FES HOME MAIL SEARCH HELP NEW
[DIGITALE BIBLIOTHEK DER FES]
TITELINFO / UEBERSICHT



TEILDOKUMENT:




Teil 1



Page Top

1.1. Vorwort

„Die klassische deutsche Literatur ist eng verknüpft mit dem Namen eines Cotta. Die Literatur der aufstrebenden Demokratie mit den Namen eines Campe, des Verlegers Heines, und eines Wigand, des Verlegers Feuerbachs. So ist die Literatur des internationalen Marxismus untrennbar verknüpft mit dem Namen unseres Freundes J.H.W. Dietz" [Kautsky 1913, S. 3, Hervorhebung im Orig.] .

„Bedenken Sie, daß ich eigentlich nichts weiter als ein ‘armer Teufel’ bin, der es nur seinem Geschick als Finanzmann zu danken hat, daß er nicht längst zu den Verkrachten gehört. Hoffentlich wird mir das nie passieren" [Heinrich Dietz an Karl Kautsky, 13. 10. 1887, Briefwechsel im IISG, Nachlaß Kautsky, K D VIII, Brief 171.] .

Der in dieser Arbeit beschriebene Lebensweg des Druckers [ In der Literatur und auch im Bereich der Druckergewerkschaft schließt der Begriff ‘Buchdrucker’ die Schriftsetzer immer mit ein. Buchdrucker im Sinne des Wortes wurde der gelernte Schriftsetzer Heinrich Dietz erst, als er die Hamburger Genossenschafts-Buchdruckerei formal in Besitz nahm und damit gleichzeitig als Verleger tätig wurde.] und Verlegers Johann Heinrich Wilhelm Dietz war stark von der Geschichte der Sozialdemokratischen Partei [ Vorher SAPD = Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands, gegründet 1875 auf dem Vereinigungsparteitag in Gotha vom Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV, die ‘Las- salleaner’, gegründet in Leipzig 1863) und der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP, die ‘Eisenacher’ nach dem Gründungsort, gegründet 1869); nach dem Fall des Sozialistengesetzes im Oktober 1890 in Halle umbenannt in Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) (Grebing 1970, S. 61ff. und 99ff.).] geprägt und eng mit ihrer Presse- und Publikationsgeschichte verbunden. Er sammelte als gelernter Schriftsetzer seine ersten politischen Erfahrungen in den sechziger und siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts als Gewerkschafter in seiner Heimatstadt Lübeck. Die sozialdemokratische Parteiführung beauftragte ihn mit der Leitung der Genossenschafts-Buchdruckerei in Hamburg. In der für die sozialdemokratische Presse- und Druckgeschichte wichtigen Zeit während des Sozialistengesetzes [ ‘Reichsgesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie’ vom 21. 10. 1878 (vgl. z.B. Brandt 1882).] schließlich übertrug man ihm die Druckerei formell als Privatbesitz, so daß sie über die Zeit der Illegalität gerettet werden konnte.

Einen ähnlichen Auftrag erhielt Heinrich Dietz auch, als man ihn nach Stuttgart holte. Der Parteivorstand konnte nicht ahnen, daß Heinrich Dietz die dorthin verlegten ‘Reste’ der Leipziger Genossenschaftsdruckerei in den folgenden Jahren zum wichtigsten Verlag sozialistischer Literatur machte, der dann weit über Deutschlands Grenzen bekannt geworden ist. Zum Jahreswechsel 1881/82 übernahm er in Stuttgart im Auftrag der Partei das Geschäft – es trägt bis heute seinen Namen. Die Bibliographie, die zum hundertjährigen Bestehen des Verlages 1981 erschien (ESZ 1981), verzeichnet insgesamt 1.510 Titel, darunter vor allem die bedeutendste theoretische Zeitschrift der Sozialisten, „Die Neue Zeit" (1883-1923), das illustrierte humoristisch-satirische Blatt „Der Wahre Jacob" (1884-1933) und die „Gleichheit", die von Clara Zetkinredigierte Zeitschrift für Arbeiterinnen (1891-1923). Die Schriftenreihe „Internationale Bibliothek" (67 Ausgaben von 1887 – 1923, wieder aufgenommen ab 1973) bot einen Grundstock anspruchsvoller sozialistischer Literatur [ Franz Mehring räumte später ein, daß sich unter den Verlagserzeugnissen auch ‘minderwertiges Gut’ befand, aber „diesem unvermeidlichen Schicksal entgeht kein großer Verlag" (1913). ] . Dankbar wurde Heinrich Dietz deswegen auch als „erfolgreichster Förderer der Parteiliteratur" (Echo 1913) und als „kultureller Bahnbrecher des Marxismus" (Kampffmeyer 1922) geehrt. Karl Kautsky schrieb ihm zum 70. Geburtstag: „Der erste, der es verstand, den Buchhandel der sozialistischen Propaganda systematisch, dauernd und ausgiebig dienstbar zu machen, war Freund Dietz. Der erste nicht nur in Deutschland, sondern in der Welt" (Kautsky 1913, S. 4).

Heinrich Dietz stellte seit der Gründung der Genossenschafts-Buchdruckerei zu Hamburg seine Person, sein verlegerisches und vor allem sein kaufmännisches Geschick ganz in den Dienst der Sozialdemokratischen Partei. Er war keiner der vielen namenlosen Mitglieder der Sozialdemokratie, sondern gehörte – zumindestens zeitweise – zu ihrer Führung. Unter dem Sozialistengesetz, als die Reichstagsfraktion faktisch die Leitung der Partei übernommen hatte, war er Reichstagsabgeordneter. Er arbeitete im Zentrum der Partei, gehörte zu ihren Eliten, stand aber selbst selten in der Öffentlichkeit.

Seine Verdienste für die Partei und als Verleger wurden mit dem damals üblichen Pathos geschildert, allen Widrigkeiten der Zeit trotzend: „Geschult in den gewerkschaftlichen und politischen Kämpfen der deutschen Arbeiterklasse gründete Heinrich Dietz mitten in den schwersten Tagen des Sozialistengesetzes die „Neue Zeit"" (Kautsky 1905, S. 466), „keinen Moment dachte er daran, die Flinte ins Korn zu werfen. Und er blieb schließlich Sieger" (Kautsky 1913, S. 4).

Immer wieder stellte man dabei seine Initiative, seine politische Überzeugungskraft heraus, wurde „nicht nur der weitsichtige Intellekt eines großzügigen, von den Zeitideen getragenen Kaufmanns, sondern der zielbewußte, stahlharte Wille eines Politikers" gelobt, der in einem historischen Umwälzungsprozeß für die Partei einsprang, „um ein Stück Zeitgeschichte bewußt zu gestalten" (Kampffmeyer 1922, S. 7). Sowohl bei der Übernahme der Hamburger wie später der Stuttgarter Druckerei und der Reichstagskandidatur erschien er als ‘Retter in der letzten Stunde’:

„Ein Platz ward leer, ein Posten wurde frei!
Da war kein lang Besinnen, keine Wahl.
‘Tritt vor! Der rechte Platz dem rechten Mann,
der sich bewährt im Kampf und in Gefahr!’" [ Das „Hamburger Echo" widmete Heinrich Dietz einen mehrstrophigen Hymnus zu Ehren seines 25-jährigen Jubiläums als Hamburger Reichstagsabgeordneter (Echo 1906, hier ist nur ein Teil einer der Strophen zitiert).]

Unter den schweren Bedingungen in den Jahren des Ausnahmegesetzes das Geschäft zum Erfolg zu führen, die Partei legal mit Literatur zur ideologischen Festigung zu versorgen und die Verbreitung ihrer Ideen voranzutreiben, ist sicher nicht allein Heinrich Dietz, sondern auch seinen Mitarbeitern zu verdanken – vor allem, wenn man bedenkt, wie oft er gar nicht selbst in Stuttgart sein konnte [ Auch Kampffmeyer machte später auf die Verdienste der Mitarbeiter aufmerksam: „Doch wir müssen, um der Bedeutung des Verlegers Dietz in dem großen Werdekampf einen neuen Gesellschaft völlig gerecht zu werden, mit gebührend starker Betonung die planvolle geistige Mitarbeit unserer Genossen an den Werken seiner Verlagsbuchhandung hervorheben, eine Mitarbeit, die, um mit Marx zu sprechen, nicht nur die Welt kommentieren, sondern sie wirklich verändern wollte" (Kampffmeyer 1922, S. 7).] . Er aber trug die persönliche Verantwortung für das Gelingen und nicht zuletzt für die Finanzierung. Das war in den Anfängen unter den illegalen Verhältnissen und polizeilichen Repressalien besonders schwer, mancher Rückschlag mußte verkraftet werden.

Hatte das ‘Schandgesetz’ die Wählermassen zusammengeschweißt, die nach einer ebenso unversöhnlich durchgreifenden Theorie verlangten, wie sie ihnen durch die Politik des Staates begegnete (Brandis 1931), so erweiterte sich in den darauffolgenden Jahren bei größerer Entfaltungsmöglichkeit auch die Theoriedebatte und mit ihr die Bandbreite der Denkmöglichkeiten. Besonders Karl Marx’ und Friedrich Engels’ Schriften wurden in der Arbeiterbewegung gelesen und diskutiert – zumindest aber gekauft.

