Sozialistische Mitteilungen

"Erkämpft Eure Freiheit! Stürzt Hitler!"
Einleitung von Heiner Lindner

Kapitel 3:
Sozialdemokratisches Exil in Großbritannien

1. Das Exilland Großbritannien

Wegen seiner restriktiven Einwanderungspolitik kam Großbritannien in den ersten Jahren der NS-Herrschaft als Ziel einer massenhaften Emigrationsbewegung für deutsche Flüchtlinge nicht in Frage. Über den Umfang der deutschen Emigration stehen zwar für die Zeit von 1933 bis 1939 keine amtlichen Zahlen zur Verfügung, aber nach übereinstimmenden Schätzungen haben sich bis 1935 nie mehr als 2.500 deutsche Flüchtlinge in Großbritannien aufgehalten.(107) Schneider schätzt, dass die Zahl der politischen Emigranten aus Deutschland, Österreich und dem Sudetengebiet bis Frühjahr 1939 auf etwa 5.000 anstieg.(108)

Die meisten Flüchtlinge waren materiell auf private Hilfsorganisationen angewiesen (Refugee Committees). Flüchtlinge erhielten in der Regel nur dann ein Aufenthaltsrecht, wenn private Hilfskomitees garantieren konnten, dass die Flüchtlinge dem Staat finanziell nicht zur Last fielen. Die Arbeit der privaten Hilfskomitees in Großbritannien - die Hauptlast trugen die jüdischen Organisationen - war vorbildlich und trug viel zur Rettung von Flüchtlingen bei.

Erst nach der "Reichskristallnacht" und der Ausdehnung der NS-Herrschaft auf Österreich und die Sudetengebiete, vor allem aber nach Kriegsbeginn, trat - nicht zuletzt auf Druck der Hilfskomitees - eine Lockerung der Einreisebedingungen in Kraft. Die Angaben über die Gesamtzahl der von Großbritannien aufgenommenen Exilanten divergieren sehr stark.(109) Das britische Innenministerium schätzte 1943, dass sich bei Kriegsausbruch 78.000 Flüchtlinge in Großbritannien aufgehalten hätten: 55.000 Deutsche und Österreicher, 10.000 Tschechen und 13.000 unbegleitete Kinder ohne Angabe der Nationalität. Der Anteil der Flüchtlinge jüdischer Herkunft wird auf 90 Prozent geschätzt.

Während der Kriegsjahre hat sich die Zahl der deutschen Emigranten - durch freiwillige oder erzwungene Auswanderung - erheblich verringert. Viele wurden - als feindliche Ausländer - nach Kanada oder Australien deportiert. Nach Angaben von Röder war die Zahl der deutschen Emigranten bis zum Sommer 1943 auf 25.000 gesunken.(110)

Im Frühjahr 1939 traf die britische Regierung erste Maßnahmen zur Internierung feindlicher Ausländer (enemy aliens), weil sie die Einschleusung feindlicher Spione fürchtete.(111) Von eigens dafür etablierten Instanzen (tribunals) wurden die Emigranten drei Kategorien zugewiesen: Von den 73.000 überprüften Deutschen und Österreichern wurden etwa 1 % als Sicherheitsrisiko eingestuft und sofort interniert, 64.200 Personen galten als zuverlässig, von denen 55.000 als "Refugee from Nazi Oppression" klassifiziert wurden, und der Rest galt als zweifelhaft und unterlag damit einer verschärften Meldepflicht und anderen Restriktionen.(112)

Nach der Besetzung Frankreichs durch Deutschland führte die Angst der britischen Behörden vor einer deutschen Invasion sowie vor Aktivitäten einer eventuellen "fünften Kolonne" zur Internierung der Emigranten aller drei Kategorien. Ein Großteil der rund 25.000 Internierten, darunter Erwin Schoettle(113) und Hans Gottfurcht(114), wurde in Lagern auf der Isle of Man untergebracht, viele kamen nach Kanada oder Australien. Nachdem auf Druck der Öffentlichkeit von der britischen Regierung eine Verordnung erlassen worden war, die vorsah, dass nach 19 Kategorien eine Entlassung aus der Internierung beantragt werden konnte, über die ein britisches Tribunal entschied, wurden viele Emigranten aus der Internierung entlassen, bis Januar 1941 etwa 9.000 Personen.(115) Im Auftrag der Labour Party wurde eine Kommission eingesetzt, die Labour zur Beratung hinzuzog, wenn sie ihrerseits dem "Interned Enemy Aliens Tribunal" zuarbeitete. Der Kommission gehörten u.a. Willi Eichler(116), Wilhelm Sander, Hans Gottfurcht und Gerhard Gleissberg an.(117) Bis zur letzten Januarwoche 1941, so berichten die "Sozialistischen Mitteilungen", seien zwei Drittel der deutschen Sozialdemokraten wieder freigelassen worden.(118) Das Thema Internierung nahm in den SM einen breiten Raum ein, und die Leser erhielten Informationen und Ratschläge, wie sie die Freilassung ihnen nahestehender Personen erreichen konnten.(119)

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Den Kern der deutschsprachigen politischen Emigration in Großbritannien bildeten insgesamt etwa 2000 Personen, darunter 1200 sudetendeutsche Sozialdemokraten, etwa 300 Sozialdemokraten und Anhänger kleinerer sozialistischer Gruppen aus dem Reichsgebiet und etwa 400 Kommunisten.(120) Röder spricht von 160 Sozialdemokraten, die - nach der Evakuierung aus Frankreich - in Großbritannien gelebt hätten. Im Vergleich zu anderen Parteiorganisationen, etwa der sudetendeutschen mit ihren etwa 1200 Mitgliedern, nennt er dies eine "immer noch recht geringe Zahl.".(121)

Die Behandlung der deutschen Flüchtlinge war - trotz aller Entbehrungen - während des gesamten britischen Exils korrekt. Die meisten Deutschen waren privat untergebracht, sie konnten sich in der Öffentlichkeit frei bewegen, blieben aber oft isoliert.(122) Das Verhältnis zur britischen Regierung dagegen war durch Distanz geprägt, offizielle Kontakte gab es nicht. Zwar hatte das Foreign Office 1940 die Einreise Vogels und Ollenhauers nach Großbritannien ermöglicht, nach deren Ankunft lassen sich allerdings keine direkten persönlichen Kontakte mit der britischen Regierung mehr feststellen.(123)

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Wilhelm Sander führte seit Ende 1938 die deutschen Sozialdemokraten in Großbritannien, manchmal auch "London-Gruppe" genannt. Sander war es auch, der im Auftrag des Parteivorstands Ende Dezember 1938 die "Landesvertretung der deutschen Sozialdemokratie" übernahm. Sie war von den Parteimitgliedern in Großbritannien unabhängig und nur dem mittlerweile in Paris ansässigen Parteivorstand verantwortlich.(124) Nachdem Vogel und Ollenhauer Ende 1939 von Paris aus die Londoner Gruppe besucht hatten, verstärkte diese ihre Aktivitäten, was schließlich im März 1940 zur Gründung der "Sozialdemokratischen Union" mit sudetendeutschen und tschechischen Sozialdemokraten führte. Doch nach Beendigung der Internierungsmaßnahmen - Anfang 1941 - wurde diese Union nicht weitergeführt. (125)

2. Zur Finanzierung des Parteivorstandes

Die finanziellen Verhältnisse des Londoner Exilvorstands waren sehr eng. Der Lebensunterhalt der vier Mitglieder des Exilparteivorstandes wurde anfangs durch Zuwendungen der Labour Party sichergestellt. Die Labour Party kam für die Wohnungsmiete in der Fernside Avenue auf und unterstützte die vier Vorstandsmitglieder vierteljährlich mit 50 £ (Vogel), 62 £ (Ollenhauer) und je 32 £ (Geyer und Heine).(126) Als Folge der Auseinandersetzungen über den Vansittartismus(127) wurden die Zahlungen aber 1942 eingestellt. Der Labour-Politiker William Gillies(128) begründete dies in einem Schreiben an ein Mitglied der Labour-Fraktion wie folgt:

"The Group of German Social Democrats in this country is not very large. It certainly does not exceed 100 persons - excluding wives and children. [...] Their principle public function now is political controversy. In regard to all vital questions, they are divided."(129)

Ollenhauer erfuhr in einem Gespräch am 2. Oktober 1942 mit William Gillies von der Streichung der Finanzmittel. Die Mittel seien erschöpft, und der Mangel an Arbeitskräften in der britischen Kriegsindustrie mache es erforderlich, dass junge Leute wie Ollenhauer in diesem Segment arbeiteten. Weder der Umfang noch die Tendenz der politischen Arbeit rechtfertigten die weitere Freistellung Ollenhauers durch die Fortzahlung der Unterstützung. (130)


Abbildung 7: Martha Ollenhauer (Ehefrau von Erich Ollenhauer), Marianne Schreiber (spätere Ehefrau von Fritz Heine), Wilhelm Sander, seine Ehefrau Dorle Sander, Fritz Heine, Gerhard Gleissberg und Erich Ollenhauer (von links); vorne Boisie ("Bob") Sander, der Sohn von Wilhelm und Dorle Sander, etwa 1942 in Mill Hill (London)

Abbildung 7: Martha Ollenhauer (Ehefrau von Erich Ollenhauer), Marianne Schreiber (spätere Ehefrau von Fritz Heine), Wilhelm Sander, seine Ehefrau Dorle Sander, Fritz Heine, Gerhard Gleissberg und Erich Ollenhauer (von links); vorne Boisie ("Bob") Sander, der Sohn von Wilhelm und Dorle Sander, etwa 1942 in Mill Hill (London)

Mit gelegentlichen Nebentätigkeiten sicherten sich die Mitglieder des Exilvorstandes einen bescheidenen Lebensunterhalt. Für Ollenhauer war die wirtschaftliche Situation am schwierigsten, denn Vogel war wegen seines Alters und Heine wegen seiner Tätigkeit für das Foreign Office in einer günstigeren Position. Wie schwierig die wirtschaftliche Lage Ollenhauers in der Exilzeit tatsächlich war, mag folgende Episode verdeutlichen: Als Fritz Heine 1942/1943 im Auftrage des Vorstandes der Partei seine vierbändige, rund 1.000 Seiten umfassende Materialsammlung "Würdenträger im Dritten Reich" mit nahezu 10.000 Kurzbiographien wichtiger Personen des NS-Apparates fertiggestellt hatte, zeigte sich das US-amerikanische Office of Strategic Services (OSS) daran interessiert. Nach internen Diskussionen über das Für und Wider fertigte Ollenhauer eine maschinenschriftliche Fassung gegen eine Vergütung. Darin sah Fritz Heine eine nicht unbeträchtliche finanzielle Entlastung für Ollenhauer, so geringfügig die Summe auch war.

