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Umwelt

Die Ostsee ist eines der größten Brackwassermeere der Welt. Sie hat eine Fläche von 370 000 qkm (einschl. Kattegatt 420 000 qkm) und ist mit 55 m durchschnittlicher Tiefe relativ flach. Durch die einmündenden Flüsse strömen jährlich ca. 480 Kubikkilometer zum Teil ungeklärtes Süßwasser und in unregelmäßigen Abständen etwa 740 Kubikkilometer salzhaltiges Nordseewasser in die Ostsee. In ihrem Einzugsgebiet von 1,7 Mio. Quadratkilometern leben ungefähr 50 Mio. Menschen. In den Küstenstädten konzentriert sich das ökonomische Potential der Region, und als "nasse Autobahn" ist die Ostsee das Rückgrat des Verkehrs- und Transportsystems des Ostseeraums. Mangelhafte oder nicht vorhandene Beseitigung von Abwassern in den MOE Staaten und die Überdüngung in der Landwirtschaft tragen zur Belastung der Ostsee bei. Weitere Schadstoffe erreichen das Meer über die Atmosphäre in Form von Niederschlägen oder schadstoffbelasteten Stäuben. Stickstoff beispielsweise wird fast zur Hälfte auf dem Luftweg in die Ostsee eingetragen. Nach aktuellen Schätzungen gelangen heute pro Jahr siebenmal soviel Phosphor und viermal soviel Stickstoff in die Ostsee wie noch vor vierzig Jahren.

Die Belastung der Ostsee und ihr ökologischer Zustand bilden das ökologische Hauptproblem der Region. Daher haben sich bereits 1974 Ostseeanrainerstaaten mit dem "Übereinkommen über den Schutz der Meeresumwelt des Ostseegebietes" (HELCOM) ein in der Welt einzigartiges Instrument geschaffen, um ein gemeinsames Vorgehen bei der Umsetzung aller zum Schutz der Ostsee notwendigen Maßnahmen zu ermöglichen. Diese internationale Vereinbarung wurde 1992 unter Beteiligung der EU überarbeitet. Wichtigste Konsequenz aus der bis dahin gewonnenen Erfahrung war die Verabschiedung gemeinsamer Handlungsempfehlungen auf allen für den Ostseeschutz wichtigen Teilgebieten, unter Einbeziehung der Küstengewässer und des Naturschutzes. Dieses Baltic Sea Joint Comprehensive Environmental Action Programme (JCP) ist die Grundlage aller umweltpolitischen Maßnahmen und Aktionen im Ostseeraum. Hierzu gehören auch die Empfehlungen zur Reduzierung der Einträge von Nähr- und Schadstoffen in die Ostsee von 50 Prozent bis zum Jahr 1995. Umfangreiche Berichtspflichten der Anrainerstaaten dienen zur Kontrolle darüber, ob und wie die HELCOM-Empfehlungen umgesetzt werden.

Um die Problemzonen an der Ostküste zu erfassen, die als Punktquellen schwerwiegende Einleitungen in die Ostsee verursachen, hat HELCOM eine List von 124 hotspots erarbeitet. Von diesen hotspots sind 47 als besondere Belastungsquellen identifiziert worden, die bevorzugt saniert werden sollen. Die Kosten hierfür werden gegenwärtig auf 20 Mrd. US Dollar geschätzt. Da diese Mittel national wie international nur schrittweise aufgebracht werden können, wird die Beseitigung der hotspots noch mehrere Jahre in Anspruch nehmen.

Zu den besonderen Anstrengungen im Umweltbereich, die die Regierungschefs in Visby angemahnt haben und die der Ostseerat in Kalmar mit seinem Aktionsprogramm "Umweltprobleme der Ostsee" präzisiert hat, gehören:

- Die Aufnahme der von HELCOM ausgearbeiteten Umweltprojekte in nationale, regionale und lokale Finanzierungspläne,

- die Ratifizierung des Übereinkommens über den Schutz der Meeresumwelt des Ostseegebietes (HELCOM) von 1992 durch alle Ostseeanrainerstaaten,

- die Ratifizierung und Umsetzung der Konvention zum Schutz von grenzüberschreitenden Gewässern und Seen,

- die Beseitigung von Deponien mit gefährlichen Schadstoffen und radioaktiver Verschmutzung,

- Maßnahmen zur Bekämpfung der Gefahren einer Ölverschmutzung der Ostsee,

- Priorität für nationale Aktionsprogramme, um den durch die Landwirtschaft verursachten Nähr- und Schadstoffeintrag in die Ostsee zu verringern,

- die Entwicklung einer gemeinsamen Fischereipolitik, um die biologische Vielfalt der Ostsee zu erhalten

- und die Entwicklung einer AGENDA 21 für den ganzen Raum, in die von HELCOM und den Anrainerstaaten ausgearbeitete Umweltvorhaben einfließen sollen.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | April 1999

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