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TEILDOKUMENT:


[Seite der Druckausg.:73]

7. Fazit

Virtualität und Standortpolitik sind kein Widerspruch, im Gegenteil. Virtuelle Wertschöpfung lebt ein gehöriges Stück von räumlicher Nähe und all ihren Effekten der Kulturkompatibilität, der Begegnungshäufigkeit und -chance sowie der entwickelten "Szene". Diese den Standort ausmachenden Faktoren sollten nicht dem Zufall überlassen werden, sondern müssen sogar aktiv gestaltet werden.

Bereiche dieser Gestaltung sind – wie ausführlich angeführt –

  • Angepasste Betriebs- und Netzwerkberatung für Existenzgründer und etablierte Unternehmen.

  • Dabei müssen die Faktoren
    • veränderte Bewertungsgrundlagen z.B. hinsichtlich Qualität von Kontakten und Netzwerken seitens der Banken und auch seitens der Existenzgründer beratenden Institutionen,
    • nachhaltige Beratung und Serviceleistungen (u.a. externes Controlling, Risk Management System),
    • Anwendung klassischer Beratungsgrundsätze auf Netzwerke, nicht auf Einzelunternehmen und Erweiterung der Beratungsthemen sowie
    • & Schaffung spezifischer Branchen- und Szene-Kenntnisse seitens der Berater, um mit der Materie "virtuelle/digitale Wertschöpfung" umgehen zu können und tatsächlich relevante Beratung anbieten zu können

    stärker in den Blickpunkt rücken.

  • Konkrete, stetige und nachhaltige Szeneentwicklung für die bereits entstandenen oder die an der regionalen Stärke orientierten neuen Cluster,

  • Gewährleistungen infrastruktureller Notwendigkeiten, worunter sichere und leistungsfähige IT- und Telekommunikationsstrukturen ebenso subsummiert werden wie die konsequente Umsetzung des Konzept des Electronic Governments

  • Bildungsoffensiven, die die Facetten der Virtualität aufnimmt – hier geht es vor allem um Vermittlung und Schulung ergebnisorientierten Prozessdenkens, um Teamfähigkeiten und Medien- und Kommunikationskompetenz – und in didaktische Konzepte umsetzt. Hierfür müssen alle Schultypen und Bildungssegmente berücksichtigt werden. Der potenziellen digitalen Spaltung muss intensiv gegengesteuert werden.

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  • Stärkere Einbindung von Bildungseinrichtungen in einen kontinuierlichen Austausch mit den Unternehmen.

Wie die tabellarische Darstellung der Länderinitiativen gezeigt hat, wurde schon einiges in die Wege geleitet, parallel dazu schaffen regionale "Kleininitiativen" vor Ort ein Bewusstsein für den Struktur- und Arbeitsprozesswandel und sensibilisieren in Richtung eigenständiger Aktionen. Empfehlenswert wäre allerdings, dass bislang noch ein wenig rückständige stärker von Erfahrungen bereits weiter vorangeschrittener Bundesländer profitieren sollten, ohne selbst den langwierigen Prozess der diversen Pilotanwendungen zu allen Themengebieten zu durchlaufen. Der Standort der Wissenstransfer betreibenden Region würde dadurch nicht geschmälert. Es geht trotz allem lokalen Ringen um mobile Ressourcen um eine allgemeine Anhebung des gesamtdeutschen Standortniveaus. Zumal es sich hierbei oft auch um zukünftige elementare Faktoren einer innovativen und modernen Informationsgesellschaft handelt. Das Wissen um moderne arbeitsorganisatorische Formen und deren infrastrukturelle, gesellschaftliche, aber auch rechtliche und kulturelle Absicherung ist für alle Beschäftigten in allen Bundesländer wichtig – egal ob sich diese in der "szenigen" Medienbranche oder eher in traditionell geprägten Wirtschaftszweigen betätigen.

Ohne anhand der Recherchen in die Beratungstiefen und ihre konkreten Inhalte vorgedrungen zu sein, muss nochmals ausdrücklich auf die spezifischen Aspekte des Virtuellen und die damit verbundenen Förderformalien hingewiesen werden. Nur wenn diese erkannt und aufgenommen werden, kann auch unter Wirtschaftsförderungsbelangen eine angemessene Standortpolitik betrieben werden. Daher muss der Aspekt "Virtualität" per se stärker in die Initiativen aufgenommen und für eine konsequente Verbreitung und Verfestigung der Ergebnisse gesorgt werden.

Mögliche Akteure und Promotoren dieser Gestaltung könnten Institutionen sein,

  • die Know-how hinsichtlich regional bedingter Cluster aufgebaut haben und so einen Einblick in die jeweilig relevante Szene haben;

  • die stark dem Leitbild der Verzahnung und des Networking folgen und bereits unter dieser Prämisse auch Kontakt zu den Themenstellungen Arbeitsteilung, Kooperation und technische Unterstützung von Anwendungen haben;

  • selbst als "Netz in Netzen" arbeiten und so als Kooperationspartner und nicht als "feindlicher Übernehmer" auftreten. Verbunden mit der natürlich vorauszusetzenden Kompetenz trägt dieser Aspekt auch stark zur Akzeptanz der Einrichtungen bei und sorgt dafür, dass bei konkreten Fragestellungen, die innerhalb des Clusters auftauchen, die jeweils kompetentesten Ansprechpartner gefunden werden, ohne dadurch einen eigenen Kompetenzverlust zu erleiden;

  • die eigene Anstöße auf lokalen Stärken basierend umsetzen und somit einen gezielten Ausbau in den Regionen fördern, ihn aber nicht diktieren;

[Seite der Druckausg.:75]

  • die Anknüpfungspunkte sowohl ins politische als auch ins unternehmerische Lager haben müssen und

  • die sich aufgrund ihres Gesamtengagements als Anlaufpunkt für Cluster etablieren und dies durch konsequente Öffentlichkeitsarbeit auch sichtbar machen.

"Die" Standortpolitik für virtuelle Wertschöpfung gibt es nicht, aber es gibt genügend relevante Ansatzpunkte um in kleinen und größeren Schritten dem Wandel in der Wertschöpfung zu begegnen.

[Seite der Druckausg.:76 = Leerseite]


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Juni 2002

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