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Im Londoner Exil gab es nicht nur Streit um politische Fragen, sondern auch - situationsbedingt - kleinliche und zudem peinliche Auseinandersetzungen ums Geld. Heine zum Beispiel monierte in einem Schreiben an Gillies, dass Geyer im Gegensatz zu Ollenhauer angeblich weiterhin Geld von der Labour Party erhalte, was dann zu einem lebhaften Protestbrief Irene Herzfelds(131) führte, die den "Verleumdungsfeldzug" gegen ihren Lebensgefährten Geyer beklagte.(132)

Für seine Parteiarbeit erhielt der Exilvorstand anfänglich Zuschüsse, und zwar sowohl von der German Labor Delegation (GLD) als auch vom "Jewish Labor Committee" aus den USA. Später wurde der Bürobetrieb durch Mitgliedsbeiträge der SPD-Landesgruppe und Publikationen aufrechterhalten. (133)

Doch reichten die relativ geringen Beiträge, die der Partei aus der eigenen Organisation zuflossen, allenfalls zur Aufrechterhaltung eines bescheidenen Bürobetriebs aus. Für ihre eigentliche Aufgabe, die Propagierung einer Deutschlandpolitik nach sozialdemokratischen Vorstellungen, auch durch Publikationen, war man gänzlich auf Zuwendungen Dritter angewiesen, vor allem von Seiten der amerikanischen Arbeiterbewegung, zu der Katz und Stampfer die Kontakte aufrechterhielten.(134)

Für die fürsorgliche Betreuung der deutschen Sozialdemokraten in Großbritannien wurden - auf Grund einer Vereinbarung mit der Labour Party - Gerhard Gleissberg und Wilhelm Sander zuständig. Beide trugen Verantwortung zugleich für den Czech Refugee Trust Fund und den International Solidarity Fund, die ihren Sitz im Londoner Bloomsbury House hatten.(135) Die Doppelfunktion kam zwar den Interessen des Parteivorstands sehr entgegen, stieß aber bei vielen Exilanten auf Kritik.(136)

3. Sozialdemokratische Exilgruppen außerhalb Großbritanniens und ihr Verhältnis zum Exilvorstand in London

Gegen den Mandatsanspruch des Londoner Exilvorstandes regte sich anfangs noch Widerstand aus den eigenen Reihen. Karl Höltermann(137) und andere Sozialdemokraten gründeten zum Beispiel eine "Gruppe der Parlamentarier" als Konkurrenz zum Londoner Parteivorstand, und zwar mit dem Ziel einer Gesamtvertretung des Exils. Doch konnten die Konflikte bis 1942 überwunden werden, als ein gewählter Ortsgruppen-Ausschuss der SPD in London geschaffen wurde, der dem Parteivorstand beratend zur Seite stand.(138)

Wichtigster Ansprechpartner der SOPADE in den USA war der frühere Hamburger Rechtsanwalt Rudolf Katz. Katz wurde 1936 Mitarbeiter und 1938 (bis 1946) Redakteur der New Yorker "Neuen Volkszeitung" unter Leitung von Gerhart Seger(139). Die Zeitung erschien wöchentlich. Ihre Auflage wird mit 21.850 (1934) bzw. 21.270 (1944) angegeben.(140) Nach Einstellung des "Neuen Vorwärts" im Frühjahr 1940 wurde die Zeitung neben den Londoner "Sozialistischen Mitteilungen" zum wichtigsten Sprachrohr der deutschen Sozialdemokratie im Exil.(141)

Anfang 1939 wurde die "Neue Volkszeitung" zum Organ der "German Labor Delegation" (GLD), nachdem diese Gruppe in New York als ständiger Ausschuss der "American Federation of Labor" gegründet worden war. Präsident wurde Albert Grzesinski, Sekretär Rudolf Katz. Die GLD war gegen eine Zusammenarbeit mit Kommunisten. Sie sollte Kontakte mit der amerikanischen Arbeiterbewegung aufnehmen und finanzielle Quellen für die SOPADE erschließen. Durch innere Auseinandersetzungen blieb ihr Einfluss gering.(142)

Neben der German Labor Delegation (GLD) in den USA, die trotz Anerkennung des Londoner Vorstands zunehmend ihre eigene politische Linie verfolgte, konnte sich der Parteivorstand nur noch auf seine offiziellen Landesvertretungen in Schweden (Emil Stahl(143), Kurt Heinig(144)) und Bolivien (Ernst Friedrich Schumacher(145)) stützen.

4. Die "Union deutscher sozialistischer Organisationen in Großbritannien"

Das Verhältnis der SOPADE zu den verschiedenen sozialistischen Gruppen war in den ersten Jahren des Londoner Exils noch stark belastet. Zum einen spielten grundsätzliche ideologische Unterschiede eine Rolle, besonders im Verhältnis zum "Internationalen Sozialistischen Kampfbund" (ISK) mit Willi Eichler und Werner Hansen(146), zum anderen ging es aber - wie bei "Neu Beginnen" (NB) mit Karl Frank(147), Erwin Schoettle, Richard Löwenthal(148) und Waldemar von Knoeringen(149) - auch schlicht um die Anerkennung als führende Kraft des deutschen Widerstands durch die britische Arbeiterbewegung.

Dass es - unter Ausschluss der Kommunisten - am Ende doch zu einem Zusammenschluss der sozialistischen deutschen Exilgruppen kam, hatte zum einen mit dem nachdrücklichen Wunsch der Labour Party zu tun, nur noch einen Gesprächspartner auf deutscher Seite zu haben.(150) Zum anderen war der Zusammenschluss auch Folge der nach Kriegsausbruch veränderten Aufgaben der Exilpolitik. Vogel und Ollenhauer jedenfalls bemühten sich sehr um diesen Zusammenschluss, und am 19. März 1941 bildeten Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Neu Beginnen (NB), Internationaler Sozialistischer Kampfbund (ISK) und Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD) die "Union deutscher sozialistischer Organisationen in Großbritannien" (kurz: "Union"). Vorsitzender der "Union" wurde der Vorsitzende der Exil-SPD, Hans Vogel. Ihm standen ein Exekutivkomitee und ein Arbeitsausschuss zur Seite, für die das Einstimmigkeitsprinzip vereinbart worden war. In den beiden Gremien saßen Vertreter aller Mitgliedsorganisationen. Hans Gottfurcht hatte als Vertreter der "Landesgruppe deutscher Gewerkschafter in Großbritannien" (kurz: "Landesgruppe") Mitspracherecht.(151)

In der "Gemeinsamen Erklärung" über die Gründung der "Union" vom 19. März 1941 hieß es:

"Die deutschen Sozialisten in Großbritannien sind einig in der Überzeugung, dass die militärische Niederlage und der Sturz des Hitlersystems, die endgültige Überwindung des deutschen Militarismus und die Beseitigung der sozialen Grundlagen der Hitlerdiktatur unerlässliche Voraussetzungen bilden für einen dauernden Frieden, den Wiederaufbau Europas und eine demokratische und sozialistische Zukunft Deutschlands. [...] [Die unterzeichneten Organisationen erklären] ihre Entschlossenheit, [...] den Kampf für die Niederlage Hitlers und seiner Bundesgenossen mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln und im Bündnis mit allen Gegnern der totalitären Kräfte zu führen."(152)

Das politische Konzept der "Union" war klar. Immer wieder wandte sie sich gegen alle deutschfeindlichen, vansittartistischen Bestrebungen in ihrem Gastland(153), sie sprach sich gegen Aufteilungs-, Abtrennungs- und Fremdherrschaftspläne für Deutschland aus. Die Sozialdemokraten im britischen Exil fühlten sich als Teil des deutschen Volkes, dessen Schicksal sie nach dem Krieg teilen und dessen Interessen sie - als frühe Kämpfer gegen den Nationalsozialismus dazu legitimiert - wahrnehmen wollten.(154)

Eine Kontroverse innerhalb der "Union" gab es zum Beispiel, als eine gemeinsame Haltung zum Kriegseintritt der Sowjetunion festgelegt werden sollte, denn durch den Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion waren die Sowjetunion und Großbritannien Alliierte geworden. Ein Kompromissvorschlag Eichlers scheiterte an der Ablehnung der SAP, weil sie die Würdigung der Sowjetunion nicht als positiv genug ansah. Die erforderliche Einstimmigkeit bei der gemeinsamen Stellungnahme blockierte hier und in anderen Fällen die Entscheidungsfindung und führte dazu, dass kontroverse Fragen erst gar nicht mehr zur Abstimmung gestellt wurden.(155)

Ein für die programmatische Einigung der sozialistischen Exilgruppen ganz wesentliches Referat hielt Erich Ollenhauer am 6. Dezember 1942 vor den Unionsgruppen. Das Referat hatte das Thema "Möglichkeiten und Aufgaben einer geeinten sozialistischen Partei in Deutschland" und wurde in einer Beilage zu den "Sozialistischen Mitteilungen" veröffentlicht.(156) In seiner Rede umriss Ollenhauer in knappen Zügen Formen und Substanz sowohl der neuen Demokratie im Deutschland der Nachkriegszeit als auch der neuen sozialistischen Partei.(157) Er forderte Eingriffe in die überkommenen ökonomisch-sozialen Strukturen und bekannte sich zu einem antinationalistischen Charakter der Nachkriegsdemokratie. Die neue Partei sollte für ihn eine Volkspartei sein:

"Es liegt im Wesen einer demokratisch und freiheitlich orientierten sozialistischen Partei, dass sie ständig danach streben muss, immer neue Schichten der Bevölkerung für ihre Ansichten und Aufgaben zu gewinnen und sie von der Richtigkeit ihrer Vorstellungen und Zielsetzungen zu überzeugen. [...] Im Prinzip muss daher die neue Partei jedem offen stehen, der sich mit ihren Zielen und ihrer Politik verbunden fühlt und bereit ist, für ihre Erfüllung zu wirken."(158)

