Sozialistische Mitteilungen

"Erkämpft Eure Freiheit! Stürzt Hitler!"
Einleitung von Heiner Lindner

Vorbemerkung:
Wilhelm Sander, Gerhard Gleissberg und die "Sozialistischen Mitteilungen"

8. Mai 1946, erster Tag des "Reichsparteitags" der SPD (8. bis 11. Mai 1946) in Hannover, des ersten Parteitags der SPD nach dem Zweiten Weltkrieg. In Deutschland gebliebene und emigrierte Sozialdemokraten trafen erstmals wieder auf einem Parteitag zusammen. Für die daheim Gebliebenen hatte Kurt Schumacher(1), der während der NS-Zeit verfolgt und mehr als 10 Jahre in Konzentrationslagern eingesperrt war, die Initiative zur Wiedergründung der SPD ergriffen und deren Führung übernommen. Für die Emigranten nahmen unter anderen Erich Ollenhauer(2) und Fritz Heine(3), beide Mitglieder des Exilvorstandes, sowie Wilhelm Sander, Herausgeber und Redakteur der "Sozialistischen Mitteilungen" (SM), an diesem Parteitag teil. Noch 13 Jahren vorher - zu Beginn der NS-Zeit - hatten in Deutschland gebliebene Sozialdemokraten, unter Führung von Paul Löbe(4), und Exilanten, unter Führung von Otto Wels(5), einen erbitterten Streit darüber geführt, ob es richtig sei, dass Parteivorstandsmitglieder und andere Mandatsträger der SPD ins Exil gegangen waren.(6) Auch war strittig, welcher Parteivorstand das Mandat der SPD hatte - der Exilvorstand unter Führung von Otto Wels, der 1933 seinen Sitz in Prag genommen hatte, oder der sogenannte "Löbe-Vorstand" in Berlin. - Wer aber für den Hannoveraner Parteitag eine Fortsetzung der Kontroverse erwartet hatte, sah sich getäuscht: Wie schon auf der ersten SPD-Parteikonferenz vom 5. und 6. Oktober 1945 in Wennigsen bei Hannover ließ die Freude über das glückliche Wiedersehen und über die Befreiung vom Nationalsozialismus allen Streit vergessen.

Schumacher stellte auf dem Parteitag noch einmal klar, was er schon in Wennigsen gesagt hatte:

"Unseren Genossen im Ausland unseren herzlichen Dank und Gruß, den Dank deshalb, weil sie in den ganzen Jahren tapfer für das gestritten haben, wofür die deutsche Sozialdemokratie im Rahmen der Internationale kämpft."

Auf diese Worte antwortete Willi Sander:

"Es ist ein erhebendes Gefühl, nach dreizehnjähriger Emigration wieder in die Heimat zurückkehren zu können und im Auftrage der Genossen in der Emigration dem ersten Parteitag der deutschen Sozialdemokratie nach dem Hitlerzusammenbruch(7) herzliche Grüße und Wünsche überbringen zu können. Die Londoner Vertretung der SPD und alle Sozialdemokraten, die durch die Hitler-Diktatur in die verschiedensten Länder der Welt getrieben wurden, begrüßen Euch auf das herzlichste. Viele Freunde, die Euch persönlich bekannt sind, haben mir nach London geschrieben und mich gebeten, Grüße auszurichten. [...] Ein Telegramm aus den Vereinigten Staaten von Amerika, von Friedrich Stampfer(8) unterzeichnet, unterstreicht noch einmal, dass ich versichern soll, dass alle Genossen drüben über dem großen Meere im Geiste bei Euch sind.

Die unerwartet herzlichen und anerkennenden Worte des Genossen Schumacher machen es überflüssig, weitere Ausführungen über die Arbeit der Emigration zu machen. Ich darf mich deshalb nur auf zwei kurze Bemerkungen beschränken.

Als Ihr, Genossinnen und Genossen, durch den Druck der Diktatur zum Schweigen verurteilt wurdet, hatten wir die Möglichkeit, im Auslande zu sprechen, und wir haben gesprochen, immer und überall, wo wir glaubten, die Stimme der deutschen unterdrückten Arbeiterklasse verkünden zu müssen. Es war nicht immer leicht, und es bestand auch nicht immer Einmütigkeit in unseren Reihen. Es wäre falsch zu verschweigen, dass es auch in unseren Reihen Meinungsverschiedenheiten und auch einige Abtrünnige gab, aber der Glaube an den endgültigen Sieg der deutschen Arbeiterbewegung und der Glaube an die Genossen daheim und an ihre Arbeit war ungebrochen. Deshalb erfüllt es mich mit besonderem Stolze, dass hier auf dem ersten freien Parteitag der deutschen Sozialdemokratie solche Worte der Freundschaft und der Anerkennung aus dem Munde des Genossen Schumacher der Emigration zuteil wurden.

