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TEILDOKUMENT:
Döring, Johann (1864 - 1951) Geboren am 21. Juli 1864 in Altona als Sohn eines Arbeiters, verheiratet, protestantisch. Arbeitete nach der Volksschule sofort als Schauermann im Hamburger Hafen. Absolvierte von 1885 bis 1887 seine Militärdienstzeit beim Schleswig-Holsteinischen Füsilierregiment Nr. 86 in Flensburg. Trat am 2. April 1888 dem "Verein der in Hamburg beschäftigten Schauerleute" bei, der während des Sozialistengesetzes durch kleinere Streiks gewisse Lohnverbesserungen durchsetzen konnte. Arbeitete als "fester" Schauermann bei der Entladung der Schiffe im Stauerei-Betrieb von Carl Tiedemann. Mit seiner Lokalorganisation ging der junge Schauermann den Weg hin zur nationalen Gewerkschaft: dem "Verband der Hafenarbeiter Deutschlands" (Übertrittsdatum: 22. März 1891). Angeregt durch den Halberstadter Gewerkschaftskongreß vom 14. bis 18. März 1892 beschloß die 2. Generalversammlung des "Verbandes der Hafenarbeiter Deutschlands" vom 12. bis 14. Juni 1892 in Hamburg eine Fusion mit den organisierten Werftarbeitern zum "Verband der am Schiffbau und an der Schiffahrt beschäftigten Personen Deutschlands". Die übergroße Mehrheit der Hamburger Schauerleute verweigerte den Anschluß an das "Zwittergebilde"; ihr Sprecher Johann Döring verweigerte den Beitritt mit der Begründung, die Hafenarbeiter machten sich ohne Not die mächtigen Werftgewaltigen und Eisenindustriellen zum Feinde. Wahl Dörings zum Vorsitzenden der neubegründeten Lokalorganisation "Verein der in Hamburg beschäftigten Schauerleute von 1892" am 5. August 1892. Rücktritt vom Amt des Vorsitzenden am 8. Januar 1895; von den lokalorganisierten Schauerleuten zum 1. Schriftführer des Vereins gewählt, ohne seinen charismatischen Einfluß auf die jüngeren und militanten Mitglieder einzubüßen. Das Verhältnis der Lokalisten zur Zentralorganisation blieb gespannt (1894 trennten sich Werft- und Hafenarbeiter) und durch starke persönliche Animositäten geprägt. Im Juli 1894 lehnten es Döring und sein Vorstand ab, einen Delegierten zum Gewerkschaftstag des nationalen Konkurrenzverbandes nach Lübeck zu entsenden. Im Gegenzug unterband im September 1894 der Vorsitzende des "Verbandes der Hafenarbeiter Deutschlands", Georg Kellermann, einen Antrag Dörings, mit seinen Mitgliedern ins Hamburger Gewerkschaftskartell aufgenommen zu werden. Verstärkte gewerkschaftliche Aktivitäten im Hamburger Hafen veranlaßten Döring jedoch im Frühjahr 1896 eine Annäherung an den Zentralverband zu suchen. Im April 1896 lehnte die vierteljährliche Hauptversammlung der Lokalisten (1896 ca. 600 Mitglieder) einen Antrag auf Wiedervereinigung deutlich ab. Im Mai 1896 wurde der Vorstandsantrag auf Verschmelzung nur mit einer Mehrheit von 2 Stimmen verworfen. Im Juni und September 1896 initiierten die Lokalisten zwei kurze Streiks der Akkord-Schauerleute, die mit einem gewerkschaftlichen "Sieg" endeten. Das erwachte Selbstbewußtsein der lokalistischen Schauerleute führte zur schärferen Abgrenzung gegenüber dem Zentralverband. Namentlich Johann Döring attackierte den "Verband der Hafenarbeiter Deutschlands" wegen seiner "Lauheit". Eine eingeleitete Lohnbewegung der Stückgutschauerleute im November 1896 mündete in einer