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TEILDOKUMENT:

Arbeitsgruppe 3:
Förderung der Integration durch Wohnungsbau und Stadtplanung


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[Seite der Druckausg.: 117 ]


Friedhelm Fix
Stadtteilprojekt Duisburg-MarxIoh


Meine Darstellung bezieht sich auf Marxloh, einen Stadtteil im Duisburger Norden mit rund 24.000 Einwohnern.

36% der Einwohner sind Nichtdeutsche, überwiegend - zu 80% - Mitbürger türkischer Staatsangehörigkeit. Volkszugehörigkeit, Religion und Staatsauffassung sind jedoch sehr unterschiedlich, so daß es falsch ist, von „den Türken" zu sprechen.

Marxloh ist vom Strukturwandel in der Stahlindustrie besonders betroffen. Mehr als 6.000 Arbeitsplätze gingen dadurch in den letzten Jahren verloren. Dadurch stiegen die Arbeitslosenzahlen (rund 25%) und der Anteil der Sozialhilfeempfänger stetig.

Die dadurch entstehenden Kaufkraftverluste verursachten das Schrumpfen des ehemaligen Dienstleistungs-, Handels- und Einkaufszentrums des Duisburger Nordens. Der Ruf als Einkaufsstadt ging verloren, auswärtige Käufer blieben aus. Lediglich der türkische Einzelhandel macht hier eine Ausnahme.

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Das Projekt Marxloh und seine Mitarbeiter

Seit zweieinhalb Jahren arbeitet das Projekt Marxloh vor Ort.

Zur Zeit arbeiten im Projekt 350 Mitarbeiter für ein oder zwei Jahre - überwiegend im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Die Mitarbeiter wohnen überwiegend im Ortsteil. Etwa 30 bis 40% sind Nichtdeutsche.

Die Mitarbeiter - Deutsche und Nichtdeutsche

  • sind in örtlichen Vereinen und Vereinigungen tätig,

  • haben Kontakte zu Nachbarn, Kollegen, Freunden usw.,

  • kennen die Wohnungs- und Nachbarschaftssituation,

  • sind mit Problemen und Konflikten vertraut.

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Sie bringen den Ortsteil in das Projekt. Sie vermitteln dem Projekt Probleme und Wünsche des Ortsteils und informieren im Ortsteil über Ziele und Ergebnisse, Arbeit und Arbeitsweise des Projektes. Weil das so ist, haben wir im Projekt eine andere Arbeitsweise als ein gewerblicher Betrieb:

  • wir planen Arbeitsergebnisse gemeinsam mit Auftraggebern (Schulen, Kindergärten, Moscheen etc.) und Mitarbeitern (Meister, Arbeitsgruppen),

  • wir planen und lernen in Gruppen,

  • wir versuchen, der Arbeit einen Sinn für den Ortsteil zu geben.

Wir hoffen, daß diese Arbeitsform dazu beiträgt, gegenseitigen Respekt, Rechtsgleichheit, demokratische Normen und Verständnis für die nicht-deutsche Minderheit zu vermitteln. Dabei sind Konflikte nicht ausgeschlossen. Sie werden thematisiert.

Wir hoffen, daß

  • Mitarbeiter diese Arbeitsform auch in nachbarschaftlichen Beziehungen realisieren,

  • die gemeinsame Planung uns enger mit dem Ortsteil verbindet,

  • das Projekt auf diese Weise zu einer Schule des Ortsteiles wird.

Die enge Zusammenarbeit ermöglicht vielen Bewohnern die Mitwirkung im Projekt und die Kontrolle der Ergebnisse. Erst wenn

  • die Menschen im Ort,

  • die örtlichen Vereinigungen und Vereine,

  • die Mitarbeiter unseres Projektes

Arbeitsergebnisse und Arbeitsweise des Projektes beeinflussen können, sind wir wirklich mit dem Ortsteil verbunden.

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Einige Projektarbeiten

Ebenso wie die Mitarbeiter verbindet uns unsere Arbeit mit dem Ortsteil.

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  • Das Projekt hat ein Ortsteilzentrum ausgebaut, eingerichtet mit Ortsteilcafé, Kinderbetreuung, Versammlungs- und Gruppenräumen für zwanglose Treffs und ernsthafte Arbeit.

  • Angeschlossen ist - mit offener Tür - das Ortsteilbüro, in dem Vorschläge, Wünsche, Beschwerden, Anregungen entgegengenommen und bearbeitet werden.

  • Mit einem Infomobil fahren wir regelmäßig durch den Ortsteil, um über das nächste Projekt, die durchgeführten Arbeiten, freie ABM-Arbeitsplätze, die nächsten Veranstaltungen usw. zu informieren.

  • Das Spielmobil versammelt die Kinder in den Innenhöfen der Wohnblocks. Es ist der Treffpunkt für deutsche und nichtdeutsche Kinder und Anlaß für gemeinsames Spielen. Auch die Mütter sind beteiligt. Einige arbeiten als Spielanleiterinnen mit und sind bereit, weiter zu lernen.

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Zusammenfassung

Die Teilung in Deutsche und Nichtdeutsche wird verschiedentlich in der Darstellung benutzt. Sie spielt im Ortsteil eine gewisse Rolle für die Arbeit im Projekt, allerdings ist jedoch die Unterscheidung nach Arbeitslosen und Nichtarbeitslosen, nach sozialen Notlagen und wirtschaftlich befriedigenden Verhältnissen, nach Berufen und Leistung wichtiger. Sie sollte künftig im Vordergrund stehen.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Oktober 2000

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