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Löcher, Jakob (1867 - 1938)

Geboren am 30. August 1867 in Bassenheim, verheiratet. Nach der Volksschule erlernte er den Gärtnerberuf. 1898 Mitglied im neutralen "Allgemeinen Deutschen Gärtner-Vereinss". Stritt seit 1899 in der Verbandspresse für den Anschluß der "blauen" Gärtnerorganisation an die freie Gewerkschaftsbewegung. Nahm auf der 6. Generalversammlung in Hannover 1902 zugunsten eines Beitritts zur Generalkommission der Gewerkschaften das Wort. Wahl auf der 6. Generalversammlung als Beisitzer in den Hauptvorstand. Im Frühjahr 1903 traten die Berliner Landschaftsgärtner in eine Lohnbewegung, die zu einem Streik führte, der von März bis April dauerte und die Mittel der Organisation vollständig erschöpfte. Nach dem verlorengegangenen Arbeitskampf mehrten sich die Stimmen, den Anschluß an die Generalkommission der Gewerkschaften zu suchen und gleichzeitig die Vereinigung mit der freigewerkschaftlichen "Deutschen Gärtner-Vereinigung" zu vollziehen. Als Privatgärtner in Berlin-Grunewald und Vorsitzender des dortigen Zweigvereins hatte Löcher maßgeblichen Einfluß auf die Berliner Landschaftsgärtner, bei denen eine Reihe führender Aktivisten des großen Gärtnerstreiks von 1890 wirkten. Von den Berliner Landschaftsgärtnern gingen entscheidende Impulse für den Konzentrationsprozeß in der gewerkschaftlichen Gärtnerbewegung aus. Im fünfköpfigen Hauptvorstand votierte Löcher für eine Vereinigung und war damit für das Abstimmungsergebnis von 3:2 gegen den Verbandsvorsitzenden und den Geschäftsführer Franz Behrens verantwortlich. Eine eingeleitete Urabstimmung in dieser Frage erbrachte im Oktober 1903 eine Zweidrittelmehrheit für einen Zusammenschluß mit der freigewerkschaftlichen "Deutschen Gärtner-Vereinigung".

Auf einer Einigungskonferenz der Vorstände am 9. Januar 1904 wurde Löcher zum kommissarischen unbesoldeten Vorsitzenden gewählt. Die Organisation behielt weiterhin den Namen "Allgemeiner Deutscher Gärtner-Verein". Nachdem von der "Deutschen Gärtner-Vereinigung 381 Mitglieder zugestoßen waren, zählte die Organisation zu Löchers Amtsantritt 3.144 Mitglieder.

1905 kam es im "Allgemeinen Deutschen Gärtner-Verein" zu einem Revirement. Wilhelm Jansson wurde zum 2. Redakteur des "Correspondenzblatts" der Generalkommission gewählt und schied Mitte Oktober 1905 aus der Redaktion der "Deutschen Gärtner-Zeitung" aus. Otto Albrecht übernahm die Redaktion und Georg Schmidt nahm den Geschäftsführerposten in der Hauptverwaltung ein. Auf der 8. Generalversammlung in Dresden vom 1. bis 5. September 1907 rückte Schmidt zum besoldeten Vorsitzenden auf, während Löcher auf eigenen Wunsch als (unbesoldeter) 2. Vorsitzender gewählt wurde. Löcher hatte dem wesentlich dynamischeren Georg Schmidt weichen müssen. Löchers Verdienst bestand darin, als Integrationsfigur eine Berufsgruppe mit langer Organisationstradition der modernen Arbeiterbewegung zugeführt zu haben. Trotz Drängens der Mitgliedschaft verzichtete Löcher auf der 9. (außerordentlichen) Generalversammlung 1909 auf ein Vorstandsamt. Während des I. Weltkrieges in die dezimierte Verbandsleitung kooptiert; seit 1920 hauptamtlicher Verbandsangestellter in der Berliner Zentrale des "Verbandes der Gärtner und Gärtnereiarbeiter" (Namensänderung ab 1. Januar 1919.) Wahl zum 2. Vorsitzenden auf der 11. Generalversammlung vom 23. bis 26. Juli 1920 in Berlin. Löcher hatte diese Funktion bis zum Verschmelzungskongreß zum "Gesamtverband der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs" inne. Nach der Konstituierung des Gesamtverbandes ab 1. Januar Mitglied der dreiköpfigen Reichsfachgruppenleitung Gärtnerei, Park, Friedhof. Wiederwahl in dieses Amt auf der 1. Reichskonferenz der Fachgruppe am 13. und 14. März 1931 in Kochel. Im Juni 1933 aus allen Ämtern entlassen. Jakob Löcher starb als Rentner am 4. Juni 1938 in Berlin.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998

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