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Public-Private-Partnership : ein Instrument zur Staatsmodernisierung? ; Thesenpapier / Norbert Eder ... Managerkreis der Friedrich-Ebert-Stiftung - [Electronic ed.] - Bonn, 1999 - 18 S. = 60 KB, Text Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2003 © Friedrich-Ebert-Stiftung
Thesenpapier Public-Private-Partnership -
Norbert Eder
Oktober 1999
These 1 Die häufigste Form von Public-Private-Partnership ist die organisierte Zusammenarbeit des öffentlichen und privaten Sektors, begrenzt auf Aufgaben der Stadt- und Regionalentwicklung. In dieser Konstellation haben Public-Private-Partnership-Modelle für Themen wie Staatsmodernisierung, Privatisierung oder Strukturpolitik an Bedeutung gewonnen. Städte und Kommunen haben vor einigen Jahren begonnen, öffentliche Aufgaben in Regie- und regieähnlichen Betriebe, Eigenbetriebe oder in Gesellschaften mit beschränkter Haftung auszulagern. Sie griffen somit auf privatwirtschaftliche Organisationsformen zurück, ohne jedoch die Aufgabenerfüllung von Verwaltung und Politik loszulösen. Der Vorteil dieser Rechtsformen war ein vermuteter Effizienzgewinn durch das Umgehen des Beamtenrechts oder anderer Vorschriften. So kann zum Beispiel eine städtische GmbH im Gegensatz zum städtischen Amt für eine Investition einen Kredit am Kapitalmarkt aufnehmen und muß das Kapital nicht bei der nächst höheren Stelle beantragen. Die Kreditvergabe unterliegt dann in der Regel banküblichen Rentabilitätserwägungen. Verschiedene Gründe wie Haushaltsengpässe oder komplexe Aufgaben, die ein einzelnes Amt in seiner Organsiationsfähigkeit überfordern, ließen später unterschiedliche Arten der Zusammenarbeit zwischen öffentlicher und privater Hand entstehen, die anders sind, als die Gründung einer GmbH im Besitz der Kommune. Im Public-Private-Partnership bleiben Privatunternehmen was sie sind: in Privatbesitz und mit Gewinnerzielungsmotiv. Sie übernehmen jedoch eine Aufgabe, die entweder bislang von einer Kommune oder Region erbracht wurde oder eigentlich zu erbringen wäre. Das Produkt des Unternehmens ist ein Gut oder eine Dienstleistung, das als Allgemeininteresse gilt. Die bekanntesten Bereiche sind Bildungssektor, Infrastruktur, Kulturangebote, Müllentsorgung oder Wirtschaftsförderung. Dabei ist es unproblematisch, daß Unternehmen in einem Public-Private-Partnership-Projekt Gewinne erzielen möchten: die öffentliche Leistungserbringung ist ebenfalls mit Kosten verbunden ist, in manchen Fällen mit höheren. Das besondere an Public-Private-Partnership ist die Kombination von Privatwirtschaft und öffentlicher Hand in einer speziellen Situation, um mit privatem Kapital und unternehmerischem know-how traditionell hoheitliche Aufgaben kostengünstiger, besser oder schneller zu erledigen. These 2 Public-Private-Partnership-Projekte können und dürfen den eigentlichen politischen Entscheidungs- und Kontrollprozeß nicht ersetzen. Es gibt eine Arbeitsteilung: Public-Private-Partnership sind effiziente Methoden zur Umsetzung politischer Entscheidungen.