der gewaltigsten Arbeitskämpfe in Deutschland, einem riesigen Massenstreik aller Berufsgruppen im Hamburger Hafen. Da der Streik in keiner Weise vorbereitet war, mußten alle Maßnahmen improvisiert werden. Die einzelnen Arbeiterkategorien wählten Streikkommissionen, die sich in einem 70köpfigen zentralen Streikkomitee vereinigten. Dieses wiederum wählte eine fünfköpfige Leitung, die die Führung des Kampfes in die Hand nahm, deren Vorsitz übernahm Johann Döring. Der Spiritus rector der lokalistischen Schauerleute fand sich schnell in seine Rolle und agierte bestimmt und umsichtig: alle zwei Tage fanden Versammlungen der einzelnen Arbeiterkategorien statt, Streikposten wurden aufgestellt, das Unterstützungswesen durch lokale und nationale Kooperation gesichert, um den Ausstand der ärmsten Schichten un- und angelernter Arbeiter im Hafen zu steuern. Am 1. Dezember auf zwei großen Massenversammlungen neben den sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Hermann Molkenbuhr, Karl Legien und Adolph von Elm in eine Schiedskommission gewählt, die der Präsident der Bürgerschaft, der Senator für Polizei- und Armenwesen und der Vorsitzende des Gewerbegerichtes zur Konfliktregulierung vorgeschlagen hatten. Strikte Ablehnung des Arbeitgeberverbandes Hamburg-Altona mit der Schiedskommission zu verhandeln. Wegen der verzweifelten ökonomischen Situation unternahm Döring realistische Vorstöße für ein geordnetes Streikende. Eine Initiative der Streikkommission vom 18. Dezember 1896, den Vorschlägen des Hamburger Senats zuzustimmen, wurde indes von den Streikenden verworfen (Aufnahme der Arbeit, danach Prüfung der Arbeitsbedingungen). Während des Streiks insistierte Döring nachdrücklich auf eine alte Forderung der Hafenarbeiter: die Einrichtung von Hafeninspektoren - angelehnt an die Fabrik- und Gewerbeinspektoren -, um die hohe Unfallgefahr im Hamburger Hafen zu mildern. Anfang Januar 1897 zum Mitglied der "7er-Kommission" gewählt. Das engere Gremium aktiver Hamburger Hafenarbeiter versuchte erneut, mit den Arbeitgebern zu einem befriedigenden Ergebnis zu kommen, ohne daß die Kapitalseite Konzessionen machte. Nach elf Wochen Arbeitskampf, am 6. Februar 1897, als der Streik mit 16.690 unterstützten Streikenden seinen Höhepunkt erreicht hatte, endete der Ausstand mit einer völligen Niederlage der Streikenden, wobei Döring auf ein realistisches Ende drängte. Trotz empfindlicher Niederlage stärkte der Streik den Gewerkschaftsgedanken und Dörings Ruf als umsichtigen Organisator. Am 2. Februar 1897 führte Döring auf einer Massenversammlung - nach entsprechenden Beschlüssen seiner Organisation - die lokalistischen Schauerleute in den "Verband der Hafenarbeiter Deutschlands" zurück. Die Hafenarbeiter müßten - so Döring - den kartellierten Arbeitgebern einig entgegentreten. Wahl Dörings zum Vorsitzenden der vereinigten Hamburger Schauerleute (selbständige Mitgliedschaft ab 1. März 1897); gleichzeitig Wahl ins Hamburger Gewerkschaftskartell, das ihm vier Jahre lang verwehrt wurde. Vorsitzender der Hamburger Schauerleute bis zum 17. August 1898. Döring stellte im Februar 1897 umfangreiches statistisches Material über Arbeitszeit, Arbeitslöhne und Arbeitsbedingungen für die eigens gebildete Senatskommmission zur