Freilich lehnte Ollenhauer eine organisatorische Verschmelzung mit der KPD ab, da er darin die Gefahr einer "Unterstellung dieser vereinten Partei unter den direkten Einfluss der Prinzipien und der Politik der Komintern"(159) sah. Ollenhauer schloss seinen Vortrag mit den Worten:

"Viele Einzelheiten müssen noch erarbeitet werden, und nicht in allen Fragen besteht volle Übereinstimmung. Aus dem bisherigen Verlauf der Diskussion kann man jedoch die Hoffnung schöpfen, dass das Gemeinsame stark genug ist, um mit Erfolg den Versuch zu unternehmen, das Aktionsprogramm und die politischen und organisatorischen Grundlagen der neuen Partei zu erarbeiten und dadurch einen wichtigen Beitrag der deutschen sozialistischen Emigration zu den schweren Aufgaben der deutschen Arbeiterbewegung in der Zukunft zu leisten."(160)

Ollenhauer sollte Recht behalten. Die "Union" veröffentlichte Ende 1943 einen gemeinsamen Programmentwurf, und zwar unter dem Titel: "Die neue deutsche Republik". Er enthielt Sofort- und Übergangsmaßnahmen, die nach dem Sturz des Hitler-Regimes in Angriff genommen werden sollten. Das Programm sollte den Illegalen im Reich durch ISK-Kuriere zugespielt werden und ihnen als Diskussionsbasis und Richtlinie dienen.(161) Ab 1943, damals wurde ein erstes außenpolitisches Programm aufgelegt, vor allem aber im Jahre 1945, verabschiedete die "Union" dann Richtlinien für die Nachkriegsordnung Deutschlands zu unterschiedlichen Politikbereichen: zum Beispiel zur Wirtschaftspolitik, zur Kulturpolitik, zur Erziehungspolitik (November 1944), zum Wiederaufbau der Genossenschaften (Juni 1945), für die örtliche Selbstverwaltung (Juli 1945), für den Aufbau der Verwaltung (Oktober 1945), für die Organisationspolitik der SPD (November 1945). Zur Finanz- und Steuerpolitik erstellten Walter Fliess(162) und Ernst Friedrich Schumacher außerhalb der Programmberatungen eine Broschüre, die Anfang 1946 den SM als Beilage(163) hinzugefügt wurde. Im Herbst 1945 wurden die verschiedenen Richtlinien in einer Broschüre mit dem Titel: "Zur Politik deutscher Sozialisten" zusammengefasst und veröffentlicht. Es entstand "das Gerippe einer radikaldemokratischen Republik, deren wirtschaftliche und politische Struktur die Fehler von Weimar vermeiden sollte."(164)

Doch blieben die ausgearbeiteten Programme "Makulatur"(165), wenn man ihren Einfluss auf die deutsche Nachkriegspolitik betrachtet: Weder ließen die Alliierten die sozialdemokratischen Vorstellungen zur Nachkriegsordnung Deutschlands in ihre Politik einfließen, noch erhielten - nach Einführung einer parlamentarischen Demokratie in Deutschland - Sozialdemokraten ein Mandat der Bevölkerung zur Durchsetzung ihrer politischen Vorstellungen. Andererseits hat die Festlegung von Richtlinien für eine Nachkriegsordnung Deutschlands zur langfristigen politischen Grundorientierung der Sozialdemokratie in erheblichem Maße beigetragen. Und die in London entwickelten Empfehlungen und Leitsätze waren in der politischen Tendenz deutlich genug, um die neue inländische Führung der SPD um Kurt Schumacher erkennen zu lassen, dass eine nahtlose programmatische Übereinstimmung zwischen ihr und der SOPADE bestand.(166)

Als Resümee der Gründung der "Union" lässt sich deshalb festhalten:

5. Der Streit über Vansittartismus und Nationalismus sowie das schwierige Verhältnis der SOPADE zur Labour Party

Lord Robert Vansittart(171) war Berater der britischen Regierung unter Premierminister Winston Churchill(172). In seiner berühmt-berüchtigten Broschüre "Black record: Germans past and present"(173) und in Rundfunkvorträgen verbreitete er seine deutschfeindlichen, ja mitunter rassistischen Thesen. Für ihn waren die Deutschen, nicht nur die Nationalsozialisten, grundsätzlich autoritär, militaristisch und humanitätsfeindlich:

"80 Prozent der deutschen Rasse sind der moralische und politische Abschaum der Welt. [Sie sind] eine Rasse starrköpfiger Aggressoren, und wir sollten alles daran setzen, Deutschland aufzuteilen."

Deutschland sollte nach dem Krieg abgerüstet, besetzt und umerzogen werden. Vansittart ging davon aus, dass die Mehrheit der Deutschen hinter Hitler stehe und dass es in Deutschland keine nennenswerte Opposition gebe. Auch der deutsche Sozialismus sei "tief getränkt" mit Militarismus und Expansionismus. Die deutsche Revolution 1918/1919 sei von den Sozialisten gemeinsam mit den Militärs "ausgelöscht" worden.(174)


Abbildung 8: Lord Robert Vansittart, etwa 1949

Abbildung 8: Lord Robert Vansittart, etwa 1949

Seine Thesen - nach deren Urheber als "Vansittartismus" bezeichnet - fanden in England großen Anklang, nicht nur beim britischen Premierminister, Winston Churchill, sondern auch bei vielen Labour-Politikern und Gewerkschaftern. James Walker(175), Vorsitzender des schottischen Trade Union Congress, und William Gillies, internationaler Sekretär der Labour Party, machten sich zu Fürsprechern des Vansittartismus. Gillies, der die Mitglieder des Exilvorstands der SPD zum Jahreswechsel 1940/41 noch gedrängt hatte, die amerikanischen Visa nicht in Anspruch und in London Zuflucht zu nehmen, gewann den Eindruck politischer Unfähigkeit und völliger Auflösung der organisierten deutschen Emigration(176) und bezeichnete nun die deutschen Sozialdemokraten und Gewerkschafter als "historische Stützen" des expansiven deutschen Nationalismus. Im Oktober 1941 legte Gillies ein vertrauliches Memorandum zur Geschichte der deutschen Sozialdemokratie seit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor(177), das er im Auftrag des International Subcommittee der Labour Party geschrieben hatte. Diese Denkschrift, die wahrscheinlich mit Hilfe der Geyer-Loeb(178)-Gruppe verfasst wurde, vermerkt jedes Ereignis aus der jüngeren Geschichte der SPD, das von ihren Gegnern gewöhnlich dem sozialdemokratischen "Sündenregister" zugerechnet wird: Zustimmung zu den Kriegskrediten im Ersten Weltkrieg; annexionistische Propaganda nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs; Hoffnung der Partei auf ein Arrangement mit Hitler; Streit mit der SAI über eine mildere Stellungnahme zum Naziterror; Wels' vorrübergehender Austritt aus dem SAI-Büro; Versuche einer Absprache mit Göring, damit die Parteipresse wieder zugelassen werde; Zustimmung zur Friedensresolution vom 17. Mai 1933. Das Memorandum verstärkte das Unbehagen weiter Kreise der Labour Party gegenüber der deutschen Sozialdemokratie. (179)

Der Londoner Labour-Parteitag 1943 nahm schließlich eine Entschließung an, in der es hieß, dass die Zahl der Deutschen, die in Opposition zur Hitlerregierung stünden, eine sehr kleine Minderheit darstellten und dass die Hitlerregierung nicht an der Macht hätte bleiben und den totalen Krieg führen können, wenn sie nicht die Unterstützung der überwältigenden Mehrheit des deutschen Volkes besäße.(180) Nur eine Minderheit plädierte auf dem Parteitag für die Annahme einer anderen Entschließung, die sich gegen die Identifizierung des gesamten deutschen Volkes mit dem Hitlerregime aussprach. Die erste Entschließung wurde - Basis sind die Mitgliedszahlen der vertretenen Verbände - mit 1.803.000 gegen 720.000 Stimmen angenommen, wobei nach Auffassung der "Sozialistischen Mitteilungen" die Blockstimmen dreier großer Gewerkschaften den Ausschlag gegeben hatten.(181) Die Annahme der Entschließung zeigt, wie Menschen in Kriegszeiten dazu neigen, über ihren Feind Pauschalurteile abzugeben. Ganz sicher ist davon auszugehen, dass die Mehrheit der Parteitagsdelegierten den vansittartistischen Lehren nicht voll zustimmte, ja dass ein großer Teil von ihnen diese Lehren noch nicht einmal kannte. Gleichwohl: England befand sich im Krieg mit Deutschland, und Deutschland hatte diesen Krieg angezettelt und äußerst grausam geführt. Da kam es bei einer Parteitagsresolution nicht auf Nuancen an, Hauptsache gegen den Feind, Hauptsache gegen Hitler.

