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[Essentials]

  • Heute behaupten viele, das Debakel der jüngsten Währungsturbulenzen in Asien beruhe auf einer hausgemachten unsoliden Wirtschaftspolitik der asiatischen Staaten und sei vorhersehbar gewesen. Hätte man diese Erkenntnisse doch vor der Krise dargelegt! Aber selbst Banken haben wohl nicht solche hausgemachten Probleme gesehen, sonst hätten sie wohl kaum Kaufempfehlungen für die Märkte dieser Länder gegeben.
  • Tatsächlich konnte bis zum Zerfall der Finanzwerte von konjunkturellen Problemen kaum die Rede sein. Ein zwar langsameres, aber immer noch sehr hohes Wachstum, keine nennenswerte Teuerung oder gar sich beschleunigende Inflationsraten, Haushaltsrechnungen ausnahmslos mit Überschüssen und in den meisten Ländern vergleichsweise hohe Devisenreserven suggerierten im Gegenteil eher eine komfortable Situation.
  • Vor allem die festen Wechselkurse vieler Entwicklungs- und Schwellenländer und nicht die Spekulation werden oft zum Sündenbock für das Währungsdesaster dieser Länder gemacht. Aber kaum hat man die Wechselkurse dem freien Spiel der Kräfte überlassen, die die Währungen um zweistellige Raten entwerten, kommen die Bedenken wegen einer drohenden Exportoffensive asiatischer Unternehmen oder wegen weiter wachsender Leistungsbilanzüberschüsse dieser Länder.
  • Bei den jüngsten Währungsturbulenzen mit Währungen kleinerer asiatischer Staaten ging es um Machtauseinandersetzungen zwischen der Spekulation und nationalen Zentralbanken und Regierungen. Die Spekulation trat gegen die festen, an den Dollar gebundenen Wechselkurse der Währungen dieser Staaten an und setzte sich in den meisten Fällen durch.
  • Auch in einer freizügigen globalen Wirtschaft ist ein Ordnungsrahmen erforderlich, der störende spekulative Transaktionen zu verhindern sucht. Geschieht das nicht, dann ist abzusehen, wann Stimmen laut werden, die Freizügigkeit des internationalen Wirtschaftsverkehrs einzuschränken. Folgende Maßnahmen könnten diese Freizügigkeit sichern helfen:
  • 1. Eine Wechselkursordnung im internationalen Währungssystem: Es ist zu vermeiden, daß freie Wechselkurse immer wieder zum Spielball der Spekulation und feste Wechselkurse von der Spekulation getestet werden. In einer globalen Wirtschaft sollten die Wechselkurse dem Verlauf der Kaufkraftparitäten folgen. Sicherzustellen ist das, wenn erforderlich, durch gemeinsame Deviseninterventionen.
  • 2. Ein Asiatisches Währungssystem: Die ASEAN-Staaten sollten, ähnlich dem Europäischen Währungssystem, ein Asiatisches Währungssystem aufbauen mit festen Wechselkursen, Bandbreiten und Stufenflexibilität. Interventionen zur Abwehr von Spekulationen bei preisgerechtem Verlauf der Wechselkurse ist sinnvoller als zweistellige Milliarden Dollarhilfen, nachdem die Spekulation obsiegt hat.
  • 3. Liberalisierung des Geld- und Kapitalverkehrs: Sie sollte in Entwicklungs- und Schwellenländern vorsichtig gehandhabt werden. Ein freier grenzüberschreitender Warenaustausch muß auch von den erforderlichen monetären Transaktionen begleitet werden können. Eine darüber hinausgehende Liberalisierung setzt einen so hohen Entwicklungsstand voraus, der in der Regel in diesen Ländern nicht gegeben ist.
  • 4. Überwachung durch den Internationalen Währungsfonds: Sein Special Data Dissemination Standard, mit dem er die wirtschaftliche Entwicklung der Mitgliedsländer überwacht, kann zur Früherkennung von Schwachstellen in der wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes beitragen.
  • 5. Transparenz: Die Devisenmärkte müssen unterrichtet sein, ob und in welchem Umfange eine Währung unter- oder überbewertet ist, sie sollten daher über Veränderungen der Kaufkraftparitäten informiert werden.
  • 6. Bankaufsichtliche Maßnahmen: Der grenzüberschreitende Geld- und Kapitalverkehr ist ein Pendant zum grenzüberschreitenden Waren- und Dienstleistungsverkehr. Es sollte Aufgabe der Bankenaufsicht sein, zu beobachten, wie sich die Geld- und Kapitaltransaktionen im Vergleich zu den Waren- und Dienstleistungströmen entwickeln.

© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Juni 1999

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