Nr. 35 - 1942

Anfang März

Sozialistische Mitteilungen

News for German Socialists in England

This newsletter is published for the information of Social Democratic
refugees from Germany who are opposing dictatorship of any kind.

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Der Fall Singapores hat die durch den japanischen Angriff im Fernen Osten verursachte Bedrohung des britischen Weltreichs alarmierend klargemacht, und die Tatsache, dass dieser Krieg eine weltumfassende Auseinandersetzung ist, ist mit der Wucht erschütternder Ereignisse in die Hirne der Menschheit eingehämmert worden. Die Inseln der Südsee, vor wenigen Monaten noch Symbole idyllischer Kriegsferne, sind zu Schlachtfeldern geworden, - Australien, der Erdteil, der dem Konflikt am entrücktesten schien, sieht der Invasionsgefahr entgegen, - die Burmastrasse, die Kriegstransporte für das kämpfende China beförderte, ist dem japanischen Angriff ausgesetzt, der, wenn er nicht aufgehalten wird, Bengalen und Indien bedroht. Es ist keine Uebertreibung, wenn man heute von der ernstesten Krise spricht, die es in diesem Kriege seit dem Fall Frankreichs gegeben hat. Aber wie damals die britischen Inseln dem Ansturm standhielten und damit Hitler die Vollendung seines Sieges unmöglich machten, wie später in Nordafrika, in Syrien und Persien der Vorstoss der Achse zum Suezkanal vereitelt wurde, so wird, wie wir hoffen, auch den Japanern die Krönung ihres verräterischen Feldzuges vorenthalten bleiben. In den ehemals reichen Gebieten, die sie besetzten, haben sie nicht viel mehr als Ruinen gefunden, in Java und an der Grenze Indiens werden sie auf energischen Widerstand stossen, - und schon jetzt beginnen sich die Verluste ihrer Flotte und ihrer Flugwaffe [!] so zu mehren, dass man mit Sicherheit voraussagen kann: Das Tempo und die Wucht ihres nach so vielen Richtungen zielenden Angriffes wird nachlassen und in nicht ferner Zeit einen ähnlichen kritischen Punkt erreichen wie Hitlers Angriff an der russischen Front.

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Diese Zuversicht ändert jedoch nichts an der Erkenntnis, dass die demokratischen Mächte und ihre Verbündete vor der Notwendigkeit äussersten Einsatzes und höchster Bereitschaft stehen und sich darauf gefasst machen müssen, dass der kommende Frühling den Höhepunkt dieses Kampfes um die Welt bringen wird. Die Mächte der Finsternis drohen von Ost und West; ihr teuflischer Plan ist, Asien zu durchschneiden und irgendwo im Vorderen Orient oder in den Ebenen Russlands einander die blutigen Hände zu reichen. Die Weltherrschaft ist ihr Ziel. Die Weltfreiheit steht auf dem Spiel. Und an einer Weltfront muss gekämpft werden, um sie zu retten.

Die Krise, die England oder, richtiger gesagt, das Britische Reich in den letzten Wochen erlebt, ist von der faschistischen Propaganda mit verfrühtem Frohlocken begrüsst worden; verständlich genug angesichts der Tatsache, dass sie eine willkommene Gelegenheit schien, von den Schwierigkeiten des Hitlerschen Rückzuges an der Ostfront und den eigenen Krisenerscheinungen im Dritten Reich und den besetzten Gebieten in diesem Winter des Hungerns und Frierens abzulenken. Aber wer sich von böswilligen Gerüchtemachern und verantwortungslosen Panikmachern nicht beirren lässt, wird Anzeichen genug dafür entdecken, dass diese Krise eine Gesundungskrise werden kann. Es gilt, die Kräfte des britischen Weltreiches in all seinen Teilen stärker und einheitlicher als bisher zusammenzufassen, es gilt, klarer als bisher eine Koordination mit den militärischen und politischen Kampffronten der Verbündeten zu beziehen, eine Koordination, die von Washington bis Tschungking und von London bis Moskau reicht. Es gilt nicht zuletzt auch, den Einsatz an der inneren Front zu vereinheitlichen, ungeachtet traditioneller Hemmnisse, die solcher sozialen Weiterentwicklung im Wege stehen mögen, und die Lehren aus der Ueberrennung Malayas und Burmas zu ziehen: dass die aktive Kampfbeteiligung der Völker in Asien notwendig ist und erweckt werden muss, eine Einsicht, die durch Tschiang Kai-scheks historische Reise nach Indien[1] ihren verheissungsvollsten Ausdruck fand.

Die Gewissheit, dass die Weltfront der Freiheit im Werden ist, stärkt aufs neue den Glauben an den Endsieg über die Mächte der Gewalt und der Unterdrückung, der heute so wenig wankt, wie er nach der Kapitulation Frankreichs

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vor nahezu zwei Jahren wankte. Damals schien das britische Reich allein zu stehen. Heute ist die Sowjetunion, sind die Vereinigten Staaten Amerikas seine Bundesgenossen. Damals stand Hitlers Armee siegestrunken am Kanal. Heute ist ihr grösster Teil auf dem verlustreichen Rückzug in Russland begriffen, dessen Ende noch nicht abzusehen ist. Selbst wenn es Hitlers Armeen gelingt, bis zum Frühlingsanfang die vorgeschobenen Punkte bei Nowgorod, Vyasma, Briansk, Charkow und Taganrog zu halten, bleibt die Frage offen, ob sie die Kraft eines neuen Angriffs auf Leningrad und Moskau haben werden; selbst wenn die Offensive auf den Kaukasus erfolgt, bleibt zu bedenken, dass die vorgeschobensten russischen Truppen der Nordwestfront von der ostpreussischen Grenze nicht weiter entfernt sind als die Hitlerschen Truppen bei Taganrog von den kaukasischen Oelfeldern und dass die Lage an der zweiten Front, in Libyen, sich trotz des verzweifelten Gegenstosses Rommels nicht wesentlich geändert hat.

Ein Ueberfall auf die Türkei wäre notwendig, um den Vorstoss auf den Suezkanal, den Stoss durch Persien nach Indien trotz aller bisherigen Misserfolge im Nahen Osten zu versuchen; aber die Folgen eines solchen Unternehmens könnten für die Angreifer verhängnisvoll werden.

Denn im Rücken hätte er die beherrschten Völker Europas, und von ihnen hängt nicht zuletzt das Schicksal der Weltherrschaftspläne Hitlers ab. Auch die Freiheitskämpfer hinter Hitlers Front gilt es in die Weltfront einzureichen.

Auch darüber gilt es von neuem Klarheit zu erreichen - und Einigkeit über den Widerstand solcher hinweg, die sie aus Unverstand oder Hasspsychose verhindern möchten.