Zu dem Abstimmungsverhalten der Labour-Delegierten merkten die SM kritisch an:

"Die Entschließung spricht von der ,sehr kleinen Minderheit', die in Opposition gegen das Regime steht. Wir streiten in diesem Augenblick nicht über den Prozentsatz [...] . Aber wäre es nicht die Pflicht einer Arbeiterpartei gewesen, in einer solchen Entschließung gerade diesen Wenigen ein Wort der Anerkennung und Ermutigung zu sagen?"(182)

Auch wenn man einigen der vansittartistischen Thesen Verständnis entgegenbringt: Die vorsichtig formulierte Kritik der SM ist berechtigt. Die Labour Party war - auch schon 1943 - über die vielfältigen Opfer informiert, die von der deutschen Linken im Kampf gegen den Nationalsozialismus gebracht worden waren, über die Zustände in deutschen Gefängnissen und Konzentrationslagern, über die brutalen Verhörmethoden, über Folterungen und Mord. Und nicht zuletzt kannte sie das Schicksal der politischen Emigranten in Großbritannien. Diese waren zwar der akuten Gefahr in Deutschland entronnen, ihnen wurde auch in vielfältiger Weise durch die aufopferungsvolle Arbeit privater englischer Hilfskomitees geholfen, sie mussten aber England wegen fehlender Arbeitsmöglichkeiten und strenger Einwanderungsbestimmungen oft nicht nur wieder verlassen, um nach Übersee auszuwandern, sondern sie unterlagen häufig auch der Zwangsinternierung als "feindliche Ausländer". Fazit: "Bei der Mehrheit der Labour Party überlagerte mit der Dauer des Krieges allmählich eine stark nationale Komponente das Solidaritätsdenken mit den deutschen Demokraten."(183)

Philipp Noel-Baker(184) gehörte zu den Labour-Politikern, die sich auf die Seite des sozialdemokratischen Exils schlugen. Bei seiner Antwort an Gillies, ebenfalls niedergelegt in einem Memorandum(185), versuchte er gar nicht erst, die einzelnen Vorwürfe gegen die SPD-Politik seit 1914 zu widerlegen, sondern stützte seine Argumentation auf Zukunftsaspekte. Entscheidend, so Noel-Baker, sei nicht der Blick in die Vergangenheit, sondern allein die Tatsache, dass die Sozialdemokratie und ihre Führer gegen Hitler stünden. Nach dem Krieg komme es darauf an, dass Deutschland eine demokratische Regierung bekomme, die sich weder aus den Reihen der Rechten noch aus Kommunisten rekrutieren dürfe, und da setze er - Noel-Baker - auf die SPD. Die Gillies-Denkschrift greife ausgerechnet diejenigen Politiker an, die - wie Stampfer oder Vogel - im Kampf gegen den Nationalsozialismus wiederholt ihr Leben eingesetzt und die Härten des Exils auf sich genommen hätten.(186)

Aber der Streit über Vansittarts Thesen entbrannte nicht nur in der Labour Party, sondern auch deutsche Exilanten ließen sich auf Positionen der Vansittartisten ein. Nach einem heftigen Streit über die Schuld der Sozialdemokratie an Hitlers Aufstieg mit dem aus Amerika angereisten Friedrich Stampfer, der an den Sitzungen des Exilvorstands teilnahm - "die Londoner Parteifreunde waren darüber wenig erfreut"(187) -, verließ Curt Geyer wutentbrannt den Raum und legte wenige Tage später seine Funktion als Mitglied des Exilvorstands nieder. Entscheidend aber für seinen Rückzug - Geyer wollte sich in Zukunft wieder wissenschaftlich-publizistischen Tätigkeiten widmen - war ein Streit mit Vogel und Ollenhauer über einen Passus in einer gemeinsamen Entschließung der "Union" und der "Landesgruppe deutscher Gewerkschafter in Großbritannien" zur "Überwindung der Nazidiktatur"(188). Ein Passus dieser Entschließung zur deutschen Kriegsschuldfrage 1914 war ohne Geyers Zustimmung gestrichen worden. Geyer unterstellte Vogel und Ollenhauer einen Versuch, ihn zu betrügen, und Vogel und Ollenhauer wiesen ihrerseits auf die Zulässigkeit stilistischer Änderungen hin.

Geyer schloss sich nach diesem Streit mit Walter Loeb zu einer Allianz gegen die "nationalistischen" Genossen zusammen. Beide gründeten "Fight for Freedom Editorial and Publishing Services, Ltd." (kurz: "Fight for Freedom") und wurden dabei von maßgeblichen Labour-Politikern sowie nationalen und internationalen Gewerkschaftern unterstützt, die - wie James Walker und der belgische Vorsitzende der Sozialistischen Arbeiter-Internationale (SAI), Camille Huysmans(189) - die Verlagsgesellschaft nach außen hin leiteten.(190) "Fight for Freedom" war fortan der publizistische Arm der Vansittartisten unter den deutschen Exilanten.

Die "Sozialistischen Mitteilungen" nahmen eine scharfe Gegenposition in diesem "Nationalismus-Streit" ein. Sie reagierten sowohl auf Veröffentlichungen von "Fight for Freedom" als auch auf Nationalismusvorwürfe in britischen Zeitungen. Als "Sunday Dispatch", eine englische Boulevardzeitung, Anfang 1942 einen Artikel veröffentlichte, in welchem "Union" und "Landesgruppe" vorgeworfen wurde, Aktivitäten zu entwickeln, die dem militärischen Erfolg der Alliierten entgegenwirkten und Deutschland berechtigten, die Welt in wenigen Jahren in einen neuen Krieg zu stürzen(191), reagierten die SM mit einer aus sechs Punkten bestehenden, sehr sachlichen Gegenerklärung in englischer Sprache. Darin hieß es u.a., dass die Behauptung, die angesprochenen Exilgruppen wollten dem Feind helfen, eine schwere Beleidigung der Exilgruppen und ihrer Mitglieder sei, darunter auch solcher Exilanten, die in der britischen Armee dienten oder in der Kriegsindustrie arbeiteten. Viele unter diesen hätten im Kampf gegen den Nationalsozialismus mehrfach ihr Leben riskiert, und sie alle würden nicht nur den Nationalsozialismus, sondern jede Form des deutschen Nationalismus bekämpfen.(192)

Anfang 1942 erschien auch Victor Gollancz'(193) Buch "Shall our children live or die?"(194), eine Antwort auf Vansittarts "Black Record". Die SM lobten Gollancz' Werk als erfolgreichen Versuch "einer wirklich grundsätzlichen und historischen Auseinandersetzung"(195) mit den Thesen Vansittarts. Gollancz sah die Ursachen für die gegenwärtige Katastrophe und die beiden Weltkriege nicht in der Blutrünstigkeit eines Volkes, sondern in dem imperialistischen Kolonialwettkampf vor 1914 und nach 1918; ferner seien die absichtliche und unabsichtliche Stärkung der reaktionären Kräfte Deutschlands durch die Kapitalisten und die durch die kapitalistische Misswirtschaft herbeigeführte Wirtschaftskrise dafür verantwortlich gewesen, welche im wirtschaftlich eingeschnürten Deutschland eine Arbeitslosigkeit zur Folge gehabt habe, die selbst in England, wie Gollancz meint, zur Gefahr einer faschistischen Massenbewegung hätte führen können.(196)

Schon wenige Wochen später erschien die Entgegnung: Loeb und Geyer veröffentlichten im Verlag "Fight for Freedom" eine Erwiderung unter dem Titel "Gollancz in German Wonderland"(197), in welcher sie ihre Argumente zum Versagen der deutschen Sozialdemokratie in der jüngeren deutschen Geschichte, insbesondere beim Aufstieg des Nationalsozialismus und im Exil, noch einmal zusammentrugen. Daraufhin veröffentlichte der Parteivorstand unter dem Titel "Die Deutsche Arbeiterbewegung und der deutsche Nationalismus. Bemerkungen zu der Broschüre: ,Gollancz in German Wonderland'" ein Memorandum, das sich kritisch mit den einzelnen Thesen der Geyer/Loeb-Schrift auseinander setzte. Den beiden Autoren wurde in dem Memorandum u.a. vorgeworfen, sie griffen Menschen an, die sich nicht verteidigen könnten, denn diese befänden sich zum Teil in Konzentrationslagern oder seien im "stummen Widerstand" tätig, indem sie zum Beispiel in den Rüstungsbetrieben bewusst langsam arbeiteten. Auch wurden Geyer und Loeb beschuldigt, den wichtigsten Faktor einer Nachkriegsordnung Deutschlands, nämlich die deutsche Arbeiterschaft, herabzusetzen, wenn sie dieser unterstellten, dem Hitlerschen Angriffskrieg willig zu dienen. (198)

Diese Kritik des Exilvorstands, so berechtigt sie in fast allen Einzelpunkten sein mag, geht aber im Kern an dem Problem vorbei, dass Geyer und Loeb nicht der deutschen Arbeiterschaft, sondern ihren Führern vorwarfen, einen aggressiven deutschen Nationalismus gefördert zu haben. Das ist zwar eine weit übertriebene Behauptung, die Reaktion des Parteivorstandes wäre aber ausgewogener und wirkungsvoller ausgefallen, wenn er sachlich die konkreten, komplizierten Problemlagen zu Beginn des Ersten Weltkriegs (Kriegskredite) und in der Zeit nach dem 30. Januar 1933 - von manchen als Anbiederung an die Nationalsozialisten wahrgenommen - auseinandergesetzt hätte, was in der emotionsgeladenen Situation im Exil nicht leicht war.

Die Leser der SM wurden über das Memorandum durch einen Abdruck des mehrseitigen Vorworts informiert, im Übrigen aber auf eine Bestellung der (englischsprachigen) Broschüre bei Wilhelm Sander verwiesen - "gegen Erstattung der Selbstkosten in Höhe von zwei Schilling pro Exemplar."(199)

Am 2. März 1942 veröffentlichten schließlich Loeb, Geyer und vier andere Sozialdemokraten(200) ein weiteres Papier, das sie auch an SPD-Genossen in Schweden und den USA schickten.(201) In diesem Papier ging es um den Vorwurf des Nationalismus gegenüber der deutschen Sozialdemokratie und ihre angebliche Mitverantwortung für den Aufstieg des Nationalsozialismus ("Erklärung der Sechs"(202)). Die Unterzeichner waren der Auffassung,

"Es ist eine Täuschung", so die "Erklärung der Sechs" weiter, "wenn behauptet wird, dass Massen des deutschen Volkes nur auf die Niederlage warten, um sich revolutionär für Frieden und Demokratie zu erheben, dass es wirklich illegale Organisationen in Deutschland gäbe, die für die Niederlage Deutschlands und eine Revolution arbeiten, dass die Reste der sozialdemokratischen Partei oder sozialistische Gruppen in Deutschland sichere Garanten gegen den deutschen Nationalismus seien."

An anderer Stelle warfen die Unterzeichner der "Union" - unter namentlicher Nennung Vogels und Ollenhauers - vor, sich nicht eindeutig für einen Verzicht Deutschlands auf militärische Souveränität nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs einzusetzen. In ihrer Stellungnahme zur "Atlantik Charta"(203) habe die "Union" nämlich nicht deutlich gemacht, dass sich der Verlust militärischer Souveränität [nur] auf Deutschland beziehe, wohingegen "die Sieger [...], wie immer auch kollektiv organisiert, bewaffnet"(204) bleiben sollten.

