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Heitmann, August (1867 - )

Geboren am 27. März 1867 in Lübeck als Sohn eines Tischlers, verheiratet, evangelisch, später Dissident. Arbeitete in den frühen achtziger Jahren als Seemann, nahm Ende der achtziger Jahre Arbeit als Schauermann im Lübecker Hafen. Mitglied der Lübecker Lokalorganisation der Hafenarbeiter. Gründungsmitglied des im August 1890 aus der Taufe gehobenen "Verbandes der Hafenarbeiter Deutschlands", der zum 1. Januar 1891 seine Geschäfte aufnahm. Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Mit seiner Organisation fusionierte Heitmann 1892 mit den organisierten Werftarbeitern zum "Verband der am Schiffbau und an der Schiffahrt beschäftigten Personen Deutschlands". Delegierter auf der Generalversammlung vom 18. bis 20. Juli 1893 in Bremerhaven, vertrat dort den Antrag, das Fachorgan ("Correspondenzblatt") monatlich zweimal erscheinen zu lassen. Von 1894 bis 1900 Delegierter im Lübecker Gewerkschaftskartell und Bezirksvorsitzender der Lübecker SPD.

Kandidierte von 1897 bis 1899 mehrfach bei Wahlen und bei Ersatzwahlen für die Bürgerschaft vergeblich für seine Partei. Ebenfalls Delegierter auf der Generalversammlung der Hafenarbeiter vom 22. bis 23. Juli 1894 in Lübeck, die nach deutlichen Verlusten (1892: 6.343 Mitglieder. 1893: ca. 1.600 Mitglieder) den Zusammenschluß der Hafen- und Werftarbeiter rückgängig machte. Die organisierten Hafenarbeiter nahmen wieder ihren "Gründungsnamen" "Verband der Hafenarbeiter Deutschlands" an und verlegten den Sitz des Verbandsausschusses nach Lübeck. Wahl Heitmanns zum Vorsitzenden des Ausschusses. Forderte auf der 3. ordentlichen Generalversammlung vom 19. bis 21. Juli 1896 in Bremen ein stärkeres politisches Gewicht für das höchste gewerkschaftliche Kontrollgremium. Einen Vorschlag Heitmanns, den Ausschußsitz von Lübeck nach Bremen zu verlegen, lehnten die Delegierten des Verbandes im Juli 1897 in Hamburg mit Mehrheit ab und verpflichteten ihn weiterhin auf das Ausschußamt. Heitmann, der einer gemeinsamen Organisation von Seeleuten und Hafenarbeitern viel Sympathie entgegenbrachte, machte sich auf der 5. ordentlichen Generalversammlung vom 20. bis 22. Juli 1898 erfolgreich für eine ständige Agitationskommission beider Gewerkschaftsgruppen stark. Bekam von den Lübecker Seeleuten ein Mandat für die 1. Generalversammlung des Seemannverbandes in Deutschland vom 12. bis 13. Januar 1899 in Hamburg.

Sein Domizil in der Ernststraße diente bis zur Jahrhundertwende den freigewerkschaftlich organisierten Seeleuten als Zahlstelle und Verkehrslokal. Mitglied der Lohnkommission der Lübecker Schauerleute, die nach einem Urteil des örtlichen Gewerbegerichts einen neuen Lohntarif vereinbarte. Eine gemeinsame Konferenz des Ausschusses und des Verbandsvorstandes beschloß am 13. April 1900 in Lübeck einen "zweiten Hülfsbeamten" bis zur endgültigen Bestätigung durch die nächste Generalversammlung anzustellen. Der Vorstand votierte zugunsten des Lübeckers, dem die Delegierten auf der 6. ordentlichen Generalversammlung vom 22. bis 26. Juli 1900 ihr Vertrauen als neuen besoldeten Kassierer gaben. Gleichzeitig Wahl in den Verbandsvorstand. Im Juni 1900 Umzug nach Hamburg. Erwarb im September 1906 das Hamburger Bürgerrecht. Wiederwahl zum Kassierer und Vorstandsmitglied auf allen Verbandstagen bis 1908. Plädierte auf dem 8. Verbandstag vom 22. bis 26. Februar 1904 mit Erfolg für die Einführung einer Krankenunterstützungskasse, die Heitmann erfolgreich aufbaute. Bezog als Kassierer in den Hamburger innergewerkschaftlichen Diskussionen über künftige Arbeitskampfaktionen defensive Positionen. Von 1905 bis 1908 Mitglied des Aufsichtsrates der Hamburger Konsumgenossenschaft "Produktion". Die Verschmelzung des "Verbandes der Hafenarbeiter und verwandter Berufsgenossen", dem "Zentralverband seemännischer Arbeiter Deutschlands" und dem "Deutschen Transportarbeiter-Verband" zur neuen Einheitsorganisation machte Heitmann auf dem gemeinsamen Verbandstag als Kassierer seiner Gewerkschaft mit. Ein Gutteil seiner organisationspolitischen Ziele gingen an diesem Tag in Erfüllung. Der Lübecker siedelte nach der Verschmelzung der Transport- und Verkehrsarbeiter als hauptamtlicher Funktionär der Kassenverwaltung nach Berlin über, ohne eine wirkliche "Aufgabe" zu finden. Im dritten Quartal des Jahres 1912 stellte die Mitgliedschaft Binnenschiffer, Flößer und Baggerer der Elbe, Oder und der märkischen Wasserstraßen im "Deutschen Transportarbeiter-Verband" August Heitmann als hauptamtlichen Kassierer ein. Die Organisation nach "Stromgebieten" konnte als einzige Besonderheit des ehemaligen Hafenarbeiterverbandes in die neue Einheitsorganisation "gerettet" werden.

Wahl in den Vorstand der Mitgliedschaft als Kassierer auf der "Schifferkonferenz" vom 13. bis 14. Januar 1913. Wiederwahl als Kassierer auf allen Konferenzen bis zum Jahr 1930. Heitmann stellte der schwer um ihre Existenz ringenden Sektion (1913: 7. 868 Mitglieder, 1917: unter 1.000 Mitglieder) seine reiche Organisationserfahrung zur Verfügung. Nach dem Abschwenken des Sektionsleiters Wilhelm Schüning ins anarchosyndikalistische Fahrwassser im November 1918 leitete Heitmann kurzfristig die Sektion, ehe auf dem Kongreß vom 21. bis 22. Januar 1919 in Berlin mit Adolf Schultz ein neuer hauptamtlicher Leiter gewählt wurde. Heitmann schied nach Vollendung des 65. Lebensjahres aus der Organisation aus. Lebte 1933 als Rentner in Berlin.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998

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