Eine Hinwendung zum Arrangement mit den Staatsorganen, zum ‘Revisionismus’, war unter dem Ausnahmezustand unmöglich, der spätere Weg zu einer demokratischen Volkspartei allerdings noch weit; er erforderte vielerlei programmatische und theoretische Klärungen. Differenzen, die 1884/1885 schon andeutungsweise diskutiert und vielleicht sogar schon aus den vereinigten Gruppen ADAV und SDAP eingebracht wurden, führten im Ersten Weltkrieg endgültig zur Spaltung der Partei, als die ‘Männer der ersten Generation’, wie Wilhelm Liebknecht, Paul Singer und vor allem August Bebel, nicht mehr lebten oder inzwischen zu alt waren und zu wenig Einfluß hatten, um die Partei noch einmal zusammenzuhalten. Aber zu jeder Zeit erforderten die Auseinandersetzungen Foren, wo gestritten und wo theoretische Beiträge veröffentlicht werden konnten. So sagte Heinrich Cunow 1920 zu Heinrich Dietz’ Geburtstag voraus: „Das Verdienst, das Sie sich um die Förderung der sozialistischen Literatur erworben haben, wird anerkannt werden, solange es eine Sozialdemokratie gibt" (1. 10. 1922, AdSD, F 81 3204, Nr. 19).

Mit dem Wechsel zur Legalität konnte sich die SPD zur Massenpartei entwickeln. Die Erweiterung ihrer Aktivitäten auf viele neue politische, soziale und kulturelle Bereiche veränderte das Stuttgarter Verlagsprofil entscheidend. Immer stärker bildete sich in der Zukunft auch eine Arbeitsteilung mit dem beim Berliner Parteizentrum angesiedelten „Vorwärts"-Verlag heraus. Zum Stuttgarter Sortiment gehörten schließlich belletristische Texte, Lyriksammlungen, Frauenliteratur, Gewerkschaftstexte, Liederblätter und -bücher für die Arbeiterkulturbewegung, sogar Ratgeberliteratur (z. B. „Was hat der Vater seinem achtzehnjährigen Sohn zu sagen? Ratschläge eines Arztes gegen die Gefahren der Geschlechtskrankheit" von Alfred Fournier ESZ 1891, A 265), bis hin zu Kinderbüchern: Mit dem „Bilderbuch für große und kleine Kinder" wurde ein Jahrbuch herausgegeben, das den Beginn der sozialistischen Kinderliteratur markiert [ Vgl. Knobloch 1981, S. 99; ESZ A 97: 1893 – 1895, 1899 + 1900.] . Weitere Serien erschienen, wie die „Ergänzungshefte zur Neuen Zeit" oder die „Kleine Bibliothek" (als Abrundung der „Internationalen Bibliothek"), später mehrbändige Werke, wie die „Geschichte des Sozialismus in Einzeldarstellungen", und die Zeitschrift „Kommunale Praxis". 760 Nummern verzeichnete die Verlagsbibliographie bis Ende 1922, dem Jahr, in dem Heinrich Dietz starb. Darunter waren Titel mit zahlreichen Neuauflagen.

Weil es mir in dieser Arbeit in erster Linie auf die Verlegergeschichte, nicht aber auf die Verlagsgeschichte ankam, werden hier (fast) keine Aussagen über den Inhalt der Schriften und z.B. der „Neuen Zeit" sowie über Heinrich Dietz’ Korrekturen an den ursprünglich vorgelegten Texten gemacht. Sie müssen eigenen Publikationen vorbehalten sein, bzw. bleiben. Auch die Herausgabe des Marx-Engels-Briefwechsels im Stuttgarter Verlag Anfang des neuen Jahrhunderts erforderte eine separate Darstellung. Dabei wäre beispielsweise von Interesse, welchen Anteil Heinrich Dietz – auf Veranlassung Laura Lafargues – an einer ‘Bereinigung’ des Briefwechsels von Stellen, die das Andenken der sozialistischen Stammväter möglicherweise herabsetzen könnten, hatte – eine ‘sozialdemokratische Geschichtsfälschung’, wie Karl Kautsky befand (in: Adler u.a. 1954, S. 565). Genauso verdiente, sorgfältig herausgearbeitet zu werden, wie die Publikation des Briefwechsels überhaupt an Heinrich Dietz hing, wer alles an der Herausgabe der Briefe mitarbeitete [ In einem Nebensatz erwähnte Eduard Bernstein in einem Brief an Heinrich Dietz (24. 9. 1912, IISG, M/E-D.) zum Beispiel, daß in der Stuttgarter Druckerei ein Setzer beschäftigt war, „der die Marx’sche Handschrift gut lesen kann" !] oder auch, wie eifersüchtig man hierbei miteinander umgegangen ist [ Im IISG gibt es dazu sehr umfangreiches Aktenmaterial im ‘Marx/Engels-Dossier’ (M/E-D.). ] . Weitere interessante Einzelheiten der Verlagsgeschichte ergeben sich aus der langen Auseinandersetzung mit den Verlegern Meißner <Hamburg> und Wigand <Leipzig>, bis die Schriften von Karl Marx und Friedrich Engels (z.B. das „Kapital") endlich im Stuttgarter Verlag erscheinen konnten [ Nach dem geltenden Urheberrecht lagen die Rechte für 30 Jahre nach dem Tode des Autors fest: „Es ist unzweifelhaft unser gutes Recht, am 1. Jan. 1914 den ersten Band des Kapital sic herauszubringen" (HD an KK, 30. 9. 1912, IISG, K D VIII, Br. 501).] . Wie man sich in der Zwischenzeit mit Bearbeitungen und geschickt gewählten Titeln für auszugsweise Veröffentlichungen behalf, kann zu einem guten Teil aus dem Briefwechsel zwischen Heinrich Dietz und Karl Kautsky rekonstruiert werden.

Heinrich Dietz erreichte ein ‘biblisches Alter’ (Mehring 1909 [ Die mittlere Lebenserwartung betrug im Jahrzehnt nach der Reichsgründung für Männer 36 Jahre (für Frauen 38), im Jahrzehnt nach der Jahrhundertwende 45 (48) Jahre (nach Ritter/Tenfelde 1992, S. 19).] ). Über die knapp achtzig Jahre, die er lebte, liegen unterschiedlich viele und qualitativ unterschiedliche Informationen vor. Nur kurz angedeutet oder sogar übergangen wurde bisher die Rolle, die Heinrich Dietz in der Hamburger sozialdemokratischen Presse- und Druckgeschichte spielte, und woher er überhaupt kam. Den Schwerpunkt lege ich bei der Darstellung seines Lebensweges auf die 12 Jahre des Sozialistengesetzes. In dieser Zeit zeichnete sich die Bedeutung des Parteiverlegers ab und festigte sich schließlich. Heinrich Dietz nahm in der Zeit der Illegalität eine ungleich wichtigere Position in der Partei ein als später mit seiner divergenten Verlegertätigkeit. Seine Verdienste um die Existenz und den Erfolg eines legalen Parteiverlags in der Ausnahmesituation sollen hier besonders herausgehoben und gewürdigt werden. Die Zeit nach 1890 fasse ich in einem Schlußkapitel überblickshaft zusammen.

Die Fertigstellung dieser Arbeit wurde möglich durch Unterstützung vieler Menschen, allen sage ich hiermit Dank. Namentlich nennen kann ich an dieser Stelle nur einige: meinen ‘Doktorvater’ Dr. Erwin Marks (verstorben 1998) und Prof. Dr. Steffen Rückl vom Institut für Bibliothekswissenschaft und wissenschaftliche Information der Humboldt-Universität, Berlin. Die Arbeit wurde Anfang 1994 abgeschlossen. Bevor sie jedoch endgültig eingereicht werden konnte, war ein langer bürokratischer Weg zurückzulegen. So danke ich auch Prof. Dr. Peter Zahn sowie Prof. Dr. Wolfgang Hardtwig von der Humbold-Universität, die sich freundlicherweise bereiterklärten, als Gutachter zu fungieren. Frau Prof. Dr. Ursula Herrmann war mir eine geduldige, freundschaftliche und unentbehrliche Ratgeberin – im Laufe der Zeit wanderten viele Briefe ‘von Haus zu Haus’. Claus Stukenbrock und Volker Reißmann (Staatsarchiv Hamburg), Mieke IJzermans und Dr. Götz Langkau (IISG) sowie Frau D. Hartmann (Bundesarchiv Potsdam) haben mir das Arbeiten sehr erleichtert. An dieser Stelle sage ich auch einen Dank an Herrn Räuber (Deutsche Bücherei <Leipzig>, Abt. Sozialistica). Frau Dr. Graßmann und Herr Wiehmann (Archiv der Hansestadt Lübeck) haben mir schon geholfen, als ich noch für die Diplomarbeit recherchierte (Graf 1989). Ergebnisse der Arbeit sind in diese Biographie eingeflossen.

Dr. Rüdiger Zimmermann (Bibliothek der Sozialen Demokratie, Bonn) und Inge Kießhauer haben mich mit Diskussionsbereitschaft, Rat und Tat unterstützt, Dr. Christof Rieber, Siegfried und Georg Bassler gaben mir manchen wichtigen Hinweis. Meine FreundInnen haben mich verständnisvoll und aufbauend begleitet. Für kritische Anmerkungen danke ich Anne und Anja, so daß ich mit ihrer, Kerstins und Hans-Jürgens Hilfe schließlich den Kampf gegen den Computer doch noch gewinnen konnte. Zwar in dieser Reihe als letzte genannt, aber an erster Stelle am endgültigen Gelingen waren durch Ermutigung und Unterstützung in besonders schwierigen Phasen beteiligt: Prof. Dr. Frithjof Trapp – und Prof. Dr. Hans-Dieter Kübler.