[Hinweise]




Mitglieder-Versammlung der SPD mit Vortrag des Genossen
Walter Kolarz, Prag, über:
Russische Realität, gestern und heute,
Sonnabend, den 7. März 1942, nachm[ittags] 3.30 Uhr, in
Westbourne Terrace 128, London, W.2 (Paddington)





Wiederholt an uns gerichtete Anfragen veranlassen uns, an dieser Stelle nochmals die Richtlinien zur Beitragsleistung an die SPD aus Nr. 27 der SM zu bringen: Arbeitslose und Pioniere: mindestens -/6 monat[lich], Arbeitende mit Wochenlohn bis £ 3.-.- 1/-, bis £ 4.-.- 1/6, bis £ 5.-.- sh 2/- und über £ 5.-.- sh 2/6 monatlichen Mindestbetrag.

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The "Sunday Dispatch", in articles headed "The Free German Trick", published in the issues of 8th and 15th February 1942, asserts that a political minority among the German refugees, including the German Socialist organisations affiliated to the Union of German Socialist Organisations in Great Britain, and the Trade Union Centre for German Workers in Great Britain are pursuing activities tending to counteract the military victory of the Allies and to enable Germany to plunge the world into a new war in a few years. For this purpose, it is alleged these groups, supported by influential British subjects, are trying to secure official recognition by the British Government of a "Free German Movement". Under the banner of democracy and anti-Hitlerism this movement is said really to aim at saving Germany from retribution after the war - from occupation, disarmament, control, or any severe consequences.

In reply to these allegations the Union of German Socialist Organisations in Great Britain and the Trade Union Centre for German Workers in Great Britain state:

1. Neither the Union and its affiliated organisations nor the "Trade Union Centre" have anything to do with the formation of a Free German Movement or with endeavours to secure recognition by the British Government for any such movement.

2. With regard to the problem of making the world secure against a new German aggression after the fall of Hitler the Union and the Trade Union Centre in the resolution unanimously adopted in December 1941, which is referred to in the articles in question, express their views as follows: -

"We German Socialists and Trade Unionists are determined, once the Nazi dictatorship is overthrown, to destroy the social foundations of German nationalism and imperialism and, in the sphere of foreign policy, to give practical proof of the will of the new Germany to co-operate peacefully. We consider the complete military disarmament of Germany, including the disarmament of the Nazi Party and its subsidiary organisations, one of the first steps necessary for the

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pacification of Europe. We reaffirm our resolve not to recognize any of the annexations and conquests of the Nazi regime. The free Germany of the future will be in honour bound to redress the wrongs which Hitler has inflicted on other nations and to co-operate loyally and energetically in the work of European reconstruction."

3. The Union and the organisations affiliated to it maintain no political relations with the German Communists in this country.

4. The Union and the organisations affiliated to it have no relations with Otto Strasser or the Schwarze Front. They actively oppose them as a manifestation and part of German nationalism.

5. The assertion that there was a split in the Executive of the German Social Democratic Party over the question of the necessity of German disarmament and retribution is untrue.

6. Whenever German Socialist and Trade Unionists co-operate in propaganda directed to Germany, they do so in the hope and belief that they are serving the common cause of democracy against National-socialism. They conceive their role as that of assisting in political warfare against Hitler Germany, which is admitted to be necessary by all serious students of politics. The heading of the articles by stating that the groups are working "to save the enemy" constitutes a grave insult to the organisations concerned and to the individuals comprising them, many of whom are serving in the British Forces or are contributing to the war effort as workers in industry. Most of the persons concerned have more than once risked their lives in the struggle against National-socialism and they all combat not only National-socialism but every form of German nationalism.

Union of German Socialist Organisations in
Great Britain. 3, Fernside Ave., London, N.W.7

Trade Union Centre for German Workers in
Great Britain.26, Exeter Road, London, N.W.2

February 19th, 1942

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Auf die in den letzten Wochen im "Sunday Dispatch" gegen eine Reihe deutscher Flüchtlinge in England, darunter auch den Parteivorstand der SPD, die "Sozialistischen Mitteilungen", die SPD-Gruppe in England und die Landesgruppe deutscher Gewerkschafter gerichteten Angriffe reagierte die Wochenschrift

"New Statesman and Nation"
mit folgender Frage: "Hat der 'Sunday Dispatch' sich nicht genau vergewissert, dass er sich nicht aus Versehen zum Werkzeug der Denunziationskampagne einer sehr kleinen Gruppe von Propagandisten macht, unter denen einige selber Refugees oder jedenfalls gebürtige Deutsche sein mögen?" - Die Hauptbeschuldigung bestand darin, dass die genannten politischen Flüchtlinge den Weiterbestand Deutschlands nach dem Kriege wollten, dabei die Unterstützung einflussreicher englischer Kreise fänden und damit in Gegensatz zum russischen Verbündeten brächten.

Stalins Tagesbefehl an die Rote Armee
zu deren 24. Geburtstag am 23. Februar enthielt u. a. die folgende Stelle: "Wahrscheinlich wird der Krieg zur Vertreibung und Vernichtung der Hitler-Clique führen. Dieses Ergebnis würden wir begrüssen; aber es wäre lächerlich, die Hitler-Clique mit dem deutschen Volke und dem deutschen Staate zu identifizieren. Wenn ausländische Blätter behaupten, dies sei das Ziel der Roten Armee, so ist das unwahr. Die Geschichte lehrt, dass Hitlers kommen und gehen, aber das deutsche Volk und der deutsche Staat werden bleiben."

Im "Evening Standard"
erschien am 24. Januar ein gegen Vansittart gerichteter Artikel von Frank Owen[2], in dem es u. a. heisst: "Zehn Jahre, bevor einige unserer jetzigen Hitler-Hasser ihn mit dem Munde bekämpften (tatsächlich leckten damals einige seine Stiefel), gab es Deutsche, die gegen diese Bestie mit blossen Fäusten fochten. Ja, sie fochten in den Strassen Deutschlands und später in den fürchterlichen Gefangenenlagern und Folterkammern der Gestapo. Viele endeten unter dem Henkerbeil. Gefolterte, Geblen-

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dete, Männer, die keine Männer mehr sind, Getötete schreien aus der ungeheuren Hölle Deutschlands nach Menschlichkeit. Seltsam, dass man diesen Schrei in Russland noch hört, während Leute, die es wagen, Christus im Munde zu führen, in England ihre Ohren verstopfen ...

Ich wende mich an jene Publizisten, die gestern noch Hitler-Deutschland und Mussolinis Italien, ja auch Franco-Spanien bewunderten. Ich rate ihnen, dass sie, bevor sie davon reden, jeden Deutschen zu zertrampeln und zu vernichten, ihre eigenen Verkündigungen vor vier Jahren noch einmal lesen und verdauen sollen."