Und noch eine zweite Bemerkung. Wir wissen, dass wir zu Euch gehören, wir wissen, dass wir ein Stück von Euch sind, und wir haben den Wunsch, mit Euch gemeinsam wieder auf heimatlichem Boden arbeiten zu können. Wir wissen, die Schwierigkeiten sind im Augenblick noch groß, und der Prozess der Rückführung der politischen Emigration in die Heimat wird viel mehr Zeit brauchen, als wir erst gehofft hatten. Für den einen wird der Tag früher, für den anderen später kommen, wieder mit Euch gemeinsam zu arbeiten. Bis dahin werden wir dort, wo wir leben, und dort, wo wir wirken, uns als Stück der deutschen Arbeiterbewegung betrachten und werden dort in unserem Geiste und Sinne für die gemeinsame Aufgabe und das gemeinsame Ziel arbeiten.

Ich möchte Euch die Versicherung geben, im Namen der deutschen Genossen draußen in den verschiedensten Ländern, dass wir es als unsere Pflicht betrachten, Euch zu helfen, wo immer wir können und wie immer wir können. [...]" (9)

Willi Sanders Rede wurde vom Parteitag mit großem Beifall bedacht. Für ihn war der Auftritt auf dem Parteitag, wo er "für die Emigration"(10) sprach, einer der Höhepunkte seines politischen Lebens. Acht Jahre hatte er - zusammen mit Gerhard Gleissberg im Auftrag des Exilvorstands die "Sozialistischen Mitteilungen" als Herausgeber und Redakteur betreut und noch zwei weitere Jahre lang sollte er diese Aufgabe von London aus ausüben. Grund genug, an dieser Stelle auf den Werdegang der beiden Blattmacher einzugehen, von denen der eine - Sander - meistens als "Herausgeber", der andere - Gleissberg- als "Redakteur" bezeichnet wird, obwohl Tendenz und politische Inhalte der SM vom Exilvorstand festgelegt wurden, so dass durchaus bei beiden Personen von einer Redakteurstätigkeit ausgegangen werden kann.(11)

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Wilhelm (Willi) Sander(12) wurde 1895 als Sohn des Steinmetzen Wilhelm Sander(13) und seiner Frau Emma(14) in Dresden geboren. Beide Eltern waren Mitglieder der SPD. Ab 1910 absolvierte er eine Schlosserlehre, trat 1911 SAJ, DMV und SPD bei und wurde 1915 als Soldat eingezogen, geriet aber wegen Gehorsamsverweigerung bis Kriegsende in Festungshaft. 1919 wurde er Geschäftsführer des DMV in Neuruppin.

1920 trat Sander zur USPD über und wurde Parteisekretär in Dresden. Nach der Vereinigung von USPD und SPD war er von 1922 bis 1933 SPD-Bezirkssekretär für Ostsachsen und Mitglied der DMV-Bezirksleitung. Von April bis Mai 1933 war er für kurze Zeit MdL in Sachsen.

Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wurde er Anfang Mai 1933 für kurze Zeit in Plötzensee inhaftiert. Mitte Mai emigrierte Sander in die Tschechoslowakei und übernahm dort - im Auftrage der Partei - die sozialdemokratische Flüchtlingshilfe, die dafür zuständig war, die Identität sozialdemokratischer Flüchtlinge zu überprüfen, sie zu registrieren, materiell zu unterstützen und ihnen bei der weiteren Emigration aus der Tschechoslowakei behilflich zu sein. Die Tschechoslowakische Republik hatte die rechtliche Lage der deutschen Emigranten in einem Ausländergesetz geregelt. Danach durften weder "politische" noch "rassische" Exilanten nach Deutschland ausgeliefert werden. Abhängige Erwerbsarbeit war für Exilanten grundsätzlich verboten. Die meisten Flüchtlinge waren deshalb auf Unterstützungen angewiesen. Zumeist mussten sie in äußerst bescheidenen Verhältnissen leben, weil die Unterhaltszahlungen unter dem Existenzminimum lagen. Es ist ein großes Verdienst der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei (DSAP) der Tschechoslowakischen Republik, dass sie in der Zeit zwischen 1933 und 1938 mehr als zwei Millionen Kronen für ihre deutschen Freunde aufbrachte. Dieses Geld wurde von der "Sozialdemokratischen Flüchtlingshilfe" verwaltet, mit deren Leitung Wilhelm Sander beauftragt war.(15)


