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[Essentials]

  • Die zu Beginn der 90er Jahre eingeleiteten umfassenden Wirtschaftsreformen greifen nur langsam., doch gehört Indien mit einem Wirtschaftswachstum von etwa 6 Prozent zu den am stärksten wachsenden Volkswirtschaften.
  • Niedrige Lohnkosten, zahlreiche gut ausgebildete Fachkräfte, relativ niedrige Umweltauflagen und ein riesiger Markt machen Indien zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort. Automobil- und Softwareindustrie zählen zu den am stärksten wachsenden Branchen.
  • Investitionshemmend wirken die Verlangsamung des Reformprozesses, weiterhin bestehende Beschränkungen im Binnen- und Außenhandel, die teilweise extrem unzureichende infrastrukturelle Versorgung, die fehlende Reform der Arbeitsgesetzgebung sowie die ineffiziente Verwaltung.


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[Einleitung]

Die 1991 von der indischen Regierung eingeleiteten wirtschaftlichen Strukturreformen haben sichtbare Erfolge gebracht. Die als „Hindu rate of growth" bekannte Wachstumsrate von rund 4 Prozent im Zeitraum von 1960-1990 suggerierte, Indien sei vielleicht aus kulturellen Gründen zu nur langsamem Wachstum verdammt sei. Mit Beginn der Reformen wurde freilich deutlich, daß die Ursache des langsamen Wachstums in der Wirtschaftspolitik der Vergangenheit begründet war. Viel liegt an der Konstanz der Reformprozesse. Indien hat die entsprechenden Ressourcen sowie die Eigenschaften, um ähnlich erfolgreich wie die ostasiatischen „Tiger" zu werden. Auch die Weltbank sieht die indische Reformpolitik durchaus positiv und vermutet, daß ihre Fortführung Indien zu anhaltend hohen Wachstumsraten verhelfen kann.

Dennoch sind bisher erst Teilerfolge sichtbar. Nicht alle bereits beschlossenen Strukturveränderungen sind im gesamten Land befriedigend umgesetzt. Eine noch offene Reformagenda wird wegen der innenpolitischen Schwierigkeiten nur schrittweise angegangen. Zwar findet sich trotz der politischen Instabilität ein breiter Konsens für die Reformen. Doch wegen der sich aus den häufigen Machtwechseln ergebenden partiellen Handlungsunfähigkeit der amtierenden Regierung verzögern sich Umsetzung und Erweiterung des Maßnahmenpaketes. Es liegt nun an der Regierung, durch die konsequente Verfolgung und Ergänzung der 1991 eingeleiteten Veränderungsprozesse das Potential Indiens zu verwirklichen.

Insgesamt gesehen kann die wirtschaftliche Situation Indiens relativ positiv bewertet werden. Nach einer vergleichsweise kurzen Rezessionsphase in Begleitung der Strukturanpassung zeigt sich ein steigendes Wirtschaftswachstum, das 1996/97 bei etwa 6,0 Prozent lag. Die Industrie wuchs aufgrund struktureller Probleme im gleichen Jahr nur rund 7,0 Prozent, 1995/96 hatte das industrielle Wachstum noch 12,1 Prozent betragen. Die Privatisierung bzw. Teilprivatisierung von staatlichen Unternehmen ist noch immer nicht zufriedenstellend gelöst. Trotz des hohen Zustroms an westlichem Kapital sind die absoluten Zahlen ausländischer Direktinvestitionen noch äußerst niedrig.

Als Wirtschaftsstandort attraktiv ist Indien wegen seiner niedrigen Lohnkosten, der zahlreichen gut ausgebildeten Fachkräfte und wegen noch relativ niedriger Umweltauflagen. Das Marktpotential für Güter des gehobenen Bedarfs wird auf 150-300 Mio. Menschen geschätzt. Hinzu kommt eine zunehmende Nachfrage der ländlichen Bevölkerung nach nicht lebensnotwendigen Gütern. Wachstumsbranchen sind derzeit die Automobilindustrie einschließlich Zulieferungen, die Softwareindustrie, Werkzeugmaschinen, Pharmazeutika sowie Erdöl und Erdölprodukte.

Die Verlangsamung des Reformprozesses durch die politische Instabilität verunsichert Investoren ebenso wie einzelne Rückschläge (z.B. Enron-Fall). Investitionshemmend wirken vor allem weiterhin bestehende Beschränkungen im Binnen- und Außenhandel, die unzureichende infrastrukturelle Versorgung, die fehlende Reform der Arbeitsgesetzgebung sowie die ineffiziente Verwaltung.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Mai 1999

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