Bei einer Sitzung des Central Department for interned Refugees im Februar wurde bekanntgegeben, dass auf der Isle of Man noch 536 Männer, 888 Frauen und 62 Kinder interniert sind, im Lager für Familien 124 Männer, 138 Frauen und 55 Kinder. Nur ein Teil dieser Internierten sind Flüchtlinge.

In Kanada befinden sich noch 3.316 Internierte, in Australien noch 1.678.

Zu der in Nr. 34 der SM erwähnten Erklärung des Innenministers Morrison über die Entlassung Internierter in Australien zwecks Teilnahme an der australischen Landesverteidigung und Kriegsproduktion wurde ergänzend mitgeteilt, dass die Meldung zum australischen Arbeits-Korps (Labour Units) völlig freiwillig ist und dass weiterhin die Möglichkeit der Freilassung Internierter zwecks Rückkehr nach England besteht, sodass die Freilassung in Australien nur als "zusätzlicher Ausweg" zu betrachten sei. Es sei aber zu wünschen, dass von ihm weitgehend Gebrauch gemacht werde. In welcher Form den in Australien entlassenen Jugendlichen unter 18 Jahren und den entlassenen Kranken und Alten materielle Hilfe gewährt wird, ist nicht klar, und es sind an den Home-Office-Vertreter in Australien und die Flüchtlingskomitees in Australien darüber Anfragen gerichtet worden.




Unsere Leser in den Vereinigten Staaten von Amerika
können Beiträge für unsere SM an folgende Adresse senden:

Rudolf Leeb[3], 50 West, 94th Street, New York City




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wird von dem Engländer R. T. Clark[4] in seinem Buch "The fall of the German republic" nach einer Betrachtung über die Erklärung, die Hitler für die Reichsregierung abgab, wie folgt geschildert:

"... Ein Augenblick Pause - und dann rief der Präsident plötzlich den SPD-Redner auf. Für eine Sekunde verbreitete sich Todesschweigen im Hause, während von draussen die drohenden Sprechchöre der SA hereindrangen. Weiss bis in die Lippen, den Mund zusammengepresst, mit harten Zügen, in sichtbarem Bewusstsein der Schwere, des Ernstes und der Gefahr des Augenblicks, bestieg Otto Wels - lasst uns trotz aller begangenen Fehler dieses Namens gedenken - langsam die Rednertribüne. Den Kopf leicht gesenkt, aber die stämmige Gestalt gestrafft, die Schultern hochgezogen, als ob er in ein Gewehrfeuer hineinschritte.

In einer etwas monotonen Weise gab er die Erklärung seiner Partei ab. Sie könne für dieses Gesetz nicht stimmen, damit würde sie ihre Vergangenheit verleugnen. Die Regierung könne ihr Eigentum und Leben nehmen, die Ehre nicht ...

Die Abstimmung erfolgte inmitten eines aufgeregten Getümmels, das einer Totenstille wich, als der Präsident die Zahlen vorlas. Für die Regierung 441, gegen sie 91. Bis auf den letzten Mann hatten die anwesenden Sozialdemokraten gegen das Gesetz gestimmt. Eine glänzende Geste, würdig einer langen Ueberlieferung. Man mag sich erinnern, dass die Sozialdemokratische Partei mit einer ähnlichen, zwar vergeblichen, aber ausgezeichneten Geste in die Geschichte eingetreten war (dem Protest gegen die Annexion von Elsass-Lothringen. D.V.). Diese letzte Geste war von derselben Art, und sie war nicht weniger glänzend, weil die Zeit für Gesten jeder Art vorüber war und nichts anderes die Folge sein konnte als Kerker oder Exil. Es war eine nutzlose Geste und doch eine notwendige. Es wurde geschichtl[iche] Tatsache, dass die deutsche Republik, wenn sie auch ohne Kampf unterging, nicht unterging ohne Protest. Nicht ohne Würde war die Republik zugrunde gegangen und was sie im Untergang an Würde behielt, dankt sie den deutschen Arbeitern."

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A memorandum written by our Comrade B. F. Heine deals with sentences of German courts against Germans who acted contrary to the war-rules of the Nazi regime.

The author points out, in his preface, that his memorandum is based on annoucements published in German newspapers during the first two years of this war. He adds that the number of people sentenced in Germany for the above mentioned offences will give an indication of the strength of the German opposition against the Hitler-regime, although it is difficult to draw definite conclusions from the number of sentenced oppositionals to the actual number of oppositionals.

It is also difficult to say how many sentences passed by German courts against "war-saboteurs" may not have been published, and how many people may have been locked-up in concentration camps or shot "while trying to escape" without any trial or sentence.

The author did not include, in his memorandum, sentences passed for arson, for violation of the rationing orders, for offences with regard to air-raid-precaution, and for absenteeism and desertion of workers. There is no doubt that a number of such offences has been committed for hostility against the regime, but it is also clear that many such actions were due to personal motives only; and the Nazi-papers, of course, stated always that "criminals" acted for their personal advantage only.

The author carefully selected cases which even in the interpretation of Nazi papers were political sentences.

Border-line cases are most of the sentences passed for befriending prisoners of war and Polish labourers. The German papers have published such convictions almost daily, and, as the author says, "these sentences and the attitude shown by them are abominable".

People have been sent to prison for presenting prisoners of war with cigarettes or underwear, for repairing their watches, for giving them cakes, for talking to them in friendly way, for posting their letters, for drinking beer with them. A German taxi-driver was imprisoned for driving a Pole to a church, an estate-owner was sent to

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prison for offering refreshments and cigarettes to prisoners and for giving first aid to one of them, and the daughter of this "criminal" was also sentenced for speaking French to French prisoners and offering tea to them. A peasant was sent to prison for including a Polish labourer into a photograph which represented the peasant's family, and another peasant was arrested and his farm taken from his because he had allowed a Polish labourer to eat at his table.

Women who became friendly with prisoners of war, received cruel punishment. A German woman was sentenced to seven years hard labour for that "crime". Other women were pillored, their heads shaved, tarred and feathered for the same reason, and all that was reported in the local press.

There were some sentences against Germans who were friendly to prisoners, which clearly indicated political reasons. A worker in Essen was sentenced to hard labour for talking to French prisoners and telling them the war news from the Eastern Front "in such a way as to let them think that the campaign may fail".

Two Berlin workers were sentenced to six and four years hard labour respectively for getting in touch with prisoners of war and aiding them when they tried to escape.

There may be doubts about the political motives for friendship with prisoners of war. There is no such doubt about "treason".

Heine states: "Nazi papers indicate that every fortnight one 'traitor' is executed in Germany."[5] From October to December, 1939, the Nazi papers recorded eight such executions; in 1940, they recorded 17. Out of forty executed "traitors" ten were between 20 and 30 years, eleven between 31 and 40 years, thirteen between 41 and 50 years, five more than 50 years. Three of the executed were women, one of them 20 years old. In most of these cases, the Nazi-papers stated that the executed persons had been spies for a foreign power, in some cases that they had relations to emigrants.

