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TEILDOKUMENT:
[Seite der Druckausgabe: 47] Geerd Woortmann Die berufliche Ausbildung in Deutschland ist ein Spiegelbild der Beschäftigung, und zwar quantitativ wie qualitativ. Von der Globalisierung der Produktions-, Dienstleistungs- und Arbeitsmärkte ist die deutsche Wirtschaft seit vielen Jahren betroffen: mit wachsenden Verlusten an Arbeitsplätzen, aber auch zunehmenden Beschäftigungschancen in tertiären Sektoren; Stichworte:
[Seite der Druckausgabe: 48] Aktion Plus führt zur Trendwende Die Lehrstellenaktion Plus setzt kurzfristig bei der Aktivierung von Lehrstellen in den klassischen Wirtschaftszweigen an. Das Reservepotential zusätzlicher Lehrstellen in den klassischen Wirtschaftszweigen ist begrenzt und wird mit der Aktivierung noch nicht oder früher ausbildender Betriebe nicht mehr das Ausmaß annehmen können wie in den frühen achtziger Jahren. Ordnungspolitik ist gefragt Die Ordnungspolitik in der beruflichen Bildung hat in den vergangenen Jahren reagiert durch Novellierung von Berufen, auch im Hinblick auf ein höheres, teilweise theoretischeres Niveau. Damit gelang es dem Berufsbildungssystem als einzigem Bildungssektor, sein Niveau insgesamt anzuheben. Gleichzeitig rührte dies zu einer tendenziell höheren Hürde für schwächere Schulabgänger, die immer größere Probleme bei der Integration in das Ausbildungssystem haben. Ziel der Aktion Neue Ausbildungsberufe" ist:
Dabei geht die Wirtschaft von dem Berufsprinzip aus mit dem Ziel einer umfassenden Qualifizierung und Handlungskompetenz und als Bestandteil des deutschen Tarifsystems. [Seite der Druckausgabe: 49] Gründe für neue Ausbildungsberufe Im einzelnen werden folgende Gründe für neue Berufe dargestellt und Beispiele vorgelegt:
[Seite der Druckausgabe: 50]
Erwachsenengerechtere Ausbildungsberufe Die Ordnungspolitik geht immer noch von dem klassischen" Jugendlichen im Alter von 16 Jahren aus. Dabei wird verkannt, daß diese sich häufig als junge Erwachsene mit 18 bis 20 Jahren um eine Lehrstelle bewerben. Mit dem Hineinwachsen in das Erwachsenenalter können sie Berufe erlernen, die bisher Erwachsenen vorbehalten blieben, z.B. Reiseleiter, Sicherheitsfachmann, Automobilkaufmann. Erwachsenengerechte Berufe dem Ausbildungssystem vorzuenthalten hieße, dem Ausbildungssystem die Perspektiven zu rauben, da das durchschnittliche Alter der Lehrstellenbewerber weiter steigen wird (Schulabgänger, Studienabbrecher). Ausbildungsreife verbessern Wachsende Probleme macht die sinkende Ausbildungsreife vieler Jugendlicher. Hierbei geht es nicht nur um Defizite bei Deutsch- und Rechen- [Seite der Druckausgabe: 51] kenntnissen oder technischem Verständnis, sondern auch bei der sozialen Kompetenz. Hier sind die allgemeinbildenden Schulen gefordert, selbst wenn sie die Defizite aus den Elternhäusern nicht abbauen können. Die Kultusminister sollten sich ihrer Verantwortung mehr als bisher bewußt werden, um die Jugendlichen in die Lage zu versetzen, die Einstellungstests der Unternehmen und die Ausbildung erfolgreich zu bestehen. Betriebliche Finanzierung - dynamische Komponente Nach dem Motto wenn das Produkt stimmt, sind die Unternehmen bereit zu zahlen" relativiert sich das berechtigt gestiegene Kostenbewußtsein, wenn die Unternehmen aller Wirtschaftszweige in adäquaten Berufen ausbilden können, ihnen genügend Zeit eingeräumt bleibt und sich die Ausbildungsvergütungen in Grenzen halten. Zwei Drittel in betrieblicher Ausbildung Die Wirtschaft geht davon aus, daß sie auch in Zukunft zwei Drittel der Schulabgänger ausbilden wird. Ergänzend wird sie sich engagieren bei den Berufsakademien oder den dualen Modellen in Verbindung mit einem Fachhochschulstudium. Für die klassische Ausbildung muß dabei das Ziel lauten: In den nächsten drei bis vier Jahren soviel neue und attraktive Ausbildungsberufe zu schaffen, daß rund 10% der Ausbildungsplätze auf sie entfallen können. Die Bereitschaft ist erfreulich gewachsen. Wirtschaft, Gewerkschaften und Bundesregierung sind hoffentlich in der Lage, diese Einsicht konsequent und kurzfristig in neue Ausbildungsberufe umzusetzen. © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | November 2000 |