SOZIALISTISCHE MITTEILUNGEN

News for German Socialists in England

This newsletter is published for the information of Social Democratic
refugees from Germany who are opposing dictatorship of any kind.

Nr. 42 - 1942

Anfang Oktober

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Es ist selten möglich gewesen, mehr als den allgemeinen Verlauf der deutschen Kriegsproduktionsprogramme vorauszusagen. Mit der Ausnahme des sogenannten Todt-Programmes, das der Vorbereitung der Feldzüge im Westen Europas diente, sind die Planungen von äusseren Umständen beeinflusst worden, die weder das Oberkommando der Wehrmacht noch irgendwelche anderen Planungs- und Kontrollämter vorausgesehen haben. [1]

Es besteht überdies keinerlei Möglichkeit, den tatsächlichen Verlauf der deutschen Produktion zu beschreiben. Plan und Wirklichkeit in der Kriegswirtschaft klaffen wahrscheinlich genau so weit auseinander wie der ursprüngliche Plan und der tatsächliche Verlauf des Krieges gegen die Sowjetunion.

Als der Krieg gegen die Sowjetunion begann, war die Auftragsverlagerung nach den [!] Industrien der besetzten Länder bereits stark entwickelt. Die deutsche und von Deutschland kontrollierte Produktionskapazität reichte vollkommen für den gewaltigen Materialverbrauch an der Ostfront aus, wenn die Rohstoffproduktion und die Zahl der Arbeiter ausgereicht hätte.

Die erste gefährliche Krise der deutschen Kriegswirtschaft brach aus, als der Krieg auf grosser Basis während des Winters 1941/42 fortgeführt werden musste.

Hier gab es nur eine Lösung, nämlich die vollständige Konzentration der gesamten europäischen Produktion für die deutsche Kriegsführung. Diese Konzentration, die im kommenden Winter ihren Höhepunkt erreichen wird, ist in der Oeffentlichkeit mit dem Namen Speer, dem Nachfolger Todts, verbunden.

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Sie erstreckt sich auf alle Gebiete des Wirtschaftslebens und erforderte natürlich eine veränderte Organisation, die der Form nach dem individuellen Unternehmer mehr Freiheit geben sollte, in Wirklichkeit aber direkte Kontrolle der Produktion bedeutete.

Der praktische Erfolg dieses sogenannten Speer-Programmes ist der fast völlige Stillstand der zivilen Produktion und das Ende der Auftragsverlagerung in die besetzten Länder. Die Kriegsproduktion ist im Verlaufe dieses Jahres in Deutschland, das heisst in dem sogenannten Gross-Deutschland, einschliesslich der westlichen polnischen Provinzen und Böhmen und Mähren konzentriert worden. Das schliesst natürlich nicht aus, dass die Schwerindustrie Westeuropas und eine Anzahl Spezialindustrien in besetzten Ländern weiter für Deutschland arbeiten.

Zwei Probleme stehen im Vordergrund der deutschen Kriegswirtschaft, nämlich der anhaltende Mangel an Arbeitskräften und die rasch fortschreitende Abnutzung der Produktionsanlagen.

Rein zahlenmässig scheint Sauckel das Arbeiterproblem gelöst zu haben. Es dürfte nicht weit von der Wahrheit entfernt sein, wenn vermutet wird, dass mehr als 6 Millionen ausländische Arbeiter, sogenannte Freiwillige und Kriegsgefangene, in Deutschland beschäftigt sind. Mehr als die Hälfte arbeitet in der Landwirtschaft.

Die Leistung dieser Arbeiter bleibt sehr wahrscheinlich weit hinter der der deutschen Arbeiter zurück. Es muss allerdings nicht übersehen werden, dass Rationalisierung und Standardisierung einen Teil dieses Ausfalles wieder wettmachen.

Die starke Abnutzung der Maschinen und Produktionsanlagen ist längst kein Geheimnis mehr. Zwar ist das Wort Raubbau aus der deutschen Presse verbannt, aber jeder Geschäftsbericht gibt klar zu erkennen, dass normale Erneuerungen und in vielen Fällen sogar laufende Reparaturen schon lange unmöglich geworden sind.

Auf diesem allgemeinen Hintergrund zeichnen sich einzelne interessante Tatsachen ab. Die Kohlenproduktion konnte seit 1939 nicht mehr ausgedehnt werden, abgesehen von dem einmaligen Zuwachs der Produktion in den besetzten und eingegliederten Gebieten. Weder der "Eiserne Heinrich" noch die "Eiserne Johanna", die kombinierten Schräm- und Lademaschinen, können an dieser Tatsache

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etwas ändern. Kohlen-, Gas- und Elektrizitätsverbrauch ausserhalb der Kriegsindustrie werden weit unter das absolute Minimum herabgedrückt werden müssen. Es muss angenommen werden, dass gerade im Kohlenbergbau der Raubbau bereits wieder grösseren Umfang angenommen hat. Die Verbundwirtschaft in der Gas- und Elektrizitätsindustrie hat manche schwierige Situation überbrückt. Die synthetischen Industrien sind jedoch gewaltige Stromverbraucher.

Plan und Wirklichkeit gehen am weitesten in der Eisen- und Stahlindustrie auseinander. Deutschland verfügt zur Zeit über ausreichende Mengen hochwertiger Eisenerze. Sogar der Mangel an Manganerzen wurde durch die Eroberung der ukrainischen Gruben bei Nikopol beendet. Trotzdem war Speer gezwungen, die grosse Schrott-Sammel Aktion einzuleiten, die vor dem Beginn der Erntetransporte beendet sein sollte. Die Gründe sind nicht weit zu suchen.

Hochöfen und Stahlwerke müssen regelmässig erneuert werden. Dazu fehlt es an Material und Arbeitern. Ohne Kohle und Koks in ausreichenden Mengen muss die Roheisenproduktion zurückgehen. Der grossartige Goering-Plan, Deutschland unabhängig von ausländischen Erzen zu machen, erfordert einen unverhältnismässig grossen Aufwand an Kohle und anderen Materialien. Der Transport von schwedischen Erzen nach Deutschland ist behindert durch schwierige Schiffahrts- und Eisenbahnverhältnisse.

Speer versuchte deshalb, durch die rücksichtslose Verschrottung von Halb- und Fertigfabrikaten und von stillgelegten Fabriken im Verlaufe des Sommers genügend Schrott-Vorräte zu den Stahlwerken zu schaffen, um den sonst unvermeidlichen scharfen Rückgang in der Stahlproduktion aufzuhalten.

Ob der Plan gelungen ist, muss sich im Verlaufe des Winters zeigen. Es kann mit ziemlicher Sicherheit gesagt werden, dass der Höhepunkt in der deutschen Stahlproduktion schon vor einiger Zeit überschritten worden ist. Der Stahlverbrauch selbst ist aber gestiegen, nicht zuletzt wegen der neuen Befestigungen an der Atlantik-Küste.

