FDGB-Lexikon, Berlin 2009


Briefaktionen an „Kollegen in Westdeutschland“. B.a.K.i.W. waren vor allem in den 50er und 60er Jahren ein verbreitetes propagandist. Mittel der auf eine sog. „Aktionseinheit“ gerichteten FDGB-Westarbeit. Sie konnten unterschiedliche Anlässe haben, z.B. eine bevorstehende „Gesamtdeutsche Arbeiterkonferenz“, generell das Ziel verfolgen, Einfluss auf die Politik der westdeutschen Gew. und auf deren Mitglieder zu nehmen oder neue Vertrauensleute in den westdeutschen Gew. zu werben und möglichst Zellen zu bilden, die in Opposition zu den Gewerkschaftsführungen stehen und einen radikalen Kurs im Sinne von SED und FDGB vertreten sollen. Die Aktionen wurden meist kampagnenartig durchgeführt und waren zentral von der SED und der FDGB-Führung und deren Westabt. gesteuert. Nach außen wurde jedoch der Eindruck erweckt, als würden Belegschaften oder Arbeitskollektive selbständig den Kontakt zu Kollegen in Westdeutschland aufnehmen. Die Briefe enthielten entweder mehr oder weniger „persönliche“ Schreiben an die Adressaten oder auch gedrucktes Propagandamaterial. Die Adressen wurden mit Hilfe von Kommunisten in den westdeutschen Gewerkschaftsapparaten beschafft. Oft war auch der Staatssicherheitsdienst involviert. Zahlreiche Betriebe in der DDR bekamen sog. „Patenbetriebe“ in Westdeutschland zugewiesen. Solche B.a.K.i.W. wurden mit dem Ende der 60er Jahre zunehmend verzichtbar, da die SED ihre direkt auf ein kommunist. Gesamtdeutschland gerichtete Politik zugunsten einer internationalen Anerkennungspolitik aufgab und sich zugleich mit der Entspannungspolitik für sie neue Möglichkeiten der Einflussnahme ergaben.
M.K.