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[Essentials]

  • * Der anhaltenden Wachstumsschwäche der japanischen Wirtschaft liegt ein Strukturproblem zugrunde: Zentrale Institutionen, die sich in den Jahrzehnten des wirtschaftlichen Aufholens bewährt haben, haben an Funktionalität eingebüßt und müssen grundlegend reformiert werden.
  • * Ein Prozeß schnellen Strukturwandels verlief über die Stationen Industrialisierung (50er und 60er Jahre), den Übergang zu technologieintensiven Industrien (70er und 80er Jahre) und Integration in den asiatischen Wirtschaftsraum (80er und 90er Jahre). Hinsichtlich seines relativen Einkommens rückte Japan innerhalb der OECD von Rang 22 auf Rang 6 vor. Ergebnis des Wandels war eine dynamische, aber auch einseitige Industriestruktur. Die japanische Wirtschaft weist eine hohe Spezialisierung auf einen Sektor auf: die Maschinen- und Geräteindustrie.
  • * Die institutionellen Rahmenbedingungen des schnellen Aufholprozesses waren gekennzeichnet durch eine unterentwickelte Organisationsinfrastruktur. Produkt-, Arbeits- und Kapitalmärkte sind schwach ausgebildet. Dieses Defizit wird kompensiert durch private Netzwerke und Regelungsmechanismen: interne Arbeitsmärkte, herstellerkontrollierte Vertriebssysteme, abnehmerspezifische Zuliefersysteme, nicht-öffentliche Mechanismen der Unternehmenskontrolle und relationale und konsensuale Formen staatlicher Regulierung. Diese privaten Organisationsformen haben exklusive und diskriminierende Wirkungen.
  • * Die japanische Industrie war sehr gut darauf vorbereitet, schnelle Lern- und Anpassungsprozesse in innovationsintensiven Branchen zu vollziehen. Dies gilt aber nicht für alle Branchen (chemische Industrie), insbesondere nicht für Branchen, in denen der technische Fortschritt langsam verläuft oder durch Regulierungen gering gehalten wird.
  • * Der Finanzsektor ist ein Bereich, in dem sich die Lernkultur der japanischen Unternehmen nicht entfalten konnte. Eine unterentwickelte Marktinfrastruktur, eine relationale und konsensuale Regulierung, unternehmensbasierte Ausbildungssysteme und Defizite in der Rechtsordnung wirkten hier als Faktoren, die eine Anpassung an neue Entwicklungen behinderten.
  • * Im Beschäftigungs-, Zulieferer- und Vertriebssystem ist bereits heute ein Wandel hin zu offeneren Märkten zu beobachten. Auch im Finanzsektor werden Reformen angestrebt. Gerade hier hat sich gezeigt, daß das früher im Ausland so bewunderte Zusammenspiel zwischen Ministerialrokratie und privaten Unternehmen ein Relikt vergangener Tage ist.

© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Mai 1999

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