Nachrichten aus der eigentlichen Kriegsindustrie fehlen vollständig. Die Regeneration von Nicht-Eisenmetallen ist technisch ausserordentlich verfeinert worden. Aluminium, Magnesium und Zink sind ausreichend vorhanden, sodass das Produktionsprogramm 1942/43 noch einmal verhältnismässig grosse Mengen Kriegsmaterial erzeugen wird.

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Es ist nicht zu bezweifeln, dass im vergangenen Winter zahlreiches neues Kriegsgerät einschliesslich neuer Flugzeugtypen hergestellt worden ist. Ob das noch einmal möglich ist, kann bezweifelt werden, zumal ein weit grösserer Teil der Industrie mit Aufträgen für die Transporteinrichtungen beschäftigt werden muss.

Nur ein Teil des Programmes kann mit absoluter Sicherheit vorausgesagt werden, nämlich die völlige Einstellung der zivilen Produktion.

Die Kleiderkarten sind bereits rein fiktiv geworden. Haushaltsgegenstände werden kaum noch hergestellt und der Tauschhandel von Kleidern gegen Schuhe, Klaviere gegen Wintermäntel und dergleichen mehr hat weit grössere Formen angenommen als im vergangenen Kriege.

Die Zeit der Verschiebungen von einem Produktionssektor zum anderen ist im Verlaufe dieses Jahres zu Ende gekommen. Das neue Produktionsprogramm 1942/43 kann höchstens versuchen, die Kriegsproduktion auf dem gegenwärtigen Stand zu halten. Das heisst in anderen Worten, dass der tatsächliche Verbrauch an Kriegsmaterial die mögliche Produktion übersteigt.

Die Arbeiterschaft des kleinen Luxemburg - das zu den 10 grössten Stahlproduzenten der Welt gehört - hat im Kampf gegen die Nazi-Fremdherrschaft die Waffe des Generalstreiks benutzt. Das Sirenensignal zum Beginn des Streiks gab der Reichsdeutsche Heinrich Adams, der deshalb von den Nazis zum Tode verurteilt und sofort erschossen wurde.[2] Der heroische Aufstand der luxemburgischen Arbeiter hat in der ganzen Welt grösste Beachtung und Anerkennung gefunden. -

Betriebssabotage der verschiedensten Art wird aus Betrieben in Deutschland berichtet. Die Nazis und die ihnen Dienenden bezeichnen diese Betriebssabotage natürlich als Hochverrat und als Versuche, die Kampfmoral des deutschen Arbeiters und den Kampf- und Widerstandsgeist der deutschen Bevölkerung zu untergaben.

Wegen dieses "Verbrechens" wurden in letzter Zeit in Frankfurt a/M. wieder sieben deutsche Antifaschisten vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und standrechtlich erschossen, viele andere Fälle der Betriebssabotage kommen jedoch nie zur Kenntnis der Weltöffentlichkeit.

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Zwei kürzlich vom Royal Institute for International Affairs (Oxford) herausgegebene Schriften behandeln die Fragen der Nachkriegsnotwendigkeiten in Europa vom Standpunkt unparteilicher Sachlichkeit aus, - was sie von politischen Zukunftsentwürfen ebenso unterscheidet wie von den Hass-Halluzinationen und Wunschphantasien der verschiedensten Art, mit denen die Druckerpresse in letzter Zeit so überfüttert wurde.

Die erste Broschüre "Relief and Reconstruction in Europe"[3] gibt auf 40 Seiten den Bericht einer Studiengruppe, die sich mit den praktischen Sofortproblemen Europas nach Kriegsende beschäftigt hat. An Churchills und Edens Erklärungen über die ersten Friedensziele der Alliierten und an die St. James-Konferenz der alliierten Regierungen anknüpfend, werden die Fragen der "ersten Hilfe" für das von Krieg, Raub, Okkupation, Blockade und Zusammenbruch zerrüttete, aber von der Tyrannei befreite Europa erörtert. Die Schwierigkeit des Problems wird klar erkannt.

"Weder Hilfe noch Wiederaufbau lassen sich im Zustand der Anarchie durchführen. Die allerdringendste Aufgabe, Transport und Verteilung von Nahrungsmitteln, hängt vom Vorhandensein eines Mindestmasses von Ordnung ab. In einigen Ländern werden die Ziele der Alliierten gemeinsam mit einer Regierung verwirklicht werden, die ihr Vertrauen und ihre Mitarbeit geniesst. In anderen wird die Zusammenarbeit mit dem, was sich als Regierungsautorität vorstellt, sorgfältige Ueberlegung erfordern. Vor allem im Falle Deutschlands wird es wichtig sein zu wissen, wer regieren und Ordnung halten soll, nicht nur um die konstruktiven Ziele der erklärten Politik zu erfüllen (die für Deutschland ebenso gilt wie fürs übrige Europa), sondern auch vor allem die Ziele der Sicherheit."

Dabei wird auch auf die Notwendigkeit richtiger Propaganda im entscheidenden Zeitpunkt hingewiesen:

"Die Menschen in allen Ländern warten auf das Stichwort, was die Zukunft bringen wird und in welchem Geiste diesmal der Sieg ausgenützt werden wird."

Für alle diese Zwecke ist zunächst eine Einigung der Alliierten vonnöten.

Bei der Frage, welche Autorität die Durchführung von

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Hilfs- und Aufbaumassnahmen garantieren soll, wird den Möglichkeiten, die sich in Deutschland ergeben, besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Es wird mit der Möglichkeit gerechnet, dass die Macht nach dem Zusammenbruch des Nazi-Regimes an die Armee übergeht, was neue Gefahren mit sich brächte, es wird [von] der Unwahrscheinlichkeit gesprochen, dass nach dem Zusammenbruch des totalitären Regimes eine Opposition im herkömmlichen Sinne vorhanden ist, es wird davon gesprochen, dass die Gewerkschaften "diskreditiert" sind und die Rolle der zurückkehrenden Emigranten, die so lange ausser Fühlung mit ihrem Lande waren, ein "sehr unsicherer Faktor" ist. Eine andere Möglichkeit ist eine Spaltung der Nazipartei, wobei die Aufrichtigkeit der Oppositionsgruppe mit Vorsicht zu prüfen wäre. "Eine wirkliche und mächtige Opposition" gegen das Naziregime könnte schliesslich in einer "erfolgreichen revolutionären Bewegung unter heimkehrenden und demobilisierten Soldaten, vielleicht unter russischem Einfluss", bestehen.

