Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
3. Nach dem Zweiten Weltkrieg. 2., neu bearb. und erw. Aufl. 1978.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001

Stichtag: 4. Febr. 1970

Die Bundesregierung legt dem Bundestag den Bericht der Kommission über die Mitbestimmung vor. In diesem Gutachten wird von der Mehrheit festgestellt, daß sich die bisherige Mitbestimmung bewährt hat. Die Mitwirkung der Arbeitnehmer in den Aufsichtsräten hat zu keiner feststellbaren inhaltlichen Veränderung unternehmerischer Initiativen geführt. Mit dem entgegengesetzten Argument, daß nämlich die Arbeitnehmer sich notwendigen unternehmerischen Initiativen widersetzen könnten, lehnt die Mehrheit der Gutachter aber die Ausdehnung der paritätischen Montan-Mitbestimmung auf sämtliche Großunternehmen ab: Die Kommissionsmehrheit spricht sich dafür aus, den Vertretern der Kapitalseite eine Mehrheit im Aufsichtsrat zuzuweisen. Dabei hat sich die Kommission vor allem von der Erwägung leiten lassen, daß sich die Politik des Aufsichtsrates ungeachtet der sozialen und sozialpolitischen Bindungen des Unternehmens an der Rentabilität als der primären unternehmerischen Zielfunktion orientieren sollte. Tendenziell wird das Rentabilitätsinteresse nach der Auffassung der Kommission stärker von den Anteilseignern als von den Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat geltend gemacht werden.