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[Essentials]

  • Die wirtschaftliche Stärke eines Landes hängt nicht allein von seinen Standortqualitäten ab, wesentlich sind auch die an seine Unternehmen gebundenen Qualitäten, auch wenn diese teilweise verlagert werden können. Aber selbst innerhalb der Logik der Standortdebatte ergibt der empirische Befund für Deutschland kaum eine ernsthafte Standortschwäche.
  • Das für Deutschland ungünstige Verhältnis von deutschen Direktinvestitionen im Ausland zu ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland resultiert zu einem Großteil aus der gewählten statistischen Definition von Direktinvestitionen.
  • Die Tatsache, daß ausländische Unternehmen in Deutschland kaum expandieren, ist wesentlich auf den besonderen Einfluß der Großbanken auf die deutschen Unternehmen, der feindliche Übernahmen nahezu unmöglich macht, zurückzuführen.
  • Das Wachstum deutscher Konzerne im westeuropäischen Ausland und den USA findet überwiegend durch Akquisitionen statt. Produktionsverlagerungen in diese Länder stehen Produktions(rück)verlagerungen aus diesen Ländern nach Deutschland in ähnlicher Größenordnung gegenüber.
  • Deutschland ist kein "Weltmeister im Export von Arbeitsplätzen": Arbeitsplätze deutscher Unternehmen im Ausland stiegen von 1984 bis 1994 in den Industrie- und Entwicklungsländern von 1,22 Mio. auf 1,64 Mio., d.h. um 422.000. Dieser Zuwachs geht wesentlich auf Aufkäufe bestehender Firmen zurück (Aufkäufe minus Verkäufe deutscher Auslandsbeteiligungen 329.000). Für das interne Beschäftigungswachstum ergibt sich ein Saldo von 93.000.
  • Deutsche Auslandsunternehmen in Entwicklungsländern produzieren hauptsächlich für die dortige Region. In ganz Asien arbeitet allenfalls ein Viertel der durch deutsche Beteiligung hinzugekommenen Beschäftigten für den Export nach Deutschland oder Europa: eine Verlagerung von jährlich maximal 2.000 Arbeitsplätzen und mithin eine volkswirtschaftlich zu vernachlässigende Größe. Die gleiche Größenordnung gilt für die gesamte westeuropäische Peripherie (Portugal, Irland).
  • In Osteuropa beschäftigten deutsche Konzerne (überwiegend durch Firmenaufkäufe) Ende 1994 bereits 220.000 Personen, davon 160.000 in der Verarbeitenden Industrie. Etwa 50.000 davon arbeiten überwiegend für den Export nach Deutschland und Westeuropa. Ihre Zahl wird sicher in den nächsten Jahren weiter steigen.
  • Die Zahl der Beschäftigten bei ausländischen Unternehmen in Deutschland ist seit vielen Jahren mehr oder weniger unverändert. US-Konzerne haben z.B. ihre Belegschaft im angeblich so günstigen Standort Großbritannien wesentlich stärker abgebaut als in Deutschland, das für US-amerikanische Konzerne nach wie vor ein sehr attraktiver Standort zur Belieferung von Drittmärkten ist.
  • Forderungen nach einer weiteren Absenkung der Arbeitskosten, um die überraschend wenigen tatsächlich zu beobachtenden Produktionsverlagerungen zu reduzieren, erscheinen an einem im internationalen Vergleich hoch-produktiven Standort wie Deutschland nicht gerechtfertigt.

© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Juni 1999

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