Für das wahrscheinlichste wird ein chaotischer Zustand gehalten, "der bis zu einem gewissen Grade durch den Zwang bürokratischer Gewohnheit gemildert ist".

In diesem Falle könnten die Alliierten in Versuchung sein, beiseite zu stehen. Aber "auf die Dauer beiseite zu stehen ist wahrscheinlich nur eine theoretische Möglichkeit. Ausserdem ist die tatsächliche Aufgabe der Kontrolle vielleicht nicht so schwierig wie es scheint.

Deutschland selbst hat gezeigt, wie mit Hilfe eines modernen Mechanismus ganze Länder, selbst trotz Widerstandes, übernommen und ihr Verwaltungs- und Wirtschaftsapparat in wenigen Tagen oder Wochen angegliedert werden kann.

Deshalb sollte es nicht die Kraft der Alliierten übersteigen, eine ähnliche Verantwortung für andere Zwecke zu übernehmen, wenn der Hauptfeind geschlagen, die Kontrolle der Lebensmittel- und Rohstoffzufuhr in ihrer Hand liegt und sie die passive, wenn nicht aktive Unterstützung grosser Teile der Bevölkerung haben. Wenn die Deutschen erkennen, dass die Sieger, während sie die Bestrafung schuldiger Individuen beabsichtigen, nicht vom Geist der Rache gegen das ganze Volk getrieben sind, werden sich wahrscheinlich Mitarbeiter einfinden, denen die zeitweilig übernommene Macht schrittweise übertragen werden könnte, bis sich eine tatsächliche deutsche Regierung herausgebildet hat."

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Es wird als allgemeine Ansicht bezeichnet, dass eine militärische Besetzung Deutschlands notwendig sein wird. Obwohl sie weitreichender sein müsste als nach dem letzten Kriege, könnte sie nach Deutschlands Entwaffnung auf strategische Punkte beschränkt werden.

"Die Besatzungstruppen werden wahrscheinlich von einem grossen Teil der Bevölkerung begrüsst werden, weil sie die Ordnung wiederherstellen werden, im Lande selbst und an den Grenzen ..."

Die Militärmission sollte von Hilfs-Experten begleitet werden. Truppen der Sowjetunion und anderer Alliierter werden wahrscheinlich nach Westen vorrücken. Eine der wichtigsten Aufgaben wird es sein, wirksame Demarkationslinien herzustellen.

"Falls Deutschlands Nachbarn alle jene Teile Deutschlands besetzen würden, auf welche sie territoriale oder andere Ansprüche erheben, würde das fast sicher zu Unordnungen führen. Eine theoretisch einfache Lösung wäre die sofortige, aber nur vorübergehende Rückkehr zu den Vorkriegsgrenzen oder denen von 1938, wobei jedes Land von den eigenen Truppen besetzt werden sollte, während der grösste Teil Deutschlands den Haupt-Alliierten (Russland, USA und British Empire) überlassen würde, deren Interesse an der Besetzung mehr strategisch als territorial ist."

Das Haupterfordernis für die Durchführung europäischer Hilfs- und Aufbau-Massnahmen ist die Solidarität aller Beteiligten, die Zurückstellung finanzieller Gesichtspunkte, die Behandlung Europas als eines Ganzen. Das erfordert von den günstig gestellten Völkern Opfer: Schiffsraum und Vorräte müssen zusammengefasst werden, Rationierung und andere Kriegsmassnahmen müssen in Kraft bleiben, bis die Mindestbedürfnisse aller befriedigt sind.

Die wichtigsten Entscheidungen müssen im voraus getroffen werden, um eine Wiederholung der Situation nach dem letzten Weltkriege zu vermeiden, als die Absicht der Alliierten, Nahrungsmittel nach Deutschland zu senden, an dem Fehler einer Vereinbarung über Bereitstellung von Schiffsraum im Waffenstillstandsabkommen scheiterte.

Eine einheitliche Behörde (Reconstruction and Supply Authority) sollte eingesetzt werden, die mit den "lokalen Autoritäten" (je nach der Lage der Dinge Regierungen, Militärbehörden, Eisenbahnpersonal, Jugendverbänden, Arbeiterräten oder Kirchen) in Fühlung treten.

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Diese Fühlungnahme soll die Bedürfnisse feststellen und die Verteilung organisieren. Bereits vorhandene Organisationen, besonders Völkerbundsabteilungen wie die Finanzabteilung und die Gesundheitsabteilung des Völkerbundes und das Internationale Arbeitsamt sollten benutzt werden. Verwaltungspersonal sollte im voraus ausgebildet werden und Fachleute für Transport, Tierarznei und Medizin müssten den Missionen zugeteilt werden.

Eine gute Organisierung des Transports ist entscheidend für das Gelingen der Lebensmittelversorgung. Grosse Vorräte müssten bereitgestellt werden, die Lieferung den Bedürfnissen angepasst werden, worüber die Reconstruction and Supply Authority zu entscheiden hätte.

Der Transport der benötigten Vorräte wird angesichts der Schiffszerstörungen und der Zerrüttung des europäischen Verkehrswesens keine leichte Aufgabe sein. Zunächst müssten die Besatzungsarmeen die Kontrolle des Transportwesens übernehmen, den Schutz für die Heranschaffung der Hilfsmittel und die Rückschaffung der Transportmittel. Das gesamte Transportmaterial Europas sollte, ohne Rücksicht auf Grenzen und Nationalität, zunächst für die Hilfsaktion zur Verfügung stehen.

Ein besonderes Problem wird [die] durch die Flüchtlingsströme, die Kriegsgefangenen, die Deportationen und den Import ausländischer Arbeiter nach Deutschland entstandene "Bevölkerungsbewegung" darstellen. Hier wird ein genaues Studium der Verteilung der ausländischen Arbeiter erforderlich sein, um ihre Rückschaffung, die Zeit erfordern wird, in die Wege leiten zu können.

Eine besondere Organisation sollte zur Behandlung dieses Problems und der Rückkehr der Flüchtlinge aus den verschiedenen Ländern Europas eingesetzt werden, wobei die Hilfe der schon bestehenden Flüchtlingsorganisationen in Anspruch zu nehmen wäre.

Am Ende wird auf die Finanz- und Währungsfragen und auf die Frage des Wiederaufbaus der Industrie eingegangen. Aber es wird darauf hingewiesen, dass abgesehen von der "allgemeinen Phraseologie" der sozialen Sicherheit, des besseren Lebensstandards für alle und der Abrüstung der Angreifer noch wenig Einigkeit über den (nationalen oder internationalen, kapitalistischen oder sozialistischen) Charakter der künftigen europäischen Industrie herrscht, sodass sich die Erfordernisse der europäischen Nachkriegs-

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industrie vorläufig nicht beurteilen lassen.