Page Top

1.2. Einleitung



Page Top

1.2.1. Überlegungen zur Methodik

„Eine wahre Biographie ist zunächst einmal das Leben eines Individuums, und die Legitimität des historischen Genres erweist sich daran, ob die Biographie folgendem Anspruch gerecht wird: Präsentation und Deutung eines individuellen Lebens innerhalb der Geschichte" (LeGoff 1990, S. 106).

Heinrich Dietz erlebte und überlebte mehrere wichtige Epochen deutscher Geschichte: die bürgerliche Revolution in den deutschen Ländern 1848, die anschließende Reaktion, die Anfänge der Industrialisierung in Deutschland und damit auch die Veränderung des bis dahin ökonomisch vorwiegend auf Landwirtschaft beruhenden Ständestaates [„Der Industrialisierung mit ihrer permanenten technologischen Revolution, institutionellen Umformung und sozialen Veränderung hätte eine Entwicklung in Richtung auf eine Gesellschaft rechtlich freier und politische verantwortlicher, mündiger Staatsbürger mit Repräsentativkörperschaften entsprochen, von deren Vertretern die Verantwortung für die Politik zu tragen war [...] Diese notwendige Synchronisierung von sozialökonomischer und politischer Entwicklung ist im Kaiserreich bis zuletzt vereitelt worden" (Wehler 1988, S. 17).] , die blutige Niederschlagung der Pariser Kommune, die Reichseinigung und das Kaiserreich, das Ausnahmegesetz gegen die Sozialisten von 1878 bis 1890, die Epoche der Hochindustrialisierung mit dem unaufhaltsamen Aufstieg der Sozialdemokraten zur stärksten politischen Partei, die Jahrhundertwende, den Beginn und das Elend des Ersten Weltkrieges, die Novemberrevolution in Deutschland, und schließlich noch die Anfänge der wirtschaftlichen Rezession in den zwanziger Jahren unseres Jahrhunderts. Politisch lange Zeit an der Emanzipation und Partizipation gehindert, konnte die Sozialdemokratie durch Knebelungsgesetze jedoch nicht unterdrückt werden. Die Sozialgesetzgebung, die zu verbessern sich die Abgeordneten der SPD bemühten, leitete teilweise eine Integration ein. Das Bewußtsein, auch ‘Staatsbürger’ zu sein, lag den meisten Arbeitern im Kaiserreich sehr fern, zu groß war die Distanz zu den ‘Herrschenden’, zu gering ihr Handlungsspielraum [Diesen Sachverhalt behandeln viele Autoren, am gründlichsten Groh 1973.] .

Heinrich Dietz lebte und arbeitete in der Zeit der fortschreitenden Modernisierung. In den von ihm geleiteten Druckereien hielten später nach und nach Mechanisierung und Energie, modernere Druck- und Satztechnik genau so ihren Einzug wie Fortschritte in den Arbeitsbedingungen. In dieser Biographie alle wichtigen Ereignisse umfassend zu beschreiben, ist nicht möglich, zumal ich zeitliche Schwerpunkte setze. Kenntnisse über historische Sachverhalte und Ereignisse, über gesellschaftliche Verhältnisse und gruppenspezifische Strukturen, die für sich allein schon ausführlich beschrieben wurden, setze ich voraus und beschränke mich darauf, nur dort, wo es mir notwendig erscheint, Anmerkungen zur allgemeinen deutschen Geschichte und zur Geschichte der Arbeiterbewegung anzufügen.

Meine Bemerkungen über methodische Fragen an dieser Stelle bleiben fragmentarisch und skizzieren lediglich den meiner Arbeit zugrundeliegenden Ansatz näher. Bei der Nachzeichnung dieses Lebensweges gehe ich von einer alltagsgeschichtlichen Fragestellung aus [Vgl. z.B. Heer/Ulrich 1985; Langewiesche 1986; Borscheid 1987; kritische Anmerkungen: Wehler 1985 und Peukert: „Gefordert sind dialogfähige und dialogwillige Fachleute; was das ‘Volk’ aber am allerwenigsten braucht, sind volkstümelnde Historiker" (Peukert 1984, S. 60f.). Abgrenzung zum Historismus und Positivismus: vgl. Scheuer 1982.] . Damit wird Heinrich Dietz nicht auf den Funktionsträger der sozialistischen Arbeiterbewegung reduziert, sondern eine möglichst umfassende Rekonstruktion seines Werdeganges versucht. Im Sinne der Forderungen von Engelberg/Schleier (1990, S. 205, S. 207ff.) soll eine ‘biographischen Totalität’ angestrebt werden, soweit das mit Hilfe der vorliegenden Quellen möglich ist. Das schließt die Betrachtung sozialer Faktoren, die ihn geprägt haben mögen, das, was er neben seinen Aufgaben in der Partei noch getan hat, wie er in der Familie lebte, an welche Menschen er sich anschloß etc. mit ein. Dabei versuche ich, soweit es im gebotenen Umfang möglich ist, auch den ‘Zeitgeist’ lebendig zu machen, d.h. das kulturelle, sachliche und ideologische Umfeld zu skizzieren. Wenn ich relativ ausführlich Zitate heranziehe, so deswegen, weil mir die zeitgenössischen ‘O-Töne’ zur Illustration weit aussagekräftiger erscheinen, als lediglich den Inhalt zu referieren [In allen Zitaten verwende ich die heute übliche Rechtschreibung.] .

In Diskussionen über die Biographie wird oftmals von einer literarischen Gattung und seltener von einer Methode für die wissenschaftliche, speziell historische Darstellung gesprochen [Über die Genese der historischen Biographie geben Engelberg/Schleier einen einführenden und grundlegenden Überblick (1990). Vgl. auch Biographie 1984 u. 1888; Oelkers 1974; Kocka 1977; Laschitza 1979; Scheuer 1979 u. 1982; Kosellek 1982. Allgemein: Beiträge zur Historik 1982. ] . Zu wünschen wäre mit Borscheid (1987, S. 92), daß – im Interesse der Verbreitung von Forschungsergebnissen – auch wissenschaftliche Arbeiten ‘lesbar’ sind, d.h. einen gewissen Anteil von ‘Literatur’ enthalten: „Da aber Geschichte eine Humanwissenschaft ist und nicht nur zur gegenseitigen Unterhaltung der Zunftangehörigen betrieben wird, sollten ihre Ergebnisse auch für ein breites Publikum aufbereitet und der oft kultivierte Gegensatz von analysierender und erzählender Geschichte beseitigt werden" (Borscheid ebd.).

Eine historische und politische Biographie sollte mehr als die bloße Darstellung eines einzelnen Lebens beinhalten. Zu fragen ist daher: Inwieweit enthält der Lebenslauf des Sozialdemokraten Johann Heinrich Wilhelm Dietz paradigmatische Aspekte für die Genese, Struktur und Verhaltensweisen sozialdemokratischer Parteieliten. Diese Befunde müssen nicht unbedingt für seine gesamte Lebenszeit zutreffen, sondern eventuell nur für einige begrenzte Zeiträume. Läßt sich anhand von Heinrich Dietz’ Verhalten, Erfahrungen und Leben beispielhaft belegen, daß die sozialdemokratischen Eliten – besonders im Kaiserreich – bürgerliche Attitüden und Lebensumstände erstrebten und mindestens im privaten Bereich sich nicht sehr ‘revolutionär’ gaben?

Anders formuliert: Inwieweit handelt es sich hier um einen ‘typischen’ Lebenslauf, z.B.

• den eines Mannes, der

• sowohl im 19. als auch im 20. Jahrhundert zur politischen Elite

• der Arbeiterbewegung und der Sozialdemokratie gehörte und

• zwar nicht immer in der ersten Reihe stand, aber für die Partei zu seiner Zeit und in der Position unverzichtbar war.

1.2.1.1 Über die Schwierigkeiten beim Schreiben einer Biographie

Jan Romain hielt 1944 in der Amsterdamer Universität seine immer noch beachtenswerten Vorlesungen über die Biographie, obwohl er sich, seiner Zeit gemäß, dort mit der Geschichte der ‘großen Männer’ beschäftigte (Romain, dt. 1948). In diesen Vorlesungen formulierte er zur Abfassung historischer Biographien verschiedene Ansprüche, nicht nur formaler und inhaltlicher Art, vielmehr überdachte er auch Funktion und Intentionen der Biographen selbst. Romain nennt sowohl Forderungen an das Objekt (die Beschriebenen) als auch an das Subjekt (die Autoren): Von einer ‘guten Biographie’ erwarte er, der Beschriebene solle „nicht nur ‘ein’ Individuum, sondern eine Persönlichkeit sein; er muß ferner in der Welt etwas Bedeutendes geleistet und deutliche Spuren hinterlassen haben" (S. 108).

Dabei sei aus der Fülle des Materials sorgsam auszuwählen, aber ebenso bedacht zu beschränken und Legendenbildung zu vermeiden. Geschichtsschreibung sei ‘kluges Sich-Erinnern’, zugleich aber auch ein ‘kluges Vergessen’ (S. 142ff.). Er fordert das Verorten des beschriebenen Menschen im sozialen Milieu, in Haus, Familie, Staat und Gesellschaft (S. 176ff.) und das Heranziehen sowie das kritische Auswerten aller möglichen Quellen, selbst der von ‘vornherein nicht objektivierbaren’, wie z.B. Briefe – bis hin zur Handschrift – und Tagebücher, Fotos (S. 166ff; vgl. auch Wickert 1985). Ein ausgewogenes Zusammenspiel von ‘Geschichte’ und ‘Psychologie’ in der Biographie müsse mit dem sorgfältigen Abwägen notwendigerweise gegensätzlicher Sichtweisen einhergehen: „Der Historiker blickt durch ein Fernglas, der Biograph durch ein Vergrößerungsglas" (S. 119).