Public-Private-Partnership-Projekte haben einen begrenztes Wirkungsfeld. Entscheidungskompetenz über die Gestaltung von Rahmenbedingungen und die Gesetzgebung können nicht an Privatunternehmen delegiert werden. Dies würde eine Aushöhlung des demokratischen Prinzips bedeuten. Erst wenn Politik und Verwaltung ihren Entscheidungsprozeß abgeschlossen haben, kann die Umsetzung dieser Entscheidungen an Private übertragen werden. Dies ist um so einfacher, je mehr es sich um die Erbringung konkreter Sachgüter oder Dienstleistungen handelt (Beispiel: Ausführung eines Bauvorhabens). Dies bedeutet, daß Public-Private-Partnership kein Instrument zur Wahrnehmung der sogenannten "Kernkompetenzen" des Staates ist, sondern vor allem in den "Randbereichen" öffentlicher Aufgaben zum Einsatz kommen kann. So kann man sich fragen, ob das Bauamt komplizierte Großbaustellen selbst leiten oder eine Gemeinde die Entsorgung selbst organisieren muß. An dieser Stelle beginnt die Effizienzdiskussion, wer macht was, und wer macht es besser? Hier ist die Verbindung zwischen Public-Private-Partnership und zur Debatte der Staatsmodernisierung oder Privatisierung zu sehen. These 3 Die Zusammenarbeit zwischen Kommunen und Privatunternehmen kann eine ganze Reihe von Zielen verfolgen. Verschiedene Nutzenerwartungen machen unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit notwendig. Dies macht allgemeine Aussagen über Charakter, Nutzen oder Erfolgskriterien von Public-Private-Partnership-Projekten schwierig. Public-Private-Partnership sind Organisationsverfahren und Methoden zur Nutzenoptimierung. Unterschiedliche Nutzenerwartungen der beiden Akteursgruppen "Staat" und "Privatwirtschaft" zeigen, daß jede Interessenkonstellation eine spezifische Form der Organisation hervorbringen kann. Es können betriebswirtschaftliche Nutzen (Erzielung von Marktpreisen für Dienstleistungen, Kostenminimierung, verursachungsgerechte Verteilung und Bezahlung von Kosten, technologischer, qualifikatorischer oder organisatorischer Nutzen) und politische Ziele (Beschäftigung, Strukturförderung, Finanzierungsaspekte) angestrebt werden. Motive für Public-Private-Partnership aus Sicht der öffentlichen Hand:
Aus Sicht des privaten Sektors:
Den unterschiedlichen Zwecke entsprechend gibt es unterschiedliche Organisationsformen:
These 4 Eine zwangsläufige Entwicklung von Public-Private-Partnership-Projekten zur Privatisierung gibt es nicht. Public-Private-Partnership-Projekte können ein Zwischenschritt zur Privatisierung sein, müssen es aber nicht. Es gibt keine "geborenen" Public-Private-Partnership-Konstellationen, jede Zusammenarbeit ist ein Einzelfall und hängt von Region, Branche, Akteuren und Zeitgeist ab. In einer Kommune kann die Müllentsorgung ganz privat, in einer anderen ganz öffentlich organisiert werden. Public-Private-Partnership ist ein dezentrales und nach dem Prinzip der Subsidarität anwendbares Instrument. Auch die Faustformel "Staat beschränkt sich auf seine Kernkompetenzen" definiert keinen festen Bereich für Public-Private-Partnership-Projekte. "Kernkompetenzen" sind nicht allgemeingültig und statisch definierbar, sie sind eine dynamische Größe und Ergebnis eines politischen Prozesses. Die Diskussion darüber, welche Aufgaben der Staat wahrnehmen muß, ist in Deutschland in den letzten Jahren intensiver geführt worden. Weitgehend besteht Konsens über die Notwendigkeit, die Staatsquote zu senken. Ausgangspunkt ist aber ein relativ hohes Niveau von Gütern und Dienstleistungen, die bislang von Staat und Kommunen erbracht wurden, einschließlich dem aufgebauten Erwartungspotential der privaten Haushalte und Unternehmen. Aus dieser Sicht, können Public-Private-Partnership-Projekte als Zwischenschritte zur Privatisierung angesehen werden: Skeptiker der Privatisierung können sich vom Funktionieren und der wirtschaftlichen