In der Broschüre "Medical Relief in Europe" gibt Melville D. Mackenzie[4], gestützt auf reiche Erfahrungen aus der Zeit nach dem vorigen Weltkriege, einen Ueberblick über Europas Gesundheitsmassnahmen, die nach diesem Kriege notwendig sein werden. Die grössten gesundheitlichen Gefahren werden Unterernährung, Typhus, Malaria, daneben in osteuropäischen Ländern Tollwut und in Gebieten militärischer Okkupation Geschlechtskrankheiten sein.

Eine zentrale Organisation, in der Vertreter alliierter Regierungen sitzen und die mit den zuständigen Völkerbundsorganisationen und freiwilligen Organisationen (Rotes Kreuz, Quäker, Rockefellerstiftung[5] usw.) zusammenarbeiten sollte, wird vorgeschlagen.

Mackenzies Broschüre, die eine Fülle medizinischer und organisatorischer Probleme behandelt, stellt eine unschätzbare Vorbereitung für das grosse Rettungswerk dar, das nach dem Kriege in Europa geleistet werden muss.

hielt kürzlich unter Vorsitz seines Präsidenten, Sir Walter Citrine, seine erste Sitzung ab. Er behandelte u.a. auch die Frage der Errichtung von Studienkommissionen zur Prüfung der Nachkriegsprobleme unter dem Gesichtswinkel der internationalen Gewerkschaftsbewegung. Der Generalsekretär des IGB, Walter Schevenels, hatte der Tagung einen Programmentwurf unterbreitet.

Es kam eine Uebereinkunft zustande, gegenwärtig zwei Komitees zu bestellen. Eines für das Studium der reinen Gewerkschaftsfragen, d.h. für den Wiederaufbau des Internationalen Bundes und für die Wiederherstellung der gewerkschaftlichen Rechte und Freiheiten in den Ländern, wo sie zerschlagen wurden. Die Aufgabe der zweiten Kommission soll in einer ersten Diskussion der in der vom Generalsekretär vorgelegten Denkschrift[6] erwähnten Probleme (Forderungen der Gewerkschaften im Zusammenhang mit dem sozialen und wirtschaftlichen Wiederaufbau der Welt, Zusammenarbeit mit offiziellen Körperschaften, Internationalen Arbeitsamt und Studienkommissionen verschiedener Regierungen, die die organisierte Arbeiterschaft immer mehr und mehr um ihre Meinung befragen) mit Ausnahme der gewerkschaftlichen Fragen, bestehen (Bulletin des IGB).

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Bemerkungen zu der Broschüre:

"Gollancz in German Wonderland"

Unter diesem Titel hat der Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands soeben ein Memorandum veröffentlicht[7], in dem er sich mit den wichtigsten Thesen und Behauptungen auseinandersetzt, die Curt Geyer und Walter Loeb in der "Fight for Freedom"-Veröffentlichung "Gollancz in German Wonderland" entwickelt haben.

In dem Vorwort zu der Materialzusammenstellung heisst es u.a.: "In der Broschüren-Reihe 'Fight for Freedom' ist kürzlich eine Veröffentlichung von Curt Geyer und Walter Loeb unter dem Titel: 'Gollancz in German Wonderland' erschienen. In der Form ist diese Veröffentlichung eine Auseinandersetzung mit den Gedankengängen der Schrift von Victor Gollancz: 'Shall our Children Live or Die?' In der Sache ist sie vor allem ein konzentrierter Angriff gegen die Politik der deutschen sozialistischen Arbeiterbewegung in der Zeit von 1914 bis 1933 und gegen die deutsche sozialistische Emigration. Obwohl die Verfasser in ihrem Vorwort erklären, der Sache der Wahrheit und der Gerechtigkeit dienen zu wollen, kollidiert ihre Darstellung in vielen Punkten sowohl mit der Wahrheit als auch mit der Gerechtigkeit.

Die Schrift ist eine ausgesprochene Tendenzschrift, die das Ziel verfolgt, die These von dem eingefleischten, aggressiven deutschen Nationalismus des deutschen Volkes durch den Nachweis zu bekräftigen, dass selbst die deutsche Arbeiterschaft von diesem Geist erfüllt ist und dass die Führer und Organisationen der deutschen Arbeiterschaft seit langem, vor allem auch in der Zeit der Weimarer Republik, den deutschen aggressiven Nationalismus aktiv gefördert und damit Hitler und seinem Schreckensregiment über Europa den Weg bereitet haben.

Derartige Tendenzschriften sind manchmal erfolgreich, aber in ihrer Wirkung immer kurzlebig. Eine Auseinandersetzung mit ihren Thesen und Behauptungen ist deshalb in der Regel weder notwendig noch fruchtbar. Wenn wir uns trotzdem entschlossen haben, uns mit einigen der wichtigsten Thesen der vorliegenden Schrift zu beschäftigen, so

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haben uns im besonderen zwei Ueberlegungen veranlasst.
"Die erste ist die, dass diejenigen, über die in der Schrift von Geyer und Loeb zu Gericht gesessen wird, die deutschen Arbeiter, die deutschen Sozialisten und Gewerkschafter, heute unter dem Gewaltregiment der Hitlerdiktatur zum Schweigen verurteilt sind. Sie können sich gegen die Angriffe nicht wehren, und sie haben heute noch nicht einmal die Macht, ihre wirkliche Haltung und ihre Handlungen zur Kenntnis der freien Welt zu bringen. Die Tatsache, dass wir, die wir ausserhalb des Konzentrationslagers Deutschland leben, die Beweise des Widerstands deutscher Arbeiter und Sozialisten nicht jeden Morgen zum Frühstück in unseren Zeitungen lesen, beweist nicht, dass der Widerstand nicht geleistet wird.

Und die zweite Ueberlegung entspringt aus unseren Vorstellungen über das zukünftige Europa und aus unserer Verantwortung vor der internationalen Arbeiterbewegung und vor der Sache der Demokratie und der Freiheit, die in diesen TAGEN um ihr Dasein kämpft. Ein neues, wahrhaft friedliches und demokratisches Deutschland und ein neues, wahrhaft friedliches und demokratisches Europa sind nach unserer festen Ueberzeugung nicht möglich ohne die aktive, freiwillige und überzeugte Mitarbeit der deutschen Arbeiter und aller friedensbereiten und demokratischen Elemente des deutschen Volkes. Die Darstellung, die die Verfasser der Broschüre von der Politik der deutschen Arbeiterbewegung in der Zeit vor Hitler und über die Haltung der deutschen Arbeiter gegenüber dem Hitlersystem und dem Hitler-Krieg geben, ihr Versuch, die deutsche Arbeiterbewegung als eine Bewegung hinzustellen, die tief im deutschen Nationalismus verstrickt ist und in der Zeit der Weimarer Republik gewollt und ungewollt gegen den Frieden Europas gearbeitet hat, die Behauptung, dass die deutschen Arbeiter heute willig und überzeugt dem Hitlerschen Angriffskrieg dienen, diese Grundtendenz der Schrift verneint in Wirklichkeit trotz der theoretischen Vorbehalte über die mögliche Entstehung einer demokratischen Bewegung in Deutschland nach dem Kriege den Glauben an die deutsche Arbeiterschaft, an eine kommende deutsche Arbeiterbewegung als einen wesentlichen Faktor des Aufbaues der kommenden neuen europäischen Ordnung. Diese Einstellung enthält nicht nur ein Todesurteil über die deutsche Arbeiterbewegung, sie stellt auch die politischen und sozialen Wirkungsmöglichkeiten der ausser-