Even the figures published by the Nazi press show clearly that the number of "traitors" in Germany is much higher than in any other belligerent country.

A second category of victims of Nazi-terror in Germany are people "shot while resisting arrest".

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Many of them are political opponents and even the Nazi papers frequently admit that fact. For instance in the case of a Berlin worker, 52 years old, who was arrested for "trying to induce his fellow-workers to desert from their working place in spite of its national importance".

Heine has not been able to give a complete record of all German newspaper-reports on people shot while resisting arrest, but even his list includes 38 names of Germans who were shot for that reason after the outbreak of war.

A very great number of Germans have been sentenced for listening to foreign broadcast and passing on the news that they heard. Mr. Heine points out that the German papers publish such sentences only occasionally, mostly giving some outstanding examples from different parts of the country, in order to warn the readers, not in order to inform them. In most of these cases, no names are mentioned. A report, for instance, runs as follows: "The widow of a former Democratic member of the Oldenburg Diet has been sentenced to 15 months hard labour for listening to foreign broadcast stations." In other cases, the report gives the name of the chief culprit, but not the names of his accomplices. For example: "The peasant Hölzler[6] listened to foreign broadcasts in his house at Obernberg for many months, in the company of a number of his neighbours. The nine accomplices who were induced by him to listen, were also severely punished." In the case of a worker at Aschersleben, the report mentions that he "induced a number of fellow-workers to listen to foreign broadcasts with him, and the leader of the factory tolerated this mischief. Severe prison sentences were inflicted on these accomplices."

The list of names, compiled by Heine after German newspaper reports, includes 82 persons whose penalties amount to 3.713 months hard labour; the minimum being 12 months, the maximum 108 months. It is obvious from the newspaper reports that the penalties have increased in the course of the war; and a regulation of June, 1940, states that the duration of war is always being added to the actual term of imprisonment. So far, only one execution of a "radio criminal" has been reported. The Social Democrat Johann Wild[7] of Nürnberg was sentenced to death and executed on May, 20th, 1941.

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The Nazi papers offered the following explanation: "Before and after the last war, Wild was active in Marxist organisations, and after Hitler's advent to power, he systematically subjected himself to the influence of Marxist propaganda, by listening to foreign broadcasts. When England and France declared war on the Reich, Wild hoped for the fall of the new Germany, which he hated. Thus, he joined morally the enemies of the German people and listened regularly to their abusing and lying broadcasts. Quoting these broadcasts he wrote a pamphlet which abused the Fuehrer and other leading personalities of the State, and the Army. Further, he induced his wife to listen to the foreign Broadcasts and to spread the lies she had heard."

The German laws define as "high treason" political activities aiming at the destruction of the existing regime. Before the outbreak of war, many opponents of the Nazi regime [were] sentenced for high treason, either to hard labour or to death. Since the outbreak of war, the Nazi papers do not mention such sentences very often. In all probability this is not due to the fact that these are less trials against "high traitors". The German Social Democrats in exile have evidence of trials against Social Democrats who worked underground in Germany, although these trials and the sentences have never been mentioned by papers in Germany.

Mr. Heine, in his memorandum, quotes 25 reports of German newspapers on sentences for "high treason" or "activities hostile to the State", which were published after the outbreak of war.

14 men, most of them between 30 and 45 years, one of them 62 years, were executed for "high treason". Their crime was, in most cases, membership in "illegal organisations", distributing leaflets, sticking anti-Nazi posters, organising "forbidden" parties, or sending out circulars of anti-Nazi character.

In a number of cases, men and women were sentenced to hard labour or prison for making remarks hostile to the State. In many such cases the papers mentioned that the defendant had been punished for the same "crime" before. In a number of cases it is stated that the remarks were offensive to Hitler or to "leading personalities of the State and the Party".

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Die Ausbreitung des Krieges hat die Weiterwanderung der Flüchtlinge fast zum Erliegen gebracht. Die derjenigen, die schützende Häfen erreichen, sinkt ständig. Aber die Befürchtung, dass der Eintritt Amerikas in den Krieg zur völligen Unterbindung des Flüchtlingsstromes führen werde, hat sich bisher - glücklicherweise - nicht bewahrheitet.

Es sind wenige, die das grosse Los ziehen, für sündhaftes Geld unter schweren Strapazen eine meist gefahrenvolle Seereise auf masslos überfüllten Schiffen in eines der gelobten Länder der westlichen Hemisphaere zu erlangen, - in denen vielleicht neue Unsicherheit und Not ihrer wartet. Aber denen, die auf diesen Schiffen fahren, erscheint es mit Recht als das grosse Los: lassen sie doch Deutschland, Frankreich, Spanien oder die Sahara hinter sich.

Die Hindernisse sind fast unübersteigbar geworden. Die Nazis haben im Herbst vorigen Jahres die Altersgrenze für das Ausreiseverbot der Juden von 45 auf 60 Jahre erhöht und die Ausreise fast völlig unterbunden. Die Ausländer- und Judenbestimmungen in Vichy-Frankreich haben weitere Verschärfungen in der Situation der Flüchtlinge in Frankreich zur Folge gehabt. Die Transitvorschriften in Spanien und Portugal sind weiter verschärft worden; eine Zeitlang war die Durchreise durch Spanien und Portugal überhaupt gesperrt. Und die Reisemöglichkeiten - einige Wochen völlig in Frage gestellt - sind um Vieles seltener geworden.

Drei portugiesische Schiffe
Der private Schiffsverkehr ist fast völlig zum Erliegen gekommen. Die amerikanischen Schiffe, die noch im vorigen Jahre eine regelmässige, wöchentliche Verbindung Lissabon-New York unterhielten, verkehren nicht mehr. Mitte Januar hat ein portugiesisches Schiff (Serpa Pinto) nach fast zweimonatiger abenteuerlicher Fahrt 890 Flüchtlinge von Lissabon und Casablanca nach Kuba, Mexico und [den] USA gebracht. Das Schiff hatte Lissabon kurz vor dem japanischen Ueberfall, am 17. November, verlassen, und die Flüchtlinge haben Wochen der Angst ausgestanden. Unter ihnen befanden sich mehrere Hundert, die bereits im Mai v. J. auf franz[ösischen] Schiffen nach Martinique unterwegs waren, aber nach Casablanca zurückgeholt [wurden] und - viele im Lager - Monate bedrückender Spannung [erlebt] hatten.

