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Klemm, Andreas (1887 - 1963)

Geboren am 9. Juni 1887 in Norderney als Sohn eines Leuchtturmwärters, verheiratet, protestantisch. 1890 verunglückte der Vater bei einem Arbeitsunfall, die Mutter zog mit ihrem Sohn im gleichen Jahr nach Aurich (Ostfriesland). Nach dem Besuch der Volksschule, der Präparandenanstalt und des Lehrerseminars in Aurich legte er am 2. Mai 1907 die 1. Lehrerprüfung ab. Am 1. April 1907 trat er in den Schuldienst ein und verwaltete aushilfsweise eine Lehrerstelle in Holtrop in Ostfriesland bis zum 30. Dezember 1909 und eine weitere Stelle in Lüdstede (Kreis Wittmund) vom 1. Januar 1909 bis 30. September 1911. 2. Lehrerprüfung am 10. August 1911. Vom 1. Oktober 1911 bis 30. September 1912 kam er seiner Dienstpflicht als Einjähriger Freiwilliger der 1. Matrosen-Artillerie-Abteilung in Friedrichort bei Kiel nach und wurde nach Beendigung seiner Dienstzeit an der gehobenen Mittelschule in Esens (Ostfriesland) zum Lehrer gewählt und bestellt. Arbeitete in Esens als Lehrer bis zum Ausbruch des Weltkrieges. Sofort nach Kriegsbeginn eingezogen. Den Krieg machte er anfänglich bei der Matrosenartillerie mit, dann drei Jahre Dienst im Geheimdienst für U-Boot-Geleitschutz, Sicherungs- und Flugzeugaufklärung. Zunächst an seine alte Schule zurückgekehrt, begann er Ostern 1919 das Studium der Rechtswissenschaft, Volkswirtschaftslehre, Soziologie und Psychologie an der Universität Heidelberg, führte vom Sommersemester 1920 bis Wintersemester 1921 das Studium in Jena fort und wechselte zum Sommersemester an die Universität Hamburg. Die Mittel für sein Studium verschaffte er sich durch Beschäftigungen als Fabrikarbeiter und Kaufmann.

1922 Beendigung des Studiums in Hamburg, Leiter der Akademischen Lesehalle an der Universität Hamburg. An der Hamburger Polizeischule nebenamtlich Dozent für Staatsrecht und Volkswirtschaft. Leiter freiwilliger Arbeitsgemeinschaften der Polizeibeamten. Auf Grund mehrerer günstiger Zeugnisse verschiedener Universitätsprofessoren und eines Hamburger Polizeiabteilungs-Direktors seit März 1923 als Lehrer an der Polizeischule in Weimar beschäftigt (ab 1. Mai 1923 mit Dienstvertrag eingestellt). Ab 1. Dezember 1924 erfolgte Klemms lebenslängliche Anstellung als hauptamtlicher Polizeischullehrer. Anfang 1925 Versetzung an die Höhere Polizeischule in Jena. Im März 1927 Beförderung zum Polizeirat. Seit 1. Mai 1923 Mitglied des 1902 gegründeten "Verbandes Thüringer Polizeibeamter", der auf seinem Verbandstag am 26. und 27. Mai 1923 in Weimar als erste Polizeibeamtenorganisation aus dem Deutschen Beamtenbund (DBB) ausscherte und ins freigewerkschaftliche Lager zum Allgemeinen Deutschen Beamtenbund (ADB) überwechselte (1924: ca. 1.500 Mitglieder). Referat Klemms auf dem 26. Verbandstag vom 8. bis 9. Juni 1928 in Weida: "Rationalisierung der Verwaltung durch Neugliederung des Reiches".

Am 1. April 1930 löste der thüringische nationalsozialistische Innenminister Wilhelm Frick die Höhere Polizeischule Jena auf, die als mustergültige republikanische Reformeinrichtung im Deutschen Reich galt. Klemm wurde als militanter Demokrat sofort in den "Wartestand" versetzt. Scharfe Reaktion Klemms auf dem 28. Verbandstag seiner Organisation am 13. und 14. Juni in Altenburg in seinem Referat: "Das thüringische Ermächtigungsgesetz in seinem Verhältnis zur Verfassung und seine Bedeutung für die Beamten". Nach scharfen Repressionen des Frick-Ministeriums mußte Klemm mit dem "Verband Thüringer Polizeibeamten" am 15. September 1930 aus dem ADB austreten. (Bestätigung des Austritts auf dem außerordentlichen Verbandstag am 19. Oktober 1930 in Jena.) Mit dem Abschwenken der größten freigewerkschaftlichen Polizeibeamtenorganisation - dem "Allgemeinen Preußischen Polizeibeamten-Verband" - ins Lager des Deutschen Beamtenbundes am 7. Juni 1931, kamen auf den zwangspensionierten Klemm neue Aufgaben zu. Auf freigewerkschaftlicher Grundlage wurde auf einer Reichskonferenz am 23. Juni 1931 in Berlin auf der Basis von Einzelmitgliedschaften der "Reichsbund Deutscher Polizeibeamten" gegründet. Einstimmiges Votum für Andreas Klemm als neuen Gewerkschaftsvorsitzenden. Klemm redigierte die "Allgemeine deutsche Polizeibeamten-Zeitung" und machte sie zum schärfsten antinationalsozialistischen Sprachrohr innerhalb des Allgemeinen Deutschen Beamtenbundes. 1933 Entlassung aus seinem Amt, lebte weiterhin in Berlin. Im Juni 1944 nochmals eingezogen, diente der Endfünfziger zunächst bei der Verwaltungsschule Wilhelmshaven und bis zur Kapitulation in der 5. Marinebordflakabteilung. Kehrte nach seiner Entlassung aus britischer Kriegsgefangenschaft im Juli 1945 in seine Heimatstadt Aurich zurück. Siedelte mit seiner Frau als Rentner 1958 nach Osnabrück über. Andreas Klemm starb am 19. September 1963 in Osnabrück.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998

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