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deutschen Arbeiterbewegung in der Zukunft in Frage, denn die Existenz einer freien deutschen Arbeiterbewegung in einem neuen Deutschland ist eine der Voraussetzungen für den Erfolg des demokratischen Sozialismus in Europa.

Es liegt in der Natur unserer Vorstellungen über die Rolle der deutschen Arbeiterbewegung in der Zukunft, dass wir das Schweigen der deutschen Arbeiter in dieser schicksalsschweren Zeit am schwersten empfinden. Wir hätten zuerst Grund, ungeduldig und hart in unserem Urteil zu sein. Aber wir kennen die Macht der nationalsozialistischen Diktatur, vor allem unter Kriegsrecht. Wir klagen deshalb nicht an, wir entwickeln angesichts der aussergewöhnlichen Umstände auch keine neue Theorie über den hoffnungslosen Fall der deutschen Arbeiterbewegung, wir predigen auch keinen rosenroten [!] Optimismus. Wir prophezeien nicht, aber wir sind überzeugt, dass auch im Deutschland von heute jene elementaren Kräfte weiterwirken, die am Beginn der modernen Arbeiterbewegung die arbeitenden Menschen aus Not und Lethargie emporrissen und die früher oder später auch die deutsche Arbeiterschaft wieder als aktive Kraft in die Bewegung der Freiheit, des Fortschritts und des Friedens stellen werden.

Für diese Ueberzeugung sind deutsche Sozialisten und Antifaschisten seit zehn JAHREN im Kampf gegen Hitler in den Tod gegangen, für diese Ueberzeugung werden sie in die überfüllten Zuchthäuser und Konzentrationslager gesteckt, für diese Ueberzeugung arbeiten die Illegalen, aus diesem Geist wird in den deutschen Rüstungsbetrieben langsamer gearbeitet, wird vielfältiger, verbissener, stummer Widerstand geleistet. Auch diese Fakten gehören in eine Untersuchung über das Wesen und die Haltung der deutschen Arbeiterschaft. Die Verfasser der Broschüre haben sie geleugnet oder ignoriert. Objektive Leser der Broschüre aber werden den ersten Opfern des deutschen Faschismus, den deutschen Arbeitern und ihrer Bewegung, jenes elementare Menschenrecht zuerkennen, für das heute die Völker der freien Welt kämpfen: Gerechtigkeit."

In dem Memorandum werden dann im einzelnen die wichtigsten Thesen und Behauptungen der Geyer-Loeb-Schrift kritisch untersucht. Den wörtlichen Zitaten aus der Broschüre werden Fakten, authentische Verlautbarungen der Parteileitung, grundlegende Veröffentlichungen des "Neuen Vorwärts", zum Teil von Curt Geyer selbst, und Berichtigungen offensichtlicher Entstellungen gegenübergestellt.

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In dem abschliessenden Urteil über die Schrift heisst es dann: "Wenn der Geist, der aus der vorliegenden Broschüre spricht, an der Wiege der neuen Ordnung steht, dann ist sie tot, ehe sie wirksam werden kann.

Es ist aber unsere feste Ueberzeugung, dass dieser Geist sich nicht durchsetzen wird. Die Tatsachen und die Vernunft der Völker werden den Völkern Europas am Ende dieses Krieges andere Wege weisen.

In den deutschen Betrieben stehen heute polnische, belgische, tschechoslowakische, norwegische, dänische, holländische, französische, spanische und italienische Arbeiter neben ihren deutschen Kollegen. Sie tragen das gleiche Leid und sie führen den gleichen Kampf. Es wird der Tag kommen, an dem sie sprechen und handeln werden, gemeinsam mit den deutschen Arbeitern. Sie werden sich einig sein in zwei Zielen: Schluss mit jedem neuen Angriffskrieg und Schluss mit den faschistischen Elementen in allen Ländern. Mit Hitler und seinen Gangstern werden auch die Mussolini, die Laval, die Hacha, die Degrelle, die Quisling, die Mussert und wie sie alle heissen mögen, das Zeitliche segnen. Dann wird in dem verwüsteten Europa der Ruf an alle Gutwilligen in allen Völkern ergehen müssen und ergehen, um gemeinsam durch eine vernünftige Ordnung der Dinge den Völkern Freiheit vor Furcht, Freiheit vor Not, Freiheit der Gedanken und Frieden zu sichern.

Die Dokumente der Hoffnungslosigkeit und der Kapitulation, die geboren sind aus dem Unglauben an die Kraft der Ideen der Freiheit und des Fortschritts in jedem Volk, zu denen die hier kritisierte Schrift gehört, werden dann auf der schwarzen Liste der Erzieher der kommenden Generationen der Völker Europas erscheinen."

Den Schluss des Memorandums bildet eine kurze Zusammenstellung von Zitaten aus der ersten Broschüre Curt Geyers in der Reihe "Fight for Freedom": "Hitler's new - Kaiser's old Order"[8], die zeigt, dass der Verfasser auch in dieser Broschüre mit dem Leitmotiv der Schriftenreihe "Für Wahrheit und Gerechtigkeit" wiederholt in Konflikt geraten ist.

Das Memorandum ist in englischer Sprache erschienen, es kann gegen Erstattung der Selbstkosten in Höhe von zwei Schilling pro Exemplar durch Wilhelm Sander, 33, Fernside Avenue, London, NW7, bezogen werden.

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Ueber dies Thema sprach im September in einer Londoner SPD-Versammlung Joan Clarke[9], Sekretärin des Fabian Bureau for Reconstruction zu unseren Genossen.

Die Fabian Society war die erste politische Gruppe in England, die sich die Aufgabe stellte, die ökonomischen Voraussetzungen für eine Besserstellung der breiten Massen zu studieren. Sie wurde 1824 gegründet, neun Jahre bevor die ILP, die Vorläuferin der Labour Party, ins Leben gerufen wurde.