Abbildung 1: Wilhelm Sander mit seiner Frau Dorle 1935 in Prag

Abbildung 1: Wilhelm Sander mit seiner Frau Dorle 1935 in Prag

1938 hielt sich Sander mehrere Monate in Stockholm auf, um dort im Auftrage der Partei Aufenthaltsmöglichkeiten für sozialdemokratische Flüchtlinge zu sondieren. Noch im gleichen Jahr emigrierte Sander nach London. Im Dezember 1938 übernahm er dort die Landesvertretung der SPD in Großbritannien und wurde - zusammen mit Gerhard Gleissberg - Leiter der sozialdemokratischen Flüchtlingsbetreuung. Er genoss das völlige Vertrauen des sozialdemokratischen Exilparteivorstands, dessen Mandat und "Alleinvertretungsanspruch" er stets unterstützt hatte. In Großbritannien gab es unter sozialdemokratischen Emigranten nämlich starke Widerstände gegen den Vertretungsanspruch des Parteivorstands, der erst mit Hilfe der Labour Party durchgesetzt werden konnte. Von 1939 bis 1948 war Sander "Herausgeber" der "Sozialistischen Mitteilungen", wie er offiziell - auch vom Parteivorstand - genannte wurde. Zugleich wurde er nach der Verlegung des Exilvorstands von Paris nach London, für die er in seinen Briefen nach Paris immer wieder eingetreten war(16), enger Mitarbeiter des Parteivorstands.

Von 1940 bis 1941 war Sander Mitglied der deutschen Kommission für die Entlassung der internierten Flüchtlinge. Nach Beginn der Programmarbeiten der "Union deutscher sozialistischer Organisationen in Großbritannien" (kurz "Union" genannt) wurde er ab 1942 Mitglied der "Kommission für Richtlinien zum Neuaufbau der Partei". Im Dezember 1945 wurde er zum Vorsitzenden der "Vereinigung deutscher Sozialdemokraten in Großbritannien" gewählt.

Erst 1949 kehrte Sander nach Deutschland zurück und war dort bis 1962 Sekretär der SPD-Bundestagsfraktion. Nach seinem Tod im Jahre 1978 hieß es in einer Todesanzeige des Bonner Unterbezirks: "69 Jahre lang, von seinem 14. Lebensjahr an, stand er in der sozialistischen Bewegung. Als Jugendfunktionär, als Gewerkschaftssekretär, als Parteisekretär und - nach seiner Rückkehr aus der Emigration - als Sekretär der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag hat er ihr treu und unermüdlich gedient. [...] Er ging einen geraden Lebensweg, ohne Gefahren zu scheuen und ohne selbst in schwersten Stürmen zu schwanken."

* * *

Gerhard Gleissberg(17) wurde 1905 als Sohn des Kaufmanns Carl Gleissberg(18) und seiner Frau Ernestine(19) in Breslau geboren. Er studierte Philosophie, Germanistik und Anglistik und promovierte 1927 mit einer Arbeit über Kleists(20) "Prinz von Homburg". Von 1927 bis 1933 arbeitete er als Journalist, u.a. für die "Vossische Zeitung". 1930 trat er in die SPD ein.(21) 1933 emigrierte er ("zu Fuß über das Riesengebirge"(22)) in die Tschechoslowakei. In Prag war er Mitarbeiter des DSAP-Zentralorgans "Der Sozialdemokrat". 1939 emigrierte er nach London, wo er - zusammen mit Sander - bis 1947 Redakteur der "Sozialistischen Mitteilungen" war. Ebenfalls zusammen mit Sander war er Mitarbeiter der sozialdemokratischen Flüchtlingshilfe sowohl in Prag als auch in London und damit zuständig für die Betreuung von Sozialdemokraten im Exil. Von 1940 bis 1941 gehörte er der Expertenkommission für die Entlassung der internierten Flüchtlinge an. Ab 1942 wurde er Mitglied der Programmkommission der "Union". Im März 1948 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde bald Chefredakteur des "Neuen Vorwärts". 1955 kündigte er beim "Vorwärts", wurde Mitgründer von "Die Andere Zeitung" und wandte sich immer stärker der Parteilinken zu.(23) 1956 wurde er aus der SPD ausgeschlossen. Gleissberg starb 1973 während eines Urlaubs in Spanien.