Romain richtet an die Biographen zugleich hohe Anforderungen, vor allem an ihr Verhältnis zur beschriebenen Person und eine besondere Verpflichtung zu selbstkritischem Handeln: „Der Biograph bearbeitet nicht nur sein Thema, er wählt es auch aus, und [...] entscheidet nicht nur subjektiv über die mehr oder weniger ausgeprägte Kompliziertheit des psychischen Bildes, das seine Biographie schafft, sondern auch über die objektive Kompliziertheit desjenigen, dessen Bild er enthüllt" (S. 82f; Hervorhebungen im Orig., Anm.). Den Biographen muß also bewußt sein, daß auch eine streng positivistische Beschreibung – als Resultat einer Anhäufung von Fakten – einem Menschenleben nicht gerecht werden kann. Romain empfiehlt deswegen eine Mischung aus ‘Sympathie, Antipathie und Kühlheit’. Dem gewählten Objekt gegenüber sei weder zu große Sympathie noch Antipathie bei der Darstellung förderlich. Allzu große Kühle sei wiederum auch nicht angebracht (S. 112), in erster Linie sei kritische Distanz zu verlangen (vgl. auch Markov 1979, S. 243f.).

Bei der wissenschaftlichen Untersuchung und der Bewertung historischer Fakten unterliegen alle WissenschaftlerInnen gewissen Normen, die sich mit zunehmendem Zeitabstand zum beschriebenen Objekt wahrscheinlich immer stärker verändern, meint Rüsen (1979). Dabei gebe es zwei Möglichkeiten, mit diesem Problem umzugehen. Stark verkürzt: Die HistorikerInnen werden sich entweder darüber klar, daß die einfließenden Normen nicht „intersubjektiv verbindlich getroffen, sondern letztlich nur irrational entschieden werden können"; die Wissenschaftlichkeit wird durch anerkannte methodische Verfahren der historischen Forschung gewährleistet (S. 112). Eine andere Herangehensweise begreift die Parteilichkeit als Chance, gewisse Normen zur Bewertung heranzuziehen, andere zurückzuweisen, um dadurch einen Interpretationsrahmen zu erstellen, der die Vergangenheit umfassender und tiefer erschließen hilft [„Die bekannteste (aber nicht die einzige) Ausprägung dieses Vorschlages ist das marxistische Parteilichkeitstheorem" (Rüsen S. 114f.).] (S. 114). Dabei erscheint aber nur logisch, beide Prämissen zusammenzufassen und sich deutlich zu machen, daß sowohl Stellung genommen werden muß/soll/darf, daß aber auch die ‘besten Normen’, die eine Wissenschaftlerin zur Zeit ihrer Untersuchung wählen kann, nur Momentaufnahmen bleiben. Der wissenschaftliche Diskurs kann schon kurz nach Abschluß der Arbeit durch Paradigmenwechsel ein ganz anderer sein.

Baron schließlich benennt das Problem in diesem Zusammenhang grundsätzlicher. Er meint, Autor und Subjekt der Biographie gingen eine Verbindung von ‘unvergleich- licher Intimität’ („a relationship of unparalleled intimacy") ein. Zwar existieren heute Diskussionsbeiträge zur Biographie als Gattung, aber der ‘biographische Prozeß’ selbst sei bisher nur wenig untersucht: „Biography is probably the most popular genre of nonfiction, but just how a biography is produced – the biographical process – is only dimly understood. [...] Among the most important und least understood aspects are the psychological dimensions of the biographical process" (Baron 1985, S. 1; zum biographischen Prozeß vgl. auch George/George 1971, S. 84f.).

„Im Wesen des Ideals liegt es, nicht nur unerreicht, sondern auch unerreichbar zu sein; das ist kein Grund, auf seine Verfolgung zu verzichten. Das Ideal des Biographen sei jener heitere Weise, der Gutes sieht, wo er kann, Böses, wo er muß, der als Mensch von Menschen zu Menschen redet" (Platzhoff-Lejeune 1903, S. 246).

1.2.1.2 Zur sozialdemokratischen Biographik

Zu den Spezifika in den Biographien von Sozialdemokraten gehört die „weitgehende Geschichtslosigkeit der überwiegenden Mehrheit der sozialdemokratischen Parlamentarier" und anderen Funktionsträger, in deren großem Kreis man nicht nur „die ‘Hinterbänkler’ des Reichstages, sondern auch zahlreiche Vertreter der parlamentarischen ‘Prominenz’" findet (Schröder 1986, S. 45f.). In der parteieigenen Geschichtsschreibung wurden Mitglieder und Funktionäre daher nahezu immer nur in ihrer Funktion und damit als potentiell austauschbar dargestellt. Ihre individuellen Eigenschaften schienen unwichtig zu sein, Gefühle, persönliche Schwächen und Stärken außer ihrem konsequenten und beharrlichen Festhalten an der Sache der Partei – allen Anfeindungen zum Trotz – kamen nicht vor. So schrieb Franz Mehring in seinem Gratulationsartikel zu Heinrich Dietz’ 70. Geburtstag ganz konsequent: „Aber die Partei ehrt nicht sowohl ihn, als sich selbst, wenn sie mit heißem Dank für die Vergangenheit und mit froher Hoffnung für die Zukunft, an der Schwelle seines biblischen Alters des Mannes gedenkt, der sie seit vierzig Jahren gefördert hat, wie es immer nur einer erlesenen Minderzahl vergönnt gewesen ist" (Mehring 1913; Hervorhebung von mir, agr.).

Auch in der DDR, die zu ihrer Zeit die Geschichte der Arbeiterbewegung nahezu ausschließlich für sich reklamierte, wandte man sich (ab Mitte der 70er Jahre verstärkt) der Biographik zu: „In ihren Gestalten fängt die Biographie typische Träger des historischen Entwicklungsprozesses ein, wobei es nicht nur darauf ankommt zu zeigen, wie die gesellschaftlichen Bedingungen den Menschen formen, sondern auch darauf, was der Mensch aus den Verhältnissen macht, wie er auf sie einwirkt, wie er sie verändern hilft. Erst dann widerspiegelt sich in der Biographie die Persönlichkeit als soziale Erscheinung im Marxschen Sinne als Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse. Das aber macht die Biographie gerade so reiz- und wirkungsvoll" [Vgl. auch Laschitza 1979 ganz; kritisch zur DDR-Biographik Kocka 1977.] (Laschitza 1979, S. 326)

Dieser Definition der Biographin von Rosa Luxemburg ist durchaus zuzustimmen. Hinter ihren Formulierungen läßt sich aber ein anderes Bild des Individuums vermuten als das im wissenschaftlichen Diskurs hierzulande übliche. Zunächst argumentierte die DDR-Historiographie damit – den westlichen Wissenschaftlern ganz ähnlich, die ebenso kollektive Interessen, Strukturen und Prozesse untersuchten -, daß nicht Individuen sondern Klassen handeln. Nach und nach aber veränderten sich die Schwerpunkte hin zur ‘parteilichen Schilderung’: Auch Biographien sollten emotional wirken (Laschitza, S. 326f.). Das führte zu einer erneuten heroisierenden Überbetonung von – diesmal aus DDR-Sicht – positiv besetzten Leitfiguren [„Die marxistisch-leninistische Historiographie hat dem bedeutsamen Abschnitt der Entwicklung der deutschen Arbeiterbewegung [...] in Gesamtdarstellungen und Einzelpublikationen stets breiten Raum gewidmet [...] Damals wie heute sind diese Arbeiterfunktionäre Vorbild des bewußten aktiven Kampfes für die kommunistische Gesellschaftsordnung" (Berndt 1979, S. 9). ] (vgl. dazu Geiss 1977, S. 12ff.). In den Überhöhungen und Entindividualisierungen entstanden schließlich gewisse Übereinstimmungen mit den sozialdemokratischen ‘Heldengesängen’ des 19. und frühen 20. Jahrhunderts (Sperlich 1983).

In ‘offiziellen’ Darstellungen überwogen also historische Überhöhungen: Es waren ‘Männer, die entschlossen das Steuer packten’ (Echo 1901), „in der glühenden Esse des proletarischen Klassenkampfes zurechtgehämmert" und deswegen in der Lage, wie Heinrich Dietz, „in diesem Kampfe die wissenschaftlichen Waffen zu schmieden" (Mehring 1913). „Je dornenreicher der beschrittene Weg war, um so stärker die Willenskraft, aller dieser Schwierigkeiten Herr zu werden" (Heymann 1930). Und ähnliches mehr [Mit derselben Konsequenz wurde dann auch verschwiegen, daß man Heinrich Dietz nach der Zeit in Hamburg erst einmal ‘nicht brauchte’ und er 1881 deswegen wieder in seine Heimatstadt zurückkehren mußte.] . Dagegen stelle ich die Lebensbeschreibung des Individuums Johann Heinrich Wilhelm Dietz, möchte den Menschen ‘lebendig’ machen, ‘Nachrichtenfehler’ (Schröder 1986) über ihn korrigieren, wo es möglich (und nötig) ist, ohne seine Rolle historistisch zu isolieren. In der Biographie des sozialdemokratischen Verlegers Dietz sind zunächst die historisch belegbaren Fakten von Interesse, um dadurch seinen Verdienst um die Sache zu klären und nicht weiter zur Legendenbildung beizutragen. Erst dann wird die tatsächliche Bedeutung eines Mannes wie Heinrich Dietz für die Sozialdemokratie und für die Verbreitung sozialistischer Literatur entsprechend gewürdigt werden können. Wenn der Mensch Heinrich Dietz manchmal etwas konturenlos bleibt, so ist das einerseits der Tatsache geschuldet, daß von ihm selbst wenig Quellen überliefert sind. Andererseits muß beachtet werden, daß er oftmals ‘dabei war’, d.h. er hat viele Entscheidungen der Partei, insbesondere der Fraktionsmehrheit, mitgetragen, ohne sich persönlich zu exponieren. Entsprechende allgemeine Passagen über die Parteigeschichte sollen hier sein Einverständnis erläutern.

