Sozialdemokratische Parteitage (1890 - 1959)

Protokolle über die Verhandlungen der Parteitage der
Sozialdemokratischen Partei Deutschlands

Online-Edition der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung



EINLEITUNG

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PARTEITAGE

1890 - 1899

1900 - 1909

1910 - 1919

1920 - 1931

1946 - 1959

REICHSKONFERENZ
1916 u. 1920








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Einleitung

Eine Internetedition von Parteitagsprotokollen einer demokratischen Massenpartei bedarf keiner Begründung. Parteitage verabschieden die zentralen programmatischen Dokumente der Partei, wählen die leitenden Gremien und stellen mit den verabschiedeten Resolutionen die Weichen für die politische Orientierung der Partei.

Für die Sozialdemokratische Partei Deutschlands kommt noch hinzu, dass seit ihrem Bestehen die Diskussionen auf den Parteitagen die breiten pluralistischen Flügelbildungen dokumentieren, die so charakteristisch für die Partei sind.

Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands war sich des hohen ,,Quellenwert" ihrer Parteitagsprotokolle stets bewusst. Bereits vor knapp hundert Jahren legte der Mitarbeiter der ,,Sozialistischen Monatshefte", Wilhelm Schröder, im Münchener Parteiverlag von Georg Birk sein ,,Handbuch der sozialdemokratischen Parteitage von 1863 bis 1909" vor.

Das Handbuch wurde in 19 Lieferungen verkauft und bot eine nach Stichworten geordnete Erschließung der Resolutionen und Debattenbeiträge. Die Begründung, die Wilhelm Schröder für die Herausgabe seines umfassenden Werkes gab, ist heute noch höchst aktuell: ,,Wer in die Geschichte der Sozialdemokratie eindringen, sich über ihre Bestrebungen unterrichten, ihre inneren Kämpfe und die aus ihnen resultierende Entwicklung der Partei beurteilen lernen will, ist vor allem auf das Studium der sozialdemokratischen Parteitage angewiesen. Was die Partei im Lande bewegt hat, spiegelt sich hier in den Verhandlungen und Beschlüssen wider; hier werden die Schlusssteine der Entwicklungsperioden gesetzt, hier werden die Wege markiert zu neuen Zielen." (S. 3)

Allerdings fügte Schröder auch hinzu: ,,So unerlässlich nun die Kenntnis der Vorgänge auf den Parteitagen ist, so schwierig ist es in den meisten Fällen, zur Beurteilung irgendwelcher Fragen sich diese Kenntnisse anzueignen ... [da] ...sie vollständig gesammelt wohl selbst in großen öffentlichen Bibliotheken nicht aufzufinden sein werden." (ebda.)

Ähnlich sah es die professionelle Zunft. 1911 beklagten sich im ,,Handwörterbuch der Staatswissenschaften" die beiden renommierten Historiker Georg Adler und Gustav Mayer bitter, dass der Benutzer die ,,primären Quellen über die Geschichte der Sozialdemokratie in den öffentlichen Bibliotheken fast ausnahmslos vergeblich sucht". (Adler, Georg und Gustav Mayer: Sozialdemokratie. In: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 7, 3. Aufl., Jena, 1911, S. 603)

Ebenso drastisch fiel das Urteil des langjährigen Leiters der Bundestagsbibliothek Ende der fünfziger Jahre aus: SPD-Materialien seien in deutschen Bibliotheken faktisch nicht vorhanden.( Gülich, Wilhelm: Bibliotheken und Archive, sozialwissenschaftliche. In: Handwörterbuch der Sozialwissenschaften, Bd. 2, Stuttgart [u.a.], 1959, S. 204.

Erst das ,,Reprint-Geschäft" der 60er Jahre schaffte Abhilfe. Wenige internationale leistungsstarke Unternehmen hatten sich darauf spezialisiert, ,,klein aber teuer" urheberrechtsfreie Materialien als ,,Neudrucke" aufzulegen. Die Nachdruck-Verlage spezialisierten sich in der Regel auf Zeitschriften und zentrale Quellenwerke. Mit den westeuropäischen Universitätsgründungen der sechziger Jahre erschloss sich für die Reprint-Verlage ein neues lukratives Absatzgebiet. Hinzu kam ein starker asiatischer Markt mit Schwerpunkt in Japan.

1971 einigte sich der auf soziale Bewegungen spezialisierte Reprint-Verlag Detlev Auvermann in Glashütten im Taunus und der Verlag Neue Gesellschaft in Bonn-Bad Godesberg auf ein Gemeinschaftsunternehmen, um seltene SPD-Protokolle nachzudrucken. Das Joint Venture startete mit dem Neudruck der Protokolle vor und während des Sozialistengesetzes. Ab 1973 fungierte als Verlagspartner des Auvermann-Verlages der ehemalige sozialdemokratische Parteiverlag J.H.W. Dietz Nachf., der mit dem Verlag Neue Gesellschaft juristisch und verlegerisch eng verbunden war.