Die Fabians haben sich von Anfang an bewusst davor zurückgehalten, sich irgend einer politischen Doktrin zu verschreiben - sie wollten sich immer den Weg offen halten, Probleme der Politik und Wirtschaft unvoreingenommen zu durchdenken.

Obwohl sie betonen, dass sie keine "Marxisten" sind, so ist doch ihr Oeknomisches Grundprinzip ein marxistisches, nämlich die Vergesellschaftlichung [!] der Produktionsmittel. Im übrigen ist und war ihr Grundsatz: 'educate, organize, agitate'.

Sie wollen Menschen, die im allgemeinen weder durch die Trade Unions noch die Labour Party erfasst werden können, zum Sozialismus erziehen, und sie wollen ebenfalls in engster Zusammenarbeit mit der Labour Party die politischen Voraussetzungen für eine gesellschaftliche Neuordnung schaffen. Die Fabians sind in der Hauptsache "Intellektuelle", Universitätsprofessoren, Akademiker aller Art, Verwaltungsbeamte, Lehrer, Geistliche usw. Aber die "Intellektuellen" leben nicht in einem Elfenbeinturm, sondern sie sind ganz im Gegenteil darauf bedacht, die Ergebnisse ihres Denkens in allen Zweigen des Staates in die Praxis umzusetzen.

Sydney und Beatrice Webb[10], die Mitbegründer der Fabians, haben weitgehenden Einfluss nicht nur auf politisches Denken und Handeln in England, sondern in der ganzen Welt gehabt. Mit dem Geld, das ein Engländer ihnen für die Fabian Society hinterlassen hatte, haben sie die School of Economics gegründet, in der so hervorragende Fabier wie Professor Harold Laski, Generationen von jungen Akademikern zum sozialistischen Denken erzogen haben.

Heute erfüllt die Fabian Society viele Aufgaben, die die Labour Party aus mehreren Gründen nicht erfüllen kann.

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Obwohl die Fabier loyale Mitglieder der Labour Party sind, so sind sie doch in der Lage, wertvolle, konstruktive Kritik zu üben. Ueberall im Lande haben die Fabian groups einen neuen Aufschwung erfahren, und hier werden all die Menschen, die heute neu in den Kreis der politisch interessierten Menschen gezogen werden, zum unabhängigen sozialistischen Denken erzogen.

In mehreren besonderen "bureaus" werden spezielle Aufgabengebiete bearbeitet. Ausser dem "bureau for social reconstruction" gibt es noch das "International bureau", das "colonial bureau", die "Fabian Women's Group" und das "Socialist Propaganda Committee".

Margaret und Douglas Cole[11] sind die Leiter des "Fabian research bureau", und ihre Arbeit ist national und international bekannt.

Besonders erfreulich an der Arbeit der Fabier ist, dass es ihnen gelungen ist, viele aktive und intelligente junge Menschen heranzuziehen, die später in der Lage sein werden, an verantwortlicher Stelle für die Idee des Sozialismus zu wirken. -

[Veranstaltungshinweise]

Für diejenigen unserer Genossen, die sich eingehender mit der Arbeit der Fabier befassen wollen, geben wir nachstehend einige Veranstaltungen bekannt, die im Oktober stattfinden werden. Weitere Auskünfte erteilt jederzeit das Bureau der Fabian Society, 11, Dartmouth Street, SW1, Telefon: WHItehall, 3077.

Das International Bureau hält jeden Montag mittag im Trade Union Club, 12, Gt. Newport Street (Tube Station: Leicester Square), Lunch hour meetings ab. Beginn: 1.20 [Uhr]. Montag, den 5. Oktober, 1.20 p.m., spricht Walter Schevenels, Generalsekretär des IGB, über die Internationale Trade Union Bewegung. Die weiteren lunch hour meetings werden rechtzeitig angezeigt.

Eine Reihe von sechs Vorträgen wird Sonnabend, den 24. Oktober, nachmittags 2.15 [Uhr] beginnen.

G.H.D. Cole spricht über: "Plan for Living".

Sonnabend, den 31. Oktober, wird der zweite Vortrag dieser Reihe von Aneurin Bevan, M.P., über "Plan for work" gehalten. Alle diese Sonnabendnachmittag-Vorträge finden in der Conway Hall, Red Lion Square (Tube Station: Holborn Kingsway), 2.15 p.m., statt. Eintritt für die Einzelveranstaltung sh 2/-, für die ganze Serie von 6 Vorträgen 8/6. Auch unsere Genossen können die Mitgliedschaft erwerben.

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Die Nazis haben von Vichy die Auslieferung von 10.000 jüdischen Flüchtlingen gefordert. Die Forderung wurde erfüllt. Aus den Internierungslagern wurden sie herausgeholt, vom Tode Gezeichnete aus den Hungerbaracken darunter; in den Strassen der Grosstädte Aufgelesene und aus den kleinen Dörfern der Provence Zusammengetriebene - unerbittlich sind 10.000 Menschen aus dem Elend in die Hölle gestossen.

Die Nazis und die Lavals "beschwichtigen": Es seien 'nur' jene Juden, die 1940 aus Baden und Württemberg aus den Betten gejagt und in französische Lager abgeschoben wurden. Das sind Lügen. Weder sind es alles Juden, noch sind's die 1940 Verjagten. Und wenn sie's wären - wäre das Verbrechen ein Jota geringer?

Unter diesen 10.000 sind auch politische Flüchtlinge, von den Vichy-Kreaturen zu Juden ernannt und so hineingeschmuggelt in den Tod, der ihnen gewiss ist. Politische Flüchtlinge; unter ihnen auch mehrere unserer Freunde.

Einige sind deportiert, andere suchten den Freitod und viele sind unbekannt "verschollen". Am tragischsten wohl ist das Schicksal einer schwer herzkranken Genossin, deren ganze Familie seit Jahren in deutschen Zuchthäusern, Konzentrationslagern und Strafkompanien verkommt. Auch sie ist nun auch noch - im Krankenwagen - nach Deutschland verschleppt worden. Und man kann nur hoffen, dass sie nicht lebend die Grenzen passierte, über die sie so vielen hundert Flüchtlingen den Weg geebnet hat.

Aber dieser Leidenszug der zehntausend 16- bis 45-jährigen ist erst ein Anfang. Bereits finden Massenverhaftungen statt, die Lager füllen sich wieder - für den nächsten Schub. Die Panik ist ungeheuer.

Ausreisemöglichkeiten gibt's kaum noch. Die Schweiz schickt illegal einwandernde Flüchtlinge (und andere gibt es nicht) wieder zurück, wie früher. Die etwas mildere Praxis der letzten Wochen hatte eine wahre Völkerwanderung zur Schweizer Grenze entstehen lassen ... Und die Einwanderungs- und Transitbarrieren anderer Länder sind höher denn je. Proteste aus vielen Ländern waren die Antwort auf diesen infamen Asylrechtsbruch. Proteste: Sogar die Italiener liessen verkünden, wieviel humaner sie mit den Juden umgingen als Vichy. Die einzige Sprache, die Vichy verstehen würde, wären Repressalien!

