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TEILDOKUMENT:
Lengersdorff, Rudolf (1891 - 1969) Geboren am 16. März 1891 in Düren (Rheinland), verheiratet. Umzug mit der Familie nach Köln. Trat als städtischer Arbeiter in den Dienst der Stadt Köln. Mitglied des "Verbandes der Gemeinde- und Staatsarbeiter" und der SPD. Arbeitete in den frühen zwanziger Jahren als Kranführer, seit [1926] als Meßgehilfe. 1925 bis 1930 Kölner Stadtverordneter der SPD. Zählte wie andere Gewerkschafter in der Kölner Stadtverordnetenversammlung auch (Hans Böckler u.a.) zur Gruppe der Sozialpolitiker. Mitglied des Ausschusses für die Städtischen Bahnen, des Ausschusses für die Gas-, Elektrizitäts- und Wasserwerke, des Leihhaus-Ausschusses, des Ausschusses für Schlachthof-, Fuhrpark- und Marktangelegenheiten, des Ausschusses für Sozialpolitische Abgelegenheiten und dem Verwaltungsrat der Kölner Straßen-Omnibus-Gesellschaft. 1925 kam es im "Verband der Gemeinde- und Staatsarbeiter" zu gravierenden, organisatorischen Umstrukturierungen. Die Filialen des bisherigen Gaus Dortmund wurden dem Gau Düsseldorf angegliedert und bildeten den Wirtschaftsbezirk Düsseldorf. Zum neuen "Hilfsgauleiter" ernannte am 1. Dezember 1925 der Verbandsvorstand den jungen Rheinländer. Delegierter auf dem 10. Verbandstag vom 3. bis 8. August 1925 in Frankfurt am Main. Teilnehmer auf allen wichtigen Berufs- und Fachkongressen des Verbandes. Lengersdorff galt als einer der wichtigsten, gewerkschaftlichen Theoretiker der Gemeinwirtschaft für den tertiären Sektor. Referat "Die Betriebsräte und die Wirtschaftlichkeit der öffentlichen Betriebe" auf der Reichskonferenz der Betriebsräte des "Verbandes der Gemeinde- und Staatsarbeiter" am 28. bis 29. November 1927 in Mainz. Verfasser der Monographie "Gemeinwirtschaft, Rationalisierung und Arbeiterschaft". Berlin 1927. Mitarbeiter am zentralen Standardwerk "Handbuch der öffentlichen Wirtschaft". Berlin 1930. 1928 trat Lengersdorff die Nachfolge Karl Hoffmanns als Geschäftsführer der Filiale Köln an. (Die ca. 5.000 Mitglieder der Filiale rekrutierten sich restlos aus den Reihen stadtkölnischer Arbeiter.) Auf der 1. Reichsvertretertagung des "Reichsbundes der Beamten und Angestellten in den öffentlichen Betrieben und Verwaltungen (RBA), Mitgliedschaft im Verband der Gemeinde- und Staatsarbeiter" vom 5. bis 6. Oktober 1928 in Stuttgart als Vertreter des Wirtschaftsbezirks Rheinland in den Reichsausschuß der Beamtenorganisation gewählt. Der Gründungskongreß des "Gesamtverbandes der Arbeitnehmer der Öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs" vom 7. bis 10. Oktober 1929 wählte den ökonomischen Theoretiker als Leiter der neubegründeten Wirtschaftspolitischen Abteilung in den Vorstand. 1930 Übersiedlung nach Berlin. Lengersdorff arbeitete federführend an Gesetzentwürfen über die Arbeitszeitgestaltung und die Neuordnung der Krisenfürsorge und Wohlfahrtserwerbslosenfürsorge mit, die 1931 von der SPD in den Reichstag eingebracht wurden und auch Zustimmung bei den deutschen kommunalen Spitzenorganisationen fanden. Gehörte zu den freigewerkschaftlichen Theoretikern, die die deflationistische Politik Brünings als krisenverschärfendes Element analysierten. Delegierter auf dem 14. Kongreß (1931) und 15. Kongreß (1932) des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes Deutschlands. Jeweils längere Diskussionsbeiträge gegen die Privatisierung öffentlicher Betriebe mit entsprechenden theoretischen Begründungen (höhere Produktivität gemeinwirtschaftlicher Organisationen). Delegierter auf dem 8. Kongreß der "Internationalen Föderation des Personals in öffentlichen Diensten und Betrieben" vom 26. bis 28. Mai 1932 in London. Bei der Verkleinerung des Verbandsvorstandes auf der 5. Tagung des Verbandsbeirates vom 18. bis 20. November 1932 fiel Lengersdorff als Vorstandsmitglied den "Einsparungsmaßnahmen" zum Opfer, regte auf der gleichen Sitzung an, in das kommende Programm des Gesamtverbandes die volle Wiederherstellung des Tarifrechts zu fordern, um aus der "zermürbenden Abwehr zum Angriff übergehen" zu können. Plädierte 1933 für vereinzelte direkte Aktionen gegen die Nationalsozialisten, ohne sich im Verbandsvorstand durchsetzen zu können. Seit 1933 Angestelltentätigkeit in Berlin. Seit dem 1. Juli 1941 Mitglied der NSDAP, ohne besondere Funktionen innezuhaben. Nach dem Krieg wechselte Lengersdorff sein Metier und stieg in den Buchhandel ein. 1949 verbrachte er von Leipzig den wertvollen Fundus der ehemaligen Hillgerschen Jugendbücherei (einschließlich Matern, Klischees und Galvanos) von Leipzig nach Berlin und baute im Westteil der ehemaligen Hauptstadt zusammen mit dem Drucker Gustav Spielberg einen leistungsstarken Jugendbuchverlag auf: die "Deutsche Jugendbücherei GmbH (Hillgersche Deutsche Bücherei)". Alleiniger Geschäftsführer des Verlages, der vor 1933 mit über 700 Titeln das Schulbuchgeschäft dominiert hatte. Unter dem Pseudonym Pet. Weiler Verfasser der Erzählung "Die Herzensfahne". Berlin 1950. [1951] Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft der Jugendbuchverlage Westdeutschlands, Beisitzer im SPD-Distrikt Wilmersdorf. Lengersdorff hatte den Geschäftsführerposten seines Verlages bis zu seinem Tod inne. Er starb am 25. Mai 1969 in Berlin-Wedding. © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998 |