Untersuchung des Hamburger Ausstandes zusammen, deren Untersuchungsergebnisse im November 1897 im "Gesetz betreffend der Anstellung eines Hafeninspektors" mündeten. Auf der 4. ordentlichen Generalversammlung der Hafenarbeiter Deutschlands vom 4. bis 8. Juli 1897 in Hamburg zum 2. ehrenamtlichen Vorsitzenden gewählt. Der Verbandstag zog Bilanz des schwersten Arbeitskampfes, der trotz ökonomischer Niederlage den Organisationsgedanken beträchtlich stärkte. Ein Jahr später- auf der 5. ordentlichen Generalversammlung im Hamburg vom 20. bis 22. Juli 1898 - zum unbesoldeten Vorsitzenden der Hafenarbeitergewerkschaft gewählt. Mit dem Beschluß, eine Todesfall-Unterstützung einzuführen, verließ der Verband den Weg einer "Nur-Kampforganisation" hin zu einer Bewegung mit umfassender Daseinsfürsorge. Am 12. Februar 1898 Aufnahme in den Hamburgischen Staatsverband. (Döring hatte 1892 seinen Wohnsitz nach Hamburg verlegt.) Der neue Vorsitzende machte sich auf dem 2. Berufskongreß der Hafenarbeiter vom 17. bis 19. Juli 1898 für die Einführung eines besonderen Fachorgans der Hafenarbeiter stark. Trat in die auf dem gleichen Kongreß beschlossenen Agitationskommission der Hafenarbeiter und Seeleute ein, die auf Kosten beider Verbände im schwach organisierten Osten Deutschlands agieren sollte. Döring übernahm im Mai 1899 selbst den Vorsitz, ehe das gemeinsame Unternehmen im Juli 1899 wieder aufgelöst wurde. Künftig übernahmen die Lokalvorstände gemeinsam die Agitation. Am 30. April 1899 beschlossen der Verbandsausschuß, der Zentralvorstand und der Obmann der Revisionskommission, Döring "vorläufig bis zur nächsten Generalversammlung" zu besolden. Nach der ersten mißglückten Festanstellung im Verband, kam mit Döring einer der Männer der 2. Gewerkschaftsgeneration ins Amt, die die Gewerkschaften an die Erfordernisse der industriellen und gewerblichen Veränderungen anpaßten und ihnen so die Grundlagen verschafften, sich zu Massenorganisationen zu entwickeln. Wiederwahl auf der 6. ordentlichen Generalversammlung vom 22. bis 26. Juli 1900. Unumstrittene Wiederwahl auf allen Verbandstagen bis 1910. Döring trieb die Professionalisierung des Verbandes weiter und sorgte 1902 für die Anstellung weiterer hauptamtlicher Funktionäre. Vor allem lag ihm die Berufung eines versierten Redakteurs am Herzen. Bis 1902 hatte Döring selbst die Redaktion des zunächst vierteljährlich erscheinenden "Hafenarbeiters" in Händen. Der Vorsitzende bemühte sich, die wichtigsten Entscheidungen der Schiedsgerichte für Arbeiterversicherung und Gewerbegerichte zu referieren, räumte der sozialpolitischen Gesetzgebung breiteren Raum ein, steigerte die Auflage des nun monatlich erscheinenden Blattes auf 17.500 Exemplare, ohne daß ihm der "Durchbruch" zu einem bedeutenden Gewerkschaftsblatt gelang. Beträchtlichen gewerkschaftspolitischen Einfluß behielt Döring in seiner Heimatstadt. Am 16. Mai 1900 als Beisitzer in die Kartellkommission (= Vorstand) des Hamburger Gewerkschaftskartells gewählt, das die übergeordneten fachlichen Interessen der Hamburger Einzelgewerkschaften koordinieren sollte. Im August 1900 Mitglied der Kommission zur Reorganisation des Hamburger Gewerkschaftskartells, das nach dem Austritt der organisierten Hamburger Maurer, seinen steuernden