Unter der Überschrift "Sozialdemokraten gegen deutsche Sozialdemokratie" warfen die SM den Unterzeichnern der "Erklärung" Vertrauensbruch vor, weil sie den Text unter Verwendung von Adressenmaterial der SM verschickt hätten. Außerdem monierten die SM, dass "Auseinandersetzungen in unserer Emigration" in die Öffentlichkeit getragen würden.(205) Die Kritik der SM wurde ins Englische übersetzt und in einer Beilage zum gleichen SM-Heft veröffentlicht.(206) Ollenhauer schrieb in einem Brief an Stampfer: "Es ist ein beschämendes Dokument - für die Verfasser. [...] Wir werden öffentlich nicht darauf antworten, solange das Dokument oder sein Inhalt nicht in der Öffentlichkeit erscheinen."(207)

Mag sein, dass die "Erklärung der Sechs" schädlich für das Ansehen des sozialdemokratischen Exils gewesen ist. Mag sein, dass sich der Exilvorstand bei seinen britischen und internationalen Gesprächspartnern durch die "Erklärung" und die anderen Texte der Geyer-Loeb-Gruppe zunehmend herabgesetzt sehen musste und dass mehr Geschlossenheit unter den sozialistischen Exilanten für ihr Ansehen in Großbritannien förderlich gewesen wäre. An den Tatsachen aber, dass die Streitpunkte nicht sachlich ausdiskutiert wurden und dass der Exilvorstand nur wenig Fähigkeit zur Selbstkritik besaß, vor allem im Bereich der Aufarbeitung der eigenen Geschichte (Kriegskredite zu Beginn des Ersten Weltkriegs, teilweises Versagen in der Deutschen Revolution von 1918/1919 und während der Zeit des Aufstiegs der Nationalsozialisten, Überschätzung des Arbeiterwiderstands gegen den Nationalsozialismus), lässt sich nicht vorbeisehen.

Dabei hätten die Karten des Exilvorstands bei einer solchen Debatte nicht einmal schlecht ausgesehen. Zu allen Streitfällen gab es gewichtige Für-, aber auch Gegenargumente. Vor allem gehörte das vermeintliche Versagen der Sozialdemokratie in keinem der angeführten Fälle zu den Hauptursachen der historischen Fehlentwicklung. Und eine Teilschuld oder ein Versagen einzugestehen hätte die Glaubwürdigkeit der Exil-SPD bei ihren britischen und internationalen Partnern möglicherweise eher erhöht als gemindert, auch wenn sich dadurch einige Deutschlandgegner hätten bestätigt sehen können. Wels' Rede zum "Ermächtigungsgesetz" am 23. März 1933 war eine Heldentat, und die Teilnahme an der Reichstagssitzung vom 17. Mai 1933, in der über die von den Nazis eingebrachte Friedensresolution abgestimmt wurde, ein Fehler, wiewohl man den von 120 auf 65 dezimierten Abgeordneten der Reichstagsfraktion zugute halten muss, dass mancher von ihnen von den Nazis unverhohlen mit Mord und Todschlag bedroht worden war. Was den Widerstand aus den Reihen der sozialdemokratischen Arbeiterschaft angeht, konnten weder Exilvorstand noch dessen Gegner damals das heute konstatierte Maß feststellen, in welchem Frauen und Männer in oft kleinsten regionalen Gruppen den Nationalsozialismus unter Einsatz ihres Lebens bekämpften.(208) Und wenn auch die Gruppe um Geyer und Loeb Recht hatte mit ihrer Auffassung, die "Reste der sozialdemokratischen Partei [im Reich] [...] [seien keine] sicheren Garanten gegen den deutschen Nationalsozialismus", so konnte dem doch mit ebenso gutem Recht entgegengehalten werden, dass viele Sozialdemokraten ihr Leben im Kampf gegen das NS-Regime verloren hatten und ebenso viele es immer noch einsetzten. Der heldenmütige Widerstand gegen das NS-Regime hätte in jedem Fall eine anerkennende Wertung verdient gehabt, und zwar unabhängig von der Anzahl der Widerständler. Schließlich hätte es niemand, der die Brutalität des NS-Regimes richtig einschätzte, verantworten können, dass leichtfertig noch mehr Menschenleben aufs Spiel gesetzt wurden.

Die vier Unterzeichner der "Erklärung der Sechs", die Mitglieder der "Landesgruppe der Gewerkschafter" waren, wurden am 9. Juni 1942 wegen "schweren gewerkschaftlichen Disziplinbruch[s]"(209) einstimmig aus der "Landesgruppe" ausgeschlossen. Sie waren zuvor vor den Arbeitsausschuss der "Landesgruppe" (unter dem Vorsitz des IGB-Generalsekretärs) zitiert worden, um sie "von der Haltlosigkeit ihrer Behauptungen zu überzeugen"(210), lehnten es jedoch ab, ihre "beleidigenden und denunziatorischen Unterstellungen" zurückzunehmen - so eine in den SM veröffentlichte Mitteilung des "Landesausschusses".(211) Die Unterzeichner hatten in ihrer "Erklärung" schwere Vorwürfe gegen die "Landesgruppe" geäußert, darunter den Vorwurf, die "Landesgruppe" vertrete Auffassungen, wie sie "der Politik der Gewerkschaftsführung im März-April 1933" entsprächen, und das sogar "verstärkt"(212). Und der von der "Landesgruppe" herausgegebenen Gewerkschaftszeitung "Die Arbeit" wurde von den sechs Unterzeichnern vorgeworfen, sie habe die nationalsozialistische "Arbeitsfront"(213) als eine "rohe Form" für die "gewerkschaftliche Einheitsfront"(214) anerkannt. Bei aller berechtigten Kritik an der Politik der Gewerkschaftsführung zu Beginn der NS-Herrschaft sind das zweifellos heillos übertriebene Vorwürfe gegen die "Landesgruppe".

Das zusammenfassende Ergebnis des monatelangen "Nationalismusstreits": Vier der sechs Unterzeichner wurden aus der "Landesgruppe" ausgeschlossen; einer trat aus dem Parteivorstand zurück (Geyer); alle sechs mussten sich als aus der Gemeinschaft der sozialdemokratischen Emigration herausgedrängt betrachten, nachdem die vom Parteivorstand herausgegebenen "Sozialistischen Mitteilungen" einen entsprechenden Artikel veröffentlicht hatten;(215) und ein Unterzeichner - nämlich Loeb - wurde 1942 auch förmlich aus der SPD ausgeschlossen. Er hatte zu oft den sachlichen Teil seiner Botschaft vernachlässigt und statt dessen persönliche Beleidigungen ausgesprochen: So bezeichnete er Mitglieder des sozialdemokratischen Exils als "nationale Sozialisten"(216).

Aber auch die Forderungen des "nationalpatriotischen" Flügels der Exil-SPD waren nicht nur für das Ausland, sondern auch für viele deutsche NS-Gegner unannehmbar. Sein prominentester Flügelmann, Friedrich Stampfer, hatte schon 1938 gefordert, ein "befreites Deutschland unzerstört aus dem Krieg herauszuführen" und gegen einen "Diktatfrieden" zu kämpfen, falls dieser Annexionen, Wiedergutmachung und ausländische Einflussnahme vorsehe. Und Victor Schiff(217) meinte 1941, das Deutsche Reich müsse in den Grenzen von 1937 erhalten werden. Um nationalistischen Kräften aus dem antidemokratischen Lager den Boden zu entziehen, seien darüber hinaus territoriale Korrekturen zugunsten Deutschlands notwendig, womit er die Belassung Memels beim Reich sowie weitere Korrekturen für Eupen-Malmedy, Danzig und den Korridor meinte.(218)

Der Konflikt zwischen nationalpatriotischem und Geyer-Loeb-Flügel wird in der Literatur häufig auf Intrigen von Gillies und den zunehmenden Vansittartismus in der Labour Party zurückgeführt.(219) Eiber weist hingegen darauf hin, dass dieser Konflikt "durchaus andere relevante Aspekte" gehabt habe. Schließlich habe die Geyer-Loeb-Gruppe vor allem aus ehemaligen USPD-Mitgliedern bestanden, so dass der Streit auch als "Folge der in der Weimarer Republik verdrängten Diskussion um die Ursachen des Ersten Weltkrieges und um die Verstrickung von Sozialdemokratie, Gewerkschaften und deutscher Arbeiterschaft zu sehen" sei.(220)


Abbildung 9: Fritz Heine 1947

Abbildung 9: Fritz Heine 1947

Fritz Heine, Mitglied des - nach dem Austritt von Geyer - nur noch dreiköpfigen Exilvorstands, brachte die Situation des sozialdemokratischen Exils während des "Nationalismusstreits" auf den Punkt, als er die Atmosphäre unter den Emigranten in London als "geladen" und die Streitigkeiten als "unproduktiv" bezeichnete. Er vermisste "parteigenössischen Geist" und konstatierte "sture Rechthaberei" seiner Genossen. Weil der Mensch "ohne Gegner nicht leben" könne, hätten sich viele seiner Parteigenossen einen Gegner in den eigenen Reihen aufgebaut. Emigranten - so Heine - befänden sich im "luftleeren Raum" und es fehle ihnen ein politischer Gegner aus Fleisch und Blut. Jahrelange innerparteiliche Streitigkeiten hätten dazu geführt, dass Exil-Sozialdemokraten ihre "Feinde" in den eigenen Reihen erbittert gehasst hätten. Heine wörtlich:

"Dieser setzt sich mit jenem nicht an einen Tisch, und jener ist von der Schurkerei des anderen überzeugt. Dass ich einmal eine halbe Stunde mit Walter Loeb geskatet habe, verdirbt mir, glaubt's mir, meine ganze Karriere bei den einen, und die Tatsache, dass Victor Schiff von mir etwas Nettes geschrieben hat, veranlasst die anderen, mir zu misstrauen. Und dabei stehe ich mich - wohl als Einziger - mit allen noch am besten."(221)

Heines Analyse trifft allerdings nicht nur für das sozialdemokratische Exil zu, sondern gilt für Emigranten jeder Couleur und zu jeder Zeit.

