TITLE/CONTENTS

Teildokument:
Franz Osterroth / Dieter Schuster
Chronik der deutschen Sozialdemokratie - Band 1

Zeitraum: Anfang - 1865

hier finden Sie Einträge zu folgenden Daten:

Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts
5. Mai 1818
28. Nov. 1820
1824
28. Dez. 1824
11. April 1825
29. März 1826
1828
13. Mai 1830
27. Mai 1832
12.Juli 1833
1834
1. Januar 1834
April 1834
1835
1835
1836
19. Febr. 1837
1838
9. April 1839
12. Mai 1839
1840
7. Febr. 1840
22. Febr. 1840
1841
Ende Dez. 1842
April 1842/ März 1843
29. Mai 1842
1843
Dez.1843/ Ende Febr. 1844
1844
16. Jan. 1844
April 1844
4./6. Juni 1844
Ende Aug./ Anf. Sept. 1844
Ab 1844
17. Jan. 1845
8.-15. Febr. 1845
Ende Febr. 1845
Frühjahr 1845
Ende Mai 1845
Anf. 1846

27. Febr. 1846
30. März 1846
19. April 1846
Juni 1846
Sommer 1846
August 1846
Sommer/Herbst 1846
1847
20. Januar 1847
Juni 1847
Anf. August 1847
22. Okt. 1847
29. Nov./ 8. Dez. 1847
Ende Januar 1848
22. Febr. 1848
18. März 1848
26. März 1848
März/April 1848
Anf. April 1848
19. April 1848
18. Mai 1848
25. Mai 1848
1. Juni 1848
11./14. Juni 1848
14./16. Juni 1848
Juli 1848
23. Aug./ 3. Sept. 1848
26. Sept. 1848
12. Okt. 1848
November 1848
2. April 1849
3./8. Mai 1849
Mitte Mai 1849
19. Mai 1849
Mai/Juli 1849
30. Mai 1849
29. Juni 1849
3./13. Sept. 1849
Anfang 1850
6. Jan. 1850
20./26. Feb. 1850
6. März 1850
7. März 1850

11. März 1850
Ende März 1850
Mitte 1850
1. Juli 1850
4. Juli 1850
Sommer 1850
15. Sept. 1850
1851
10. Mai 1851
Herbst 1851
1851/1852
8. April 1852
Mai 1852
5. Mai 1852
4. Okt. 1852
12. Nov. 1852
17. Nov. 1852
13. Juli 1854
16. Okt. 1854
14. März 1857
5. Juli 1857
Juni 1859
15./16. Sept. 1859
60er Jahre
1861
19. Febr. 1861
Frühjahr 1861
1. Dez. 1861
Februar 1862
April 1862
18. April 1862
Juli/Aug. 1862
August 1862
Sommer 1862
24. Sept. 1862
22. Okt. 1862
2. Nov. 1862
16. Jan. 1863
6. Febr. 1863
11. Febr. 1863
1. März 1863
24. März 1863
Ende März/April 1863

16. April 1863
Ab 12. Oder 13. Mai 1863
23. Mai 1863
7./8. Juni 1863
17. Juni 1863
20./29. Sept. 1863
29. Sept. 1863
Okt. 1863
Herbst 1863 bis Frühj. 1864
12. Jan. 1864
Mitte Febr. 1864
12. März 1864
20. März 1864
22. Mai 1864
3. Juli 1864
31. Aug. 1864
Sommer/Herbst 1864
Sept. 1864
28. Sept. 1864
23./24. Okt. 1864
1. Nov. 1864
Anf. / Mitte Nov. 1864
15. Dez. 1864
Mitte / Ende Dez.1864
27./30. Dez. 1864
1865
4. Jan. 1865
19. Jan. 1865
1., 3. und Febr. 1865
Mitte Febr. 1865
Frühjahr 1865
25. März 1865
2. Juli 1865
26. Juli 1865
3./5. Sept. 1865
25. / 28. Sept. 1865
13. Okt. 1865
13. Nov. 1865
24. Nov. 1865
30. Nov. Bis 1. Dez.1865
25. / 26. Dez. 1865
Ende 1865



Anfang - 1865

Anfang bis Mitte des
19. Jahrhunderts

Die Industrialisierung breitet sich auch in Deutschland aus. Die soziale Lage vieler Menschen ist sehr schlecht. Die Arbeitszeiten in den Fabriken betragen 14-16 Stunden. Die Frauen- und Kinderarbeiten nehmen stark zu. Es kommt zu Demonstrationen und zu ersten örtlichen Streiks.
Der Anteil der Bevölkerung (sie wächst von 23 Millionen 1800 auf 36 Millionen 1848 in Deutschland an), der von der Landwirtschaft lebt, geht von ca. vier Fünfteln zwischen 1800 und 1810 auf weniger als zwei Drittel 1848 zurück. Dennoch gibt es 1848 in Preußen noch etwa 850 000 in handwerklichen Betrieben Arbeitende gegenüber 550 000 in Fabriken Arbeitenden. In Deutschland sind etwa 10 % der Bevölkerung Arbeiter.

5. Mai 1818

K. Marx in Trier geboren.

28. Nov. 1820

F. Engels in Barmen geboren.

1824

Aufhebung des Koalitionsverbotes in Großbritannien.

28. Dez. 1824

St. Born in Lissa (Posen) geboren.

11. April 1825

F. Lassalle in Breslau geboren.

29. März 1826

W. Liebknecht in Gießen geboren.

1828

L. Gall gründet die Zeitschrift »Menschenfreundliche Blätter oder praktische Beiträge zur Volksbeglückungslehre«. Die »Blätter« sollen zeigen, wie und wie nicht für die Armen ohne alles Eigentum gesorgt werden müsse, und welche Mittel sich den arbeitenden Klassen mit geringem Eigentum darbieten, um sich vor der allen Besitz bedrohenden Herrschaft des Geldes zu retten, welche unabwendbar dahin führen müsse, allen Besitz in den Händen der Eigentümer des Geldes zu vereinigen und die von ihrer Industrie und ihrer Arbeit lebenden Klassen von jenen gänzlich abhängig zu machen.
Nur eine Nummer der Zeitschrift erscheint.

13. Mai 1830

Th. Yorck in Breslau geboren.

27. Mai 1832

Hambacher Fest-Volksversammlung süddeutscher Demokraten. Der Bundestag verbietet darauf politische Vereine, Volksversammlungen und unterbindet die Pressefreiheit.

12.Juli 1833

J. B. v. Schweitzer in Frankfurt a. M. geboren.

1834

In einer Offenbacher Geheimdruckerei erscheint G. Büchners Flugschrift »Hessischer Landbote« mit der Parole: »Friede den Hütten! - Krieg den Palästen«.

G. Büchner gründet die geheime »Gesellschaft der Menschenrechte«. Ihre Anhänger, darunter zahlreiche Studenten, werden verfolgt, manche verhaftet, einige können ins Ausland fliehen und bilden in den Exilländern neue Geheimbünde, die auch verboten werden.

1. Januar 1834

Deutscher Zollverein. Die Zollschranken zwischen 18 deutschen Staaten werden beseitigt.

April 1834

In Bern wird der Geheimbund »Junges Deutschland« gegründet. In der Folgezeit entstehen unter seinem Einfluß Handwerkervereine in mehreren Schweizer Städten.

1835

Nachdem der im Februar 1832 von deutschen Flüchtlingen, vornehmlich Handwerkern, gegründete »Deutsche Volksverein« in Paris verboten wird, gründen die Vereinsmitglieder unter der Führung von J. Venedey und Th. Schuster in enger Anlehnung an die bestehenden französischen geheimen Gesellschaften, wie L. Blancs »Societe des Saisons« den geheimen »Bund der Geächteten«. Sie geben die Zeitschrift »Der Geächtete« heraus. Der Bund will nach seinen Statuten »die Befreiung und Wiedergeburt Deutschlands und Verwirklichung der in der Erklärung der Menschenrechte und Bürgerrechte ausgesprochenen Grundsätze« erreichen.