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Ende Januar haben zwei weitere portug[iesische] Schiffe Lissabon verlassen und mehr als 1.000 Flüchtlinge von Lissabon und Casablanca nach Mittel- und Nordamerika gebracht. Auch aus Schweden sind einige Dutzend jüdischer Flüchtlinge in [den] USA eingetroffen, die auf schwedischen Schiffen via Südamerika ausgereist sind. - Mit den drei Transporten hat sich die Zahl der

Flüchtlinge in Portugal und Marokko
sehr verringert. In Portugal gibt es nur noch etwa 250 bis 300 Emigranten, von denen einige in den letzten Wochen Visen erhalten haben. Tschechoslowakische Flüchtlinge hoffen Visa nach Jamaika, österreichische solche nach San Domingo zu erhalten, eine Anzahl jugoslawischer Flüchtlinge sind in der Zwischenzeit evakuiert. Insgesamt haben 50.000 Flüchtlinge Portugal nach dem Zusammenbruch Frankreichs verlassen. Man kann also kaum noch von einem Flüchtlingsproblem in Portugal sprechen. Trotzdem haben die Emigranten, die sich z. Zt. noch in Lissabon befinden, eine Aufforderung der Polizei erhalten, sich nach einem Provinzort Caldas da Reinha in eine Art Zwangsaufenthalt zu begeben, der dadurch gemildert wird, dass die Betroffenen alle zwei Wochen für ein paar Tage auf Urlaub nach Lissabon fahren dürfen.

Besonders erschwert sind die Durchreisebestimmungen. Polizeiliche Vorschriften und die Unterbrechung des regelmässigen Schiffsverkehrs mit Uebersee machen die Erlangung eines Transitvisums fast unmöglich. Trotzdem ist damit zu rechnen, dass alle paar Wochen genügend Personen zusammenkommen, um die Ausreise eines Schiffes rentabel zu gestalten, und es werden sich dann Reeder finden, die das gute Geschäft zu machen bereit sind. - Auch aus Casablanca dürfte die Mehrzahl der dortigen Flüchtlinge, soweit sie gültige Visen hatten, mit diesen drei Schiffen abgefahren sein. Neue werden jedoch hinzukommen, da angesichts der ausserordentlichen Transitschwierigkeiten via Spanien und Portugal die kleine Schar der Flüchtlinge, die jetzt

Vichy-Frankreich
verlassen kann, nach Möglichkeit den Weg über Casablanca einschlägt. - Als Folge der juden- und ausländerfeindlichen Bestimmungen Frankreichs haben zahlreiche Razzien und Haussuchungen, bes[onders] in den grossen Städten, stattgefunden.

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Viele Hunderte von Flüchtlingen sind - willkürlich - verhaftet und in Internierungs- und Arbeits-Lager verbracht worden. Aus diesen Lagern [ist] eine Anzahl von Flüchtlingen teils gezwungen, teils in der Hoffnung auf bessere Verhältnisse "freiwillig" ins besetzte Frankreich gebracht worden, wo sie Dienste für die Nazis leisten müssen.

Einige deutsche Sozialisten sind in den letzten Monaten an die Gestapo ausgeliefert worden. Von zweien von ihnen heisst es, dass sie inzwischen ermordet worden sind. Andere Sozialisten werden in Vichy-Frankreich in Internierungslager überführt oder in Verdächtigenlager geschleppt. Wieder andere sind nach Afrika geschafft und zum Bau der Saharabahn[8] gepresst worden, über die der "Daily Herald" kürzlich Mitteilungen veröffentlicht hat.

Trotz aller Schwierigkeiten jedoch, können dank der Hilfe von aussen auch jetzt noch immer wieder einzelne Flüchtlinge das Land verlassen. Noch immer werden einige USA-Visen erteilt, und kürzlich [ist] eine etwas grössere Anzahl von Kuba- und Mexikovisen beschafft worden.

Auch den verschiedenen kleineren sozialistischen Gruppen ist es dank der bemerkenswerten Aktivität einiger Vertrauensleute in [den] USA, Mexiko und anderen Ländern erfreulicherweise gelungen, für eine Anzahl ihrer engeren Freunde Visen und Fahrgelder zu beschaffen. Aber die grosse Zahl von Sozialdemokraten sitzt nach wie vor in halber oder völliger Unfreiheit in Vichy-Frankreich, und Aussichten für ihre Ausreise sind, in der grossen Mehrzahl der Fälle, nicht vorhanden. Das ist bitter und wir, die wir hier aus gesetzlichen Gründen für sie Hilfe weder leisten noch erbitten dürfen, sind in grosser Sorge um sie.

Hilfe und Solidarität
Es ist fast ein Wunder, dass ziemlich viele Menschen aus Europa entkommen sind und einige auch weiterhin gerettet werden, obwohl alles getan wurde, die Ausreise zu erschweren oder sie unmöglich zu machen. Wenn es doch gelang und noch gelingt, dann ist das der stillen Arbeit zuzuschreiben, die unter schwierigsten Bedingungen von Hilfskomitees und Privaten geleistet wird. Die Quaeker und die Unitarier[9], katholische, protestantische und vor allem jüdische Organisationen, das Emergency Rescue Committee, die IRA10 und nationale Komitees haben auch in den letzten Monaten viel geleistet, um Flüchtlingen Hilfe zu leisten und Ausreisen zu ermöglichen.

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Nicht die Beschaffung der Visen allein, sondern in immer stärkerem Masse die Beschaffung der Fahrgelder usw. erschwerte die Hilfe. - Während für gewisse Flüchtlingsgruppen die Aufbringung der masslosen Fahrkosten zwar schwierig, aber immerhin doch zu einem grossen Teil möglich war, wäre - wie man heute rückblickend feststellen muss - die Ausreise und Rettung von Hunderten von Sozialisten der verschiedensten Nationen unmöglich gewesen, wenn nicht eine amerikanische Arbeiter-Organisation:

das Jewish Labor Committee in New York
eingesprungen wäre und ganz ausserordentliche Opfer gebracht hätte. Das Jewish Labor Committee hat nie Aufheben von dieser Seite seines Wirkens gemacht, und sehr viele der heute in Sicherheit lebenden Sozialisten wissen wahrscheinlich auch jetzt noch nicht, dass sie dem JLC Rettung und Leben verdanken. Wie hoch die Aufwendungen des Jewish Labor Committee insgesamt waren, entzieht sich natürlich der Kenntnis des Aussenstehenden, dass aber die Hilfe grosse Ausmasse erreicht hat, ergibt sich schon aus der Tatsache, dass die Reedereien seit 1940 Phantasie-Preise (200 bis 300 Dollar für einen Zwischendecksplatz) fordern und erhalten. Vielleicht kommt noch einmal die Zeit, in der es möglich sein wird, ausführlicher auf dieses grosse Hilfswerk des Jewish Labor Committee einzugehen, das für immer einen Ehrenplatz in der Geschichte der Emigration einnehmen wird. - Während das JLC vielen die Ueberfahrt nach Uebersee ermöglicht hat, ist eine andere Arbeiterorganisation,

das Schweizer[ische] Arbeiterhilfswerk
in ähnlich aufopfernder Weise, wenn auch auf schmalerer Basis tätig. Durch das Hilfswerk "Colis Suisse" wird einer grossen Zahl der in Frankreich Verbleibenden Hilfe vermittelt. Auch die nach dem Zusammenbruch in Frankreich nach [den] USA entkommenen Sozialdemokraten haben sich in Verbindung mit der German Labor Delegation zusammengefunden, um Beträge auf dem Wege einer freiwilligen Selbsthilfe für die in Frankreich Zurückgebliebenen zu sammeln. Ein erster Teilbetrag ist in Frankreich eingetroffen, und weitere werden hoffentlich folgen. Das ist freilich keine Lösung; denn kaum einer von ihnen verdient mehr als das Lebensnotwendigste, um die Summen zusammen zu bringen, die erforderlich wären, um das entsetzliche Elend entscheidend zu lindern.