Einfluß zu verlieren drohte. Von Juni 1902 bis Frühjahr 1904 jeweils zum 2. Vorsitzenden der Kartellkommission gewählt. Erhielt ab Mai 1905 jährlich - bis zu seinem Wegzug aus Hamburg - ein unbestrittenes Mandat als Beisitzer in der Kartellkommission. Nach 1898 galten Dörings Interessen der Festigung der inneren Organisation des Hafenarbeiterverbandes. Durch Reglementierung der Möglichkeiten Streiks einzuleiten, bei gleichzeitiger Erhöhung der Mitgliedsbeiträgen, gelang es ihm und seinem Vorstand, einerseits das Ausbluten der Organisation durch "wilde" Arbeitskämpfe zu verhindern, andererseits im deutschen Küstengebiet eine anerkannte Größe zu werden, um sukzessive tarifvertragliche Verbesserungen gegen konzentriertes Unternehmerkapital durchzusetzen. Im Spannungsfeld zwischen einer konfliktfreudigen un- und angelernten Arbeiterschaft und einer der am stärksten kartellierten Arbeitgeberorganisation suchte Döring die Möglichkeiten der organisierten Hafenarbeiterschaft auszuloten. Arbeitskämpfe in Bremerhaven (Frühjahr 1903), der Streik der Flößer im Netze- und Warthegebiet (Oktober 1903), die Aussperrung der Hamburger Kohlen-Akkordschauerleute im Frühjahr 1904, an deren Regelung Döring führend beteiligt war, markierten den Weg von einer reagierenden hin zu einer agierenden Gewerkschaft. 1903 gelangen ihm persönlich die ersten Organisationsversuche bei den Binnenschiffern auf der Elbe. Die eher partikularistisch gesonnenen Rheinschiffer sperrten sich jedoch gegen die Werbeabsichten des Norddeutschen. Spätestens der Verlauf der Angriffsaussperrungen im Frühjahr 1906 und im Frühjahr 1907 im Hamburger Hafen machten es Döring und allen verantwortlichen Funktionären im Hafenarbeiterverband klar, daß die Gewerkschaft nur mit Hilfe gewerkschaftlich Verbündeter würde widerstehen können. In Folge der Aussperrung und des Streiks von 1907 - und die Enttäuschung über das Ergebnis der Arbeitskämpfe - ging die Zahl der organisierten Hamburger Hafenarbeiter zurück und die Angriffe auf die führenden Mitglieder des Verbandes häuften sich, die durch die Auswirkung der herrschenden Wirtschaftskrise in ihren Handlungsspielräumen deutlich beschnitten waren. Auf dem 2. Berufskongreß der Hafenarbeiter im Juli 1898 brachte Döring in einer Replik auf Karl Legien dem Gedanken eines "Industrieverbandes" der Transportarbeiter Sympathien entgegen. Vor allem Dörings Engagement in der Hamburger Kartellkommission an der Seite des Hamburger Bevollmächtigten des "Zentralverbandes der Handels-, Transport- und Verkehrsarbeiter Deutschlands", Friedrich Himpel, hatte bei Döring viele Antipathien gegen einen Gewerkschaftszusammenschluß schmelzen lassen. Auf dem 8. Verbandstag vom 22. bis 26. Februar 1904 brachte Döring eine Resolution ein, "die Verhältnisse zu prüfen, ob ein Zusammenschluß mit dem Transportarbeiter-Verband spruchreif ist". Ein Kartellvertrag (gültig vom 1. April 1905 an) trug Dörings Unterschrift gemeinsam mit den Vorsitzenden des "Seemannsverbandes in Deutschland", dem "Deutschen Eisenbahnerverband", dem "Verband der Maschinisten, Heizer und verwandter Berufsgenossen Deutschlands". Der Vertrag sollte die Reibungsfläche bei Grenzstreitigkeiten mindern und sah eine gegenseitige Unterstützung bei Lohnbewegungen vor. Döring