FDGB-Lexikon, Berlin 2009


Gew. Wissenschaft (1952-90).
Organisationsbereich: Universitäten, Hoch- und Fachschulen, wiss. Akademien, wiss. Museen und Bibliotheken, bis 1977 auch Archive, selbständige wiss. Institute und Forschungseinrichtungen, wiss. Organisationen und der Fremdsprachendienst der DDR. Nach der Bildung der Ing.-Hochschulen 1968 wurden deren Gewerkschaftsorganisationen ab 1969 den jeweiligen IG zugeordnet.
Organisationsentwicklung: Auf Vorschlag von GO verschiedener Hochschulen beschloss die 8. Tagung des BuV vom 6.-8.2.1952 die Bildung einer eigenen Gewerkschaft für diesen Bereich. Am 12.9.1952 wählte eine „Vorbereitende Konferenz zur Bildung der Gew. Wissenschaft“ ein vorbereitendes Komitee unter Vorsitz von Walter Neye. Auf der ZDK vom 15.-17.5.1953 fand der Prozess der Konstituierung der neuen Gewerkschaft mit der Wahl des ZV seinen Abschluss.

Bis 1989 fanden 9 ZDK statt:
ZDK 15.-17.5.1953 in Halle
1. ZDK 19.-20.4.1955 in Berlin
2. ZDK 25.-27.9.1959 in Weimar
3. ZDK 28.-29.9.1963 in Berlin
4. ZDK 30.-31.3.1968 in Leipzig
5. ZDK 26.-27.5.1972 in Leipzig
6. ZDK 16.-17.4.1977 in Halle
7. ZDK 26.-27.3.1982 in Dresden
8. ZDK 28.-29.3.1987 in Bernau

Vors. des ZV:
Günther Rienäcker (Okt.1953-Sept.1959)
Alfred Wende (Sept.1959-Sept.1963)
Günter Ehmke (Sept.1963-März 1968)
Gerhard Junghähnel (März 1968-Mai 1972)
Horst Sander (Mai 1972-Jan.1982)
Rolf Rinke (Jan. 1982-Jan. 1990)
Sander war 1981 wegen einer kritischen Analyse der Arbeitskräftesituation im Bereich der Hochschulmedizin in Konflikt mit dem Vors. des BuV Harry Tisch geraten. Tisch forderte ultimativ den Rücktritt Sanders. Auf der 16. Tagung des ZV am 7.1.1982 trat Sander darauf zurück.

Stellv. Vors. des ZV:
Heinz Franke (Mai-Sept.1963)
Bernd Musiolek (Sept.1963-März 1968)
Horst Sander (März 1968-Mai 1972)
Ehrhard Börner (Sept.1967-März 1987)
Heinz Ermlich (März 1987-Ende 1989)

Von 1953-58 war der ZV Träger der Sportvereinigung (SV) Wissenschaft. Im Sept. 1954 trat die Gewerkschaft der Weltföderation der Wissenschaftler (WFW) bei und war seit 1965 im Büro der WFW vertreten.
Die Mitgliederzahl der Gew. W. betrug zu ihrer Gründung 41 000 Mitgl. Bis Januar 1989 war sie auf 184 222 gestiegen, das waren 1,9% der Mitgl. des FDGB. Der Organisationsgrad des Bereichs betrug 98,4%. Im Jan. 1990 waren es rund 180 000 Mitgl.
Bei der Neugründung der Gew. Gesundheitswesen 1961 hatten sich die GO in den Bereichen der Hochschulmedizin für den Verbleib in der Gew. W. ausgesprochen. Der Zusammenarbeit mit der Gew. Gesundheitswesen kam daher besondere Bedeutung zu, sie blieb jedoch nicht immer problemlos. Nachdem die für die spezif. Belange der medizin. Einrichtungen 1963 beim ZV gebildete Bereichskommission Ende der 60er Jahre aufgelöst wurde, fanden sie im ZV nicht immer die erforderliche Beachtung. Für andere spezielle Einrichtungen (Meteorolog. Dienst, DAMW u.a.) wurden seit den 70er Jahren Zentrale Gewerkschaftsltg. gebildet.
Gewerkschaftliche Transformation 1989/90: Die 10. Tagung des ZV vom 7.-16.11.1989 unterbreitete einen Diskussionsentwurf zur Erneuerung der Gew. W. Auf der ao. ZDK vom 26./27.1.1990 in Seddin konstituierte sie sich als „freie, unabhängige Gewerkschaft mit Tarifautonomie und Finanzhoheit“ und beschloss eine vorläufige Satzung. Vorsitzender wurde Günter Eiselt, 1. stellv. Vors. Larissa Klinzing von der Sektion Marxismus-Leninismus der Humboldt-Univ., 2. stellv. Vors. Wolfgang Mallock, Historiker,1986-90 Sekr. des ZV der Gew. W.
Es folgte die Neuwahl aller Gewerkschaftsltg. Bei der Neustrukturierung versuchte die Gewerkschaft, trotz der Einwände der ÖTV und der GEW im DGB, die einheitliche Organisation aller Mitglieder im Wissenschaftsbereich zu erhalten. Insbesondere die ÖTV wandte sich entschieden gegen diese Struktur und begann bereits ab Mai 1990 mit dem Aufbau eigener Org. in der DDR. Als die ZDK der Gew. W. am 29.9.1990 die Auflösung der Org. zum 31.10.1990 beschloss, stellte sie daher den Mitgliedern anheim, nach eigener Entscheidung der ÖTV oder der GEW beizutreten.
Publikationsorgane
K.K.