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Dengler, Ludwig (1874 - 1916)

Geboren am 24. August 1874 in Rudertshofen (Kreis Beilngries), verheiratet. Gelernter Dreher, nach Absolvierung des Militärdienstes Übersiedlung nach Berlin, Tätigkeit als Werkzeugdreher. Wanderung über Hamburg, Hannover in die Städte der Rheinprovinz. Rückkehr 1902 nach Berlin. Anstellung als Portier in einer Messingfabrik, danach Fabrikportier bei Rietschel & Henneberg. Im Juni 1906 "sprengte" Dengler den christlichen ständischen "Portierverein" mit Sitz in München und gründete mit 16 Kollegen den "Verein der Portiers, Fahrstuhlführer und Heizer Berlins, Fortschritt". Der Lokalverband dehnte sich 1908 als gewerkschaftlicher Zentralverband unter dem Namen "Deutscher Portier-Verband" aus, ohne daß die Organisation über Groß-Berlin hinaus Fuß fassen konnte.

Mitbegründer der "Deutschen Portiers-Zeitung. Organ des Zentral-Verbandes für die Interessen der Portiers, Fahrstuhlführer, Maschinisten, Hausreiniger und Wächter Deutschlands". Verantwortlicher Redakteur des Blattes bis zum 31. Dezember 1913. Zu Denglers besonderen Leistungen zählte die Etablierung eines Arbeitsnachweises für Portiers in Berlin, der sich zum Herzstück der Organisation entwickelte, die 1913 über 3.000 Mitglieder in ihren Reihen hatte. Die Organisation galt in Berlin als "vollwertige" Gewerkschaft. Sie gewährte Unterstützung bei Streiks, Maßregelung, Arbeitslosigkeit, Krankheit und Sterbefällen. Dengler übernahm ab 1911 selbst hauptamtlich das Stellenvermittlungsbüro. Geriet zum Schluß seiner Amtszeit in heftige Konflikte mit dem "Deutschen Transportarbeiter-Verband", der ab 1909 ebenfalls versuchte, Fahrstuhlführer und Portiers in einer eigenen Branche zu organisieren, ohne die Bedeutung des "Deutschen Portier-Verband" zu erlangen. Dengler lehnte im April 1913 Vorschläge innerhalb seiner Organisation ab, mit der Generalkommission Verhandlungen zwecks Anschluß an die freien Gewerkschaften zu führen.

Gleichwohl spielte er bei der Überwindung berufsständischer, wirtschaftsfriedlicher Strömungen im "Deutschen Portier-Verband" eine wichtige Rolle, erteilte er doch Stimmen, die die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage nur auf dem "Verhandlungswege" erreichen wollten, eine deutliche Absage. Fädelte in seinem letzten Amtsjahr mit der "Berliner Geschäftsdiener- und Packervereinigung" einen Kartellvertrag ein, der den "Deutschen Portier-Verband" auf den "Boden der modernen Arbeiterbewegung" stellte, da er ausdrücklich Streiks als Kampfmittel zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation vorsah. Am 17. Juni 1913 kandidierte Dengler nicht mehr für den Vorstandsposten, da er in Spandau ein eigenes Zigarrengeschäft eröffnet hatte. Nachfolger wurde sein langjähriger Stellvertreter Albert Hartwich. Dengler starb am 31. August 1916 als Kriegsteilnehmer an der Front.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998

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