interpretierte und propagierte den Vertrag als "Grundlage" "für die spätere Verschmelzung". Auf der Konferenz der Zentralvorstände der Verbände der Eisenbahner, Hafenarbeiter, Handels- Transport- und Verkehrsarbeiter, Maschinisten und Heizer und Seeleute vom 7. bis 8. September 1906 propagierte Döring trotz Bedenken bei der Vereinheitlichung der Unterstützungseinrichtungen den kommenden Industrieverband. ("Die Tatsache des festen Zusammenschlusses unserer gemeinsamen Gegner, der Unternehmer", verlangt "gebieterisch ein Gegengewicht".) Von Döring kam der Vorschlag, die kommende Einheitsorganisation "Deutscher Transportarbeiter-Verband" zu nennen. Unter diesem Namen sollten die Geschäfts- und Kassenführung vereinheitlicht werden und für die großen Berufsgruppen eigene Reichssektionen gegründet werden. Eine Urabstimmung im "Verband der Hafenarbeiter und verwandter Berufsgenossen Deutschlands" (neuer Verbandsname ab 1900) erbrachte bei geringer Wahlbeteiligung "prinzipiell" eine Mehrheit für eine Vereinigung, verwarf jedoch den konkreten vereinbarten Vereinigungskompromiß der Verbandsvorstände. Damit hatten die von Döring mehrfach scharf attackierten syndikalistischen und unionistischen Unterströmungen die Oberhand behalten. Die Mitgliederverluste nach der Frühjahrsaussperrung 1907 im Hamburger Hafen, das Eindringen des "Verbandes der Gemeinde- und Staatsarbeiter" in den Organisationsbereich der Hafenarbeiter, die Mitgliederkonkurrenz zum neuen "Deutschen Transportarbeiter-Verband" bei den Speicherarbeitern ließen Döring und seinen Vorstand vom eingeschlagenen Weg abweichen. Ein Konflikt bei den Bremer Lagerhausarbeitern weitete sich zum Flächenbrand aus. Weder eine Vorständekonferenz am 25. März 1908, noch eine Zusammenkunft der gleichen Körperschaft am 8. Dezember 1908 erbrachte eine Einigung. Döring kündigte zusammen mit dem Vorsitzenden der gewerkschaftlich organisierten Seeleute, Paul Müller, den existierenden Kartellvertrag zum 1. Januar 1909 auf. Es war dem psychologischen Entgegenkommen der Verantwortlichen im "Deutschen Transportarbeiter-Verband" zu danken, daß ein Konferenzmarathon der beteiligten Vorstände der drei großen Verbände am 19. Oktober 1909 in Hamburg und vom 13. bis 16. Dezember 1909 an gleicher Stelle zur angestrebten Fusion aller drei beteiligten Verbände führte. Auf dem gemeinsamen Verbandstag der Verbände der Hafenarbeiter, Seeleute und Transportarbeiter am 12. Mai 1910 in Hamburg zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt; damit stand Döring als "2. Mann" der größten Massenorganisation ungelernter Arbeiter vor, die sich alsbald zur stärksten Gewerkschaft in Dörings Heimatstadt und zur zweitstärksten in Deutschland entwickeln sollte. Wiederwahl zum 2. Vorsitzenden auf dem 8. Verbandstag vom 9. bis 14. Juni 1912 in Breslau und dem 9. Verbandstag vom 7. bis 13. Juni 1914 im "Volkshaus" zu Köln. Unterlag hingegen auf der 13. Konferenz von Vertretern der Zentralvorstands-Vorstände vom 25. bis 27. März 1912 bei den Wahlen zum Vorstand der gewerkschaftlich-genossenschaftlichen "Volksfürsorge". Delegierter auf dem 3. Kongreß der Gewerkschaften Deutschlands vom 9. bis 13. Mai 1899 in Frankfurt am Main, dem 5. Kongreß vom 22. bis 27. Mai 1905 in Köln und dem 8. Kongreß (1911) in Dresden bis zum 13. Kongreß (1928) in Hamburg. Nach dem Vereinigungverbandstag in Hamburg behielt Döring die Funktion des "Verbindungsmannes" in der "Internationalen Transportarbeiter Föderation" (ITF). Im Internationalen Berufssekretariat hatte Döring seit der Jahrhundertwende entscheidende Akzente gesetzt. Im Gegensatz zu seinem Amtsvorgänger Georg Kellermann maß Döring der internationalen Arbeit zunächst wenig Bedeutung bei. 1899 kritisierte er die Exekutive der ITF: zu viel Geld sei für die Bezahlung der Funktionäre ausgegeben worden, zuwenig Geld jedoch für die Agitationsarbeit. Die deutschen Hafenarbeiter zogen sich aus der ITF zurück. Seit der Jahrhundertwende begannen die freigewerkschaftlichen deutschen Transportarbeiter (Seeleute, Hafenarbeiter, Eisenbahner, Handels- und Transportarbeiter), die internationale Arbeit mehr zu gewichten. Ihr internationales Engagement und die Stärkung der ITF lag im Interesse deutscher Organisationen. Mit der Bereitschaft, sich international zu engagieren, koppelten Döring und seine deutschen Vorstandskollegen Erwartungen an eine Veränderung der Organisationsstruktur. Auf dem 3. ITF-Kongreß in Paris vom 19. bis 20. September 1900 unterbreitete Döring Reorganisationsvorstellungen, die auf eine stärkere Zentralisierung hinausliefen. Ein internationales Komitee sollte einen mit größeren Vollmachten ausgestatteten Internationalen Sekretär wählen. Nach dem verheerenden Ausgang des Antwerpener Hafenarbeiterstreiks im Dezember 1900 verstärkten Döring und Paul Müller ihre Kritik: die Niederlage sei dem wenig effektiven Streikreglement und der schlechten Kommunikationsstruktur der ITF geschuldet. Delegierter auf dem 3. ITF-Kongreß vom 4. bis 7. Juli 1902 in Stockholm, der den Zentralrat neu organisierte. Ende 1903 rückte Döring für den ausgeschiedenen Seeleutevertreter, Albert Störmer, als Mitglied des Zentralrates nach. Teilnehmer einer deutschen Delegation an den Sitz der ITF nach London, um die Übernahme an die deutschen Mitgliedsverbände vorzubereiten. Delegierter auf dem 4. ITF-Kongreß in Amsterdam vom 10. bis 12. August 1904, der den Sitz des Internationalen Berufssekretariats nach Hamburg verlegte und einen fünfköpfigen Zentralrat (aus Mitgliedern des "Heimatlandes" der ITF) als neue Exekutive vorsah. Teilnehmer einer Konferenz der deutschen Verbandsvorsitzenden am 20. September 1904, um die Übernahmemodalitäten der ITF durch die deutschen Mitgliedsgewerkschaften zu regeln. Die gutdotierte Stellung eines Internationalen Sekretärs der ITF lehnte Döring jedoch ab. Übernahm als neuer 2. Mann der ITF im Herbst 1905 jedoch zeitweise die Geschäfte des inhaftierten Internationalen Sekretärs Hermann Jochade. Auf dem 5. Internationalen Transportarbeiterkongreß vom 24. bis 28. Juni 1906 in Mailand im Heim der lombardischen Eisenbahner präsentierte der Hafenarbeiter die deutschen Erfahrungen bei Streiks und Aussperrungen. Bestätigung Deutschlands als Sitz der ITF; Wiederwahl als 2. Vorsitzender des Berufssekretariats durch den rein deutschen Zentralrat. Referat "Die Form der Landesorganisation" auf dem 7. Internationalen Transportarbeiter-Kongreß vom 23. bis 27. August 1910 in Kopenhagen, in dem Döring gegen die Idee eines internationalen Streiks ("Weltstreik") polemisierte, da die einzelnen Landesorganisationen organisatorisch und ökonomisch zu schwach seien. Wiederwahl in den Zentralrat auf der Londoner Tagung vom 26. bis 30. April 1913. Von Döring kamen nun selbst Vorschläge, ein Reorganisationskomitee einzusetzen, da an der dominierenden Position der Deutschen innerhalb der ITF deutlich Kritik geübt wurde. Im September 1914 als Vertreter Hermann Jochades als Internationaler Sekretär der ITF bestimmt, sollte dieser zum Kriegsdienst einberufen werden. Die Zentrale hielt sich mit Äußerungen zum Krieg extrem zurück, um nicht die internationale Arbeit zu gefährden. Verbandsintern stand Döring völlig auf dem offiziellen Kriegskurs der deutschen Gewerkschaften. ("Wir als Arbeiter haben das größte Interesse an der Erhaltung unseres Vaterlandes.") Setzte auf den Kriegskonferenzen der Gau- und Ortsvorsitzenden des "Deutschen Transportarbeiter-Verbandes" gegen Abweichler die Linie des Verbandsvorstandes in der Kriegsfrage durch, votierte auf einer Konferenz der Verbandsvorstände der Gewerkschaften Deutschlands Anfang September 1915 gegen eine Hilfsaktion für die belgischen Gewerkschaften. Übernahm am 21. Oktober 1915 verabredungsgemäß die Stelle des Internationalen Sekretärs, nachdem Jochade eingezogen wurde. Im Oktober 1916 kam jedoch die internationale Arbeit nach scharfen Kontroversen mit den britischen Gewerkschaften zum Erliegen. Plädierte im März 1917 in der gewerkschaftlichen Vorständekonferenz für eine Verschiebung des fälligen Gewerkschaftstages im Juli 1917. Döring ging im Juni 1917 im Auftrag der Generalkommission der Gewerkschaften für neun Monate nach Kopenhagen, um auf Wunsch der dänischen Gewerkschaften Arbeitswilligen in Deutschland adäquate Löhne zu garantieren. Gehörte im Januar 1919 für die Transportarbeiter zu einer Kommission bei den Friedensverhandlungen in den Pariser Vororten. Im Gegensatz zu den Reedervertretern und seinem Verbandskollegen wandte sich Döring nicht gegen eine Beschlagnahme der deutschen Handelsflotte, um der Waffenstillstandskommission kein "unberechtigtes Mißtrauen" auszusprechen. Im April 1919 Mitglied einer fünfköpfigen Kommission der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands "zur Beratung gewerkschaftlicher Grundsätze". Wiederwahl zum 2. Vorsitzenden auf dem 10. Verbandstag des "Deutschen Transportarbeiter-Verbandes" vom 22. bis 27. Juni 1919 in Stuttgart. Innerverbandlich gehörte Döring zu den schärfsten Kritikern des kommunistischen Gewerkschaftskurses, dem viele syndikalistisch gesinnte Hafenarbeiter zuneigten. Lehnte 1921 jedwedes Einheitsfrontangebot der KPD ab. Von 1918 bis 1920 Gemeinderat für die Sozialdemokratische Partei Deutschlands im Berliner Vorort Friedrichsfelde; von 1918 bis 1923 Mitglied des Reichswasserstraßenbeirat. Vertrat vom 30. Juni 1920 bis zum 28. Juni 1932 seine Organisation (ab 1. Januar 1923: "Deutscher Verkehrsbund") als Arbeitnehmervertreter der Binnenschiffer im Vorläufigen Reichswirtschaftsrat. Repräsentierte als 2. Gewerkschaftsvorsitzender die organisierten Transportarbeiter im Reichseisenbahnrat und in der paritätischen Seemannskommission des Internationalen Arbeitsamtes. Am 23. September 1925 zum Vorsitzenden des Verwaltungsausschusses der Freiwilligen