Vorteilhaftigkeit des privat erbrachten öffentlichen Gutes überzeugen. Bürger und Unternehmen können so vom Anspruch an die staatliche Totalversorgung allmählich entwöhnt werden. These 5 Public-Private-Partnership sind nur dann ein Instrument zu Staatsmodernisierung, wenn steuerbare und transparente Organisationsformen entstehen. Zu fordern sind öffentliche Ausschreibungen, klare quantifizierbare Zielvorgaben, Kontrollmöglichkeiten über die langfristige Vorteilhaftigkeit und die zeitliche Begrenzung der Zusammenarbeit. Die Frage, ob Public-Private-Partnership ein Instrument der Staatsmodernisierung ist, hängt in erster Linie davon ab, was unter Modernisierung des Staates zu verstehen ist. Sieht man Staatsmodernisierung als "einen Prozeß, in dem die Aufgaben des Staates, dessen Organisationsmethoden und das Selbstverständnis der ausführenden Verwaltungsleute ständig kritisch hinterfragt, verändert und verbessert werden", dann sollten Public-Private-Partnerships dann eingegangen werden, wenn private Unternehmen eine öffentliche Leistung langfristig besser, billiger, schneller als die Verwaltung selbst erbringen können. In diesem Fall hat die betroffene Zielgruppe einen Nutzen und der Staat erfüllt seine Aufgabe als Dienstleister und Ordnungskraft. Besteht dieser Nutzen für die Bürger nicht, kann der Staat die Aufgabe auch selbst ausführen, ohne als unmodern zu gelten. Da Modernisierung ausdrücklich als Prozeß zu sehen ist, sollten Public-Private-Partnership flexibel bleiben und die ständige Überprüfung der Vorteilhaftigkeit möglich machen. Das eigentliche "moderne" eines Staates ist somit nicht das "schlank-sein", sondern das "gut und flexibel-sein", d.h. die institutionelle Flexibilität, Aufgaben, Methoden und Selbstverständnis systematisch zu evaluieren. Es geht letztens um die Managementaufgabe, den Staat in eine "lernende und ergebnisorientierte Organisation" umzubauen. Public-Private-Partnership ist kein Fortschritt, wenn bürokratische Starrheit durch privatwirtschaftliche Marktnischentaktik abgelöst wird. These 6 Ordnungspolitisch sind Public-Private-Partnership-Projekte dann problematisch, wenn aus staatlichen Monopolen private Monopole entstehen. Besonders bei langfristigen Public-Private-Partnership-Verträgen können die Vorteilhaftigkeit und Wirtschaftlichkeit nicht garantiert werden. In Bereichen, wo der Staat alle Leistungen erbringt, herrscht auf der Angebotsseite kein Wettbewerb. Treten private Unternehmen mittels Public-Private-Partnership in bislang geschlossene Märkte ein, so kann Wettbewerb entstehen. Sind Verträge und Laufzeiten so ausgestaltet, daß nur ein Unternehmen Marktzugang erhalten kann, so ist kein Wettbewerb entstanden. Man könnte also die Forderung nach kurzen Vertragslaufzeiten bei Public-Private-Partnership-Modellen erheben. In Bereichen der Infrastruktur oder Entsorgung sind jedoch die Investitionskosten für private Unternehmen sehr hoch, die sich innerhalb eines Betreiber-, Leasing- oder Ratenkaufmodells nur bei entsprechend langen Laufzeiten (ca. 20 Jahre) amortisieren. Dies ist eine Investitionsrechnung. Für diese lange Zeitspanne werden Prognosen über Preis- und Kostenentwicklungen oder Volumen über Müllaufkommen unsicher, trotzdem müssen sie einem Public-Private-Partnership-Vertrag ex-ante zugrunde gelegt werden. Dementsprechend schwierig ist es, für bestimmte Public-Private-Partnership-Projekte die langfristige Vorteilhaftigkeit und Wirtschaftlichkeit zu garantieren. Wird zum Beispiel eine Straße nicht durch Steuern, sondern durch nutzungsabhängige Gebühren finanziert, so besteht ein gesamtwirtschaftlicher Vorteil nur dann, wenn die privat organisierte Ausführung billiger, schneller oder besser (also produktiver) ist. Dies festzustellen ist umso schwieger, je länger die Laufzeit auf nur ein Unternehmen festgelegt ist. Ein anderer