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(ITF) In Deutschland soll eine weitere Drosselung der Verbrauchsgüterindustrie Arbeiter, Kohle, Rohstoffe und Transportmittel freimachen. In den besetzten Ländern sollen weitere Verbrauchsgüterbetriebe schliessen, damit mehr Arbeiter nach Deutschland transportiert werden können.

"Je mehr Volkswirtschaften der übrigen europäischen Länder von den Rückwirkungen des Krieges auf ihre zivilen Produktionsbereiche erfasst und Arbeitskräfte freigesetzt werden ..., in umso grösserem Masse ist der Rückgriff auf ausländische Arbeitskräfte möglich."

("Frankfurter Zeitung", 9.II.1942)

"Es ist nur schwer zu verstehen", schreibt die "Kölnische Zeitung"[11] am 29.I.1942 in diesem Zusammenhange, "weshalb der deutsche Soldat an der Front und der deutsche Arbeiter in der Heimat die schwersten Entsagungen und Mühen auf sich nimmt und seine Kräfte bis zum Aeussersten ausgeben muss, während vielleicht irgendwo im deutschen Einflussgebiet ausgezeichnete Fachkräfte vorhanden sind, denen Arbeiten zugewiesen sind, die - an unserer Kriegsanspannung gemessen - uns höchst überflüssig erscheinen. Der Gegner von gestern ist zwar nicht der Kriegsverbündete von heute, aber es ist nicht unbedingt notwendig, dass ein für diese Länder verlorener Krieg eine bessere materielle Stellung auch in der Verfügung über die Arbeitskräfte gewährleistet als in Deutschland selbst." - In Deutschland erwartet die ausländischen Arbeiter Antreiberei. Dr. Mansfeld12, der Unternehmersyndikus, der von Hitler den Auftrag erhielt, aus den Arbeitern Europas das Letzte für die deutsche Kriegsmaschine herauszupressen, hat seine Anweisungen herausgegeben: Damit trotz der Verschickung Hunderttausender Arbeiter an die Front die Kriegsproduktion aufrechterhalten werden kann, soll, wo möglich, aus den Arbeitern und Arbeiterinnen um 50% mehr ausgepresst werden. Im Organ des Berliner Arbeitsministeriums lässt er mitteilen, dass ein "Zwei für Drei-Plan" durchgeführt werden müsse. Durch "Leistungssteigerung je Zeiteinheit ... muss der Faktor Arbeitskraft zu grösstmöglicher betrieblicher Auswirkung gebracht werden". Antreiben sei wichtiger als Arbeitszeitverlängern: "Eine formelle allg[emeine] Verlängerung der Arbeitszeit allein tut es nicht, sondern nur auf den restlosen Einsatz der Arbeitskraft und auf die Leistungssteigerung kommt es an."

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wurde am 14. Februar (31, Broadhurst Gds., London, N.W.6) mit einer eindrucksvollen Feier eröffnet, an der zahlreiche englische und ausländische Sozialisten verschiedener Nationen, darunter auch viele deutsche Genossen, teilnahmen. Nach einer einleitenden Ansprache O. Pollaks, der an die Kämpfe der österreichischen Arbeiterschaft erinnerte und dabei betonte, wie wenig der Faschismus Angelegenheit eines einzelnen Landes oder Volkes ist, sprach Cam[ille] Huysmans (Belgien), der letzte Vorsitzende der SAI. Nach ihm ergriff der britische Minister für Bergbau, Genosse Grenfell[13], das Wort, und gedachte der Leistungen der Wiener Arbeiterschaft und seines Besuches in Wien nach den Februarkämpfen 1934. Der in diesen Ansprachen oft wiederholte Appell zu internationaler Gesinnung und Zusammenarbeit, der auch in einem bei der Feier verlesenen Schreibens des polnischen Gen. Cziolkosz (in deutscher Sprache) zum Ausdruck kam, wurde in der Schlussansprache des Gen. Czernetz14 noch einmal stark betont.

Die Feier wurde durch künstlerische Musik-Darbietungen bereichert und gab den Teilnehmern Gelegenheit, die Räume des neuen Klubheims und eine Ausstellung von Bildern aus der Geschichte der österreichischen Arbeiterbewegung zu besichtigen.

ist am 14. Februar unter der Direktion Arthur Hellmers mit einer auf erfreulichen Niveau stehenden Aufführung von Lessings "Nathan der Weise" eröffnet worden. Hellmers sorgfältige Regie, Arnold Marlés[16] durchdachte Darstellung der Titelrolle, Omri Marlés17 jugendlich sympathische Gestaltung des Tempelherrn und Oskar Ebersbachers18 gelungene Verkörperung des Klosterbruders verdienen aus der guten Gesamtleistung des Ensembles hervorgehoben zu werden. Die Teilnahme des Publikums rechtfertigte das Unternehmen, gutes und ernstes Theater in deutscher Sprache in London zu spielen. - Weitere Vorstellungen sind Sonntag, d[en] 8. März, nachm[ittags] 3.30 und abends 7.00 Uhr in der Stern Hall, 33, Seymour Place, London, W.1. (nahe Marble Arch). Zur gleichen Zeit an den kommenden Sonntagen wird Fr. Wolfs "Professor Mamlock"19 gespielt werden.

[Seite im Original:] - 19 -

ist in einer Broschüre "The BBC at War" von Antonia White[20], herausgegeben vom BBC, lebendig und anschaulich dargestellt. Die durch Illustrationen unterstützte Schilderung der Kriegsorganisation und der Kriegsprogramme des BBC macht die Schwierigkeiten der Umstellung des britischen Rundfunks auf Kriegsbetrieb deutlich, zeigt das Mass der "hinter den Kulissen" geleisteten Arbeit, berichtet über Aufgaben und Methoden der verschiedenen Abteilungen und würdigt dabei auch den Anteil, den Flüchtlinge der verschiedenen Nationen an der Kriegsarbeit des BBC haben.

veranstaltet Sonntag, den 15. März im Royal Hotel, London, Woburn Place, eine "After the Nazis" Conference, zu der auch unsere Genossen geladen sind. Die Teilnehmergebühr beträgt 2/6d ohne und 6/- mit lunch. Anmeldungen sind an das Secretariat der Fabian Society, 11, Dartmouth Street, London, SW1, zu senden. Die Mitgliedschaft beim internationalen Bureau der Fabian Society steht allen exilierten Sozialisten offen. Der Mitgliedsbeitrag beträgt jährlich 7/6. Anfragen und Anmeldungen sind an obige Adresse zu richten. Das Conferenzprogramm [!] lautet:

10.30 a.m.