1835

Der Deutsche Bund verbietet die Gesellenwanderung ins Ausland, nachdem die Berührung der wandernden Handwerksgesellen mit den sozialistischen Ideen C. H. de Saint-Simons und L. Blancs und der Gedankenwelt der Chartisten nicht ohne Rückwirkung auf Deutschland geblieben war. Das Verbot kann indessen die Wanderungen nicht verhindern.

1836

Der »Bund der Geächteten« spaltet sich. Der radikale Flügel organisiert sich im geheimen »Bund der Gerechten«, zu dessen Führern K. Schapper, W. Weitling, H. Bauer und J. Moll gehören. Seine Mitgliederzahl steigt auf 400. Man fordert die Gütergemeinschaft als notwendige Folgerung der »Gleichheit«.

19. Febr. 1837

G. Büchner, geboren 17. Oktober 1813 in Goddelau b. Darmstadt, Dr. Phil. und Schriftsteller, in Zürich gestorben.

1838

Im Auftrage des »Bundes der Gerechten« schreibt W. Weitling dessen Programmschrift »Die Menschheit, wie sie ist und sein soll«, eine Mischung von utopischem und proletarischem Sozialismus, aber auch mit starkem religiösen Einschlag. Die erste Auflage von 2000 Exemplaren ist rasch vergriffen.

9. April 1839

Die erste Arbeitsschutzbestimmung in Preußen, das Regulativ über die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter, verbietet die regelmäßige Arbeit in der Fabrik, in Berg-, Hütten- und Pochwerken für Kinder bis zum 9. Lebensjahr. Die Arbeitszeit der noch nicht 16jährigen darf zehn Stunden nicht überschreiten. Nachtarbeit, Sonn- und Feiertagsarbeit für Jugendliche werden verboten. In Bayern und Baden werden 1840 ähnliche Bestimmungen erlassen. Schon 1828 hatte der Generalleutnant v. Horn in einem Bericht an den preußischen König darauf aufmerksam gemacht, daß er im Rheinland infolge der Ausbeutung der jugendlichen Arbeiter und der dadurch verursachten körperlichen Entartung der Bevölkerung nicht mehr das erforderliche Truppenkontingent aufbringen könnte.

12. Mai 1839

Der »Bund der Gerechten« beteiligt sich an einem von L. Blanqui initiierten Aufstand in Paris, der niedergeschlagen wird. K. Schapper wird verhaftet, nach längerer Haft ausgewiesen. Er geht nach London und beginnt dort, die zerrissenen Fäden des Bundes wieder zu knüpfen. Seitdem ist London das Zentrum des Bundes.

1840

In den 40er Jahren werden unter Leitung des Bürgertums Arbeiterbildungs- und Handwerkervereine gegründet. Die wandernden Gesellen knüpfen Verbindungen mit den im Ausland bestehenden Organisationen an, auch mit dem »Bund der Gerechten«.

7. Febr. 1840

In London konstituiert sich der »Deutsche Arbeiterbildungsverein«. Auf seinen Mitgliedskarten ist der Satz »Alle Menschen sind Brüder« in zwanzig verschiedenen Sprachen abgedruckt. Ihm folgen bald ähnliche Vereine in Paris, Brüssel und in der Schweiz.

22. Febr. 1840

A. Bebel in Köln-Deutz geboren.

1841

W. Weitling wird vom »Bund der Gerechten« als Agitator in die Schweiz geschickt. Es gelingt ihm in kurzer Zeit, eine auf seine Ideen ausgerichtete verzweigte Organisation aufzubauen. W. Weitling gibt die Monatszeitschrift »Der Hülferuf der deutschen Jugend« und in den Jahren 1842 und 1843 »Die junge Generation« heraus.

Ende Dez. 1842

W. Weitlings Hauptwerk »Garantien der Harmonie und Freiheit« und L. v. Steins »Der Socialismus und Communismus des heutigen Frankreichs«, in denen nachdrücklich auf das Bestehen des Proletariats als eines selbständigen Faktors im wirtschaftlichen Leben hingewiesen wird, erscheinen.

April 1842/ März 1843

K. Marx ist Mitarbeiter und Redakteur der demokratischen »Rheinischen Zeitung«.

29. Mai 1842

W. Bracke in Braunschweig geboren.

1843

Die »Einundzwanzig Bogen aus der Schweiz«, herausgegeben von G. Herwegh, mit Beiträgen von F. Engels »Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen« und M. Hess »Socialismus und Communismus« erscheinen.

Dez.1843/ Ende Febr. 1844

K. Marx gibt zusammen mit A. Ruge in Paris die »Deutsch-Französischen Jahrbücher« heraus, von denen nur die erste Doppellieferung im Februar 1844 erscheint: mit F. Engels' »Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie« und K. Marx' ersten sozialistischen Schriften »Zur Judenfrage« und »Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung«.

1844

W. Weitling geht nach London.

16. Jan. 1844

P. Singer in Berlin geboren.

April 1844

K. Marx nimmt mit den Leitern des »Bundes der Gerechten« Verbindung auf.

4./6. Juni 1844

Hungeraufstand schlesischer Weber in Peterswaldau und Langenbielau. Er wird unter Einsatz von Militär niedergeschlagen.

Ende Aug./ Anf. Sept. 1844

K. Marx trifft mit F. Engels in Paris zusammen - eine erste Begegnung in Köln war kühl verlaufen. Ihre Unterhaltung ergibt eine »vollständige Übereinstimmung auf allen Gebieten« (F. Engels).

Ab 1844

M. Hess propagiert, vor allem am Niederrhein, seinen »philosophischen Sozialismus«.

F. Engels betätigt sich aktiv in der Rheinprovinz, versucht u. a. in Elberfeld, Barmen, Düsseldorf, Köln und Bonn mit demokratischen und sozialistischen Gruppen und Personen Verbindung aufzunehmen. In zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften wird die soziale Frage intensiv behandelt, u. a. im »Westphälischen Dampfboot«, herausgegeben von 0. Lüning, Redakteur ist J. Weydemeyer; in der »Trierschen Zeitung«, herausgegeben von Wolter; in »Der Sprecher« in Wesel, von K. Grün; im »Gesellschaftsspiegel«, Organ zur Vertretung der besitzlosen Klassen und zur Beleuchtung der gesellschaftlichen Zustände der Gegenwart, Redakteur: M. Hess in enger Zusammenarbeit mit F. Engels; in den »Rheinischen Jahrbüchern zur gesellschaftlichen Reform«, herausgegeben von H. Püttmann und dessen »Deutschem Bürgerbuch«, zu deren Mitarbeitern F. Engels, M. Hess und W. Wolff gehören.

17. Jan. 1845

Die »Allgemeine preußische Gewerbeordnung« verbietet die Bildung von Vereinigungen der Arbeiter sowie die Verabredung zur Einstellung oder Verhinderung der Arbeit, die dem Zwecke dient, die Gewerbetreibenden oder gar die Obrigkeit »zu Geständnissen zu verleiten«,

8.-15. Febr. 1845

F. Engels nimmt an drei von M. Hess geleiteten Versammlungen in Wuppertal teil, in denen sozialistische und kommunistische Ideen diskutiert werden. Der Oberbürgermeister verbietet weitere Versammlungen.

Ende Febr. 1845

K. Marx / F. Engels »Die heilige Familie oder Kritik der kritischen Kritik gegen Bruno Bauer und Consorten«, wird veröffentlicht.

Frühjahr 1845

K. Marx schreibt seine »Thesen über Feuerbach«. Die elfte lautet: Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an, sie zu verändern.

Ende Mai 1845

In Leipzig erscheint F. Engels' Werk »Die Lage der arbeitenden Klasse in England«. Es wird in vielen Zeitschriften lobend besprochen.

Anf. 1846

In Brüssel gründen K. Marx und F. Engels ein kommunistisches Korrespondenz-Komitee, um einen ideologischen und organisatorischen Zusammenschluß der Sozialisten der verschiedenen Länder zu fördern. Im Mai/Juni 1846 folgt ein Komitee in London.