Das ,,Dietz-Auvermann-Projekt" begann 1974 mit dem Neudruck des Protokolls des Parteitages 1917 in Würzburg, dem alsbald alle übrigen Parteitagsprotokolle der Weimarer Republik folgten. Ferner wurden die ersten Nachkriegsprotokolle (1946, 1947, 1948) neu aufgelegt, die die ,,Wiedergeburt" der Sozialdemokratie spiegelten. Als ,,Nachdruckunternehmen" für Protokolle fungierten ferner der japanische Reprint-Verlag Shosehi in Osaka, das Zentralantiquariat der DDR sowie der ,,Mikrofilm-Verleger" Mikropress GmbH.

Mit der Übernahme der Socialistica des Auvermann-Verlages im Jahr 1977 begründete der Verlag J.H.W. Dietz Nachf. eine ungezählte Serie ,,Reprints zur Sozialgeschichte", die von Dieter Dowe betreut wurde. Im Rahmen dieser Serie erschienen sukzessive alle SPD-Protokolle des Kaiserreichs. Der ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete und Bibliograph der Arbeiterbewegung, Max Schwarz, verbesserte durch seine gründliche Registertechnik den Suchkomfort der Protokolle erheblich.

1986 wurden die ,,Reprints zur Sozialgeschichte" eingestellt. In der Zwischenzeit waren alle SPD-Protokolle des Kaiserreichs erschienen. Nimmt man alle Neudrucke zusammen, so stand der interessierten Fach-Öffentlichkeit ein Set an zentralen SPD-Quellen von den frühen sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts bis zur Neugründung der Bundesrepublik zur Verfügung. Die Fortschritte für die wissenschaftliche Forschung, die politische und Erwachsenenbildung waren unübersehbar. Schwierig blieb die ,,Versorgung" mit den Niederschriften der ,,SPD-Parlamente" für die Zeit seit den frühen fünfziger Jahre.

Einzige Ausnahme blieb das Protokoll des Godesberger Parteitages: ,,Auf diesem außerordentlichen Parteitag wurde das sog. Godesberger Programm der SPD beschlossen, das das bis dahin formal noch gültige Heidelberger Programm von 1925 ablöste. Als Fazit einer eineinhalb Jahrzehnte dauernden Diskussion vollzog es ,den Abschied vom Sozialismus als Weltanschauung und von der Verabsolutierung bestimmter Methoden zur Verwirklichung des Sozialismus (K. Klotzbach).'" (Reprints zur Sozialgeschichte bei J.H.W. Dietz Nachf. Hrsg. Dieter Dowe. Bonn, 1979, S. 38.)

Im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Digitalisierungsprojekt ,,Programmatische Dokumente und Statuten der deutschen Gewerkschaftsbewegung und der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (von den Anfängen bis zur Gegenwart (http://library.fes.de/cgi-bin/populo/prodok.pl) kristallisierte sich in der Bibliothek der FES die Idee heraus, die digitalisierten sozialdemokratischen Parteitagsprotokollen als wichtige programmatische Grundsatzpublikationen dem Projekt hinzuzufügen.

Mit eigenen finanziellen Mitteln wurden die Protokolle von einem externen Dienstleister für die Jahre 1890 bis 1931 sowie 1959 digitalisiert. Konzeptionell war ferner daran gedacht worden, durch manuelle Neuerfassung der Tagesordnungen und Inhaltsverzeichnisse sowie einer entsprechenden Verlinkung einen verbesserten inhaltlichen Zugriff auf die Dateien zu gewinnen.

Auch Max Schwarz' große Leistungen bei der Erschließung der Protokolle (1890 bis 1913) sollten für eine bessere Erschließung genutzt werden. Obgleich nicht alle ursprünglichen Ansprüche perfekt eingelöst werden konnten und obgleich nicht alle Nachkriegsprotokolle digitalisiert vorliegen, hat sich die Bibliothek der FES entschlossen, die zentralen Quellen zur Geschichte der deutschen Sozialdemokratie in einem eigenen Internetauftritt ins Netz zu stellen. Sie erfüllte damit einen Wunsch der Nutzer und Nutzerinnen.

In der Online-Edition ist der Stand der Erschließung hinlänglich und selbsterklärend dokumentiert.

Einen besonderen Service bietet die Bibliothek mit der Verlinkung zur Online-Version ,,Chronik der deutschen Sozialdemokratie" von Franz Osterroth und Dieter Schuster. Dieses zentrale Nachschlagewerk zur Geschichte der deutschen Sozialdemokratie wurde 2001 von der Bibliothek der FES ins Netz gestellt.

Der gelernte Arbeiter und Autodidakt Franz Osterroth und der langjährige Leiter des DGB-Archivs Dieter Schuster haben gekonnt die wichtigsten Ereignisse auf den Parteitagen dokumentiert. Mit der Verlinkung auf die entsprechenden Textseiten wird der Gebrauchswert der Internetedition deutlich erhöht.

Rüdiger Zimmermann
- Leiter der Bibliothek der FES -



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