1.2.1.3 ‘Biographische Annäherung’ an ein politisches Leben

Diese Arbeit möchte ich bewußt als Annäherung an eine Biographie verstanden wissen und damit darauf hinweisen, daß ausreichende Quellen für eine alle Aspekte und den gesamten Menschen Johann Heinrich Wilhelm Dietz umfassende Lebensbeschreibung nicht zur Verfügung stehen. Auch wenn ich mich hier mit Bedacht auf die Zeit des Ausnahmegesetzes konzentriere, gilt dennoch, daß der Umgang mit seinen Freunden, seiner Familie lediglich punktuell dargestellt werden kann. Rückschlüsse von den ermittelten historischen Fakten etwa auf seine Psyche sind nur sehr begrenzt – z.B. mit Hilfe seiner erhaltenen Briefe – und mit gebotener Zurückhaltung möglich. Daß ich vorrangig seine politischen Tätigkeiten beschreibe [Aber selbst auf diesem Gebiet bleiben noch viele Einzelheiten ungeklärt.] , ergibt sich ebenfalls aus den aufgefundenen Quellen, aber auch aus meinem Erkenntnisinteresse.

Wenn Engel-Janosi unter den Begriff der ‘politischen Biographie’ vornehmlich „die Lebensbeschreibung eines Staatsmannes" zählt, „von dessen politischer ‘Größe’ der Biograph nicht überzeugt ist" (1979, S. 222), so stimme ich dieser Definition hier insofern zu, als die erschlossenen Quellen im Laufe meiner Recherchen das von der bisherigen sozialdemokratischen Geschichtsschreibung favorisierte Bild des Politikers oder des Verlegers Dietz relativiert haben. Ein einseitiges Urteil aber über ‘Größe’ oder geringere Bedeutung erscheint mir nicht notwendigerweise Fazit einer politischen Biographie zu sein.

Page Top

1.2.2. Bemerkungen zur Quellenlage und zum Forschungsstand

„Wenn einmal die Geschichte dieser Jahre mit Offenheit geschrieben werden kann, dann wird wenigen Namen ein gleich voller Ehrenkranz gebühren wie diesem unendlich verdienstvollen Manne – nicht des Wortes – aber der Tat" [Aus dem Flugblatt für Heinrich Dietz zur Reichstagswahl 1884, Wahlkreis Hamburg II; in: StAH Senat, Cl. VII, Bd. 5, Beilage zum Bericht vom 3. Nov. 1884.] .

1.2.2.1. Primärquellen

Persönliche Schriften oder Dokumente von Johann Heinrich Wilhelm Dietz sind bisher kaum veröffentlicht. Einige seiner Briefe wurden in den 1954 publizierten Briefwechsel von Victor Adler mit verschiedenen Sozialisten aufgenommen (Adler u.a. 1954). Darin schreibt Heinrich Dietz selbst an einer Stelle, daß er Briefe in der Regel nicht aufbewahrte (ebd., S. 569). Soweit heute bekannt ist, existiert also kein Nachlaß [Nach Hoffmann (1985), der autobiographische Literatur, Lesesozialisation und -verhalten von (Arbeiter - )Funktionären 1876 bis 1918 untersuchte, war eigentlich zu vermuten, daß auch Heinrich Dietz als Angehöriger der sozialdemokratischen Führungselite Erinnerungen hinterlassen hätte (vgl. auch Loreck 1977, S. 108). Doch dem war nicht so: „Wenn ich einmal meine Erinnerungen schreiben sollte [...] aber dazu komme ich nicht, weil meine Tätigkeit mir dazu keine Zeit läßt, und Lust dazu habe ich auch nicht" (HD an KK, 26. 10. 1909, IISG, K D VIII, Br. 434).] . Reden sowohl im Reichstag als auch in seinem Wahlkreis Hamburg II hat Heinrich Dietz nur wenige gehalten. Laufenberg beruft sich in seiner zweibändigen Geschichte der Hamburger Arbeiterbewegung (1911 und 1931) zwar an manchen Stellen auf die Aufzeichungen von Heinrich Dietz und anderen, aber diese Unterlagen waren nicht mehr aufzuspüren. Lediglich in einer knappen Darstellung der Zeit des Sozialistengesetzes (Auer 1889-1890) sind Textpassagen enthalten, die von Heinrich Dietz stammen (sollen) [Siehe hierzu weiter unten: Zur Quellenkritik.] . Sauer (1989) erwähnt in seinem Aufsatz mehrfach die Existenz von Material über Heinrich Dietz, Clara Zetkin und W.I. Lenin im Stuttgarter Stadtarchiv. Diese Akten konnten dort aber nicht gefunden werden [Vgl. zu den Beständen im Stuttgarter Stadtarchiv: Mitteilungsblatt 1(1992)H. 1.] .

Das 1935 gegründete Amsterdamer Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis (IISG) [Zum IISG vgl. z.B. Welcker 1975, Hunink 1982, Wenke 1987 sowie die Erinnerungen der ersten Bibliothekarin Annie Adama van Scheltema-Kleefstra (1884-1977; deutsch 1979). Zu den Beständen vgl. Guide 1989.] kaufte 1938 das Archiv der SPD [Vgl. zum Schicksal des sozialdemokratischen Parteiarchivs Mayer 1966.] und konnte viele wertvolle Nachlässe retten [Einige Konvolute aus dem IISG befinden sich mikroverfilmt im Archiv der Sozialen Demokratie (Bonn), darunter ist der Nachlaß von Karl Kautsky aber nicht. ] . So befinden sich dort mehrere hundert bisher unveröffentlichte Briefe von Heinrich Dietz an den Herausgeber der „Neuen Zeit", den sozialdemokratischen Theoretiker Karl Kautsky. Dieser Briefwechsel, der 1883 mit der Gründung der „Neuen Zeit" begann und erst drei Tage vor Heinrich Dietz’ Tode endete, war die wichtigste Primärquelle für diese Darstellung. Absichtlich zitiere ich ausführlich aus den bisher unveröffentlichten Briefen. Die Authentizität spricht an vielen Stellen für sich. Ein Archiv des Verlages J.H.W. Dietz Nachf. existiert nicht mehr, es sei denn, man wolle die drei Aktenordner in der Bonner Bibliothek der Sozialen Demokratie mit ungeordnetem Material – teilweise ohne Quellenangaben – als ein solches bezeichnen.

1.2.2.2. Sekundärquellen

Biographien und Autobiographien vieler bedeutender Politiker der frühen Sozialdemokratie liegen vor (z.B. Bebel 1910 – 1914; Kautsky 1960, u.a.m.). Die Lebensgeschichten derjenigen, die weniger im Rampenlicht gestanden haben, sind meist unbekannt, ihre persönlichen Aufzeichnungen oft verloren gegangen, denn „insgesamt überwiegen in der sozialdemokratischen Memoirenliteratur die Lebensbeschreibungen der Aufsteiger" (Sperlich 1983, S. 13f; vgl. auch Hoffmann 1978; Loreck 1977, S. 108).

Obwohl zunächst vermutet werden konnte, daß über den Verleger Dietz ab der Stuttgarter Verlagsgründung 1881/82 relativ viel bekannt wäre, traf das nicht für alle Zeitabschnitte oder gar alle Lebensbereiche zu. Die bisher vorliegenden Texte und Studien zur Geschichte und Bedeutung des Verlags J.H.W. Dietz Nachf. befaßten sich entweder mit einem ausgewählten Zeitraum oder einem Ausschnitt der publizistischen Arbeit (Läuter 1966; Schaaf 1976; Rieber 1984; Rieck 1974 über die „Neue Zeit"), werteten nur begrenzt Quellen aus oder/und rückten den Verlag in einen stellenweise einseitig dargestellten politischen Zusammenhang (z.B. Kampffmeyer/Altmann 1928; Kampffmeyer 1933; Läuter 1966; Schaaf 1976). Eine Gesamtdarstellung der Verlagsgeschichte ist in der Friedrich-Ebert-Stiftung zwar schon lange geplant, zählt aber immer noch zu den Desiderata. Ein Anfang wurde mit der umfassenden Bibliographie gemacht, die anläßlich der 100. Wiederkehr der Verlagsgründung erschien (ESZ 1981). Der historische Abriß ist dort aber nur sehr kurz gehalten.