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Die "Sozialistischen Mitteilungen" erschienen erstmals im August 1939. Nachdem im Frühjahr 1940 der "Neue Vorwärts" eingestellt worden war, wurden sie das einzige offizielle Organ der Exil-SPD während des Zweiten Weltkriegs.(24) Röder nennt die SM das "wichtigste Organ der Exilsozialdemokratie während der Kriegszeit"(25), und Eiber spricht vom "entscheidenden Medium für den P[artei]V[orstand], seine Vorstellungen der Mitgliedschaft bekannt zu machen - nicht nur in England, sondern auch in den USA, in Schweden, der Schweiz und Südamerika". Eiber ergänzt: "Sie enthalten mehr zu den Inhalten sozialdemokratischer Politik, als sich aus den Unionsprotokollen entnehmen lässt. Vor allem durch die SM, weniger durch die Korrespondenz der PV-Mitglieder, wurde die sozialdemokratische Emigration außerhalb Großbritanniens über die politischen Diskussionen, Konzepte, Stellungnahmen und Resolutionen des PV in London und der sozialistischen Union informiert."(26)

Und als der Parteivorstand einen Bericht über seine Tätigkeit im Jahre 1942 abgab, hieß es:

"Wertvolle Dienste in der Aufrechterhaltung der Verbindung mit den Parteigenossen und in der Information aller Parteigenossen über die allgemeine politische Entwicklung und über wichtige Vorgänge in der Emigration leistete das seit 1939 erscheinende monatliche Mitteilungsblatt ,Sozialistische Mitteilungen'. Seit der Aufnahme unserer Tätigkeit in London haben sich die ,Sozialistischen Mitteilungen' im Rahmen der durch die Papierbeschränkungen gegebenen begrenzten Möglichkeiten zu einem zentralen Publikationsorgan der Partei für die sozialdemokratische Emigration in allen Ländern entwickelt."(27)

Auch der Arbeitsplan für das Jahr 1943 unterstrich, dass der Parteivorstand die SM zu einem Informationsblatt ausgestalten will, das über die Lage in Deutschland sowie die Probleme und Diskussionen berichtet, die mit der Zukunft Deutschlands und der deutschen Arbeiterbewegung zusammenhängen. Dieser Ausbau erschien dem Parteivorstand auch im Hinblick auf den Kontakt mit der sozialdemokratischen Emigration in den Ländern außerhalb Englands wichtig, da die "Sozialistischen Mitteilungen" seit der Einstellung des "Neuen Vorwärts" das einzige periodisch erscheinende Publikationsorgan des Parteivorstandes darstellten. (28)

Als nach dem Zweiten Weltkrieg die "Vereinigung deutscher Sozialdemokraten in Großbritannien" als Nachfolgeorganisation der "Union deutscher sozialistischer Organisationen in Großbritannien" entstand, hieß es im Gründungsbeschluss(29) vom 15. Dezember 1945:

"Die von der ,London-Vertretung der SPD' herausgegebenen ,Sozialistischen Mitteilungen' stehen der ,Vereinigung' als Mitteilungsblatt zur Verfügung."

Die SM hatten also den offiziellen Charakter als Organ des Parteivorstands der SPD verloren, blieben aber gleichwohl Mitteilungsblatt der Sozialdemokraten im englischen Exil. Die SM sahen nun zunehmend ihre Hauptaufgabe darin, die Exilanten, die zum großen Teil auf eine Ausreisemöglichkeit nach Deutschland warteten, über die Lage im Nachkriegsdeutschland und den dortigen Aufbau der SPD zu informieren.

Wilhelm Sander blieb Redakteur der SM und wurde zugleich Vorsitzender der "Vereinigung deutscher Sozialdemokraten in Großbritannien". Die Herausgeberschaft der SM, die von Anfang an beim Exilvorstand der SPD gelegen hatte, ging über auf die "Vereinigung", die ihr Mandat von der neugegründeten Partei in Deutschland erhalten hatte.

