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Wettbewerbsfähigkeit und die Liberalisierung des Außenhandels

Chris Stals, Gouverneur der South African Reserve Bank, erklärte bei einem Vortrag im November 1998, daß die südafrikanische Ökonomie besonders von den Entwicklungen auf den internationalen Finanzmärkten betroffen sei, was sich u.a. im Abfluß von Kapital bemerkbar mache. Natürlich spielen die asiatische und auch die russische Finanzkrise in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle, zumal sich die Wettbewerbsbedingungen für Südafrika aufgrund von Währungsabwertungen verschlechtert haben. Aber die einseitige Zuweisung der Probleme auf die Finanzkrise geht sicherlich an den Problemen Südafrikas weit vorbei.

Zu tiefgreifend sind die strukturellen Probleme: Das Land befand sich zu Beginn der 90er Jahre in einer tiefen wirtschaftlichen und moralisch-politischen Krise, litt gleichzeitig an hoher Arbeitslosigkeit und einseitigen Austauschbeziehungen. Die Folgen der strukturellen Probleme wurden der Regierung überantwortet, die sich durch die zunehmende Liberalisierung des Welthandels mit den Beschlüssen der Uruguay-Runde und der Gründung der WTO (World Trade Organisation) vor größere Herausforderungen gestellt sah.

Südafrika hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht und die Weichen für eine positive Entwicklung gestellt. Dazu gehören auch die Vereinbarungen mit der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds zur Deregulierung der Wirtschaft, die bis zum Ende der Apartheid sehr stark vom Staat, von großen Wirtschaftsunternehmen und -verbänden - auch in Kooperation mit den Gewerkschaften - reguliert wurde. Der Staat spielte im südafrikanischen Wirtschaftsleben eine allzu große Rolle, und auch heute noch werden wirtschaftspolitische Entscheidungen vor allem auf zentraler Ebene gefällt.

Bei der Beseitigung der gravierendsten Wirtschaftsprobleme Südafrikas kommt es vor allem darauf an, einerseits die TFP, die Effizienz und Produktivität zu erhöhen und andererseits die einseitige Produktionsstruktur zugunsten einer diversifizierten Ökonomie zu verändern. Dieser Strukturwandel erfordert eine dynamische und kompetente Streitkultur, er erfordert, daß monopolistisches Verhalten reduziert wird. Um im internationalen Wettbewerb langfristig bestehen zu können, müssen auch die Kompetenzen in der Gesellschaft durch enorme Bildungsanstrengungen verbessert werden. Besonders akut ist die Situation des SMME-Sektors, der bislang lediglich für lokale Märkte produziert hat, kaum konkurrenzfähig war, von dem aber Wunder erwartet werden (Lösung der Beschäftigungskrise). Ohne stärkere institutionelle Förderung, ohne einen tiefgreifenden Wandel in der Förderpraxis wird der SMME-Sektor überfordert sein.

Die Marktposition in den OECD-Ländern muß verbessert werden, damit auf diesen Märkten nicht nur Rohstoffe und landwirtschaftliche Güter eine Rolle spielen. Erweiterung benötigt Südafrika vor allem im industriellen Bereich. Bislang ist man noch zu wenig in die internationale Wertschöpfungskette eingebunden, und daher auch tendenziell in einer schwächeren Position bei Technologieimporten. Die Technologie wird zumeist in Form von Kapitalgütern eingeführt. Südafrika würde, um den Status eines Schwellenlandes erreichen zu können, ADI in der Höhe Malaysias benötigen, doch davon ist die südafrikanische Wirtschaft weit entfernt. Die Privatisierung einiger Public Corporations ist sicherlich eine Methode, um das ausländische Engagement anzukurbeln. In der verarbeitenden Industrie (Automobilindustrie) gibt es zum Teil recht gute Voraussetzungen für einen langsamen Aufstieg. Bei Lohnveredelungen wird Südafrika allerdings nicht konkurrenzfähig sein. Billiganbieter wie Vietnam sind mit ihren Lohnsklaven (1/10 der südafrikanischen Löhne) nicht zu unterbieten. Insofern werden die geplanten Exportproduktionszonen nicht ohne weiteres erfolgreich sein. Der Rohstoffsektor, die Landwirtschaft und die verarbeitende Industrie bleiben die Basis des wirtschaftlichen Aufstiegs. Vorausgesetzt, die Fördermaßnahmen werden systematisch weiterverfolgt, könnte auch ein Anteil von bis zu 20% des SMME in Zukunft international tätig sein.


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