Rechtsschutz- und Haftpflicht-Versicherung ("Fakulta") gewählt. Teilnehmer auf der internationalen Konferenz vom 29. bis 30. April 1919 in Amsterdam, auf der sich britische und deutsche Transportarbeiter versöhnten und die internationale Arbeit reaktivierten. Als Mitglied der Statutenkommission beteiligte er sich führend bei der Formulierung des neuen Statuts, das auf der Amsterdamer Konferenz vom 28. bis 20. Juli 1919 verabschiedet wurde. Mitarbeiter an der ersten Nummer der Zeitschrift "Der internationale Transportarbeiter" im gleichen Jahr. Deutscher Delegierter vom 15. bis 20. März 1920 in Christiana. In Christiana Wahl in den Generalrat der ITF. Vom Generalrat zum 2. Vorsitzenden des Exekutivkomitees ernannt. Wiederwahl in den Generalrat und das Exekutivkomitee auf dem ITF-Kongreß vom 18. bis 22. April 1921 in Genf und der Tagung in Wien vom 2. bis 6. Oktober 1922, wo er über die "Vereinheitlichung der Arbeitsbedingungen" berichtete. In seiner Eigenschaft als ITF-Funktionär Teilnehmer auf der Konferenz des Internationalen Gewerkschaftsbundes vom 20. bis 26. April 1922 in Rom. Die Delegierten der ITF-Kongresse wählten den Schauermann 1924, 1926, 1928 und 1930 in das Exekutivkomitee des internationalen Berufssekretariats. Nahm letztmals auf der Prager ITF-Konferenz vom 7. bis 13. August 1932 in seiner alten Funktion teil. Referat über die internationale Arbeit auf dem 11. Verbandstag der deutschen Organisation vom 3. bis 8. September 1922 in Berlin. Wiederwahl zum 2. Vorsitzenden auf dem 12. Bundestag vom 16. bis 21. August 1925 in München und dem 13. Bundestag vom 12. bis 17. April 1928 in Leipzig. Mitglied einer "Personalfindungskommission" des Bundesausschusses des ADGB im Juli 1923 zur Nominierung des Nachfolgers von Adolf Cohen. Döring spielte bei der Koordinierung der Maßnahmen der freien Gewerkschaften beim passiven Widerstand der Transportarbeiter in den französisch besetzten Gebieten im Januar und Februar 1923 ("Ruhrkampf") eine entscheidende Rolle. Koordinierte als deutscher ITF-Vertreter ebenfalls die Maßnahmen zur Verhinderung von Kohlelieferungen nach England während des großen Generalstreiks Mitte 1926, ohne die Verschiffung erheblicher Mengen von Kohle im Hamburger Hafen unterbinden zu können. Der konstituierende Verbandstag des "Gesamtverbandes der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs" vom 7. bis 10. Oktober 1929 in Berlin wählte den Fünfundsechzigjährigen nochmals zu einem der stellvertretenden Vorsitzenden, eine deutliche Geste an einen der Architekten des Gewerkschaftszusammenschlusses, an dem Döring seit Mitte der zwanziger Jahre mit großem Erfolg mitgearbeitet hatte. Johann Döring - von seinen Freunden stets "Muskötel" gerufen - trat am 1. Juli 1930 in den Ruhestand. Kehrte nach der nationalsozialistischen Machtergreifung nach Hamburg zurück und mußte mit einer um die Hälfte reduzierten Pension unterhalb des Arbeitslosenniveaus leben. Während der Jahre 1933 und 1934 knüpfte Döring illegale Kontakte zur ITF. Mehrfache Hausdurchsuchungen durch die Gestapo. Nach dem Kriege Ehrengast auf dem ITF-Kongreß vom 19. bis 21. Juli 1948 in Oslo und 1950 in Stuttgart. Johann Döring starb am 7. Mai 1951 in Hamburg. © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998 |