Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. -
[Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
Der Groß-Berliner Arbeiterrat beschließt mit geringer Mehrheit, den Generalstreik auszurufen. Der Berliner Vollzugsrat soll die Streikleitung übernehmen. Die Kommunisten erklären ihren Austritt aus dieser gemischten Streikleitung und bilden eine eigene. Die preußische Regierung ordnet den Belagerungszustand an und ruft Truppen nach Berlin, wo es zu ersten Schießereien kommt. In Weimar verhandelt eine Abordnung der Arbeiterschaft mit der Reichsregierung, die die Forderungen der Streikenden ablehnt. Sie stimmt aber einem Arbeitsprogramm zu, das für die nächste Zeit gesetzgeberische Maßnahmen bezüglich der Arbeiterräte, des Arbeitsrechts, der Sozialisierung, der Militärgerichtsbarkeit und der Lebensmittelversorgung vorsieht. Die Streikleitung, aus der die Vertreter der SPD ausgetreten waren, beschließt, am 7. März den Streik abzubrechen, am 8. März ihn für beendet zu erklären, nachdem die Regierung einen Teil der Bedingungen, unter anderem keine Maßregelung der Streikenden, bewilligt. Am 10. März wird L. Jogiches (KPD) ermordet. Am 11. März werden 29 Matrosen der Volksmarinedivision erschossen, am 12. März enden die Kämpfe mit der Besetzung Berlin-Lichtenbergs. Die Volksmarinedivision und die Republikanische Soldatenwehr werden aufgelöst. Die Gerichte gehen gegen die bewaffneten Aufständischen scharf vor.
2. Vom Beginn der Weimarer Republik bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. 3., unveränd. Aufl. 1980.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001
Stichtag:
3./12. März 1919
Die »Rote Fahne« fordert zum Sturz der Regierung Ebert/Scheidemann/Noske auf. Die Streikenden verlangen die Anerkennung der Arbeiter- und Soldatenräte auch in der Industrie; sofortige Bildung einer revolutionären Arbeiterwehr; Aufhebung aller Freiwilligenverbände und Aufnahme der politischen und wirtschaftlichen Beziehungen mit der Sowjetregierung.
Am 5. März gehen Teile der republikanischen Soldatenwehr und der Volksmarinedivision zu den Aufständischen über, denen aber die Erstürmung des hart umkämpften Polizeipräsidiums nicht gelingt.
G. Noske erläßt am 9. März den Befehl: »Jede Person, die mit der Waffe in der Hand gegen Regierungstruppen kämpfend angetroffen wird, ist sofort zu erschießen.«
Die Gesamtzahl der Toten während dieser Tage beträgt 1200.