27. Febr. 1846

F. Mehring in Schlawe (Pommern) geboren.

30. März 1846

In einer Sitzung des Brüsseler Komitees üben K. Marx und F. Engels scharfe Kritik am »wahren Sozialismus« K. Grüns und am »Handwerks-Kommunismus« von W. Weitling, der an der Sitzung teilnimmt. Es kommt zum Bruch zwischen K. Marx und W. Weitling. M. Hess distanziert sich von der Marxschen »Partei«.

19. April 1846

I. Auer in Dommelstadl b. Passau geboren.

Juni 1846

Das Brüsseler Komitee begrüßt ein Schreiben Wuppertaler Kommunisten, in dem diese vorgeschlagen hatten, daß die deutschen Kommunisten aus ihrer Vereinzelung heraustreten und sich untereinander über ihre Tätigkeit unterrichten sollten.

Sommer 1846

K. Marx und F. Engels beenden ihre Arbeit an den wichtigsten Abschnitten der »Deutschen Ideologie«. Die Publikation scheitert an den Zensurbestimmungen. Das Buch erscheint zum ersten Male vollständig 1932.

August 1846

F. Engels siedelt nach Paris über, um im Auftrage des Brüsseler Komitees den Kommunismus unter den Mitgliedern des »Bundes der Gerechten« zu verbreiten.

Sommer/Herbst 1846

Durch Vermittlung von W. Wolff - ihm widmet K. Marx den 1. Band von »Das Kapital« - kommt es zu Verbindungen mit schlesischen Kommunisten, die mehrere Berichte über die Lage der Arbeiter und Bauern in Schlesien schicken.

1847

Schwere Wirtschaftskrise. Die Lebensmittelpreise steigen stark an. Im Frühjahr kommt es in verschiedenen Orten zu Hungerrevolten.

20. Januar 1847

Die Londoner Zentrale des »Bundes der Gerechten« fordert K. Marx und F. Engels auf, dem Bund beizutreten. Der Bund beabsichtige, sich zu reorganisieren und dabei die Auffassungen von K. Marx und F. Engels in sein Programm aufzunehmen.

Juni 1847

Auf einem Kongreß des »Bundes der Gerechten« in London beschließt dieser, sich in »Bund der Kommunisten« umzubenennen. Für den nächsten Kongreß soll ein »Glaubensbekenntnis« vorbereitet werden. Der Kongreß beschließt die Herausgabe einer kommunistischen Zeitschrift, deren Aufgabe es sein soll, »für die Befreiung des Proletariats zu wirken, und damit dieselbe sobald als möglich zustande kommt, alle Unterdrückten zur Vereinigung aufzufordern«. Im September 1847 erscheint unter der Redaktion von K. Schapper das erste und einzige Heft dieser »Kommunistischen Zeitschrift« mit dem Motto: »Proletarier aller Länder vereinigt Euch!« F. Engels und W. Wolff nehmen am Kongreß teil; K. Marx aus Geldmangel nicht.

Anf. August 1847

K. Marx und F. Engels gründen in Brüssel den Deutschen Arbeiterverein, in dessen Vorstand unter anderen M. Hess gewählt wird.

22. Okt. 1847

F. Engels kritisiert auf einer Sitzung der Kreisbehörde des »Bundes der Kommunisten« in Paris sehr heftig das von M. Hess verfaßte »Glaubensbekenntnis«, welches er daraufhin neu entwerfen soll. Er schreibt die »Grundsätze des Kommunismus«.

29. Nov./ 8. Dez. 1847

Zweiter Kongreß des »Bundes der Kommunisten« in London. Der Kongreß nimmt die Statuten des Bundes an. Dessen Art. 1 lautet:
Der Zweck des Bundes ist der Sturz der Bourgeoisie, die Herrschaft des Proletariats, die Aufhebung der alten, auf Klassengegensätzen beruhenden bürgerlichen Gesellschaft und die Gründung einer neuen Gesellschaft ohne Klassen und ohne Privateigentum. K. Marx und F. Engels werden vom Kongreß »mit der Abfassung eines für die Öffentlichkeit bestimmten ausführlichen theoretischen und praktischen Parteiprogramms« beauftragt.

Ende Januar 1848

K. Marx und F. Engels beenden das »Manifest der Kommunistischen Partei«. Es erscheint Ende Februar in London.
Im Manifest heißt es u. a.:
»Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen. Die Gesellschaft spaltet sich mehr und mehr in zwei große feindliche Lager, in zwei große, einander direkt gegenüberstehende Klassen: Bourgeoisie und Proletariat.
Die Bourgeoisie kann nicht existieren, ohne die Produktionsinstrumente, also die Produktionsverhältnisse, also sämtliche gesellschaftlichen Verhältnisse fortwährend zu revolutionieren ...
Der moderne Arbeiter ... hebt sich nicht mit dem Fortschritt der Industrie, sondern sinkt immer tiefer unter die Bedingungen seiner eigenen Klasse herab. Der Arbeiter wird zum Pauper, und der Pauperismus entwickelt sich noch rascher als Bevölkerung und Reichtum. Es tritt hiermit offen hervor, daß die Bourgeoisie unfähig ist, noch länger die herrschende Klasse der Gesellschaft zu bleiben und die Lebensbedingungen ihrer Klasse der Gesellschaft als regelndes Gesetz aufzuzwingen. Sie ist unfähig, zu herrschen, weil sie unfähig ist, ihrem Sklaven die Existenz selbst innerhalb seiner Sklaverei zu sichern...
Die wesentlichste Bedingung für die Existenz und für die Herrschaft der Bourgeoisieklasse ist die Anhäufung des Reichtums in den Händen von Privaten, die Bildung und Vermehrung des Kapitals; die Bedingung des Kapitals ist die Lohnarbeit. Die Lohnarbeit beruht ausschließlich auf der Konkurrenz der Arbeiter unter sich. Der Fortschritt der Industrie ... setzt an die Stelle der Isolierung der Arbeiter durch die Konkurrenz ihre revolutionäre Vereinigung durch die Assoziation. Sie (die Bourgeoisie) produziert vor allem ihre eigenen Totengräber. Ihr Untergang und der Sieg des Proletariats sind gleich unvermeidlich.
Der nächste Zweck der Kommunisten ist derselbe wie der aller übrigen proletarischen Parteien: Bildung des Proletariats zur Klasse, Sturz der Bourgeoisieherrschaft, Eroberung der politischen Macht durch das Proletariat ... die Kommunisten (können) ihre Theorie in dem einen Ausdruck: Aufhebung des Privateigentums, zusammenfassen.
Wenn das Proletariat im Kampfe gegen die Bourgeoisie sich notwendig zur Klasse vereint, durch eine Revolution sich zur herrschenden Klasse macht und als herrschende Klasse gewaltsam die alten Produktionsverhältnisse aufhebt, so hebt es mit diesen Produktionsverhältnissen die Existenzbedingungen des Klassengegensatzes, der Klassen überhaupt, und damit seine eigene Herrschaft als Klasse auf.
An die Stelle der alten bürgerlichen Gesellschaft mit ihren Klassen und Klassengegensätzen tritt eine Assoziation, worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist.
Die Kommunisten verschmähen es, ihre Ansichten und Absichten zu verheimlichen. Sie erklären es offen, daß ihre Zwecke nur erreicht werden können durch den gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschafts
ordnung. Mögen die herrschenden Klassen vor einer kommunistischen Revolution zittern. Die Proletarier haben nichts in ihr zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen. Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!«

22. Febr. 1848

Ausbruch der Revolution in Paris.

18. März 1848

Ausbruch der Revolution in Berlin. Unter den 183 Opfern der Straßenkämpfe befinden sich hauptsächlich Handwerker und Arbeiter.

