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TEILDOKUMENT:
1. Frauenpolitische Problemstellung [Seite der Druckausgabe: 5] Trotz erheblicher Anstrengungen und unübersehbarer Erfolge von jungen Frauen im Bildungssystem, und vergleichsweise schlechterer schulischer Abschlüsse von Jungen hat sich die Situation für Frauen insgesamt auf dem Erwerbsarbeitsmarkt nicht entsprechend verbessert. Gleiche Bildung eröffnet Frauen nicht gleiche Chancen. Die diskriminierende Zweitrangigkeit ihrer Positionen und Plätze im Erwerbsarbeitssystem ist geblieben. Immer noch ist der Erwerbsarbeitsmarkt zu Ungunsten der Frauen gespalten:
Diese Situation steht im Widerspruch zur Rede von der Leistungsgesellschaft, nach deren Ideologie nur die Qualifikation und die Leistung für die Position eines Individuums ausschlaggebend sein soll. Das Geschlecht bildet offenbar einen sehr wichtigen Bezugspunkt für die Beurteilung von Leistungen und Fähigkeiten. Dabei ist der männliche Standard der Maßstab. "Mädchen sind genauso schlau wie Jungen", heißt es schon im Kinderlied. "Das können Mädchen auch" ist der Slogan, mit dem das Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft für die Ausbildung von jungen Frauen in gewerblich-technischen Berufen warb. In Frauenförderplänen finden sich Formulierungen wie "bei gleicher oder gleichwertiger Qualifikation ist einer Bewerberin der Vorzug zu geben". Insbesondere Frauenbeauftragte wissen, wie schwierig die Definition von Gleichwertigkeit und die Beurteilung von geschlechtsspezifischen Dimensionen der Qualifikationen sind. Im folgenden soll deutlich gemacht werden, daß Qualifikationskonzepte nicht geschlechtsneutral sind, sondern immer mit Geschlechterstereotypen verknüpft sind, in denen die Unterlegenheit der Frau dem Manne gegenüber enthalten ist. Dazu wird zunächst aufgezeigt, [Seite der Druckausgabe: 6]
In einem weiteren Schritt wird empirisch belegt, welche Rolle die geschlechtshierarchische Bewertung von Qualifikationen für die Positionen von Frauen im Ausbildungs- und Erwerbsarbeitssystem spielt, und es werden Perspektiven einer Qualifizierungspolitik im Interesse der Frauen aufgezeigt. © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Juli 1999 |