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Im Folgenden werden zunächst das sozialdemokratische Exil in Großbritannien und seine Vorgeschichte dargelegt (Kapitel 1 bis 4), ehe dann (in den Kapiteln 5 bis 7) speziell auf die "Sozialistischen Mitteilungen", ihre editorische und inhaltliche Ausgestaltung, eingegangen wird. Diese Vorgehensweise soll dem Nutzer der Online-Edition der "Sozialistischen Mitteilungen" die Möglichkeit geben, sich sowohl über die zeitgeschichtlichen Rahmenbedingungen, unter denen die SM erschienen sind, zu informieren als auch sich gezielt über die editorische Konzeption und einzelne inhaltliche Schwerpunkte in Kenntnis zu setzen. Bei der Vielfalt der Themen in den SM, die eng miteinander verwoben sind, lassen sich dabei Wiederholungen und Querverweise leider nicht ganz vermeiden.

Die Einleitung soll dem Benutzer Hinweise auf die Online-Edition der "Sozialistischen Mitteilungen" geben, die Nutzung der Edition selbst aber kann und will die Einleitung nicht ersetzen.




Fußnoten

1 - Kurt Schumacher (1895-1952), SPD-MdR (1930-1933), Verfolgung durch die Nationalsozialisten und mehr als zehn Jahre in Konzentrationslagern eingesperrt (1933-1944), maßgeblich an der Wiedergründung der SPD in den westlichen Besatzungszonen beteiligt, SPD-Parteivorsitzender (1946-1952), Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion (1949-1952).

2 - Erich Ollenhauer (1901-1963), Vorsitzender der Sozialistischen Arbeiterjugend (1928-1933), Mitglied des Parteivorstandes der SPD (ab 1933), Emigration in die Tschechoslowakische Republik (1933), nach Frankreich (1938) und Großbritannien (1941), stellv. Vorsitzender der SPD (1946-1952), Vorsitzender der SPD und der SPD-Bundestagsfraktion (1952-1963).

3 - Fritz Heine (1904-2002), SPD (ab 1922), Sekretär im SPD-Parteivorstand (ab 1925), Emigration in die Tschechoslowakische Republik (1933), Sekretär im Prager SOPADE-Büro, Geschäftsführer des "Neuen Vorwärts" und des Graphia-Verlags in Karlsbad, Kurierfahrten nach Deutschland (bis 1936), Übersiedlung nach Paris, kooptiertes Mitglied des Parteivorstandes (1939), Internierung, Flucht nach Südfrankreich (1940), in Marseille zusammen mit Curt Geyer einer der Hauptorganisatoren der Hilfsaktionen für bedrohte Flüchtlinge, Flucht über Spanien nach Lissabon (1941) und Emigration nach Großbritannien (1941), mit Vogel, Ollenhauer und Geyer Mitglied des vierköpfigen, für die Kriegszeit in London konstituierten SPD-Parteivorstands, nach dem Zweiten Weltkrieg gewähltes Mitglied des geschäftsführenden SPD-Parteivorstands (1946-1958), danach Geschäftsführer des SPD-Presseverbunds "Konzentration" (1958-1974), Verleihung der höchsten Auszeichnung, die Israel an Nichtjuden vergibt: "Gerechter der Völker" (1986).

4 - Paul Löbe (1875-1967), SPD-MdR (1920-1933), Präsident des Reichstages (1920-Mai 1924, Dezember 1924-1932), Mitglied des nach ihm so genannten "Löbe-Vorstandes" der SPD (1933).

5 - Otto Wels (1873-1939), SPD-MdR (1912-1918), Mitglied der Nationalversammlung (1919-1920) und erneut des Reichstags (1920-1933), Mitglied des Vorstandes der SPD (seit 1913), einer der beiden Vorsitzenden der SPD (seit 1919). Nach Hitlers Regierungsantritt (30.1.1933) begründete Wels vor dem Reichstag die Ablehnung des Ermächtigungsgesetzes durch die SPD-Fraktion (23.3.1933). Exil: Tschechoslowakische Republik (1933), Frankreich (1938).

6 - Vgl. hierzu Kapitel 2, insbesondere Ziffern 2 - 4.

7 - Adolf Hitler (1889 - 1945), Führer und Reichskanzler (seit 1933).

8 - Friedrich Stampfer (1874-1957), SPD-MdR (1920-1933), Chefredakteur des "Vorwärts" (1916-1933), mit Curt Geyer Leiter des Exilblatts "Neuer Vorwärts" in Karlsbad (1933-1938) sowie Chefredakteur (1933-1935), Exil: Tschechoslowakische Republik (1933), dort Mitglied des Exil-Parteivorstandes, USA (seit 1940), in der Nachkriegszeit Dozent an der Frankfurter "Akademie der Arbeit" (1948-1955).