The Causes underlying the Rise of Nazism.

M. Philips Price, M.P.[21]

The German Revolution

R.H.S. Crossman

1.00 p.m

Public Lunch

2.30 p.m.

Germany's Economic Position in Post-War Europe.

R.W.S. Clarke[22]

Chairman of the Conference: Philip Noel-Baker, M.P.




[Hinweise]

Joseph Plaut[23],

der bekannte Vortragskünstler, gibt

Sonntag, den 29. März, abends 6 Uhr im
Mary Ward Settlement, Tavistock Place

(Nähe der Tottenham Court Rd.) ein abendfüllendes Programm heiterer Art. Eintrittskarten für 1/- erhältlich: Room 64, Bloomsbury House, ferner 26, Exeter Road, NW2, und im Transport House, London, SW1, 7. Stock links.

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Reparatur-Werkstätten auf genossenschaftlicher Basis
für Herrenwäsche, Damenkleidung und Schuhe werden mit Bewilligung des Home Office vom Group Centre der im Czech Refugees Trust Fund registrierten Gruppen in Westbourne Terrace 128, London, W2 eröffnet. Gewissenhafte Arbeit und angemessene Preise werden zugesichert. Die Annahmestelle ist täglich von 10 Uhr vorm. bis 6 Uhr nachm. geöffnet. Gegen Portoersatz werden auch Provinzaufträge ausgeführt. Nähere Mitteilungen persönlich, telef. (PADdington 2766) oder schriftlich an obige Adresse erbeten.

Freiwillige Beiträge für die SM gingen ein: A.S. Oxf. 4/6; F.Ae 3/-; H.M. 1/-; H.H. 2/-; H.G. 1/-; Ilse 3/6; D.W. 20/-; W.L. 10/-; WLin D. 5/-; E.B. 1/-; R.Oxf., 2/-; D.M. 5/-; F.B. u. AU 2/-; H.L. 2/6; W.K. 1/-; W.E. 5/-; Br. 2/-; A.K. 2/-; F.S. 1/-; T.D. 1/-; E.S. 2/7; EB 2/-; GG. 5/-; SP 20/-; E. u. LH, Canada, 22/4; J.L. 4/-; W.K. 3/-; K.L. 3/-; A.Z. 10/-; G.Gl. 10/..; E.B. 1/6; W.G., Tyne, 5/-; Sch 4/-; Po 1/6; A.B. 2/-; A.P. 1/-; W.M. 10/-; Miss F. 2/-; K.D. 5/-; Br. 5/-; St. 1/-; GG 5/-; J.G. 4/-; E.Gr. 5/6; Hi 3/-; RT 3/-; Fr. 2/-; W.L. 3/-; I.So. 2/-; H.Gr. 2/-; Miss A 10/-.

Herzlichen Dank allen Spendern. Da diese freiwilligen Beiträge unserer Leser die einzige Einnahme zur Herausgabe und Verbreitung der SM sind, bitten wir um Einsendung von Geldspenden.




Feststellung. Wiederholt an uns gerichtete Anfragen bezgl. des Verhältnisses Walter Loebs zu den in England lebenden deutschen sozialdemokratischen Flüchtlingen veranlassen uns zu folgender Feststellung: Die in England lebenden früheren Mitglieder der SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands) sind nicht zu einer festen Organisation zusammengeschlossen. Zweckmässigkeitsgründe mannigfacher Art sprachen aber für eine Registrierung an einer Zentralstelle. Mit verschwindender Ausnahme sind bei dieser die früheren Mitglieder [der] SPD, soweit sie in England leben, registriert. Walter Loeb hat es abgelehnt, einen der Registrierung dienenden Fragebogen auszufüllen und der Zentrale zu übermitteln. Er zählt deshalb nicht zu den in England registrierten früheren Mitgliedern der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.





Issued by the London Representative of the German Social
Democratic Party, 33, Fernside Avenue, London N.W.7.

[Beilage zu SM, Nr. 35, 1942]

[Beilage, Seite: - 1 -]

Von einem unserer Freunde an der deutsch-schweizerischen Grenze erhielten wir einen Bericht, dem wir die folgenden Auszüge entnehmen. Ohne sich seine Auffass[un]g in allen Punkten zu eigen zu machen, ist es doch interessant, die Vorstellungen von Menschen kennen zu lernen, die Deutschland aus grösserer Nähe als wir in England beobachten können.

"...Ich beurteile die heutige Lage ausserordentlich günstig. Ich urteile nüchtern auf Grund meiner persönlichen Kenntnis des deutschen Militärs und der wirtschaftlichen und stimmungsmässigen Lage. Der Höhepunkt ist schon überschritten, es geht bergab, und da kommt es nur darauf an, die Walze derart in Bewegung zu bringen, dass sie schneller rollt. Man kann diesen Stimmungsumschwung auch hier deutlich verfolgen. Noch vor 170 wenigen Wochen wagte kein Mensch, ein Wort zu sagen. Man hüllte sich in Schweigen, und jetzt hört man schon wieder allerhand. Man hat hier die Auffassung, dass es nicht mehr lange dauert.

Trotzdem darf man die deutsche Widerstandskraft nicht unterschätzen. Sie sind noch nicht zum Zusammenbruch reif. Man muss im Frühjahr damit rechnen, dass nochmals eine Offensive einsetzt, und zwar mit ungeheurer Wucht, sie wird dann auch noch Erfolge bringen, aber keine Entscheidung, und darauf kommt es an. Dann erst ist der Moment erreicht, an dem es wirklich bergab geht. Die aktivsten Kräfte werden dann noch geopfert werden, und zwar die jüngsten Jahrgänge. Die Verluste sind gegenwärtig schon weit grösser, als man nach aussen erkennen lässt. Schon heute erhalten dauernd Infanterie-Oberleutnants die höchsten Auszeichnungen, und zwar mit dem ausdrücklichen Vermerk: "als Bataillonsführer". Das ist "Verdun" oder zweite Hälfte 1918! Normal wird ein Bataillon von einem Major oder Oberstleutnant geführt. Da nach offiziellen Angaben bisher kaum nennenswerte Verluste eingetreten sind, müsste es noch immer so sein. Da es aber anders ist, zeigt es die Ungeheuerlichkeit der Verluste. Auch die Verteilung der höchsten Orden, die gegenwärtig wieder mit dem Schubkarren erfolgt, zeigt, dass es mies steht. Das war noch immer so: Wenn es bergab geht, sollen Orden und Auszeichnungen die Stimmung heben...