Die unbefriedigende Situation des sozialdemokratischen Exils und die häufigen Streitereien blieben den britischen und internationalen Gesprächspartnern nicht verborgen. Die ohnehin sehr geringen Möglichkeiten der deutschen Emigration, Einfluss auf die britischen Gewerkschaften, auf die Labour Party oder die internationalen Organisationen der Arbeiterbewegung auszuüben, gingen mehr und mehr verloren. Das war in besonderer Weise von Nachteil, wenn es nicht nur um tägliche Fragen des Exils ging, sondern auch, wenn Fragen der zukünftigen europäischen Friedensordnung oder des Aufbaus eines freiheitlichen Deutschland diskutiert wurden. Dann war die Meinung der SPD nur wenig gefragt. Und als Partner im Kampf gegen den Nationalsozialismus empfahlen sich die Sozialdemokraten ihren Gastgebern auch nicht. Erschwerend für die SOPADE kam hinzu, dass Vogel kein Englisch sprach, Ollenhauer es erst in Großbritannien lernen musste und nur Heine die Sprache des Gastlandes beherrschte.(222) Nach Auffassung des Parteivorsitzenden Vogel war die SPD als "Versagerpartei" diskreditiert, und das äußerte er schon 1942.

Das schlechte Ansehen der SPD im britischen Exil hielt auch in den folgenden Jahren an. Jede missverständliche Formulierung, jedes patriotisch klingende Wort wurde als Beleg für den angeblich nationalistischen Charakter der deutschen Sozialdemokratie, ja mitunter als gegen die Alliierten gerichtete Handlung interpretiert, so etwa als Fritz Heine 1944 eine Denkschrift des früheren Mitarbeiters der "Deutschlandberichte" Arno Seidel(223) mit dessen "Gedanken zur kommenden Neuordnung" als Diskussionspapier verschickt hatte. Das Papier gelangte in die Hände des kommunistischen Chefredakteurs der "Freien Tribüne", der es - mit aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten und teilweisen Fälschungen - in der "Freien Tribüne" auszugsweise veröffentlichte. Heine wurde dort scharf angegriffen. Ihm wurde u.a. vorgeworfen, den deutschen Imperialismus zu verteidigen. Das Papier enthielt zweifellos Angriffe gegen die Kommunisten, deren Politik "durch die Belange der sowjetischen Außenpolitik bestimmt" sei, aber imperialistisch war der Text nicht - und Heine selbst hatte ihn auch nicht geschrieben, sondern nur verschickt.(224) Aber Heine war Mitglied des Exilvorstandes der SPD, und die war das Angriffsziel der Kommunisten und sollte in der Öffentlichkeit als englandfeindlich angeprangert werden. Die britische Öffentlichkeit nahm in jener Zeit solche Bösartigkeiten und Unterstellungen dankbar auf.

Die SM gingen im Dezember 1944 auf den Streit ein.(225) Unter der Überschrift "Gegen verleumderische Angriffe" verwahrten sie sich gegen eine "politische Kampfesweise", die "an die Stelle der Diskussion Fälschung, Verleumdung und Denunziation setzt." Zugleich druckten sie die "Richtigstellung" Fritz Heines ab, die von der "Freien Tribüne" nur auszugsweise veröffentlicht worden war.

Hatten sich seit Sommer 1942 die Beziehungen des Exilvorstands zur Führung der Labour Party " auf inhaltsleere Formalitäten wie Einladungen zu Veranstaltungen, die Bitte um Redner, die Weiterleitung von Erklärungen und Materialien etc."(226) beschränkt, trat eine Besserung der Beziehungen auch nicht ein, als das Ende des Krieges und Hitlers baldige Niederlage absehbar wurden. Zwar bat der Exilvorstand die Labour Party Ende 1944 um Unterstützung bei der Rückkehr nach Deutschland, doch zu einem Gespräch kam es erst im August 1945.(227) Die Funkstille erklärt sich teilweise dadurch, dass sich die Labour Party in den Kriegsjahren in einer Großen Koalition befand ("Kabinett der nationalen Konzentration") und in Fragen der Deutschlandpolitik und des Verhältnisses zu den deutschen Sozialdemokraten auf die britischen Konservativen Rücksicht nehmen musste.

Auch das Ausscheiden von Gillies als Sekretär der Internationalen Abteilung der Labour Party im Januar 1945 verbesserte die Beziehungen nicht. Die Mehrheit der Labour Party wollte die Exilpartei nicht in ihre Überlegungen über das Nachkriegsdeutschland einbeziehen.(228) Allerdings ermöglichte Noel-Baker den Flug Ollenhauers, Heines und Schoettles zur Konferenz in Wennigsen, ihre Rückkehr regelte Hynd.(229)

Erst Anfang 1946 zeichnete sich eine Entspannung des Verhältnisses ab, als die Labour Party das erfolgreiche Wiedererstehen der SPD in Deutschland zur Kenntnis genommen hatte. Ollenhauer und Heine wurde anlässlich eines Gesprächs am 31. Januar eine Botschaft der Labour Party übergeben, die an die SPD in Deutschland gerichtet war und den Erfolg der Neugründung der SPD begrüßte.(230)




Fußnoten

107 - Vgl. Röder 1969, a.a.O., S. 22, sowie Schneider, a.a.O., S. 865.

108 - Vgl. Schneider, a.a.O., S. 857.

109 - Vgl. z.B. Strickhausen, Waltraud: Großbritannien, in: Handbuch, a.a.O., Spalten 253 f.

110 - Vgl. Röder 1969, a.a.O., S. 24.

111 - Vgl. unten, Kapitel 6, Ziffer 10.

112 - Vgl. Strickhausen, a.a.O., Spalte 257.

113 - Erwin Schoettle (1899-1976), SPD (ab 1919), SPD-Parteisekretär und enger Mitarbeiter Kurt Schumachers (1931/1932), Flucht in die Schweiz und Arbeit als "Grenzsekretär" der SOPADE (1934), Anschluss an die "Leninistische Organisation" (LO), später "Neu Beginnen" (NB) (ab 1934), im Zuge der Verlegung der NB-Auslandsleitung Emigration nach Großbritannien und Leiter der Londoner NB-Gruppe (1939), Wegbereiter der "Union deutscher sozialistischer Organisationen in Großbritannien" (1941), Mitglied des Exekutivkomitees der "Union" (1941-1945), nach dem Zweiten Weltkrieg Landesvorsitzender der SPD in Baden-Württemberg (1947-1962), Mitglied des Parteivorstands (1948-1968), Mitglied des Bundestages (1949-1972).

114 - Hans Gottfurcht (1896-1982), Gewerkschaftsfunktionär, SPD, Aufbau und Organisation illegaler Gewerkschaftsorganisationen (ab 1933), nach Verhaftung (1937) Flucht über die Niederlande nach Großbritannien (1938), Vorsitzender der "Landesgruppe deutscher Gewerkschafter in Großbritannien" (ab 1941), nach dem Zweiten Weltkrieg verschiedene Funktionen im internationalen Gewerkschaftsbereich (London, Brüssel).

115 - Vgl. SM, Nr. 22, 1941, S.6.

116 - Willi Eichler (1896-1971), SPD, Schüler und Privatsekretär von Leonard Nelson (1923-1927), Vorstandsmitglied des "Internationalen Jugend-Bundes" und (nach Nelsons Tod 1927) Vorsitzender des "Internationalen Sozialistischen Kampfbundes" (ISK), der nach dem Ausschluss des IJB aus der SPD (1925) gegründet worden war, Emigration nach Frankreich (1933), in Paris Aufbau einer Auslandszentrale des ISK, die illegale Gruppen im Reich unterstützte, Ausweisung aus Frankreich (1938), nach kurzem Aufenthalt in Luxemburg Emigration nach Großbritannien (1939), dort Leiter der etwa 20 Mitglieder umfassenden Exilgruppe des ISK, Federführung auf Seiten des ISK bei der Vereinigung mit der SPD (1945), nach dem Zweiten Weltkrieg Mitglied des Parteivorstandes der SPD (1946-1968), Mitglied des Bundestags (1949-1953), einer der geistigen Väter des Godesberger Programms der SPD, Autor und Herausgeber zahlreicher Publikationen und interner Papiere während der Exilzeit und danach.

117 - Vgl, Eiber, a.a.O., S. XX f.

118 - Vgl. ebd. sowie SM, Nr. 22, 1941, S. 6.

119 - Vgl. unten, Kapitel 6, Ziffer 10.

120 - Vgl. Eiber, a.a.O., S. XVIII.

121 - Röder 1969, a.a.O., S. 27.

122 - Vgl. Eiber, a.a.O., S. XXI.

123 - Vgl. ebd., S. XLVII f.

124 - Vgl. Röder 1969, a.a.O., S. 27.

125 - Vgl. Eiber, a.a.O., S. LXXXV f.

126 - Vgl. ebd., S. LXXXIX.

127 - Vgl. unten, Ziffer 5 dieses Kapitels.

128 - William Gillies (1885-1958), Internationaler Sekretär der Labour Party (bis 1945), unterstützte vansittartistische Positionen in der deutschen Emigration und betrieb den Entzug der (politischen) Unterstützung des Exilvorstands der SPD sowie der "Union" durch die Labour Party.

129 - Zitiert nach Appelius, a.a.O., S. 232.

130 - Vgl. ebd., S. 232 f.

131 - Irene Herzfeld (1903-1972), Sozialpflegerin, SPD, Emigration in die Tschechoslowakische Republik (1933), dort Mitarbeit bei SOPADE-Publikationen, unter anderem beim "Neuen Vorwärts", mit "Neuem Vorwärts" nach Paris (1938), nach Internierung in Gurs (1940) Flucht über Spanien nach Lissabon und von dort ins Exil nach Großbritannien (1941), dort Mitarbeiterin und Lebensgefährtin von Curt Geyer, Tätigkeit im Foreign Office (1945 bis etwa 1955), danach Tätigkeit bei unterschiedlichen Medien.

132 - Vgl. Appelius, a.a.O., S. 232.

133 - Zum Vorstehenden vgl. Biographisches Handbuch, a.a.O., S. 540 f. und S. 782 ff.