Aspekt sind Verteilungswirkungen. Während bei der Steuerfinanzierung öffentlicher Güter jeder entsprechend seiner Grenzsteuersätze dazu beiträgt, finanziert der Bürger im Betreibermodell die Straße entsprechend seiner Nutzungsintensität. Dieser meist gewollte Effekt hat unterschiedliche monetäre Wirkungen auf bestimmte Zielgruppen. Eine wirtschaftliche Vorteilhaftigkeit des Public-Private-Partnership-Projekts ist für die betroffenen Nutzer indes nicht vorhanden und die gewollte Verhaltenslenkung häufig nicht sichtbar. These 7 Die praktischen Erfahrungen von Public-Private-Partnership-Projekten sind durchaus positiv. Wie eingangs betont wurde, sind die Erscheinungsformen von Public-Private-Partnership-Modellen sehr vielfältig. Dies liegt einmal an den vertraglichen Ausgestaltungen, zum anderen hängen sie von dem Modell zugrunde liegenden Projekt ab. Denn es ist ein Unterschied, ob eine gemeinsame Abwasserentsorgungsgesellschaft gegründet wird oder eine Flußüberquerung gebaut wird, für deren Nutzung hinterher Mautgebühren anfallen sollen. Politikbereiche, in denen Public-Private-Partnership-Projekte immer häufiger zur Anwendung kommen, sind
These 8 Im Bereich der regionalisierten Strukturpolitik können Public-Private-Partnership-Projekte die Organisationsform für öffentlich-private Netzwerke bieten, die komplexe institutionelle Gefüge und besondere Akteurskonstellationen einer Region zielgerichtet mobilisieren. Jenseits von Kontroversen über die Wirksamkeit aktiver Arbeitsmarktpolitik wird zunehmend akzeptiert, daß nachhaltige Wachstums- und damit Beschäftigungsimpulse vor allem von Unternehmen und Regionen ausgehen, in denen Spezialisierungsvorteile aufgrund regionaler Cluster genutzt werden können. Es gibt mittlerweile hinreichend empirische Belege dafür, daß insbesondere diejenigen jungen Technologieunternehmen erfolgreich sind, die von Beginn an über ein stabiles regionales Netzwerk von Informations-, Beratungs- und Finanzbeziehungen verfügen können. Für die Schaffung einer innovationsfreundlichen Umgebung sind die traditionellen Förderkonzepte und -programme des Staates nach Maßgabe des "Gießkannenprinzips" nur noch sehr begrenzt tauglich. Daher ist zu befürchten, daß es sich in vielen Fällen bei diesen Programmen um eine Fehlallokation knapper öffentlicher Mittel handelt, weil sie statt zur Begleitung und Gestaltung eines notwendigen Strukturwandels eher zur Strukturkonservierung beitragen. Eine Erklärung für die Beharrlichkeit dieser Politik ist nach Mancour Olsons Theorie des kollektiven Handelns die so schlichte wie wirkungsmächtige Tatsache, daß strukturkonservierende Institutionen in der Vertretung ihrer Interessen in der Regel erheblich erfolgreicher sind als Institutionen, die auf Neues aus sind. Das liegt nicht zuletzt daran, daß die Interessen von alten Institutionen kohärenter sind. Sie zielen im wesentlichen auf die Erhaltung des status quo und haben dafür eine ausgefeilte Routine im Interessenmanagement entwickelt. Demgegenüber sind die Interessen von Akteuren, die Strukturen verändern wollen, zunächst einmal keinesfalls einheitlich. Sie sind in der Regel auch noch gar nicht exakt zu identifizieren. Es gibt eine schon über Jahre anhaltende Bestrebung, der traditionellen Strukturpolitik "von oben" eine regionalisierte Strukturpolitik "von unten" bei- oder besser entgegenzustellen, die insbesondere auf die Entwicklung und Stärkung der jeweils regionseigenen Potentiale zielt. Ein solcher Ansatz setzt auf Kompetenzfelder, in denen eine Region bereits über einen Spezialisierungsgrad verfügt, mit dem kommerzielle Vorteile erzielt werden können. Der Staat wird zumindest auf lange Sicht alleine nicht nur finanziell mit der dauerhaften Bereitstellung einer qualitativ hochwertigen wissenschaftlich-technischen Infrastruktur als dem materiellen Nährboden für ein "Innovationsmillieu" überfordert sein. Solche Milieus als regionalspezifische Konfigurationen sind jedoch anerkannterweise die Voraussetzung für Wettbewerbserfolge und damit für die Schaffung von Arbeitsplätzen durch Unternehmen. Dadurch wird ein Handlungsfeld jenseits von Markt und Staat eröffnet, das sich entsprechend für neue Formen privater und öffentlicher Kooperation eignet. Steht zunächst eine innovationsökonomische Begründung für solche Private-Public-Partnerships im Vordergrund, so werfen die Möglichkeiten neuer Steuerungsformen auch die nicht minder bedeutenden Fragen nach den zusätzlichen Chancen demokratisch-partizipatorischer Gestaltung auf. Beispiele für neue Formen von Regionalkooperationen als Private-Public-Partnerships sind etwa regionale Entwicklungsagenturen oder Wirtschafts- und Beschäftigungsgesellschaften, die als Vereine oder GmbH-Gesellschaften organisiert die Zusammenarbeit von Unternehmen und Gebietskörperschaften, zum Teil unter Mitwirkung von Gewerkschaften und weiteren Organisationen institutionalisiert haben. Ihre wesentlichen Aufgaben liegen in der Initiierung und Organisierung von Kooperationsprojekten (beispielsweise zwischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen einerseits und Unternehmen, vorzugsweise KMUs, andererseits), in der Förderung und Begleitung von Existenzgründungen (einschließlich einer entsprechenden Infrastruktur und Beratung), in der Verknüpfung von arbeitsmarktpolitischen Instrumenten mit betrieblichen und außerbetrieblichen Qualifizierungsprozessen, in der Erarbeitung und Umsetzung regionaler Entwicklungskonzepte. Entwicklungsagenturen sind zugleich Foren für einen dauerhaften wirtschaftlichen und sozialen Dialog der regionalen Akteure. Als öffentlich-private Netzwerke bieten sie den praktischen Zugang, die komplexen institutionellen Gefüge und besonderen Akteurskonstellationen einer Region zielgerichtet zu mobilisieren. Die institutionellen wie personellen Beziehungen solcher Netzwerke sind ein geeigneter Rahmen für innovatorische Prozesse. Sind regionale Entwicklungsagenturen etc. als freiwillige Kooperationen und nicht durch Oktroi entstanden und organisiert, so agieren sie in einem marktlichen Umfeld und sind daher nicht dem Verdacht der "Wettbewerbsverzerrung" ausgesetzt. Allerdings müssen sie sich dann auch ihre Legitimation vor allem über den Markt erarbeiten. These 9 Im Bereich Informationstechnologie scheinen Modelle der Public-Private-Partnership grundsätzlich geeignet, der öffentlichen Verwaltung den Weg aus der Technologie-, Personalkosten- und Qualifizierungsfalle zu weisen, weil sie die Effizienz und Effektivität staatliche Leistungserstellung erhöhen. Angesichts des enormen Bedarfs an Investitionen in Informationstechnologien im Bildungssektor und in der öffentlichen Verwaltung in Deutschland, scheint es keine Alternativen zu Private-Public-Partnership zu geben. In wenigen Jahren wird "electronic Government" Wirklichkeit sein. Dann werden die Bürger staatliche Dienstleistungen über lokal und regional gut verfügbare Kioske und Terminals, vom Arbeitsplatz oder dem heimischen Wohnzimmer aus abrufen können und wollen. Die heute schon existierende Möglichkeit, elektronisch seine Steuererklärung abzugeben, bedeutet erst den Anfang des electronic Government. Spätestens wenn die Diskussion um die elektronische Signatur abgeschlossen sein wird, werden Bürger Anträge über das Internet an Behörden senden und deren Bearbeitungsstand verfolgen können. Auch ist davon auszugehen, daß die öffentliche Hand einen wesentlichen Teil ihrer Beschaffung künftig elektronisch abwickeln wird. Ähnlich wie in großen und mittleren Betrieben wird auch bei staatlichen und kommunalen Behörden in den nächsten Jahren verstärkt betriebswirtschaftliche Standardsoftware eingeführt und gepflegt werden müssen. Defizite bei der Aufgabenwahrnehmung