26. März 1848

Auf einer Volksversammlung in Berlin wird eine »Gemeinsame öffentliche Vertretung der Arbeiter« gefordert. Gesellen und Arbeiter sprechen über ihre sozialen Nöte. Soziale Fragen stehen nach dem 18. März auf allen Versammlungen und im Vereinsleben der Arbeitervereine stark im Vordergrund.

März/April 1848

Nach Ausbruch der Revolution kehren viele Handwerker nach Deutschland zurück. In Paris versuchen G. Herwegh und A. v. Bornstedt vergeblich, eine bewaffnete Freischar aus Deutschen zusammenzustellen. K. Marx und F. Engels wenden sich gegen diesen Plan.

Anf. April 1848

K. Marx und F. Engels lassen sich in Köln nieder. In den »Forderungen der Kommunistischen Partei in Deutschland« umreißen sie Aufgaben und Ziel der Revolution: Ganz Deutschland zu einer einigen, unteilbaren Republik zu erklären; die Volksvertreter zu besolden, damit auch Arbeiter im Parlament sitzen können; Allgemeine Volksbewaffnung; Umwandlung fürstlicher und feudaler Landgüter, aller Bergwerke und Transportmittel in Staatseigentum; Beschränkung des Erbrechts; Einführung starker Progressivsteuern und Abschaffung der Konsumtionssteuern; Errichtung von Nationalwerkstätten; Allgemeine unentgeltliche Volkserziehung. Einige Zeitungen drucken diese Forderungen ab.
In den ersten Wochen und Monaten nach Ausbruch der Revolution bilden sich in zahlreichen Orten neue Arbeitervereine. Sie bleiben weitgehend unter bürgerlichem Einfluß. Nur in einigen Städten, so in Mainz und Köln, kommt es zu unabhängigeren Vereinen.

19. April 1848

Der Berliner Arbeiter-Klub wählt ein Zentralkomitee aus 28 Mitgliedern, je eines für jede Gewerksdelegation.
St. Born wird Vorsitzender des »Zentralkomitees der Arbeiter«. Seine Statuten werden angenommen. Das »Zentralkomitee« ist eine Körperschaft von Vertretern der Gewerkvereine. Es ist unter anderem »zur Vermittlung der Interessen der Arbeiter untereinander und mit dem Staate verpflichtet und zur Veranlassung und Durchführung aller Maßregeln, welche die allgemeinen Arbeitsinteressen erheischen«. In einer programmatischen Erklärung heißt es, daß die Arbeiter ihre Angelegenheiten selbst in die Hand nehmen wollten, um sie sich nie mehr entreißen zu lassen; noch gäbe es keine geschlossene Arbeiterklasse in Deutschland, aber in Zukunft wolle die Arbeiterklasse als eine »Macht im Staate« dastehen; die Organisation der Arbeiter sei deshalb die erste Notwendigkeit.

18. Mai 1848

Zusammentritt der deutschen Nationalversammlung in der Paulskirche in Frankfurt a. M.

25. Mai 1848

In der ersten Ausgabe der Zeitung des Zentralkomitees »Das Volk« werden einige vom Zentralkomitee angenommenen Beschlüsse veröffentlicht, die den konstituierenden Versammlungen in Berlin und Frankfurt unterbreitet werden sollen: die Festlegung des Minimallohnes und der Maximalarbeitszeit durch Kommissionen von Arbeitern und Meistern oder Arbeitgebern; Verbindung der Arbeiter zur Aufrechterhaltung des festgesetzten Lohnes; Aufhebung der indirekten Steuern; Einführung progressiver Einkommensteuer mit Steuerfreiheit für diejenigen, die nur das Nötigste zum Leben haben; unentgeltlichen Unterricht und Erziehung der Jugend nach Begabung; unentgeltliche Volksbibliotheken; Aufhebung aller für das Reisen der Arbeiter gegebenen Ausnahmegesetze; Beschäftigung der Arbeitslosen in Staatsanstalten; Versorgung aller Hilflosen durch den Staat; allgemeine Heimatberechtigung und Freizügigkeit; Schranken gegen Beamtenwillkür in bezug auf die Arbeitsleute.

1. Juni 1848

In Köln erscheint die erste Nummer der »Neuen Rheinischen Zeitung«, Organ der Demokratie. Chefredakteur: K. Marx; F. Engels gehört zur Redaktion.

11./14. Juni 1848

In Mainz wird der »Nationale Buchdruckerverein« durch 44 Delegierte, die etwa 10 000 Buchdrucker aus 90 Städten vertreten, gegründet.

14./16. Juni 1848

Ein Demokraten-Kongreß in Frankfurt, an dem zahlreiche Delegierte von Arbeitervereinen teilnehmen, fordert die demokratische Republik.

Juli 1848

W. Weitling, nach Ausbruch der Revolution aus Amerika zurückgekehrt, gibt in Berlin die Zeitschrift »Der Urwähler« heraus. Sie muß nach wenigen Nummern ihr Erscheinen wieder einstellen.

23. Aug./ 3. Sept. 1848

Auf dem Allgemeinen Deutschen Arbeiter-Kongreß in Berlin vertreten 40 Delegierte drei Arbeiterkomitees (Berlin, Hamburg, Leipzig) und 32 Arbeitervereine. Es wird eine Organisation »Arbeiterverbrüderung« gegründet (Sitz: Leipzig). Die meisten Arbeitervereine schließen sich an. Auf ihrem Programm stehen der Zehnstundentag, Produktiv-Assoziationen, Unterstützungskassen, Arbeitsnachweis
büros. Am 3. Oktober erscheint, redigiert von St. Born, als Zentralorgan »Die Verbrüderung«. Während des Arbeiterkongresses wird die »Assoziation der Zigarren
arbeiter Deutschlands« gegründet.

26. Sept. 1848

Die »Neue Rheinische Zeitung« wird verboten. F. Engels muß wegen drohender Verhaftung Deutschland verlassen.

12. Okt. 1848

Die »Neue Rheinische Zeitung« erscheint wieder.
F. Freiligrath tritt in die Redaktion ein.

November 1848

Als die gegenrevolutionäre Regierung die preußische Nationalversammlung zwingt, ihren Sitz nach Brandenburg zu verlegen und über Berlin den Belagerungszustand verhängt, rufen in Köln K. Marx und in Düsseldorf F. Lassalle (der sich nach seiner Haftentlassung aktiv an der revolutionären Bewegung beteiligte und in engem Kontakt mit K. Marx und F. Engels steht) die Bevölkerung zur Steuerverweigerung auf, F. Lassalle sogar zum bewaffneten Widerstand. Sie werden deswegen vor Gericht gestellt, aber freigesprochen.

2. April 1849

Die bayerischen Arbeiter beschließen ihren Beitritt zur »Arbeiterverbrüderung«, die norddeutschen und südwestdeutschen folgen. Der für Juni 1849 einberufene Kongreß sämtlicher deutscher Arbeitervereine kommt wegen der politischen Situation nicht mehr zustande.

3./8. Mai 1849

St. Born nimmt am Dresdner Maiaufstand für die Reichsverfassung teil und flieht nach dessen Scheitern in die Schweiz. Viele Teilnehmer des Aufstandes werden zu hohen Zuchthausstrafen verurteilt. F. Engels beteiligt sich am Aufstand der Elberfelder Arbeiter.

Mitte Mai 1849

K. Marx erhält den Ausweisungsbefehl aus Preußen. Gegen F. Engels wird ein Haftbefehl erlassen.

19. Mai 1849

Die »Neue Rheinische Zeitung« muß ihr Erscheinen einstellen. Die letzte Ausgabe erscheint in roter Schrift mit dem Gedicht F. Freiligraths »Abschiedswort der Neuen Rheinischen Zeitung« an der Spitze. K. Marx geht nach Paris, als er dort ausgewiesen werden soll, weiter nach London.

Mai/Juli 1849

F. Engels nimmt als Adjudant von A. Willich am badisch-pfälzischen Aufstand teil, der vom preußischen Militär blutig niedergeschlagen wird. Zahlreiche Aufständische werden in den Kasematten von Rastatt erschossen. F. Engels kann in die Schweiz fliehen.