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Zahlreiche emigrierte deutsche Sozialdemokraten und Gewerkschaftler haben in Schweden ein Asylland gefunden[12]. Soweit es die Umstände erlauben, pflegen die Genossen den Kontakt untereinander durch private Verbindungen und durch gelegentliche öffentliche Veranstaltungen.

Obwohl in Stockholm eine regelmässige Versammlungstätigkeit nicht möglich ist, hat die Gruppe doch im letzten Jahre einige bemerkenswerte Veranstaltungen durchgeführt. So fand im November 1941 eine Rudolf-Hilferding-Feier statt. Die letztjährige Weihnachtsfeier der Gruppe war auch von schwedischen, österreichischen, tschechoslowakischen, sudetendeutschen, norwegischen und polnischen Genossen als Gästen besucht. Dank des Entgegenkommens verschiedener Verlage war es möglich, jedem Mitgliede der Gruppe eine Bücherspende zu übermitteln. Ausserdem wurden alle Teilnehmer mit Kaffee und Gebäck bewirtet.

Am 14. März d.J. fand eine Märzfeier[13] statt, in deren Rahmen Musik, Rezitationen und eine Ansprache geboten wurden, Die Maifeier wurde gemeinsam mit den österreichischen und sudetendeutschen Genossen veranstaltet. Das Programm war im besten Sinne des Wortes international. Die Ansprache hielt der schwedische Sozialminister, Genosse Gustav Möller[14]. Den musikalischen Teil bestritt ein österreichischer Genosse, ein sudetendeutscher Sprechchor gab Rezitationen und den Abschluss der Feier bildete die Aufführung des tschechischen Films "Die Weisse Krankheit"[15].

Es wurden auch einige erfolgreiche Hilfsaktionen durchgeführt. Im Februar 1939 wurde für die Spanienkämpfer gesammelt, im Juni 1939 für die in Frankreich internierten Spanienkämpfer, im November 1939 für die in Frankreich internierten deutschen Flüchtlinge, und im Dezember 1939 beteiligte sich die SPD-Gruppe an einer schwedischen Sammlung zugunsten der zum Heer einberufenen Schweden und im Mai 1940 wurde eine Sammlung für die aus Dänemark und Norwegen geflüchteten Genossen durchgeführt.-

Für die kommenden Monate sind Arbeitsgemeinschaften vorgesehen, die den jüngeren Mitgliedern gewisse Grundkenntnisse in der Theorie, Geschichte und Praxis der deutschen Arbeiterbewegung vermitteln und Aussprachen über die Zukunftsprobleme der kommenden neuen deutschen Arbeiterbewegung ermöglichen sollen.

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Süd-Rhodesien (mit 386.000 qkm im Flächeninhalt also ein und einhalb mal so gross wie Grossbritannien und Nordirland) ist etwas mehr als 50 Jahre alt. Ein junges, kaum entwickeltes Land. Alles ist in den Anfängen.

Die 69.000 weisse Bevölkerung [!] wohnt (aus klimatischen Gründen) hauptsächlich in den höhergelegenen Gebieten (3.500 - 5.000 feet ü.d.M.). Die Zahl der Schwarzen beträgt 1.224.000 - neben einigen tausenden Farbiger [!] und Asiaten. Klima, geographische Lage, Bodenbeschaffenheit und andere Faktoren liessen eine Entwicklung (und Einwanderung) im amerikanischen Tempo nie zu und werden sie nicht zulassen; ganz abgesehen davon, dass dem Weissen der Schwarze gegenüber steht. Der schwarze Arbeiter (300.000) ist heute schon ein entscheidender Faktor im gesamten Wirtschaftsleben. In der Industrie ist er der ungelernte Arbeiter und Handlanger. In Tarifverträgen zwischen Arbeitern und Unternehmern wird allerdings ausdrücklich gesagt, dass ein qualifizierter schwarzer Arbeiter Anspruch auf denselben Lohn hat wie ein weisser. Praktisch wirkt sich das jedoch so aus, dass es so gut wie keine schwarzen qualifizierten Arbeiter gibt. Wenn ein Unternehmer einen qualifizierten Arbeiter sucht, wird er immer einen Weissen einstellen. Das ist nur ein Problem. Viele andere in dem Verhältnis zwischen Weiss und Schwarz sind vorhanden - ungelöst.

Das Land ist reich an Bodenschätzen (Gold, Kohle, Eisen, Asbest etc.) und betreibt ausgedehnte Viehzucht. Die Goldgewinnung war der Beginn der industriellen Entwicklung. Andere Industriezweige befinden sich in den Anfängen. Der Krieg wird ihre Entwicklung steigern.

Süd-Rhodesien hat bereits eine parlamentarische Vertretung, in der die Labour Party vertreten ist. Kurz nach Kriegsausbruch lud die Regierung die Labour Party ein, an der Regierungsgewalt teilzunehmen. Die Partei spaltete sich jedoch in dieser Frage. Zwei Mitglieder schieden aus der Partei aus, traten in die Regierung ein und formten eine neue Partei.

Mehrere hundert deutsche Flüchtlinge konnten sich in diesem jungen Lande ein neues Heim aufbauen. Die meisten von ihnen haben Verwandte oder Freunde in der Union of South Africa. Eine grosse Zahl von Ihnen erreichte das

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Land in den Monaten vor Ausbruch des Krieges. Als der Ausbruch des Krieges immer wahrscheinlicher wurde, boten fast alle Flüchtlinge der Regierung ihre Dienste an, die jedoch davon noch keinen Gebrauch machte.

Im Grossen und Ganzen hat jedoch die Unterbringung der deutschen Flüchtlinge in Arbeitsstellungen keine grossen Schwierigkeiten bereitet. Diejenigen, die einen gelernten Beruf ausüben konnten, waren am glücklichsten dran; andere hatten kürzere oder längere Zeit zu warten.

Alle "enemy aliens" wurden gleich nach Ausbruch des Krieges registriert; [sie] haben sich regelmässig bei den Polizeibehörden zu melden und sind in ihrer Bewegungsfreiheit gehemmt (besondere Genehmigungen beim Verlassen der Stadt etc.). Erst vor einigen Monaten kam die Regierung auf die Angebote zurück.

Süd-Rhodesien hatte mehrere Tausende italienischer Kriegsgefangener (meistens Siedler aus Abessinien) aufgenommen, die in verschiedenen Lagern untergebracht sind, zu deren Bewachung Personal gesucht wurde. Ein Teil unserer Flüchtlinge hat sich gemeldet und trägt somit dazu bei, Süd-Rhodesier für die Armee freizumachen.