134 - Vgl. Röder 1969, a.a.O., S. 36, der für 1942 in den Akten einen Zahlungseingang von immerhin 500,-US-$ registrierte, aber danach - bis Kriegsende - keine weiteren Zahlungen mehr feststellen konnte.

135 - Vgl. Eiber, a.a.O., S. XIX.

136 - Vgl. Röder 1969, a.a.O., S. 27.

137 - Karl Höltermann (1894-1955), SPD, Mitbegründer (1924) und Bundesführer (1932/1933) des "Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold", MdR (1932-1933), Exil: Niederlande (1933), Großbritannien (1935), hielt im Exil Distanz zum Exilvorstand der SPD und setzte sich für eine Gesamtvertretung des Exils in Konkurrenz zum SOPADE-Vorstand ein.

138 - Zum Vorstehenden vgl. Biographisches Handbuch, a.a.O., S.783.

139 - Gerhart Seger (1896-1967), SPD-MdR (1930-1933), Haft und Konzentrationslager (1933), Flucht aus Konzentrationslager nach Prag (1933), Veröffentlichung eines Berichts über das Konzentrationslager Oranienburg (Seger, Gerhart: "Oranienburg: Erster Bericht eines aus dem Konzentrationslager Geflüchteten". Mit einem Geleitwort von Heinrich Mann, Probleme des Sozialismus, Nr. 5: Oranienburg, Karlsbad 1934), der auch in sechs Fremdsprachen veröffentlicht wurde, Emigration nach USA (1934), Redakteur (1935/1936), dann Chefredakteur der Neuen Volkszeitung (NVZ), New York (1936-1949).

140 - Vgl. Link, a.a.O., S. 148, der sich auf Arndt, K.J.R./Olson, M.E.: German-American Newspapers and Periodicals 1732-1955. History and Bibliography, Heidelberg 1961, S. 385, bezieht.

141 - Vgl. Appelius, a.a.O., S. 156.

142 - Vgl. Osterroth, Franz/Schuster, Dieter: Chronik der deutschen Sozialdemokratie, Band II: Vom Beginn der Weimarer Republik bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs, Internationale Bibliothek, Band 84, Berlin - Bonn, 1975, S. 377.

143 - Emil Stahl (1879-1956), SPD-MdR (1917-1918), Mitglied der Nationalversammlung (1919-1920), Mitglied des SPD-Parteivorstandes (ab 1924), Mitglied des preußischen Landtags und Vorsitzender des SPD-Bezirks Brandenburg-Grenzmark (ab 1928), Exil: Tschechoslowakische Republik (1933), Schweden (1938), dort Landesvertreter des Exil-Parteivorstandes, Rücktritt wegen Meinungsverschiedenheiten (1943).

144 - Kurt Heinig (1886-1956), SPD-MdR (1927-1933), Exil: Dänemark (1933), Schweden (1940), dort als Nachfolger von Emil Stahl als Landesvertreter des Exil-Parteivorstandes (ab 1943), nach dem Zweiten Weltkrieg Vertreter des SPD-Parteivorstandes in Schweden.

145 - Ernst Friedrich Schumacher (1896-1958), SPD-Funktionär (seit 1922), Exil: Niederlande (1933), Belgien (1933) und Bolivien (1939), dort Landesvertreter des Exil-Parteivorstandes und Herausgeber der "Rundschau von Illimani", des Organs des von ihm gegründeten Landesverbandes der SPD in Bolivien (1939-1946), scharfe Konflikte mit linkssozialistischen Exilkreisen in Bolivien, nach dem Zweiten Weltkrieg Verlagsgeschäftsführer des "Neuen Vorwärts" in Bonn (1948-1953).

146 - Werner Hansen (1905-1972), ISK-Mitglied (1926), Emigration nach Frankreich (1937) und Großbritannien (1939), nach Internierung (1940) und zeitweisem Aufenthalt in Australien (1940/1941) enge Zusammenarbeit mit Willi Eichler bei zahlreichen Publikationen und internen Papieren, ISK-Sprecher für gewerkschaftliche Fragen, nach dem Zweiten Weltkrieg wichtige Funktionen im Deutschen Gewerkschaftsbund sowie Mitglied des SPD-Parteipräsidiums und Mitglied des Bundestages (1953-1957).

147 - Karl Frank (1893-1969), Mitgliedschaften in mehreren linken sozialistischen Organisationen: KPÖ, KPD, KPO, SAPD (1919-1932), auf Grund seiner Verbindungen zur Gruppe um Walter Löwenheim Mitglied der "Leninistischen Organisation"(LO), als Mitglied der LO Eintritt in die SPD (1932), mit Löwenheim und Richard Löwenthal einer der theoretischen und organisatorischen Führer der LO, nach Veröffentlichung der Programmschrift "Neu Beginnen" durch Walter Löwenheim unter dem Pseudonym Miles (im Karlsbader Verlag Graphia der SOPADE) Leiter der nach der Programmschrift benannten Auslandsabteilung der Gruppe (NB), die ihren Sitz zunächst in Wien, dann in Prag hatte, nach Spaltung der LO und Trennung von Löwenheim (1935) mit Löwenthal führender Kopf von NB, Verlegung des Sitzes der NB-Auslandsleitung nach London, dort Kontakte zum deutschen Widerstand und kritische Berichte über die Lage im Reich, ferner Vorlagen zum Nachkriegsdeutschland, Reise in die USA (1939), wo er die Anschauungen von NB zu propagieren und die Arbeit von NB in Abstimmung mit London weiterzuführen versuchte, nach dem Zweiten Weltkrieg Verbleib in den USA.

148 - Richard Löwenthal (1908-1991), Mitglied der Kommunistischen Studentenfraktion (Kostufra) (1926-1929), Abwendung von der KPD und Ausschluss (1929), KPO (1929-1931), Anschluss an die "Leninistische Organisation" (LO), später "Neu Beginnen" (NB), Exil: Tschechoslowakische Republik (1935), dort Tätigkeit im Auslandsbüro von "Neu Beginnen", Großbritannien (1936), Tschechoslowakische Republik (1937), Frankreich (1938), mit NB-Auslandszentrale nach London (1939), führender theoretischer Kopf von "NB", publizistische und journalistische Tätigkeiten für britische Medien bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg, unter dem Pseudonym Paul Sering Veröffentlichung seines für den Demokratischen Sozialismus grundlegenden Werks "Jenseits des Kapitalismus" (1947), Professor am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin (ab 1961).

149 - Waldemar von Knoeringen (1906-1971), SPD, Emigration nach Österreich (1933) und Leiter des Grenzsekretariats Südbayern der SOPADE (1934), auf Grund zunehmender Meinungsverschiedenheiten mit der SOPADE Anschluss an die illegale Arbeit der "Leninistischen Organisation" (LO), später "Neu Beginnen" (NB), Exil in der Tschechoslowakischen Republik (Prag 1936), Frankreich (1938) - in Paris Leiter der NB-Exilzentrale -, Großbritannien (1939), wo er in London als Hauptaufgabe die "qualifizierte Berichterstattung" über die Lage im Reich übernahm, schon vor Ende des Zweiten Weltkriegs Einsatz für das Aufgehen der "Union sozialistischer Organisationen in Großbritannien" in der SPD, nach dem Zweiten Weltkrieg Vorsitzender der SPD-Fraktion im bayrischen Landtag (1946-1962), Vorsitzender des SPD-Landesverbands Bayern (1947-1963), Mitglied des Bundestags (1949-1951) und einer der stellv. Parteivorsitzenden der SPD (1958-1962).

150 - Zu den sonstigen "Entwicklungssträngen", die zur Gründung der "Union" führten, vgl. Eiber, a.a.O., S. XXV f.

151 - Zum Vorstehenden vgl. Biographisches Handbuch, a.a.O., S. 783.

152 - "Gemeinsame Erklärung über die Gründung der ,Union deutscher sozialistischer Organisationen in Großbritannien'" in der am 19. März 1941 endgültig verabschiedeten Fassung, abgedruckt in Eiber, a.a.O., S. 18. Die sozialdemokratischen Exilanten in Großbritannien wurden im März 1941 durch die "Sozialistischen Mitteilungen" (SM, Nr. 24, 1941, S. 1 f.) über die "Gemeinsame Erklärung" informiert.

153 - Vgl. unten, Ziffer 5 dieses Kapitels.

154 - Vgl. Potthoff/Miller, a.a.O., S. 166 f.

155 - Vgl. Eiber, a.a.O., S. XXXIX.

156 - SM, Nr. 44, 1942, Beilage 2. Das Referat ist ferner veröffentlicht in: Programmatische Dokumente, a.a.O., S. 233 ff.

157 - Vgl. Programmatische Dokumente, a.a.O., S. 39 f.

158 - SM, Nr. 44, Beilage 2, S. 14.

159 - Ebd., S. 17.

160 - Ebd., S. 19.

161 - Vgl. Röder 1969, a.a.O., S. 234.

162 - Walter Fliess (1901 - 1985), Funktionär des Internationalen Jugendbundes und des ISK, Exil: Holland (1933), Großbritannien (1934), Mitarbeiter von "Freies Europa" (1943 - 1945), nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst Mitarbeiter der britischen Militärverwaltung in Deutschland (1947 - 1948), später Vorstandsmitglied der Labour Party (1963 - 1970).

163 - SM, Nr. 82, 1946, Beilage.

164 - Potthoff/Miller, a.a.O., S. 168.

165 - Eiber, a.a.O., S. LXVIII.

166 - Vgl. Programmatische Dokumente, a.a.O., S. 40.

167 - Vgl. Potthoff/Miller, a.a.O., S. 165.

168 - Vgl. Mehringer, a.a.O., Spalte 490.

169 - Vgl. unten, Ziffer 5 dieses Kapitels.

170 - Vgl. Eiber, a.a.O., S. XXXIII.

171 - Lord Robert Vansittart (1881-1957), britischer Politiker und Regierungsberater, veröffentlichte 1941 die deutschfeindliche Broschüre "Black record: Germans past and present".

172 - Sir Winston Churchill (1874-1965), britischer Politiker (Liberale Partei, Konservative Partei), mehrfach Mitglied der britischen Regierung (ab 1906), Premierminister (1940-1945, 1951-1955).

173 - Vansittart, Robert: "Black record: Germans past and present", London 1941.