30. Mai 1849

Die Verordnung über die Ausführung der Wahl der Abgeordneten zur Zweiten Kammer in Preußen wird veröffentlicht. Danach werden die Wahlberechtigten nach ihrer Steuerleistung in drei Klassen eingeteilt (Dreiklassenwahlrecht). Die geheime Stimmabgabe wird durch die öffentliche ersetzt.

29. Juni 1849

In Preußen sind nach einer Verordnung alle Vereine verpflichtet, ihre Vereinsstatuten den Polizeibehörden vorzulegen und jede Versammlung genehmigen zu lassen.

Die Versuche der reaktionären Regierungen, die Tätigkeit der Arbeitervereine und ähnlicher Organisationen einzuschränken oder gar aufzuheben, nehmen immer größeren Umfang an.

3./13. Sept. 1849

Auf dem 2. Kongreß der Zigarrenarbeiter wird der Beschluß über einen Anschluß des Verbandes an die »Arbeiterverbrüderung« vertagt, doch die beiden Zentralorgane sollen zusammen herausgegeben werden.

Anfang 1850

Die preußischen, sächsischen und bayerischen Behörden verständigen sich über eine Verfolgung der »Arbeiterverbrüderung«. Sie wird verdächtigt, »Pflanzschule des Kommunismus« zu sein.
Die Arbeitervereine aus Hannover, Braunschweig, Oldenburg und Bremen schließen sich der »Arbeiterverbrüderung« an.

6. Jan. 1850

E. Bernstein in Berlin geboren.

20./26. Feb. 1850

In Leipzig halten zahlreiche Delegierte der »Arbeiterverbrüderung« einen illegalen Kongreß ab. Er beschließt, ein neues Zentralkomitee ohne festen Sitz - es soll abwechselnd in Bremen und Hamburg tagen - zu wählen.

6. März 1850

Das erste Heft der »Neuen Rheinischen Zeitung - Politisch-Ökonomische Revue« erscheint. K. Marx veröffentlicht darin eine Aufsatzreihe, die beim Abdruck von F. Engels den Titel »Die Klassenkämpfe in Frankreich 1848-1850« erhält. Zu einer neuen Ausgabe schreibt 1895 F. Engels sein oft diskutiertes und umstrittenes Vorwort.

7. März 1850

G. v. Vollmar in Veltheim b. München geboren.

11. März 1850

Das neue preußische Vereinsgesetz untersagt Frauen, Schülern und Lehrlingen die Mitgliedschaft in Vereinen. Auch dürfen sie nicht an politischen Versammlungen teilnehmen. Politische Vereine dürfen untereinander nicht in Verbindung treten.

Ende März 1850

In der »Ansprache der Zentralbehörde an den Bund« werden die Mitglieder des »Bundes der Kommunisten« von London aus aufgefordert, eine selbständige Organisation der Arbeiterpartei aufzubauen, aber auch aktiv in den noch bestehenden Arbeiter-, Bauern- und Turnvereinen mitzuarbeiten.

Mitte 1850

In Frankfurt unter J. Weydemeyer, in Mainz unter F. Lessner - dem späteren Mitglied des Generalrates der Ersten Internationale -, in Wiesbaden unter K. Schapper und in Köln unter G. Röser, der gleichzeitig Vizepräsident des Zigarrenarbeiter-Verbandes ist, und einigen anderen Orten sind noch Arbeitervereine und Gruppen des »Bundes der Kommunisten« tätig.

1. Juli 1850

Die »Verbrüderung« muß ihr Erscheinen einstellen. Der Redakteur K. Gangloff wird wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt.

4. Juli 1850

In Sachsen wird die »Arbeiterverbrüderung« verboten, Bayern war damit vorangegangen.

Sommer 1850

Das sächsische Ministerium stellt eine »schwarze Liste« von 41 Vereinen auf, die polizeilich besonders zu überwachen seien, darunter befinden sich sechs Arbeitervereine. Ähnliches geschieht auch in anderen deutschen Ländern.

15. Sept. 1850

Der »Bund der Kommunisten« spaltet sich wegen taktischer Fragen in die Gruppen um K. Marx - F. Engels und A. Willich - K. Schapper.

1851

In London findet eine große Industrieausstellung statt. Die deutschen Regierungen unternehmen große Anstrengungen, um nicht zu viele Arbeiter und Handwerker nach London fahren zu lassen und die dennoch dort gewesenen streng zu überwachen. Sie befürchten Verbindungen mit den in London sich aufhaltenden Emigranten.

10. Mai 1851

Der Emissär des »Bundes der Kommunisten«, P. Nothjung, wird in Leipzig verhaftet. Weitere Verhaftungen von Mitgliedern folgen. F. Freiligrath kann nur durch seine Flucht nach England entkommen.

Herbst 1851

Seit dieser Zeit unterrichtet der Berliner Polizeipräsident K. H. v. Hinckeldey alle Polizeiorgane in Preußen und in den übrigen deutschen Staaten über Nachforschungen bei den Arbeiter- und demokratischen Vereinen, Verhaftungen und Mitteilungen über die Tätigkeit der deutschen Emigranten.

1851/1852

Bremen ist Zentrum des Zigarrenarbeiter-Verbandes. Durch den Zigarrenarbeiter Cloway, der Mitglied des Zentralkomitees der »Arbeiterverbrüderung« ist, besteht eine enge Beziehung zwischen den beiden Organisationen.

8. April 1852

Der preußische Ministerpräsident weist alle Polizeipräsidenten in Preußen an, die aus Bremen kommenden Handwerksgesellen zu beaufsichtigen.

Mai 1852

In »Die Revolution«, eine Zeitschrift in zwanglosen Heften, New York - von ihr erscheint nur ein Heft - wird K. Marx' »Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte« veröffentlicht. In Deutschland erscheint das Werk zum ersten Mal 1869.

5. Mai 1852

In einem Polizeibericht werden noch 59 Orte genannt, in denen der »Arbeiterverbrüderung« angehörende Vereine bestehen, gegen die einzuschreiten sei.

4. Okt. 1852

Nach eineinhalbjähriger Voruntersuchung beginnt in Köln der öffentliche Prozeß gegen die Mitglieder des »Bundes der Kommunisten« .

12. Nov. 1852

Von den zwölf Angeklagten des Kommunistenbund-Prozesses werden sieben zu insgesamt 36 Jahren Festungshaft verurteilt.

17. Nov. 1852

Auf Antrag von K. Marx wird der »Bund der Kommunisten« aufgelöst, da durch die Angriffe der europäischen Reaktion und die Verhaftung angesehener Mitglieder der Bund faktisch aufgehört habe zu existieren.

13. Juli 1854

Nach einem Beschluß des Bundestages werden alle Arbeitervereine mit sozialistischen, kommunistischen, überhaupt politischen Zielen für das gesamte Bundesgebiet verboten.

16. Okt. 1854

K. Kautsky in Prag geboren.

14. März 1857

A. Gerisch in Rautenkranz (Vogtland) geboren.

5. Juli 1857

Clara Zetkin in Wiederau (Sachsen) geboren.

Juni 1859

Im Verlag von F. Duncker in Berlin erscheint in einer Auflage von 1000 Exemplaren K. Marx' »Zur Kritik der politischen Ökonomie« mit der berühmten Darlegung der materialistischen Geschichtsauffassung im Vorwort: Die Produktionsweise bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozeß überhaupt. Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftspolitisches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt.

15./16. Sept. 1859

Gründung des Deutschen Nationalvereins in Frankfurt a. M. Er will die Einigung Deutschlands und dessen freiheitliche Entwicklung fördern. Der von den Liberalen beherrschte Nationalverein bietet den Arbeitern und Handwerkern wieder eine Möglichkeit, wenn auch noch nicht selbständig, politisch tätig zu sein.

60er Jahre

Unter Förderung liberaler Politiker werden zahlreiche Arbeiterbildungsvereine gegründet.