Für die öffentliche Hand stellt sich die Frage, ob sie die Aufgabe, staatliche und kommunale Behörden auf diese neuen Informations- und Kommunikationstechnologien auszurichten, selbst zielwirksam und wirtschaftlich wahrnehmen sollte und könnte in hohem Maße. Zweifel an der technologischen Leistungsfähigkeit der öffentlich Bediensteten, die Ressourcenverknappung für hochqualifzierte IuK-Mitarbeiter sowie die erforderlichen Investitionen in neue Hard- und Software, die bei staatlichen und kommunalen Behörden in die Milliarden gehen, schaffen Spielraum für Public-Private-Partnerships im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie. Public-Private-Partnership in der Informations- & Kommunikationstechnologie im internationalen Bereich In der Bundesrepublik Deutschland gibt es derzeit noch wenige Erfahrungen mit Public-Private-Partnership-Projekten in der Informations- und Kommunikationstechnologie. Doch der Blick über die nationale Grenze zeigt, daß vor allem bei unseren britischen und niederländischen Nachbarn die Begründung von Public-Private-Partnership schon längst Realität ist. Vorreiter scheint hierbei die britische Steuerbehörde zu sein. In den neunziger Jahren hatte eine nüchterne Bestandsaufnahme ergeben, daß zur Realisierung einer zukunftsgerichteten IuK-Struktur Investitionen in beträchtlicher Höhe erforderlich wären, die die britische Steuerbehörde bei weitem überforderten. Deshalb entschied sie sich für die Gründung einer strategischen Partnerschaft mit einem der größten international tätigen IT-Dienstleister. Electronic Data System (EDS). Die auf zehn Jahre angelegte IT-Partnerschaft war so erfolgreich, daß weitere Public-Private-Partnership-Modelle in den Departments der britischen Verwaltung gegründet wurden.
Public-Private-Partnership wenig verbreitet in Deutschland Public-Private-Partnership-Modelle bei deutschen Behörden sind heutzutage noch wenig verbreitet. Erste Erfahrungen wurden in der Stadt Ludwigshafen in einer gemeinsamen Gesellschaft, an der IBM und die Stadt Ludwigshafen beteiligt waren, gewonnen. Auch das gescheiterte saarländische Beispiel einer Public-Private-Partnership zwischen der saarländischen Landesregierung und der Firma Debis Systemhaus GmbH haben die Schwierigkeiten dokumentiert, denen Public-Private-Partnership im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie heute begegnen. Dennoch werden die beschriebenen Veränderungspotentiale im Einsatz von Informationstechnologie und die damit verbundenen dramatisch steigenden Ausgaben und Investitionen in Technologie und Personal fast zwangsläufig dazu führen, daß sich die öffentliche Verwaltung privatwirtschaftliche Partner bei der Durchführung ihrer Aufgaben sucht. Datenschutz ist wichtiges Kriterium Ein wichtiges Kriterium bei der Gründung einer Public-Private-Partnership ist im Bereich er Informationstechnologie der Datenschutz. Neben Fragestellungen der Datensicherheit (unbefugter Fremdzugriff) stehen die Forderungen aus dem Bundesdatenschutzgesetz im Mittelpunkt. Hier gilt es, vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Notwendigkeiten Modelle zu finden, die diesen Anforderungen genügen. Es gilt sicherzustellen, daß die Daten nicht einem nicht bestimmungsgemäßen Gebrauch zugeführt werden können. Hierzu können Gesellschaftsmodelle dienlich sein, bei denen die öffentliche Hand über die Hälfte der Anteile an der Public-Private-Partnership hält. These 10 Im Bereich der Infrastruktur führen Public-Private-Partnership-Projekte häufig zu höheren Lebenshaltungskosten. Effizienzsteigerungen des Staates die aus Public-Private-Partnership resultieren, müßten an die Bürger in Form von Steuersenkungen weitergegeben werden. Richtig verstandene Public-Private-Partnerships als "Partnerschaft" kann vom Staat als Ansatzpunkt für eine Überprüfung seines Handelns verstanden