9 - SM, No. 87, 1946, S. 4.

10 - Ebd.

11 - Von der Redaktionsarbeit an den "Sozialistischen Mitteilungen" sind keine Unterlagen erhalten geblieben - weder im Nachlass Willi Sanders noch im SOPADE-Bestand, die beide im AdsD der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn, aufbewahrt werden. Vermutlich hat Sander dem gelernten Journalisten Gleissberg die meiste Redaktionsarbeit überlassen und sich außerdem bei verschiedenen Gelegenheiten dessen Sprachkenntnissen bedient.

12 - Vgl. im Folgenden Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, Band 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben, Leitung und Bearbeitung: Werner Röder, München - Herbert A. Strauss, New York, unter Mitwirkung von Dieter Marc Schneider - Louise Forsyth, München, New York, London, Paris 1980, S. 634.

13 - Wilhelm Sander (sen.), SPD, Steinmetz, Filialleiter Konsumverein, Vater von Wilhelm Sander (jun.).

14 - Emma Sander (geb. 1870), SPD, Mutter von Wilhelm Sander (jun.).

15 - Zum Vorstehenden vgl. Appelius, Stefan: "Heine. Die SPD und der lange Weg zur Macht", Essen 1999, S. 51.

16 - Am 22.4.1939 schrieb er an den Exilvorstand in Paris: "Die Situation ist ja sicher für uns in England viel günstiger als für Euch in Frankreich. Kommt es zum Krieg, dann wird England diesen Krieg als Befreiungskrieg für das deutsche Volk führen wollen, also nicht gegen das deutsche Volk [...]" (vgl. AdsD, Bonn, Emigration SOPADE, Mappe 110). In seinem Brief vom 5.8.1938 bat Sander den Exilvorstand in Paris sogar, der PV möge Heine nach London schicken, damit dieser die Voraussetzungen für eine (kommerzielle) Verbreitung des "Neuen Vorwärts" von London aus in die Wege leite (vgl. ebd.). Offenbar hatten Sanders Sondierungen und seine Vorarbeiten erheblichen Einfluss auf die Entscheidung des Exilvorstands, seinen Sitz nach London zu verlegen.

17 - Vgl. im Folgenden Biographisches Handbuch, a.a.O., S. 225.

18 - Carl Gleissberg (geb. 1863), Kaufmann, Vater von Gerhard Gleissberg.

19 - Ernestine Gleissberg, geb. Wollstein (geb. 1872), Mutter von Gerhard Gleissberg.

20 - Heinrich von Kleist (1777 - 1811), deutscher Dramatiker und Erzähler.

21 - Vgl. den Lebenslauf von Gerhard Gleissberg, in: AdsD, Bonn, Sammlung Personalia, o.O, o.D.

22 - Ebd.

23 - Vgl. Günther, Klaus: Die andere Meinung in der SPD 1949, 1955/56, 1958/61. Ein Beitrag zum Problem innerparteilicher Diskussionsfreiheit, in: Archiv für Sozialgeschichte, Bd. XIII, 1973, S. 23 - 52, hier S. 36 ff.

24 - Vgl. Biographisches Handbuch, a.a.O., S. 634.

25 - Röder, Werner: Die deutschen sozialistischen Exilgruppen in Großbritannien. Ein Beitrag zur Geschichte des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus, Schriftenreihe des Forschungsinstituts der Friedrich-Ebert-Stiftung, Hannover 1969, S. 28 (im Folgenden Röder 1969 genannt).

26 - Eiber, Ludwig: Die Sozialdemokratie in der Emigration. Die "Union deutscher sozialistischer Organisationen in Großbritannien" 1941-1946 und ihre Mitglieder. Protokolle, Erklärungen, Materialien, Archiv für Sozialgeschichte, Beiheft 19, Bonn 1998, S. XCII.

27 - Entwurf für den Bericht des Parteivorstandes über seine Tätigkeit im Jahre 1942 von Ende Januar 1943, abgedruckt in: Eiber, a.a.O., S. 646 ff., hier S. 655.

28 - Vgl. Arbeitsplan des Parteivorstandes für das Jahr 1943 von Ende Januar 1943, abgedruckt in: Eiber, a.a.O., S. 660 ff., hier S. 662.

29 - Der Beschluss ist abgedruckt in: Eiber, a.a.O., S. 477.





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