Die von H. Schulze-Delitzsch propagierten Konsum- und Sparvereine finden nur langsam Anklang bei den Arbeitern. Von den zunächst errichteten Genossenschaften gehen die meisten nach kurzer Zeit wieder ein.

Erst ein Siebentel aller gewerblichen Arbeiter ist in der Industrie und im Bergbau beschäftigt.

1861

In Sachsen wird das Koalitionsverbot aufgehoben. In den meisten deutschen Ländern geschieht das in den folgenden Jahren.

19. Febr. 1861

In Leipzig wird auf Anregung der Polytechnischen Gesellschaft und der ihr nahestehenden liberalen Kreise der »Gewerbliche Bildungsverein« gegründet. Schon auf der Gründungsversammlung fordern der Schuhmacher J. Vahlteich und der Zigarrenarbeiter F. W. Fritzsche seine volle Selbständigkeit, da es nicht Aufgabe eines Arbeitervereins sein könne, die Lücken der Volksschulbildung auszufüllen. Es gelte vielmehr, die Arbeiter in die Politik und in das öffentliche Leben einzuführen.

A. Bebel nimmt an der Gründungsversammlung - seiner ersten öffentlichen Versammlung - teil und wird Mitglied.

Frühjahr 1861

K. Marx besucht F. Lassalle in Berlin, um mit ihm die Gründung einer Zeitung zu besprechen. Doch der Plan scheitert u. a. daran, weil ein von F. Lassalle eingereichtes Gesuch, K. Marx zu naturalisieren, abgelehnt wird.

1. Dez. 1861

C. Legien in Marienburg (Westpreußen) geboren.

Februar 1862

Beim ersten Stiftungsfest des »Gewerblichen Bildungsvereins« wird A. Bebel in den an der Spitze des Vereins stehenden Ausschuß gewählt.

April 1862

F. Lassalle spricht in Versammlungen »Über den besonderen Zusammenhang der gegenwärtigen Geschichtsperiode mit der Idee des Arbeiterstandes« und über »Verfassungswesen«. Der erste Vortrag wird als »Arbeiterprogramm« veröffentlicht, aber sofort beschlagnahmt.
Die Aufgabe der Arbeiterklasse sei es, ihr Prinzip zum Herrschenden in Staat und Gesellschaft zu erheben.

18. April 1862

In einer außerordentlichen Generalversammlung des »Gewerblichen Bildungsvereins« wird der Antrag von J. Vahlteich und F. W. Fritzsche mit der Stimme A. Bebels abgelehnt, den Verein in einen rein politischen umzugestalten. Der Verein spaltet sich. Die Opposition gründet den Verein »Vorwärts«. Er widmet sich nur politischen und sozialen Fragen.

Juli/Aug. 1862

Zur Weltausstellung in London kommen ca. 50 Arbeiter (zum Teil mit Unterstützung des Nationalvereins) aus Deutschland, die mit den ausländischen Arbeitern und politischen Emigranten, darunter K. Marx, Verbindung aufnehmen.

August 1862

Auf einer Versammlung in Leipzig wird beschlossen, einen deutschen Arbeiterkongreß einzuberufen. In das Vorbereitungskomitee dafür werden A. Bebel, F. W. Fritzsche und J. Vahlteich gewählt. Zur gleichen Zeit taucht der Gedanke der Einberufung eines Arbeiterkongresses auch in Berlin, Hamburg und Nürnberg auf.

Sommer 1862

W. Liebknecht kehrt aus seinem Exil in London nach Berlin zurück, nachdem die preußische Regierung eine Amnestie für Teilnehmer der Revolution von 1848/49 erlassen hat.

24. Sept. 1862

O. v. Bismarck wird zum preussischen Ministerpräsidenten ernannt.

22. Okt. 1862

Die deutschen Arbeiter werden in einem Aufruf von Berliner Arbeitern zu einem vom 18. bis 25. November abzuhaltenden Kongreß eingeladen. Die Arbeiter, die die Londoner Ausstellung besucht und sich mit den englischen Arbeitereinrichtungen vertraut gemacht haben, werden besonders gebeten, an dem geplanten Kongreß teilzunehmen. Tagesordnungspunkte sollen u. a. sein: Einführung der Gewerbefreiheit, Einführung der Freizügigkeit in ganz Deutschland und die Beratung und Feststellung von Grundstatuten für Assoziationen und für Invalidenkassen der Arbeiter.

2. Nov. 1862

Eine Versammlung in Berlin beschließt, unter Beibehaltung der Tagesordnung den Kongreß zu verschieben. Die vorbereitenden Maßnahmen werden dem Leipziger Komitee überlassen.

16. Jan. 1863

Nach der Beschlagnahme des »Arbeiterprogramms« wird F. Lassalle wegen »Gefährdung des öffentlichen Friedens durch Anreizung der Angehörigen des Staates zum Haß und zur Verachtung gegeneinander« angeklagt und zu vier Monaten Gefängnis, in einer Berufungsverhandlung im Oktober zu einer geringen Geldstrafe, verurteilt. Seine am 16. Januar gehaltene Verteidigungsrede wird unter dem Titel »Die Wissenschaft und die Arbeiter« veröffentlicht.

6. Febr. 1863

Beim Stiftungsfest des Dresdner Gewerblichen Bildungsvereins spricht sich A. Bebel in seiner Festrede gegen das allgemeine, gleiche, geheime und direkte Wahlrecht aus, »weil die Arbeiter dafür noch nicht reif sind«, womit er aber auf Widerspruch, so u. a. bei J. Vahlteich, stößt.

11. Febr. 1863

Das Leipziger Komitee wendet sich an F. Lassalle und andere Nationalökonomen, um deren Ansichten über die Arbeiterbewegung und die Mittel, derer sie sich zu bedienen habe, zu hören.

1. März 1863

F. Lassalle antwortet mit dem »Offenen Antwortschreiben« an das Zentralkomitee zur Berufung eines allgemeinen deutschen Arbeiterkongresses in Leipzig: »Der Arbeiterstand muß sich als selbständige politische Partei konstituieren und das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht zu dem prinzipiellen Losungswort und Banner dieser Partei machen. Die Vertretung des Arbeiterstandes in den gesetzgebenden Körpern Deutschlands - dies ist es allein, was in politischer Hinsicht seine legitimen Interessen befriedigen kann.« Die soziale Lage der Arbeiter aber sei durch das »eherne Lohngesetz« bestimmt. Die soziale Lage könne nur mit Hilfe von Produktivassoziationen mit Unterstützung des Staates verbessert werden. Der durchschnittliche Lohn bleibe immer auf den notwendigen Lebensunterhalt reduziert, der in einem Volk gewohnheitsmäßig zur Fristung der Existenz und zur Fortpflanzung erforderlich sei. Dies ändere sich nie. Scheinbare Änderungen seien dadurch bedingt, daß, wenn es den Arbeitern einmal besser gehe, durch die zunehmende Vermehrung der Bevölkerung ein größeres Angebot an Arbeitskräften entstehe, welches den Arbeitslohn wieder auf den früheren Stand herabdrücke.

24. März 1863

Das Leipziger Zentralkomitee legt sein Mandat zur Vorbereitung eines Arbeiterkongresses nieder. Trotz des Widerstandes einiger liberaler Politiker entscheidet sich die Versammlung mit 1350 Stimmen gegen zwei Stimmen für F. Lassalle. Es wird ein neues Komitee gewählt, dessen Aufgabe die Gründung eines Arbeitervereins ist.

Ende März/April 1863

Arbeiterversammlungen in Hamburg, Düsseldorf, Solingen, Köln, Wuppertal und Elberfeld erklären sich für die Leipziger Beschlüsse. Zahlreiche andere Arbeitervereine lehnen unter dem Einfluß der Liberalen F. Lassalles Programm ab.

16. April 1863

F. Lassalle spricht zum ersten Mal in Leipzig vor ca. 4000 Personen. Seine Rede wird unter dem Titel »Zur Arbeiterfrage« gedruckt.