Kürzlich war hier ein bürgerlicher Herr aus Deutschland

[Beilage, Seite: - 2 -]

zu Besuch, der Geschäfte zu erledigen hatte. Er traf sich [mit] einem Schweizer Bekannten, um einmal zu hören, wie man hier über alles denkt. Na, und da haben sich beide ausgesprochen. ... Darauf hat er dann ausgepackt und sein Herz ausgeschüttet. Es sei einfach nicht mehr zu ertragen! Der Druck sei ungeheuer. Alles wünsche, dass der Krieg endlich vorbei sei und dass die Gesellschaft ihren verdienten Lohn erhalte.

Dann erzählte er, dass die Soldaten, die von der Ostfront in Urlaub kämen, nicht wiederzuerkennen seien. Sie treten auf und lassen sich von keinem Menschen etwas sagen. Man müsse heute mit Grauen an die Zukunft denken. "Es ist die gleiche Situation wie 1918.".

Es ist m.E. nicht ausgeschlossen, dass wir bereits im Spätherbst vor einer entscheidenden Situation stehen. Dann heisst es, bereit zu sein und sich richtig einzuschalten.

Bleiben wir nüchtern und geben wir uns keinen Illusionen hin. Es ist diesmal alles anders. Organisatorisch und stimmungsmässig. Und doch brauchen wir nicht zu verzweifeln. Unsere Leute von 50 sind noch da, das waren vor 10 Jahren unsere besten Funktionäre, und gerade in der heutigen Zeit wird den Massen manchmal ins Gedächtnis kommen, was wir vordem gesagt haben und wie recht wir die Situation beurteilten. Aber man wollte uns nicht hören, da die Melodien des Rattenfängers gar zu lieblich tönten. Das ist gerade für uns ein grosses Plus. Dazu kommt unsere gute Jugendbewegung, und das ist unsere zweite positive Stärke. Darin befinden sich auch heute noch ausserordentlich positive Kräfte, obwohl sie mit den Wölfen heulen mussten. Sie werden sofort da sein, wenn sie gerufen werden. Weiter ist die Tatsache, dass Russland entscheidend sein wird, für uns ein Plus, weil man niemals den Russen die Stiefel lecken wird. Also wird die Demokratie die Sehnsucht sein. Bestimmte Kaders bestehen auch heute noch und warten in Ruhe, fern von aller Politik, auf ihre Stunde. - Nur vor einem müssen wir uns hüten, und das ist der unleidige Bruderkampf. Leider sehe ich hier nicht rosig. Es gibt auch heute gewisse Elemente, die in der Zersplitterung das Einzige sehen, was sie können, weil sie sonst keine Möglichkeit sehen, ihr eigenes hochwertes Ich gebührend in Erscheinung zu bringen. Sie verkennen jedoch die Zeit völlig!"






Editorische Anmerkungen


1 - Im Februar 1942.

2 - Frank Owen (1905 - 1979), Journalist und liberales MP 1929-1931, 1938-1941, Herausgeber des "Evening Standard".

3 - Rudolf Leeb (geb. 1902), sozialdemokratischer Funktionär seit 1927, ab 1933 in der CSR, 1938 Frankreich, 1941 USA. 1950 Rückkehr, bis 1968 Abteilungsleiter beim PV der SPD.

4 - Robert Thomson Clark: The Fall of the German Republic. A political study, London 1935.

5 - Heine bezieht sich hier nur auf die offiziellen Verlautbarungen der Nazipresse.

6 - Leonhard Hölzler (geb. 1894), wurde im April 1940 wegen "Rundfunkverbrechen" zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilt.

7 - Johann Wild (1892 - 1941), Feuerwehrhauptmann, SPD-Mitglied vor 1933, im März 1941 wegen "Rundfunkverbrechen" zum Tode verurteilt, hingerichtet.

8 - Der Bau der Transsaharabahn ging auf einen Beschluss der Vichy-Regierung von März 1941 zurück.

9 - Unitarier = Angehörige des Unitarian Service Committee.

10 - IRA = International Relief Association.

11 - "Kölnische Zeitung", Tageszeitung, erschien 1809-1945, in der Weimarer Republik bis 1933 überparteilich.

12 - Werner Mansfeld (geb. 1893), seit 1933 Ministerialrat später Staatssekretär im Reichsarbeitsministerium, ehemaliger Freikorpskämpfer.

13 - David Grenfell (1881 - 1968), Bergarbeiter, Labour-MP 1922-1959, 1940-1942 Staatssekretär für Bergbau.

14 - Karl Czernetz (1910 - 1978), österreichischer Sozialdemokrat, 1934-1937 mehrfach in Haft, ab 1938 Exil in Frankreich, 1939 Großbritannien. 1945 Rückkehr nach Österreich, seit 1946 Mitglied des Parteivorstandes der SPÖ.

15 - "Österreichische Bühne": Siehe SM 34, Anf. Febr. 1942, Anm. 24 .

16 - Arnold Marlé (1889 - 1970), tschechischer Schauspieler und Regisseur, seit 1939 Exil in Großbritannien.

17 - Omri Marlé (geb. 1919), Sohn von Arnold Marlé, Schauspieler.

18 - Laut "Exil in der Tschechoslowakei, in Großbritannien, Skandinavien und Palästina", Frankfurt a. M. 1981, S. 656, ist der Name des Schauspielers mit Edelsbacher angegeben, nach anderen Quellen ("Die Zeitung") mit Ebersbacher.

19 - Friedrich Wolf (1888 - 1953), deutscher Arzt, Schriftsteller und Kommunist, ab 1933 u. a. Frankreich, USA, UdSSR; 1945 Rückkehr nach Deutschland. Sein Schauspiel "Doktor Mamlocks Ausweg. Tragödie der westlichen Demokratie" erschien 1935 in Moskau und Leningrad; späterer Titel: "Professor Mamlock".

20 - Antonia White: B.B.C. at War, London 1941. A. White (geb. 1899), britische Journalistin, 1940-1943 BBC-Mitarbeiterin, 1943-1945 Political Intelligence Department (PID).

21 - Morgan Philips Price (geb. 1885), Labour-MP 1929-1931 und 1935-1959, 1919-1923 Berliner Korrespondent des "Daily Herald".

22 - Richard William Barnes Clarke (geb. 1910), 1939-1945 in verschiedenen Ministerien tätig.

23 - Joseph Plaut (1879 - 1966), deutscher Schauspieler und Opernsänger, ab 1936 Exil u. a. Schweiz, Südafrika" Großbritannien; 1951 Rückkehr nach Deutschland.



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