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TEILDOKUMENT:



Vorbemerkung

[Seite der Druckausg.: 1-2 = Titel ]
[Seite der Druckausg.: 3-4 = Inhalt ]
[Seite der Druckausg.: 5 ]

Der Gesprächskreis Arbeit und Soziales der Friedrich-Ebert-Stiftung hat 1998 unter verschiedener Akzentsetzung Fragen der Stadtentwicklung aufgegriffen. So ist am
12. Juni 1998 die Veranstaltung „Berlin - Zukunft aus eigener Kompetenz, Arbeit - Wirtschaft - Technik - Bildung" durchgeführt worden. Am 15./16. Juni 1998 wurde das Thema „Ghettos oder ethnische Kolonien? Entwicklungschancen von Stadtteilen mit hohem Zuwandereranteil" in Duisburg diskutiert. Dabei sind die Fragestellungen dieser Tagungen mit den inhaltlichen Schwerpunkten des Gesprächskreises Arbeit und Soziales verknüpft worden: Arbeitsmarktpolitik, Sozialpolitik und Migrationspolitik.

Die Tagung, die in der vorliegenden Broschüre „Modernisieren ohne auszuschließen: Quartiersentwicklung zur Verhinderung einer städtischen Unterschicht" dokumentiert wird, fand am 30. Oktober 1998 in Berlin statt. Folgende Einschätzung der Entwicklung hat den Gesprächskreis Arbeit und Soziales veranlaßt, das Thema der sozialräumlichen Ausgrenzung ins Zentrum der Betrachtung zu rücken:

Die ökonomischen Entwicklungen der vergangenen Jahre haben dazu geführt, daß sich die gesellschaftlichen Polarisierungen verstärkt haben, d.h. sowohl Armut als auch Reichtum haben zugenommen. Neu ist, daß sich Armut und Ausgrenzung nicht nur auf gesellschaftliche Randgruppen konzentrieren, sondern daß sie weite Bevölkerungskreise erfassen. Ursachen der Verarmung sind dabei Arbeitslosigkeit, aber auch die Zunahme der Wohnkosten.

Prognosen des Internationalen Währungsfonds bzw. der Weltbank weisen darauf hin, daß ein zukünftiges Wirtschaftswachstum mit einer Verschärfung innergesellschaftlicher Ausgrenzung einhergehen kann. Von den positiven Effekten des Wirtschaftswachstums auf bestimmte Arbeitsmärkte, d.h. beispielsweise auf hochspezialisierte Dienstleistungsbranchen, werden insbesondere junge, gut ausgebildete und mobile Arbeitskräfte profitieren.

Gesellschaftlicher Wandel und Probleme sozialer Ausgrenzung werden als sozialräumliche Spaltung besonders in Großstädten sichtbar. So gibt es z.B. in Berlin oder in anderen Großstädten einerseits Stadtteile, die den Bedürfnissen und Lebensstilen einkommensstarker, mobiler Beschäftigter entsprechen.

[Seite der Druckausg.: 6 ]

Umgekehrt konzentrieren sich in bestimmten Quartieren die Bevölkerungsgruppen, die von jeglicher oder von existenzsichernder Beschäftigung abgekoppelt sind. Diese tiefgreifenden Veränderungen im sozialen Bereich führen zur Herausbildung von Problemgebieten oder Armutsvierteln. Die Gefahr, daß die Bewohner dieser Stadtteile in eine Abwärts- und Ausgrenzungsspirale geraten, daß die Wohngebiete verslummen und daß das Gewaltpotential dort zunimmt, wird immer deutlicher. Dieser Prozeß verschärft sich u.a. durch selektive Wanderungsvorgänge, bei denen sich benachteiligte bzw. ökonomisch stabile Bevölkerungsgruppen immer stärker voneinander trennen.

Mit dieser Broschüre greifen wir ein Thema auf, das die Bürger, insbesondere aber die Entscheidungsträger in Politik, Verwaltung, Gewerkschaften, Unternehmen und Verbänden gleichermaßen umtreibt. Wichtig ist uns, diese Probleme zu erörtern und auch mit Hilfe dieser Veröffentlichung Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen. An dieser Stelle möchte ich mich bei der Moderatorin und den Moderatoren für ihre aktive Mitwirkung, bei den Referentinnen und Referenten bedanken, daß sie ihre Beiträge für die Veröffentlichung zur Verfügung gestellt haben.

Bonn, März 1999

Ursula Mehrländer


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 2000

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