werden. Gerade große Projekte der Infrastruktur verlangen eine koordinierte und kooperative Abwicklung von Planungs- und Genehmigungsverfahren. Ansätze hierzu sind bereits als "Sternverfahren" im Verwaltungsverfahrensgesetz festgelegt. Hinzukommen kann bei PPP-Projekten ein stärkeres Gewicht auf Projektarbeiten, die zu einer teilweisen Auflösung klassischer Hierarchiestrukturen führen würden. PPP-Modelle sind jedoch kein positiver Wert an sich. Sie sind insbesondere daran zu messen, wie Dritte, meist die Bürger, eingebunden sind. Bei den Überlegungen zu Maut-Finanzierungen für den Straßenbau zeigt sich, daß üblicherweise von einer spürbaren Erhöhung von Lebenshaltungskosten ausgegangen werden muß, wenn eine Maut eingeführt wird. Denn es ist zu berücksichtigen, daß üblicherweise für Infrastrukturmaßnahmen bereits Steuern erhoben werden (z. B. Kfz- und Mineralölsteuer). Da diese im Zweifel nicht gesenkt oder abgeschafft würden, kommen weitere Nutzungsgebühren auf die Verbraucher zu. Es kann somit der Effekt eintreten, daß zunächst PPP-Modelle für den Nutzer teurer werden, ohne daß abzusehen ist, ob durch eine eventuelle Effizienzsteigerung des Staates längerfristig die Steuern gesenkt werden können. Zudem ist die Gefahr nicht von der Hand zu weisen, daß nur einnahmeträchtige und imagefördernde Großprojekte für PPP-Modelle interessant sind, dagegen "normale" Einrichtungen der Infrastruktur allein der staatlichen Betreuung überlassen bleiben und aufgrund leerer Kassen immer schlechter betreut werden. Eine weitere Gefahr bei PPP-Modellen liegt in der Wettbewerbsverzerrung. Für bestimmte Einrichtungen der Infrastruktur (z. B. Müllverwertung, Abwasseranlagen) muß aufgrund der hohen Investitionen auch in die technischen Anlagen von einer Vertragslaufzeit von ca. 20 Jahren ausgegangen werden. In dieser Zeit wird kein anderes Unternehmen diesen Markt bedienen können. Ein ähnliches Problem stellt sich z. B. auch bei der Betreibung von Buslinien durch private Busunternehmen. PPP-Modelle können also dazu führen, daß der Staat sich auf die "Grundversorgung" im Bereich der Daseinsvorsorge zurückzieht. Sämtliche darüber hinausgehende Infrastrukturmaßnahmen könnte der Staat in PPP-Modelle einfließen lassen oder der Privatwirtschaft insgesamt überlassen. Hieraus müssen sich nicht notwendigerweise Konsequenzen für die Effizienz oder Modernisierung von Verwaltungsprozessen ergeben. Allerdings können PPP-Modelle hierfür eine Grundlage bieten, wenn sie als Chance genutzt werden, neuere Führungsmethoden auch in der Verwaltung anwenden zu wollen. Sechs Fallbeispiele 1. "Die Wolfsburg AG Ein PPP-Konzept zur Schaffung von Arbeitsplätzen" Ziel:
Initiative und Trägerschaft:
Die Initiative ging von der Volkswagen AG aus, die dieses Konzept anläßlich des
Finanzierung:
Regulierung:
Innovative Leistungen:
Gründe für PPP:
Erfolg & Perspektiven:
2. Projekt "NRW - SCHULEN ANS NETZ" Ziel:
Initiative & Trägerschaft:
Finanzierung:
Regulierung:
Innovative Leistungen:
Gründe für PPP:
Erfolg & Perspektive:
3. Projekt "International Department Karlsruhe" Ziel:
Initiative & Trägerschaft:
Finanzierung:
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Innovative Leistungen:
Gründe für PPP:
Erfolg & Perspektive:
4. Projekt "Kunstmuseum Ehrenhof Düsseldorf" Ziel:
Initiative & Trägerschaft:
Finanzierung:
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Innovative Leistungen:
Gründe für PPP:
Erfolg & Perspektive:
5. Projekt "Zeche Helene": Sport- und Gesundheitszentrum, Essen Ziel:
Initiative & Trägerschaft:
Finanzierung:
Regulierung:
Innovative Leistungen:
Gründe für PPP:
Erfolg & Perspektive:
6. Projekt "Leichtathletik-Halle Leverkusen" Ziel:
Initiative & Trägerschaft:
Finanzierung:
Regulierung:
Innovative Leistungen:
Gründe für PPP:
Erfolg & Perspektive:
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