karl Lorenz am 2. Juni 1910 von den Mitgliedern des Hamburger Zweigvereins in den Verbandsausschuß delegiert. Erstmals Delegierter auf dem 11. Verbandstag vom 29. bis 31. Mai 1912 in Berlin, der Lorenz zum neuen Obmann des Ausschusses bestimmte. Bestätigung im höchsten Kontrollamt durch den 12. Verbandstag vom 27. bis 30. Juli 1914 in Hannover. Sofortige Rekrutierung als Soldat nach Kriegsbeginn, kämpfte als Unteroffizier an der Westfront. Kurz nach Kriegsende Rückkehr nach Hamburg. Lorenz konstituierte im Januar 1919 den Verbandsausschuß neu, der im Juli 1915 zusammengebrochen war. Gab auf dem 13. Verbandstag vom 9. bis 13. Juni 1919 in Stuttgart, der den Organisationsnamen in "Arbeitnehmerverband des Friseur- und Haargewerbes" abänderte, den Ausschußbericht. Wiederwahl als Obmann. Ein 2. Vorsitzender wurde in Stuttgart nicht wiedergewählt, jedoch wurden Verbandsvorstand und Verbandsausschuß ermächtigt, nach Erreichung einer Mitgliederzahl von 12.000 einen weiteren besoldeten Funktionär im Verbandsbüro anzustellen. Die Zahl wurde dank des explosionsartigen Wachstums der Organisation Anfang 1920 erreicht und Karl Lorenz zum 1. Juli 1920 als 2. besoldeter Verbandsvorsitzender angestellt. Verfasser der Monographie "Die Lehrlingswirtschaft im Friseurgewerbe". Berlin 1920, die als solide Grundlage der Organisation für den Kampf um eine bessere Berufsbildung diente. Nach dem Rücktritt des langjährigen Verbandsvorsitzenden Friedrich Etzkorn auf dem 14. Verbandstag vom 23. bis 26. Mai 1921 in Berlin, Wahl Lorenz' zum 1. Vorsitzenden und Redakteur der "Friseurgehilfen-Zeitung".

Der neue Vorsitzende tat künftig viel für den Siebenuhr-Ladenschluß und die vollständige Sonntagsruhe durch qualifizierte Tarifabschlüsse. Führte diverse Musterprozesse, zur Durchsetzung der gesetzlichen und tarifvertraglich geregelten Arbeitszeit. Unterlag im Mai 1927 bei der Wahl zum Arbeitsrichter für das Leipziger Reichsarbeitsgericht. Delegierter auf allen Kongressen des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes von 1922 bis 1932. Lorenz mußte nach der Inflationszeit einen deutlichen Rückgang seiner Organisation erleben (1925: 3788 Mitglieder). Einstimmige Wiederwahl auf dem 15. Verbandstag 1925 auf Schloß Tännich und dem 16. Verbandstag 1928 in Düsseldorf. Der Verbandsvorsitzende vertrat seine Organisation erstmals auf der 3. Internationalen Tagung der "Internationalen Friseurgehilfen-Union" vom 9. bis 11. August 1921 in Reichenberg. Künftig Delegierter 1924 in Wien, 1927 in Paris, 1930 in Kopenhagen und 1932 in Dresden. Seit 1928 Mitglied des Ausschusses der Allgemeinen Ortskrankenkassen der Stadt Berlin. Wandte sich im Selbstverwaltungsgremium seit dem Ausbruch der Wirtschaftskrise energisch dagegen, die Lasten auf die Versicherten abzuwälzen. 1931 nahm Lorenz Verhandlungen mit dem "Gesamtverband der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs" auf, mit dem Ziel, einen Anschluß der traditionsreichen Berufsgewerkschaft an die neue Großorganisation des Öffentlichen Dienstes herbeizuführen. Von den 3.699 Gesellen und 994 Lehrlingen beteiligten sich im Oktober 1931 1.491 Mitglieder an der Urabstimmung. Für den Anschluß votierten 95% der Befragten, der am 1. Januar 1932 vollzogen wurde. Die alte Gewerkschaftsorganisation etablierte sich als spezifische Reichsfachgruppe. Als besoldeter Reichsfachgruppenleiter fungierte weiterhin Karl Lorenz. Ihm wurde außerdem ein Sitz im Verbandsvorstand eingeräumt; ein Mandat, das allerdings der Verbandsbeirat auf seiner 5. Tagung vom 18. bis 20. November 1932 nicht bestätigte. 1933 aus allen Ämtern entlassen. Karl Lorenz starb am 4. Oktober 1940 in Berlin-Britz.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998

Previous Page TOC Next Page