Ab 12. Oder 13. Mai 1863

F. Lassalle und 0. v. Bismarck treffen sich zu mehreren Unterredungen über die Einführung des allgemeinen Stimmrechts und die Gewährung von Staatsmitteln für Produktivgenossenschaften.

23. Mai 1863

Im »Pantheon« in Leipzig wird durch F. Lassalle und zwölf Delegierte aus elf Städten: Leipzig, Hamburg, Harburg, Köln, Düsseldorf, Elberfeld, Barmen, Solingen, Frankfurt a. M., Mainz und Dresden im Beisein von einigen hundert Leipziger Arbeitern der »Allgemeine Deutsche Arbeiterverein« (ADAV) gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern gehören unter anderen J. Vahlteich, F. W. Fritzsche, Th. Yorck, B. Becker. Vorsitzender der Versammlung ist J. Vahlteich. Die Versammlung berät die Statuten und wählt zum Präsidenten für fünf Jahre mit neun von zehn Stimmen F. Lassalle. Der Präsident ist in seinen Entscheidungen weitgehend von den Vereinsmitgliedern unabhängig. Für seine Anordnungen muß er erst nachträglich die Zustimmung des Vorstandes einholen. Der Vorstand besteht aus 24 Personen. J. Vahlteich wird Sekretär des Vereins, zu dessen Sitz Leipzig bestimmt wird. Paragraph 1 des Statutes des »Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins« lautet: »Unter dem Namen „Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein" begründen die Unterzeichneten für die deutschen Bundesstaaten einen Verein, welcher, von der Überzeugung ausgehend, daß nur durch genügende Vertretung der sozialen Interessen des deutschen Arbeiterstandes und eine wahrhafte Beseitigung der Klassengegensätze in der Gesellschaft herbeigeführt werden kann, den Zweck verfolgt, auf friedlichem und legalem Wege, insbesondere durch das Gewinnen der öffentlichen Überzeugung, für die Herstellung des allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrechts zu wirken.«

Paragraph 2: »Jeder Arbeiter wird durch einfache Beitrittserklärung Mitglied des Vereins mit vollem, gleichem Stimmrecht und kann jederzeit austreten. Über die Frage, ob jemand ein Arbeiter im Sinne des Vereins sei, entscheidet der Vorstand. Ebenso ist der Vorstand berechtigt, auch Nichtarbeiter, welche dem Verein beitreten wollen und mit den Grundsätzen und Zwecken desselben einverstanden sind, als Mitglieder aufzunehmen.«
Alle Mitglieder müssen dem Verein direkt angehören, da die bestehenden Vereinsgesetze die Bildung von lokalen Gruppen nicht zulassen.
Die Vereinsgründung findet zunächst kaum Resonanz; die Arbeiter bleiben in den Arbeiter- und Bildungsvereinen.

7./8. Juni 1863

1. Vereinstag der deutschen Arbeitervereine in Frankfurt a. M. Auf ihm vertreten 110 Delegierte 54 Vereine aus 48 Städten. Die Zahl der Arbeiter, welche diese Teilnehmer gewählt haben, wird auf rund 17 000 geschätzt. A. Bebel nimmt als Delegierter des Leipziger Gewerblichen Bildungsvereins teil. Der Vereinstag einigt sich darüber, daß die Vertreter der Arbeitervereine in der Regel alljährlich zusammenkommen sollen. Gegenstand der Verhandlung soll alles sein, was auf die Wohlfahrt der arbeitenden Klassen von Einfluß sein kann. Die Delegierten sprechen sich für die Gewerbefreiheit, die Gründung von Genossenschaften sowie für Alters- und Invalidenversicherungskassen aus. Die Bildung von Gauvereinen wird empfohlen. In Sachsen scheitert die Gründung an der Ablehnung des sächsischen Ministeriums.

17. Juni 1863

F. Lassalle erläßt eine »Instruktion für die Bevollmächtigten des ADAV«. Darin heißt es unter anderem über die Aufnahme von Mitgliedern: »In die Klasse von Personen, in bezug auf die stets beim Vorstande anzufragen ist, gehören der Regel nach alle Literaten.«

20./29. Sept. 1863

F. Lassalle spricht in Barmen, Solingen und Düsseldorf über »Die Feste, die Presse und der Frankfurter Abgeordnetentag«. In Solingen kommt es zu blutigen Auseinandersetzungen mit Anhängern der Fortschrittspartei. Als die Versammlung polizeilich aufgelöst wird, beschwert sich F. Lassalle in einem Telegramm bei 0. v. Bismarck darüber. Wegen seines Vortrages wird er in zweiter Instanz zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt.

29. Sept. 1863

H. Haase in Allenstein geboren.

Okt. 1863

Ein in einer Auflage von 16 000 Exemplaren gedruckter Aufruf F. Lassalles »An die Arbeiter Berlins« bleibt erfolglos. Als er in einer seiner ersten Berliner Versammlungen verhaftet wird, klatschen gegnerische Arbeiter Beifall. Im Dezember 1863 erreicht der ADAV in Berlin eine Stärke von rund 200 Mitgliedern, die aber bald wieder auf 35 sinkt.

Herbst 1863 bis Frühj. 1864

K. Marx, der der Lassalleschen Parteigründung sehr skeptisch gegenübersteht, rät W. Liebknecht, sich politisch nicht mit F. Lassalle zu identifizieren, aber auch nicht offen gegen ihn aufzutreten.

12. Jan. 1864

J. Vahlteich bricht mit F. Lassalle und legt sein Amt als Vereinssekretär nieder. J. Vahlteich wollte die Diktatorenstellung F. Lassalles im Verein beseitigen.

Mitte Febr. 1864

F. Lassalles Streitschrift »Herr Bastiat-Schulze von Delitzsch, der ökonomische Julian, oder Kapital und Arbeit« erscheint.

12. März 1864

Wegen des Aufrufs »An die Arbeiter Berlins« beantragt der Staatsanwalt gegen F. Lassalle drei Jahre Zuchthaus und fünf Jahre Polizeiaufsicht wegen Hochverrat. Doch F. Lassalle wird freigesprochen.

20. März 1864

Der Bundestagsbeschluß von 1854, der die Tätigkeit von Vereinen mit kommunistischer und sozialistischer Tendenz verbot, wird aufgehoben.

22. Mai 1864

In Ronsdorf spricht F. Lassalle über »Die Agitation des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins und das Versprechen des Königs von Preußen an eine Deputation schlesischer Weber«.

3. Juli 1864

F. Lassalle hält vor dem Frankfurter Arbeiterverein seine letzte Rede über die schleswig-holsteinische Frage.

31. Aug. 1864

F. Lassalle stirbt nach einem Duell. Bei der Trauerfeier der Hamburger Arbeiter wird zum ersten Male J. Audorfs »Arbeitermarseillaise« gesungen mit dem Refrain: »Der Bahn, der kühnen, folgen wir, die uns geführt Lassall'«.

Sommer/Herbst 1864

Der ADAV hat bei F. Lassalles Tod ca. 4600 eingeschriebene Mitglieder, vor allem in Hamburg, Sachsen und im Rheinland. Das sind viel weniger als F. Lassalle erwartet hatte. In seinem Testament bestimmt er B. Becker zu seinem Nachfolger. Doch stößt diese Wahl auf Widerstand. Es kommt zu Auseinandersetzungen innerhalb des ADAV über persönliche und politische Fragen, bei denen F. Lassalles Freundin, die Gräfin Sophie Hatzfeld, eine wesentliche Rolle spielt.

Sept. 1864

W. Liebknecht teilt K. Marx mit, daß zahlreiche Lassalleaner vorgeschlagen hätten, K. Marx solle in Deutschland die Leitung des ADAV übernehmen. K. Marx ist unter bestimmten Bedingungen bereit, diesen Vorschlag anzunehmen. Das Vorhaben zerschlägt sich wegen der Zwistigkeiten innerhalb des Vereins und K. Marx' Tätigkeit für die IAA.