174 - Zum Vorstehenden einschließlich der Zitate vgl. Appelius, a.a.O., S. 222 f.

175 - James Walker (1883-1945), Vorsitzender des schottischen Trade Union Congress, Labour MP (1939-1945), Mitglied des National Executive Council der Labour Party, Vorsitzender der Verlagsgesellschaft "Fight for Freedom Editorial and Publishing Services, Ltd." (ab 1942). "Fight for Freedom" war der publizistische Arm der von der Labour Party unterstützten vansittartistischen Positionen in der deutschen Emigration um Curt Geyer und Walter Loeb.

176 - Vgl. Röder 1969, a.a.O., S. 141.

177 - Gillies, William: German Social Democracy. Notes on Its Foreign Policy in World War - On the Eve of the Third Reich: The German Social Democratic Party - The Trade Unions, Oktober 1941, zitiert nach: Röder 1969, a.a.O., S. 151.

178 - Walter Loeb (1895-1948), SPD (1919-1942, Ausschluss), Emigration in die Niederlande (1933) und nach Großbritannien (1940), Konflikte mit dem Londoner Parteivorstand über die Fragen der Einstellung der deutschen Bevölkerung zum NS-Regime und der einseitigen Abrüstung Deutschlands, Mitbegründer der Verlagsgesellschaft "Fight for Freedom" (1942) und Mitunterzeichner der Erklärung vom 2. März 1942 ("Erklärung der Sechs"), die eine Mitschuld der Sozialdemokratie am Aufkommen des Nationalsozialismus behauptete und die Existenz einer nennenswerten Opposition gegen Hitler bestritt, wichtigster Vertreter vansittartistischer Positionen in der deutschen politischen Emigration.

179 - Vgl. Röder 1969, a.a.O., S. 151.

180 - SM, Nr. 51, 1943, S. 19.

181 - Vgl. ebd., S. 20.

182 - Ebd., S. 21.

183 - Potthoff/Miller, a.a.O., S. 164.

184 - Philipp Noel-Baker (1889 - 1982), britischer Labour-Politiker, MP (1929 - 1931 und 1936 - 1970), Mitglied des National Executive Committee (1937 - 1948), parlamentarischer Staatssekretär, Staatsminister und Minister in mehreren Ministerien (ab 1942).

185 - Memorandum Concerning the "Private and Confidential" Notes on the Policy of German Social Democracy During the Last War and the Eve of the Third Reich, zitiert nach: Röder 1969, a.a.O., S. 152.

186 - Vgl. Röder 1969, a.a.O., S. 152 f.

187 - Eiber, a.a.O., S. XCIX.

188 - Abgedruckt in SM, Nr. 33, 1942, S. 9 ff.

189 - Camille Huysmans (1871-1968), belgischer sozialistischer Politiker, Sekretär der II. Internationale (1905-1920), Präsident der SAI (1940), Exil in Großbritannien (1940-1944), nach dem Zweiten Weltkrieg belgischer Ministerpräsident (1945-1946) und Unterrichtsminister (bis 1949).

190 - Vgl. Appelius, a.a.O., S. 227.

191 - Vgl. SM, Nr. 35, 1942, S. 4.

192 - Ebd., S. 5.

193 - Victor Gollancz (1893-1967), Sir (seit 1965), britischer Verleger und Schriftsteller, Gründer des "Verlags Victor Gollancz" in London (1927) und des sozialistischen "Left Book Club"(1936), Herausgeber der "Left News", setzte sich im Zweiten Weltkrieg gegen deutschfeindliche Bestrebungen in Großbritannien (Vansittartismus) ein, nach dem Krieg Befürworter einer Verständigung mit Deutschland, Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1960).

194 - Gollancz, Victor: Shall our children live or die? A reply to Lord Vansittart on the German problem, London 1942.

195 - SM, Nr. 36, 1942, S. 8.

196 - Ebd., S. 8 f.

197 - Geyer, Curt/Loeb, Walter: Gollancz in German wonderland, Foreword by James Walker, London [u.a. 1942].

198 - Vgl. den Artikel Die deutsche Arbeiterbewegung und der deutsche Nationalismus, in: SM, Nr. 42, 1942, S. 10 ff.

199 - Ebd., S. 13.

200 - Fritz Bieligk, Carl Herz, Kurt Lorenz und Bernhard Menne (vgl. SM, Nr. 36, 1942, S. 3).

201 - Vgl. Appelius, a.a.O., S. 228.

202 - Erklärung der "Fight for Freedom"-Gruppe vom 2.3.1942, abgedruckt in: Link, a.a.O., S. 538 ff.

203 - Die "Atlantik Charta" wurde am 14. August 1941 an Bord eines englischen Kriegsschiffs (im Atlantik) zwischen dem amerikanischen Präsidenten Roosevelt und dem britischen Premierminister Churchill vereinbart. Ihr schlossen sich später alle Alliierten an. In der Charta geht es um die Grundlagen der künftigen Weltordnung: Gewährleistung der vier Freiheiten (Meinungs- und Redefreiheit, Religionsfreiheit, Freiheit von Not und Freiheit von Angst), Verzicht auf Annexionen und Gewalt, Anerkennung des Selbstbestimmungsrechts der Völker und Bekenntnis zu einer Weltsicherheitsorganisation. Der Text der Charta wurde 1941 in den SM veröffentlicht (SM, Nr. 29, 1941, S. 4 f.).

204 - Alle Zitate nach: Link, a.a.O., S. 538 f. bzw. S. 541.

205 - SM, Nr. 36, 1942, S. 3.

206 - SM, Nr. 36, 1942, Beilage, S. 1 f.

207 - Zitiert nach: Link, a.a.O., S. 544.

208 - Vgl. Schneider, a.a.O., S. 783 ff. Vgl. ferner Boll, Friedhelm: Sprechen als Last und Befreiung. Holocaust-Überlebende und politisch verfolgte zweier Diktaturen. Ein Beitrag zur deutsch-deutschen Erinnerungskultur, Veröffentlichungen des Instituts für Sozialgeschichte e.V., Braunschweig - Bonn, hrsg. von Dieter Dowe, Bonn 2001. Auf den Seiten 186 ff. geht es zum Beispiel um die Gruppe Paul Winzen. Vgl. ferner die drei Bände über Widerstand gegen den Nationalsozialismus im Ruhrgebiet von Klotzbach, Kurt: Gegen den Nationalsozialismus. Widerstand und Verfolgung in Dortmund 1930-1945. Eine historisch-politische Studie, Hannover 1969, Steinberg, Hans-Josef: Widerstand und Verfolgung in Essen 1933-1945, 2. Auflage, Bonn-Bad Godesberg 1973, sowie Bludau, Kuno: Gestapo - geheim! Widerstand und Verfolgung in Duisburg 1933-1945, Bonn-Bad Godesberg 1973. Vgl. ferner Löwenthal, Richard/von zur Mühlen, Patrik (Hrsg.): Widerstand und Verweigerung in Deutschland 1933 bis 1945, Berlin und Bonn 1982.

209 - SM, Nr. 39, 1942, S. 19.

210 - Ebd.

211 - Ebd.

212 - Link, a.a.O., S. 539.

213 - Die nationalsozialistische "Deutsche Arbeitsfront" (DAF) wurde nach Auflösung der Gewerkschaften am 10. Mai 1933 gegründet. Im Zuge der NS-Gleichschaltungspolitik wurde die überlieferte Trennung der Berufsorganisationen in Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände abgelehnt.

214 - Link, a.a.O., S. 539.

215 - In den SM, Nr. 36, 1942, S. 3, heißt es wörtlich, dass "wir in der Abfassung und Verbreitung der Erklärung den Beweis erblicken, dass die sechs Unterzeichner [...] sich nicht mehr mit der Gemeinschaft der sozialdemokratischen Emigration verbunden fühlen." Diese Formulierung kommt einem Herausdrängen aus der Partei gleich.

216 - Zitiert nach Appelius, a.a.O., S. 234.

217 - Victor Schiff (1895-1953), SPD (seit 1917), außenpolitischer Redakteur des "Vorwärts" (1920-1933), nach zweimaliger Verhaftung Emigration nach Großbritannien (April 1933) und Frankreich (Oktober 1933); obwohl bislang Anhänger des rechten Flügels der SPD: Befürworter eines Volksfrontbündnisses mit den Kommunisten (ab 1935), erneut nach Großbritannien (1940), Ausschussmitglied der Londoner SPD-Ortsgruppe (ab 1942), Anhänger des "sozialpatriotischen" Flügels der Exil-SPD in Gegnerschaft zur Gruppe um Geyer/Loeb (leidenschaftlicher Gegner eines "Diktatfriedens" mit ausländischer Kontrolle, Gegner von Gebietsabtretungen und einseitiger Abrüstung Deutschlands), Anschluss an die kommunistisch gesteuerte "Freie Deutsche Bewegung", FDB (1943-1944), Rückkehr zur SPD (1944), nach dem Zweiten Weltkrieg Korrespondent des "Daily Herald" in Rom mit engen Verbindungen zur SPD (ab 1946).

218 - Vgl. Röder 1969, a.a.O., S. 149.

219 - Vgl. Eiber, a.a.O., S. CIV, Fußnote 502.

220 - Ebd., S. CIV.

221 - Zum Vorstehenden und zu den Zitaten vgl. Appelius, a.a.O., S. 233 f.

222 - Ebd., S. 234.

223 - Arno Seidel (1894-1979), SPD, Exil: Tschechoslowakische Republik (1933), Großbritannien (1941), Autor einer 20-seitigen Denkschrift mit "Gedanken zur kommenden Neuordnung" (1944).

224 - Zum Vorstehenden und zu dem Zitat vgl. Appelius, a.a.O., S. 253 f.

225 - SM, Nr. 69, 1944, S. 13 f.

226 - Eiber, a.a.O., S. XCIX.

227 - Vgl. ebd, S. C.

228 - Vgl. ebd.

229 - Vgl. Eiber, a.a.O., S. C, Fußnote 485. John Hynd (1902 - 1971)Labour Party, MP (1944 - 1970), Minister für deutsche und österreichische Belange (1945 - 1947).

230 - Der Text der Botschaft ist abgedruckt in: Eiber, a.a.O., S. CI.





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