FDGB-Lexikon, Berlin 2009


Produktionsverhältnisse. P. stehen in der Theorie des Marxismus-Leninismus in einem dialekt. Verhältnis mit den Produktivkräften. Das Wesen der P. sei bestimmt durch die Eigentumsform an den Produktionsmitteln.
Unter P. wird die Gesamtheit sozialökonom. Beziehungen verstanden, welche die Menschen notwendigerweise im Prozess der Produktion, des Austausches und der Verteilung der materiellen Güter entsprechend dem Entwicklungsstand der Produktivkräfte eingehen. Es wirkten die Menschen in der Produktion nicht allein auf die Natur, sondern müssten in bestimmte Beziehungen zueinander treten, um gemeinsam zu produzieren. Die P. seien in der Gesamtheit der gesellschaftlichen Beziehungen die grundlegenden gesellschaftlichen Verhältnisse. Zu ihnen gehören:
- das Verhältnis der Menschen zum Eigentum an den Produktionsmitteln, woraus sich die Verhältnisse zwischen den Klassen und Schichten ergeben; Eigentumsverhältnisse bestimmten alle anderen Verhältnisse der Gesellschaft
- die Beziehungen, die aus der gesellschaftlichen Arbeitsteilung, der Verteilung der Produktionsmittel und der gesellschaftlichen Arbeit auf die verschiedenen Bereiche der Volkswirtschaft sowie der Organisation der Produktion herrühren
- die Leitungsbeziehungen in der gesellschaftlichen Produktion, in denen die Einheit des arbeitsteiligen Produktionsprozesses verwirklicht werde
- die Formen des Austausches der Arbeit oder der Produkte zwischen den Produzenten
- die gesellschaftlichen Formen der materiellen Interessiertheit an der Entwicklung der Produktivkräfte und deren Nutzung.
Der Marxismus-Leninismus kennt zwei Haupttypen von P.: einerseits diejenigen mit Privateigentum an Produktionsmitteln, in denen eine Minderheit, die Ausbeuterklasse, die Mehrheit der Bevölkerung, die Werktätigen, ausbeute und unterdrücke (Sklavenhaltergesellschaft, Feudalismus und Kapitalismus) und andererseits diejenigen P., die nach der proletar. Revolution und der Beseitigung des kapitalist. Privateigentums entstünden. Dieser „neue Typ“ von P. beruhe auf dem „gesellschaftlichen Eigentum an den Produktionsmitteln“ und sei daher von „der kameradschaftlichen Zusammenarbeit und gegenseitigen Hilfe der von Ausbeutung befreiten Menschen“ gekennzeichnet. Die Produktion diene nunmehr „nicht dem Profitstreben einer Minderheit, sondern der ständig besseren Befriedigung der materiellen und geistigen Bedürfnisse der Mitglieder der Gesellschaft und der Entwicklung ihrer Persönlichkeit.“ Unter diesen Umständen änderten sich auch die Funktionen der Gewerkschaften: Nicht mehr der Kampf gegen das Kapital, sondern die Steigerung der vermeintlich allen nützenden, planmäßig zu organisierenden Produktion sei jetzt ihre Hauptaufgabe.
U.G.