Zur (frühen) Sozialdemokratie gibt es zahlreiche biographische Nachschlagewerke, die Heinrich Dietz berücksichtigen. Eine ausführliche Würdigung dieser unterschiedlich zuverlässigen Werke [Bibliographien: Hamburger Bücherkunde 1939 ff. (Sie wurde im Dritten Reich begonnen und hat dementsprechend wenig Literatur über sozialdemokratische Themen aufgenommen); Eberlein 1968-1970; Müller/Ulrich 1973 (zum Einstieg in Hamburger Themen gut geeignet, aber leider veraltet!); Dowe 1976; AdSD 1976 ff.; Steinberg 1979; Tenfelde/Ritter 1981. (Hamburger) Presse(geschichte): Bertheau 1914; Baasch 1930; Koszyk 1966 und 1979; Fischer 1975 und 1981; Rarisch 1976; Jessen 1977; Koszyk/Eisfeld 1980; Vinz/Olzog 1992. Biographische Lexikon-Texte z.B.: Stegmann/Hugo 1893-97; Dt. Reichstag 1894; Kürschner 1912; Munzinger-Archiv 1914; Dt. Biogr. Jahrbuch 1929; Osterroth 1960b; Schwarz 1965; Biogr. Lexikon 1970; Lexikonteil in: Sperlich 1983; Schröder 1986; Deutsches Biographisches Archiv, NF. 1989.] hat W.H. Schröder in der Einleitung zu seinem biographisch-statistischen Handbuch (1986) vorgelegt.

Verwenden konnte ich in dieser Arbeit eine Fülle von Studien und Gesamtdarstellungen, die sich mit der Geschichte der Sozialdemokratie sowie mit der Sozialgeschichte und der Geschichte der Arbeiterbewegung allgemein beschäftigten. Sie werden in der Einleitung bei Sperlich (1983) auf ihre Brauchbarkeit hin untersucht und kommentiert. Die stenografischen Berichte der Reichstagsverhandlungen sowie die Protokolle der sozialdemokratischen Parteitage lieferten wichtige Hinweise.

Auch die Zeit des Sozialistengesetzes und dabei speziell die Geschichte der sozialdemokratischen Presse ist bisher mehrfach und ausführlich dargestellt worden [Vgl. außer den bei Sperlich genannten Texten besonders Mehring Bd. 4 1909; Brockschmidt 1929; Laufenberg 1931; Hellfaier 1958; Pack 1961; Thümmler 1979; zur sozialdemokratischen Presse: Kantorowitz 1922; Apitzsch 1928; Fricke 1962; Höhn 1964; Jensen 1966; Fricke/Knaack 1983 u.v.a.] , in Hamburg besonders von Laufenberg (1911 und 1931). Über die Geschichte der Sozialdemokraten in Stuttgart und ihrer Presse liegen vor: allgemein Keil (1907), Bassler (1987) und Schadt/ Schmierer (1979), für die Zeit vor 1878 durch Schmierer (1970), von 1878 bis 1890 durch Rieber (1984; 1987) und 1890 bis 1914 durch Eppe (1987) und Christ-Gmelin (1976). An übergreifender Literatur herrscht daher kein Mangel. Bemerkenswert erscheint, daß insbesondere in Gesamtdarstellungen der Person Heinrich Dietz nur selten Aufmerksamkeit gewidmet wird (z.B. Scherer/Schaaf 1984; Kuczynski 1981-85: Wachenheim 19712; vor allem: Groh 1973). Heinrich Dietz, obwohl knapp 37 Jahre Reichstagsabgeordneter, war nach den ausgewerteten Vigilanzberichten der Hamburger Politischen Polizei („Kneipengespräche im Kaiserreich", Evans 1989) nicht ein Mal Gesprächsthema, sein Name kommt gar nicht vor.

Für diese Arbeit erwies sich an vielen Stellen kleinere Broschürenliteratur als wahre Fundgrube. Ebenso waren formal angelegte Nachschlagewerke auch in inhaltlicher Hinsicht ergiebig, so z.B. die Adreßbücher.

Anläßlich der Erinnerung an den Geburtstag und zu Jahrestagen sind über Heinrich Dietz eine Reihe von Aufsätzen veröffentlicht worden. Dort ist aber – im Sinne der weiter oben angesprochenen ‘Geschichtslosigkeit’ sozialdemokratischer Funktionsträger – sein Werdegang bis zur Übersiedelung nach Stuttgart lediglich als Einleitung zu seiner späteren Verlegertätigkeit erwähnt. Diese bildet dann fast immer den Schwerpunkt der – eher pauschal gehaltenen oder geschönten – Laudatien.

Von den Beständen der Hamburger Bibliotheken konnte ich in ganz hervorragender Weise profitieren. Zum einen gibt es hier die ‘Hamburger Bibliothek für Sozialgeschichte und Arbeiterbewegung’ [Zu Ausstattung, Bestand und Organisation der HBSA vgl. Graf 1987. Hier zerfällt langsam die wahrscheinlich einzige vollständige Ausgabe des „Hamburg-Altonaer Volksblatts". Eberlein (1969, Nr. 1762) gibt nur noch zwei Jahrgänge im Hamburger Staatsarchiv an, und auch diese sind nicht vollständig.] (HBSA, in der Forschungsstelle für die Geschichte des Nationalsozialismus). Zum zweiten ist in der Hamburger Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky das Sondersammelgebiet Politik angesiedelt [Mein Dank gilt deswegen der Leitung und vielen KollegInnen in der Hamburger ‘StaBi’, besonders Herrn Dr. Bühring, Experte beim Entziffern von den ganz unleserlich geschriebenen Wörtern.] .

Heinrich Dietz stand als Parteiverleger und Reichstagsmitglied mit einer großen Zahl führender Sozialdemokraten in engem Kontakt [Kurzbiographien sind in einem Anhang aufgenommen.] , er gehörte zur Elite der Partei, wenn er auch selten in der Öffentlichkeit hervortrat. Briefwechsel, die dank gut erschlossener Nachlässe vorwiegend vom IISG herausgegeben wurden (z.B. Adler u.a. 1954; Engels/Kautsky 1955; Liebknecht 1963; Bebel/Engels 1965; Bernstein/Engels 1970; Bebel/Kautsky 1971 u.a.) und zahlreiche Biographien, Tagebücher und Memoiren bekannter Sozialdemokraten enthalten viele Verweise auf Heinrich Dietz. Überraschenderweise gab es in einigen dieser autobiographischen Texte gar keine Hinweise, obwohl eigentlich Material zu erwarten gewesen wäre. Dazu hier einige Beispiele: Wilhelm Keil erwähnt Heinrich Dietz in seinen Erinnerungen nur am Rande, verfaßte andererseits einen ausführlichen biographischen Artikel über ihn in der Jubiläumsnummer des „Vorwärts" (Keil 1956). Weitere Beispiele für das Ignorieren seiner Person sind zum einen in den Memoiren von Wilhelm Blos zu finden (1914/1919), der mit Heinrich Dietz schon in der Hamburger Genossenschaft eng zusammenarbeitete, und zum anderen – genannt als Vertreter der jüngeren Führungsgeneration – in Philipp Scheidemanns Erinnerungen (1928). Letzterer erwähnt den Parteiverleger aus Stuttgart auf 400 Seiten nur zweimal kurz. Das aktuellste Beispiel: In der politischen Biographie über Eduard Bernstein (Carsten 1992) kommt Heinrich Dietz überhaupt nicht vor, obwohl Bernstein die Möglichkeit bekam, seine damals gegen die Parteilinie gerichteten Ideen im Stuttgarter Verlag zu veröffentlichen. Dafür hatte Heinrich Dietz gesorgt.

1.2.2.3. Archivalien

Archivalien geben über Heinrich Dietz und seinen Lebensweg unterschiedlich ausführlich Auskunft. Die Überwachungsberichte der preußischen Politischen Polizei unter dem Sozialistengesetz liegen seit langer Zeit gedruckt vor (z.B. Fricke 1962; Höhn 1964). Reichhaltig vorhandene Materialien aus dem Hamburger Staatsarchiv ermöglichten eine wesentlich genauere Rekonstruktion der Zeit, die Heinrich Dietz mit seiner Familie in Hamburg verbrachte, als das für die Zeit in Lübeck und besonders in Stuttgart oder Berlin möglich war. Die zweite Lebenshälfte des sozialdemokratischen Parteiverlegers und Reichstagsabgeordneten Dietz ist aufgrund der vorliegenden Archiv-Quellen dadurch allenfalls mosaikartig darstellbar. Andererseits gibt es im Hamburger Staatsarchiv für die Zeit nach 1890 z.B. zahlreiche Versammlungsberichte, die hier im wesentlichen unberücksichtigt bleiben. Allgemein ist festzustellen, daß alles durchgesehene Quellenmaterial seit der Aufhebung des Sozialistengesetzes sehr in die Breite geht. Es war nicht möglich, hier diese Fülle zu verarbeiten, deswegen soll die Zeit von 1878 bis 1890 besonders focussiert werden.

Massiv unter preußischem Druck stehend, versuchte sich die Staatsführung in Hamburg jeden Verdachtes zu erwehren, man nehme die ‘sozialistische Gefahr’ nicht ernst genug. Die noch von Studt/Olsen (1951, S. 183) genährte Legende, auch während des 19. Jahrhunderts hätte gegolten: ‘In Hamburg war alles nicht so schlimm’, widerlegte spätestens Kutz-Bauer 1988 [„Nirgendwo sonst war die Politische Polizei in der Beobachtung der sozialdemokratischen Bewegung so fleißig wie in Hamburg" (Ulrich 1989).] . Während die Bestände des Hamburger Staatsarchivs also das umfassende Interesse der hanseatischen Politischen Polizei an allen Vorgängen in der Arbeiterbewegung bezeugen [W.H. Schröder rühmt das Staatsarchiv Hamburg als das für die Recherchen nach seinen Biographien „mit großem Abstand informationsreichste Archiv" (1986, S. 58). Wahrscheinlich lagern hier überhaupt die umfassendsten Quellen zur Arbeiterbewegung einer Region – und das im Bestand der Politischen Polizei! Anzumerken ist außerdem, daß Herr Stukenbrock, der Hamburger Referent für die Akten der Politischen Polizei, ‘mit Abstand’ auch der informierteste Archivar für seinen Bestand ist.] , hat in Lübeck offenbar viel mehr Gelassenheit geherrscht. Eine Hamburger Anfrage beantworteten die Lübecker Polizisten 1881 lakonisch, über die sozialdemokratischen Kontakte des inzwischen in seine Heimatstadt zurückgekehrten Heinrich Dietz wäre ihnen gar nichts bekannt (AHL Pol.amt Nr. 502).