Selbstverständlich gab es auch vor der Ankunft der ersten deutschen Flüchtlinge Deutsche in diesem Lande. Niemand legte Wert darauf, mit ihnen in Verbindung zu kommen. Bei Kriegsausbruch flüchteten sie [in das] benachbarte portugiesische Mozambique oder aber wurden verhaftet und ins Internierungslager gebracht.

Jeder unserer Freunde ist selbstverständlich bestrebt, dem Britischen Empire und seinen Verbündeten zu helfen. Wir wissen nur zu genau, dass nur die allergrössten Anstrengungen dazu helfen werden, Hitler-Deutschland in die Knie zu zwingen.

Die "British Workers' Sport Association"[16] hat mit einigen ehemaligen Funktionären der Arbeitersportbewegung verschiedener Länder ein internationales Komitee gebildet, das an Stelle der SASI[17] funktionieren soll. Sportgenossen in der Emigration, die die "Mitteilungen" der "British Workers' Sport Association" zu erhalten wünschen, mögen ihre Adresse bitte an Gen. Heinrich Sorg, 15 Worstley Rd, London NW3, senden.

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im Oktober 1942


Die nächsten Versammlungen der Londoner SPD finden an Sonnabenden, nachmittags 4.30 Uhr, im Club House, 31, Broadhurst Gardens, London, NW6 (3 Minuten von der Tube Station Finchley Road), statt.


Sonnabend, den 10. Oktober, 4.30 Uhr. Fortsetzung der Aussprache über das Referat der letzten Versammlung "Autoritärer oder demokratischer Sozialismus".


Sonnabend, den 24. Oktober, 4.30 Uhr. Vortrag in englischer Sprache über das Funktionieren des englischen Parlamentarismus und der englischen Demokratie. Gäste sind willkommen.


Sonnabend, den 7. November.
Sonntag, den 8. November Wochenendtagung der in England lebenden, registrierten SPD-Genossen und -Genossinnen. Die Tagungszeiten werden in der nächsten Nummer der SM mitgeteilt. Das politische Referat wird am Sonntag vorm[ittag] vom Gen. Hans Vogel gehalten.

Zur Sonnabend-Abendveranstaltung (Revolutions-Feier) werden musikalische, rezitatorische und gesangliche Darbietungen (unter Mitwirkung der Sozialistischen Jugend) geboten. Beginn: 6 Uhr im Club House.

Alle registrierten SPD-Mitglieder werden gebeten, das ihnen zugestellte Rundschreiben bald zu beantworten, damit die Quartierfragen und die anderen Vorarbeiten rechtzeitig in Angriff genommen werden können. Wegen des gemeinsamen Mittagessens sind ebenfalls Vorausbestellungen erforderlich. - Gleichzeitig mit dem Rundschreiben wurde die Quittung über die vollzogene Registrierung und die bisher geleisteten Beiträge an alle Genossen verschickt.

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[Hinweis]

Einzelnummern der SM gesucht: Einige Bibliotheken ersuchten uns um Nachbelieferung der Nummern: 4, 5, 6, 7, 8, 9, 11, 12, 13/14, 19, 21, 23, 26 und 34 der SM. Wer kann uns einige dieser Nummern zur Verfügung stellen?




Issued by the London Representative of the German Social
Democratic Party, 33, Fernside Avenue, London NW7.






Editorische Anmerkungen


1 - 1938 hatte die (Organisation) Todt die Aufgabe übernommen, den sogenannten Westwall zu errichten. 1940 übernahm Todt die Verantwortung für den Bau des Atlantikwalls sowie einer Reihe von U-Boot-Bunkern an der französischen Küste.

2 - "Adams": Im September 1942 war die deutsche allgemeine Wehrpflicht auch auf Luxemburg ausgedehnt worden. Neben Heinrich Adam(s) wurden im September 20 weitere Streikende zum Tode verurteilt. 7.000 Luxemburger wurden verhaftet und deportiert. (Siehe auch: Opferliste in SM 85/86, Apr./Mai 1946 (Beil."Weissbuch ...") )
Vgl. Werner Rings: Leben mit dem Feind. Anpassung und Widerstand in Hitlers Europa 1939-1945, München 1979, S. 156.

3 - The Royal Institute for International Affairs (Hrsg.): Relief and Reconstruction in Europe. The first Steps. An Interim Report by a Chatham House Study Group, London 1942.

4 - Melville D. MacKenzie: Medical Relief in Europe: Questions for Immediate Attention, London 1942.
Melville D. MacKenzie (geb. 1889) britischer Mediziner, beim Gesundheitsministerium tätig, später bei der UNRRA.

5 - Die Rockefeller Foundation wurde 1913 von John D. Rockefeller zur Förderung wissenschaftlicher Arbeiten und Untersuchungen gestiftet.

6 - Executive of the Social Democratic Party of Germany (Hrsg.): The German Workers' Movement and German Nationalism. Some Reflections on the Pamphlet: "Gollancz in German Wonderland", London o. J.

7 - Curt Geyer, Walter Loeb: Gollancz in German Wonderland, London 1942.

8 - Curt Geyer: Hitler's new - Kaiser's old Order, London 1942.

9 - Joan Clarke arbeitete von 1940 bis 1943 als Research Secretary of Fabian Society, sie heiratete 1945 Wenzel Jaksch (siehe SM 6, 15. März 1940, Anm. 10).

10 - Beatrice Webb (1858 - 1943), englische Soziologin und Historikerin, Labour Party. Verheiratet mit Sidney Webb (1859 - 1947), englischer Historiker, Labour Party, 1924 Handelsminister, 1929-1931 Minister für die Kolonien.

11 - Margaret Cole (1893 - 1980), englische Autorin, Labour Party. Verheiratet mit Georg D. H. Cole (1889 - 1959), englischer Schriftsteller und Wirtschaftswissenschaftler, Labour Party.

12 - Vgl. u. a. Helmut Müssener: Exil in Schweden. Politische und kulturelle Emigration nach 1933, München 1974.

13 - Zur Erinnerung an den Ausbruch der Revolution im März 1848.

14 - Gustav Möller (1884 - 1970), schwedischer Sozialdemokrat, Innenminister 1924-1926 und 1932-1938, Sozialminister 1940-1951.

15 - 1937 nach dem gleichnamigen Roman von Karel Capek entstandener antifaschistischer tschechischer Film.

16 - 1930 gegründete Arbeitersportorganisation mit enger Verbindung zum TUC und zur Labour Party.

17 - = Sozialistische Arbeitersport-Internationale, entstanden 1920.



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