28. Sept. 1864

Auf einer internationalen Arbeiterversammlung in St. Martin's Hall in London wird die Gründung der Internationalen Arbeiterassoziation (IAA) - die 1. Internationale - beschlossen. K. Marx nimmt an der Versammlung teil und wird als Vertreter Deutschlands in das provisorische Komitee und wenig später zum Sekretär für deutsche Angelegenheiten gewählt.

23./24. Okt. 1864

2. Vereinstag der deutschen Arbeitervereine in Leipzig. Auf ihm sind 47 Vereine und drei Gauverbände vertreten. Der Vereinstag diskutiert die Freizügigkeit, das Genossenschaftswesen, eine Alters- und Lebensversicherung. In den für die laufenden Geschäfte verantwortlichen Ausschuß werden neben A. Bebel, M. Hirsch, der spätere Gründer der Gewerkvereine, L. Sonnemann, der Herausgeber der »Frankfurter Zeitung«, und F. A. Lange, der Verfasser des Buches »Geschichte des Materialismus«, gewählt.

1. Nov. 1864

Die von K. Marx ausgearbeitete Inauguraladresse und die Statuten für die IAA - »die erste Pflicht der Arbeiterklasse ist die Eroberung der politischen Macht, Endzweck aber die Vernichtung aller Klassenherrschaft und die ökonomische Emanzipation der Arbeiterklasse« - werden auf der Sitzung des provisorischen Komitees einstimmig angenommen. Das provisorische Komitee konstituiert sich als Zentralrat, später in Generalrat umbenannt.

Anf. / Mitte Nov. 1864

K. Marx und F. Engels werden von W. Liebknecht, einige Tage später auch von J. B. v. Schweitzer, aufgefordert, an dem »Social-Demokrat« mitzuarbeiten, der als Organ des ADAV von J. B. v. Schweitzer und J. B. v. Hofstetten herausgegeben und redigiert wird und ab Anfang Dezember erscheinen soll.
K. Marx sagt seine Mitarbeit zu, solange sich die Zeitung an die in einem ihm zugesandten Prospekt aufgeführten Programmpunkte hält, wie eine einige deutsche Republik und die Abschaffung der Kapitalherrschaft.

15. Dez. 1864

Die erste Probenummer des »Social-Demokrat«, Organ des ADAV, erscheint; bis dahin war der seit 1860 in Hamburg herausgegebene »Nordstern« zu Veröffentlichungen des ADAV verwendet worden. Der »Social-Demokrat« erscheint dreimal wöchentlich.

Mitte / Ende Dez.1864

In den drei Probenummern des »Social-Demokrat« wird die Inauguraladresse abgedruckt.

27./30. Dez. 1864

Generalversammlung des ADAV in Düsseldorf, auf der 20 Delegierte anwesend sind. Auf Antrag des Präsidenten B. Becker beschließt die Versammlung gegen den Willen der Gräfin Sophie Hatzfeld die Vereinigung des Präsidiums und des Sekretariats des Vereins.

1865

F. Engels' Broschüre »Die preußische Militärfrage und die deutsche Arbeiterpartei« erscheint.

4. Jan. 1865

Der »Social-Demokrat« veröffentlicht eine programmatische Erklärung J. B. v. Schweitzers:
1. Solidarität der Völkerinteressen und der Volkssache durch die ganze zivilisierte Welt.
2. Das ganze gewaltige Deutschland wollen wir, den freien Volksstaat.
3. Wir hoffen zu erkämpfen, daß die Arbeit den Staat regiere.

19. Jan. 1865

Nach längeren Auseinandersetzungen kommt es zwischen K. Marx, F. Engels , W. Liebknecht und J. B. v. Schweizer zum Bruch wegen der Veröffentlichung von drei bismarckfreundlichen Artikeln, der Haltung des Blattes gegenüber der bürgerlichen Opposition und dessen Lassalle-Kultes.

1., 3. und Febr. 1865

K. Marx schreibt für den »Social-Demokrat« einen Artikel über P. J. Proudhon anläßlich dessen Todes.

Mitte Febr. 1865

Im preußischen Abgeordnetenhaus werden die Paragraphen der Gewerbeordnung von 1845, die die Aussperrung der Arbeiter durch die Unternehmer verbieten und die strafrechtliche Verfolgung von Arbeitern wegen der Vorbereitung von Streiks vorsehen, aufgehoben, aber die polizeiliche Genehmigung für die Vereinigung von Arbeitern und das Streikverbot bleiben bestehen.

Frühjahr 1865

Es kommt zu zahlreichen Streiks. In Leipzig streiken 500 von 800 Buchdruckern zehn Wochen lang um höhere Löhne und kürzere Arbeitszeit. Sie erreichen einen Teilerfolg. In Burg bei Magdeburg streiken Textilarbeiter. Bei der strafrechtlichen Verfolgung der 277 Streikenden taucht zum ersten Male der Name des damals in Burg tätigen Staatsanwaltes H. v. Tessendorff auf, der sich wenige Jahre später bei der Unterdrückung der Arbeiterbewegung so hervortat, daß diese Zeit als die »Ära Tessendorff« bekannt wird.

25. März 1865

Luise Zietz in Bargteheide (Holstein) geboren.

2. Juli 1865

W. Liebknecht und J. Ph. Becker werden aus »allgemeinen politischen Gründen« aus Berlin ausgewiesen. W. Liebknecht geht nach Leipzig. Dort lernt er A. Bebel kennen und betätigt sich bald in den Arbeitervereinen von Sachsen.

26. Juli 1865

Ph. Scheidemann in Kassel geboren.

3./5. Sept. 1865

3. Vereinstag der Arbeitervereine in Stuttgart. Auf ihm sind 60 Vereine und ein Gauverband mit 60 Delegierten vertreten. Sie beschließen, das Koalitionsrecht sei ein natürliches Recht, das keinesfalls geschmälert werden dürfe. Zu empfehlen sei die Gründung von Produktionsgenossenschaften. Die Arbeiter werden aufgefordert, sich mit aller Kraft für die Eroberung des allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrechts einzusetzen. Nach einem Referat über die Frauenfrage spricht sich der Vereinstag für die soziale Gleichheit, die Gründung von Fortbildungsanstalten für Arbeiterinnen und Arbeiterinnenvereine aus.

25. / 28. Sept. 1865

Konferenz der IAA in London zur Vorbereitung des ersten Kongresses der IAA.

13. Okt. 1865

Das Berliner Stadtgericht bestätigt die Schließung des Berliner ADAV, weil er als selbständiger Verein mit dem Leipziger und anderen Vereinen in Verbindung getreten sei. Auch die Magdeburger »Gemeinde« verfällt der Schließung.

13. Nov. 1865

K. Marx wird erneut, diesmal von Mitgliedern des ADAV in Berlin, aufgefordert, nach Deutschland zu kommen, um die Leitung des ADAV zu übernehmen.

24. Nov. 1865

J. B. v. Schweitzer wird wegen Preßvergehens zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.

30. Nov. Bis 1. Dez.1865

2. Generalversammlung des ADAV in Frankfurt a. M. Der Verein zählt rund 5500 Mitglieder, 19 Delegierte vertreten sie. C. W. Tölcke wird zum neuen Präsidenten gewählt, nachdem einstimmig beschlossen worden ist, den Präsidenten des ADAV nur noch auf ein Jahr zu wählen. Auf der Tagesordnung stehen innere Verwaltungsangelegenheiten des Vereins.

25. / 26. Dez. 1865

Auf F. W. Fritzsches (Vizepräsident des ADAV) Anregung wird der »Allgemeine Deutsche Zigarrenarbeiterverband« gegründet. Er ist die erste zentrale gewerkschaftliche Organisation in Deutschland nach 1849.

Ende 1865

Zeitweilig bestehen 26 kleine Sektionen der IAA in Deutschland. Sie sind über das Rheingebiet, Sachsen, Schlesien und Schleswig-Holstein verteilt.


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