Als ähnlich desinteressiert wurde lange Zeit die württembergische Politische Polizei beschrieben, dennoch beobachtete man auch dort die sozialdemokratischen Aktivitäten aufmerksam, wurden Sozialdemokraten verfolgt (Rieber 1984). Gleichwohl richtete die als vergleichbar ‘liberal’ beschriebene württembergische Regierung nicht ihr Hauptaugenmerk auf sie – sozialdemokratische Vereine waren zahlenmäßig nur in der Stadt Stuttgart konzentriert und damit ‘überschaubar’. Eine genauere Bewertung läßt sich aber nicht mehr anstellen, denn die württembergischen Archive (Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Stadtarchiv Stuttgart, Staatsarchiv Ludwigsburg) haben starke Verluste erlitten: „Die sehr umfangreichen Akten des Stadtpolizeiamtes Stuttgart[...] sind während des Zweiten Weltkrieges verbrannt" (Rieber 1984, S. 32; ähnlich S. 585; vgl. desgl. das Schreiben des Kulturamtes vom 2. 5. 1961, in StA Stg., Zeitungsausschnittarchiv, Mappe W.I. Lenin; StA Lb, Gesamtübersicht 1992). Akten über die Sozialdemokratie sind nur wenige erhalten geblieben. Auch die meisten der in die spätere Württembergische Landesbibliothek Stuttgart eingelieferten Pflichtexemplare sozialdemokratischer Presseerzeugnisse sind im Krieg vernichtet worden. Eine vollständige Sammlung der „Schwäbischen Tagwacht" existiert leider nicht mehr.

Eine Fülle von Material ist seit der Grenzöffnung zur DDR wesentlich leichter zugänglich. So konnte ich die Bestände des ehemaligen ‘Instituts für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED’ (‘IML’; später: Institut für die Geschichte der Arbeiterbewegung, jetzt Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv [Teilweise sind die Bestände dort sehr nachlässig erschlossen, es fehlen z.B. oftmals die Inhaltsangaben in den Akten selbst, dazu müssen dann wieder die Findbücher herangezogen werden. Von Vorteil aber sind die zahlreich vorhandenen Transkriptionen von Briefen. Sie erleichtern den schnellen Überblick.] ; zu den Beständen vgl. Voßke 1990) sowie das ehemalige Zentrale Staatsarchiv der DDR (jetzt Bundesarchiv, Abt. Potsdam, zit. als BA-Po; vgl. Stern 1962, Schreyer 1985 und Grahn 1993) und das Brandenburgische Landeshauptarchiv in Potsdam (vgl. BLHA 1967) nutzen. Im Bundesarchiv Potsdam liegen zwar die Akten des Innenministeriums und über die Reichstagsaktivitäten [Das ehemalige Zentrale Staatsarchiv der DDR hat in seinem Bestand auch das sehr ergiebige Pressearchiv des Reichslandbundes (61 Re). Viele Ausschnitte von sonst schlecht zu erreichenden Zeitungen konnte ich dort thematisch zusammengefaßt auswerten. Zahlreiche Akten in allen Archiven enthalten ihrerseits auch entsprechende Zeitungsausschnitte, die eine Durchsicht der laufenden Jahrgänge (z.B. des „Vorwärts") verzichtbar machten.] . Eine gezielte Anfrage nach Personen führt aber (noch) nicht zum Erfolg, wenn man nicht ganz genau die Funktionen und den entsprechenden Zeitraum nennen kann. Die Durchsicht aller infrage kommenden Findbücher löst das Problem leider auch nicht: „Vor solchen Anfragen fürchten wir uns!"

Mehrere langwierige Anläufe, Nachforschungen in Leningrad und in Moskau anzustellen, schlugen wegen der dort noch sehr unübersichtlichen Archivlage fehl (vgl. Zarusky 1993). ´

1.2.2.4. Zur Quellenkritik

„Geschichtsbücher sind die einfältigsten Reklamejournale der Sieger" (Toller 1978, S. 215).

Rekonstruktionen der Lebensgeschichten weniger ‘berühmter’ Sozialdemokraten, die selbst keine Erinnerungen geschrieben, keine Unterlagen hinterlassen haben oder deren Nachlässe nicht mehr auffindbar sind, müssen – sofern auch Partei- oder staatliches Aktenmaterial nicht ausreichend vorliegt – aus vielen einzelnen Hinweisen zusammengestellt werden, aus gedruckten und ungedruckten Quellen, Briefen, Erinnerungen oder Tagebüchern von Zeitgenossen, selbst aus Randnotizen in Erörterungen entsprechender Themen und – wie erwähnt – aus ‘Laudatien’ anläßlich bedeutender Jahres- oder Geburtstage.

Bei der Verwendung aller dieser Texte ist jedoch Zurückhaltung geboten. Ähnliches, wie schon über den Umgang der Sozialdemokraten mit Erinnerungen an ihre ‘Helden’ geschildert, stellte nämlich W.H. Schröder fest: Insbesondere Nachrufe in den sozialdemokratischen Zeitungen – die wichtigsten Sekundärquellen für solche Biographien – „kolpor- tieren nicht nur Nachrichtenfehler, die später nicht mehr richtig gestellt werden, sondern sind meist dürftig im Hinblick auf präzise biographische Daten der verstorbenen Persönlichkeit und stellen vorrangig das Allgemeine, Paradigmatische, die ‘Funktion’ heraus. Der individuelle Lebenslauf tritt dabei zurück und erscheint mehr als aktueller Aufhänger zur Vermittlung allgemeiner historischer Zusammenhänge, weniger als eigentlicher Gegenstand journalistischer Berichterstattung" (Schröder 1986, S. 47).

Das hat sich im Falle des Verlegers Dietz bestätigt. Aufgeschrieben ist zum großen Teil das, „was man sich merken kann und was dazu taugt, weiter und immer weiter erzählt zu werden" (Enzensberger 1972, S. 13). Deswegen hinterfragt Enzensberger die Glaubwürdigkeit der Quellen, sowohl der gedruckten Texte, die in der Regel als ‘verläßlich’ und ‘objektiv’ angesehen werden, als auch die der bisher eher als subjektiv eingeschätzten mündlich überlieferten Quellen: „Wer spricht? Zu welchem Zweck? In welchem Interesse? Was will er verbergen? Wovon will er uns überzeugen? Und wieviel weiß er überhaupt? Wieviele Jahre sind vergangen zwischen dem erzählten Augenblick und dem des Erzählens? Was hat der Erzähler vergessen? Und woher weiß er, was er sagt? Erzählt er, was er gesehen hat, oder was er glaubt gesehen zu haben? Erzählt er, was ein anderer ihm erzählt hat?" (S. 15)

Vor der Heranziehung der Quelle oder von Teilen daraus muß also der Sichtwinkel geprüft werden, von dem aus Autoren und Autobiographen geschrieben haben. Nicht alles, was Jahrzehnte später in den Memoiren zu Papier gebracht wurde, ist zu verifizieren, Quellenfunde legen andere Sichtweisen nahe. Dafür gibt es Gründe: Das Gedächtnis der Autoren hatte getrogen, die eigene Wichtigkeit wurde überschätzt, die persönliche Einstellung änderte sich, vielleicht war eine freundliche Darstellung geboten. Eines der besten Beispiele hierfür lieferte Karl Kautsky in der bekannten Laudatio zu Heinrich Dietz’ 70. Geburtstag. Zwischen ihm und dem Parteiverleger gab es Mitte der 80er Jahre einen heftigen Streit um Inhalt und Existenz der „Neuen Zeit". Zwanzig Jahre später hatte Karl Kautsky nur noch lobende Worte für Heinrich Dietz: „Nur ein sehr starkes Vertrauen und große Liebe zu der Sache, der unsere Zeitschrift diente, konnte damals bewirken, daß Dietz niemals schwankend wurde, niemals Lust bezeugte, seine großen finanziellen Opfer auf Kosten der „Neuen Zeit" zu reduzieren. [...] ob er meine Auffassungen teilte oder nicht, er hat mir stets vom ersten Moment meiner Redaktionsführung an völlig freie Hand gelassen" (Kautsky 1913, S. 6; Hervorhebung von mir, Anm.).

Nicht zuletzt bestimmt der politische Standort die Argumentation. Besonders gut nachzuvollziehen ist das bei Texten, die nach dem Kriege verfaßt wurden, als DDR und Bundesrepublik versuchten, Heinrich Dietz selbst und seine Bedeutung als Parteiverleger für sich zu reklamieren (ganz deutlich z.B. bei Schälicke 1952 und Ollenhauer 1963). DDR-HistorikerInnen beschäftigten sich gern mit ‘opportunistischen Abweichungen’ [Dabei muß beachtet werden, daß „Vor allem [...] ihr ganzer Zorn [...] der deutschen Mehrheitssozialdemokratie galt, zumindest ihren rechten Führern" (Geiss 1977, S. 18). So wurde den folgenden Generationen berichtet, daß Clara Zetkin mit einem „Bannstrahl gegen die verräterische Sozialdemokratie auf den Lippen [...] aus unseren Reihen gerissen" wurde. „Bis in ihre letzte Todesstunde war sie eine große, für uns alle vorbildliche Revolutionärin" (Zetkin 1933). Zu DDR-Veröffentlichungen wäre anzumerken, daß dort immer zwischen den erhobenen Fakten und ideologischer Umrahmung unterschieden werden muß. Eine Abwertung aus ‘westlicher’ Sicht als ‘unwissenschaftlich’ (weil kommentiert) ist möglicherweise vorschnell und nicht am Platz, auch wenn das Lesen eventuell schwer fällt. ] , deswegen stammen von ihnen die einzigen längeren Studien über das sozialdemokratische Verlagsunternehmen [Läuter 1965, Rieck 1974, Schaaf 1976 und 1980.] . Die bisher vorliegenden westdeutschen Beiträge sind ihrerseits einseitig politisch gefärbt und/oder schlecht recherchiert [Almanach 1963; Schimeyer 1973; besonders schlecht Deckert 1975 (s. FN 31); Knobloch 1981; etwas sorgfältiger Rieber 1987.] .

Heinrich Dietz’ eigene ‘Erinnerungen’ über die Zeit ab 1878 wurden – wie erwähnt – bei Auer (1889-90; 1913) veröffentlicht. Heinrich Dietz sprach an dieser Stelle zum Beispiel davon, er habe das Geschäft der Hamburger Genossenschaftsbuchdruckerei ‘käuflich erworben’ und „führte es für eigene Rechnung weiter" (S. 241). Die Version, die er dort von den Geschehnissen während der Zeit des Sozialistengesetzes gab, ließen sich nach Durchsicht anderer zeitgenössischer Darstellungen und des Quellenmaterials nicht bestätigen. Es ergab sich im Gegenteil ein ganz anderes Bild, wie dargelegt wird. Die Parteigeschichtsschreibung übernahm die damals gegebene Erklärung bereitwillig, viele der später verfaßten Aufsätze – allen voran Kautsky (1913) – beriefen sich explizit auf diese ‘Quelle’ oder setzten sie implizit voraus.

Einige gedruckte Quellen, z.B. biographische Handbücher oder Gesamtdarstellungen (vgl. z.B. Beier 1966 oder W.H. Schröder 1986), geben die Herkunft ihrer Informationen nicht immer an. Im Verlauf der Arbeit werden mehrfach Unstimmigkeiten und Fehler in den vorliegenden Schriften festgehalten. Bewertungen aus späterer (oder ‘wissenschaftlicher’) Sicht sind nicht immer verläßlicher. Fricke z.B. meinte: „Der wissenschaftliche Wert der Erinnerungen Eduard Bernsteins, Wilhelm Schröders u.a., die in der Zeit des Sozialistengesetzes im Sinne der revolutionären Arbeiterbewegung gehandelt haben, wird dadurch erheblich eingeschränkt, daß sie zu einer Zeit geschrieben wurden, als ihre Verfasser z.T. schon jahrzehntelang Renegaten waren. Von wesentlich größerer Aussagekraft sind dagegen Bernsteins Geschichte der Berliner Arbeiterbewegung und Ignaz Auers Denkschrift zum zehnten Jahrestag des Sozialistengesetzes, da sie in erster Linie Kollektivarbeiten sind, zu denen viele einfache revolutionäre Sozialdemokraten ihre Erinnerungen und die in ihrem Besitz befindlichen Dokumente beigesteuert haben" (Fricke 1962, S. 12; Hervorhebung von mir, agr. [Diese Bemerkungen treffen Fricke (Red. ZfG, Professor in Jena) selbst, denn man muß seiner Einschätzung über das Renegatentum ja nicht zwingend folgen, außerdem bezieht er sich hier ausgerechnet auf die Schrift von Auer, in der die erwähnten und nicht verifizierbaren Erinnerungen Heinrich Dietz’ veröffentlicht sind.] ).

Selbst die Unterlagen der Politischen Polizei – soweit ich sie einsehen konnte – verzeichnen nicht alle Aktivitäten. Die Akte des in die Hamburger Genossenschafts-Buchdruckerei eingeschleusten Spitzels ‘Hans’ z.B. (StAH S 14) enthält neben den Briefen, in denen er mit seinem Agenten Kontakt aufnahm, nur kleinere Berichte. Die angeforderten Aufstellungen sind dort nicht archiviert. Aber selbst wenn alles Material zur Sichtung vorgelegen hätte, müßte mit Vorsicht geurteilt werden: „Da die Agenten gezwungen sind, immer wichtigere Meldungen zu bringen, um Geld zu verdienen oder sich scheinbar unentbehrlich zu machen, sind sie genötigt, Nachrichten zu erfinden oder stark aufzubauschen" (Jensen 1966, S. 60).

Sofern es die Quellenlage zuläßt, sollen in dieser Arbeit die über Heinrich Dietz ‘kolpor- tierten Nachrichtenfehler’ gekennzeichnet [Besonders erwähnt werden muß hier der Aufsatz von Deckert im Übersichtswerk „Deutsche Presseverleger des 18. bis 20. Jahrhunderts", herausgegeben 1975 von Heinz-Dietrich Fischer. Dieser Artikel ist voll von ‘Nachrichtenfehlern’, Verwechslungen und faßt Sachverhalte zusammen, die nichts miteinander zu tun haben. Ausgerechnet Deckerts Text ist aber kürzlich noch vollständig in das Deutsche Biographische Archiv (NF 1989) aufgenommen worden.] und richtiggestellt werden. Untersucht werden soll auch, ob und wie die sozialdemokratische Geschichtsschreibung von ihren Bemühungen leiten ließ, einzelne Mitglieder hervorzuheben oder – mehr noch – um sie eine Legende zu weben. Die recherchierten Fakten über das Leben des Parteiverlegers Dietz verifizieren, erläutern und erweitern Teilaspekte der sozialdemokratischen Organisationsgeschichte. Das Studium historischer Quellen, die Durchsicht zeitgenössischer Darstellungen, Briefwechsel, Memoiren etc. ermöglichten insgesamt nicht nur Erkenntnisse für den recherchierten Lebenslauf und über Elemente der sozialdemokratischen Führungseliten, es fanden sich auch Hinweise auf Einzelheiten der (sozialdemokratischen) Publizistikgeschichte.

Dabei können die gewonnenen Erkenntnisse wie viele Ergebnisse anderer neuerer Studien über begrenzte Felder sozialdemokratischer Politik auch zur Korrektur der bisherigen Partei-, Verlags- und Publizistikhistoriographie führen.

Page Top

1.3. Abkürzungen

AB August Bebel

ADAV Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein

AG Adolf Geck

AHL Archiv der Hansestadt Lübeck

BA-Po Bundesarchiv, Abt. Potsdam

bbb „Börsenblatt für den deutschen Buchhandel" <Leipzig>

BGLA Badisches Generallandesarchiv, Karlsruhe

BLHA Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Potsdam, Sanssouci

BöBl „Börsenblatt des deutschen Buchhandels" <Frankfurt/M>

BüZtg. „Bürgerzeitung"

CH Carl Höchberg

DBü Deutsche Bücherei <Leipzig>

EB Eduard Bernstein

ESZ 1981 Emig/Schwarz/Zimmermann ® s. in der Literaturliste E.: Emig, Brigitte: Literatur für eine neue Wirklichkeit / Brigitte Emig ; Max Schwarz ; Rüdiger Zimmermann

FE Friedrich Engels

GZ „Gerichts-Zeitung"

HAV „Hamburg-Altonaer Volksblatt"

HC Heinrich Cunow

HD Heinrich Dietz

HN „Hamburger Nachrichten"

HS Hermann Schlüter

HStA Stg Hauptstaatsarchiv Stuttgart

IA Ignatz Auer

IISG Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis, Amsterdam

IML Archiv des Instituts für Marxismus/Leninismus beim ZK der SED (dann: Institut für die Geschichte der Arbeiterbewegung; jetzt: Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv)

IWK „Internationale Wissenschaftliche Korrespondenz"

JB Julie Bebel

JM Julius Motteler

KK Karl Kautsky

LL Laura Lafargue

LSDL 1963 Lexikon sozialistischer deutscher Literatur ® s. in der Literaturliste E.

LVZ „Leipziger Volkszeitung"

MdR Mitglied des Reichstages

NDB „Neue Deutsche Biographie"

NL Nachlaß

PBA Pavel Borisovic Aksel’rod

PS Paul Singer

SAPD Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands

Schw. Tgw. „Schwäbische Tagwacht"

Schw. Wbl. „Schwäbisches Wochenblatt"

SD „Sozialdemokrat" (Literaturliste unter E.)

SDAP Sozialdemokratische Arbeiterpartei (die ‘Eisenacher’)

SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands

StA Lb Staatsarchiv Ludwigsburg

StA Stg Stadtarchiv Stuttgart

StAH Staatsarchiv Hamburg

StandA Stg Standesamt Stuttgart

VA Victor Adler

VIL Vladimir Il’ic Lenin

Vw „Vorwärts"

W.J. „Der Wahre Jacob"

WB Wilhelm Blos

WL Wilhelm Liebknecht

ZfG „Zeitschrift für Geschichtswissenschaft"

ZPA Moskau ehemaliges Zentrales Parteiarchiv, Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU, Moskau

Sinngemäße Zitate sind in ‘...’ eingeschlossen.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Juni 1998

TOC Next Page