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[MANAGERKREIS DER FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG]
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TITELINFO


Selbstverständnis, Ziele, Aufgaben / Managerkreis der Friedrich-Ebert-Stiftung. - [Electronic ed.]. - Bonn, [ca. 1998]. - 7 Bl. = 15 Kb, Text . - (Thesenpapiere des Managerkreises der Friedrich-Ebert-Stiftung)
Electronic ed.: Bonn: FES Library, 1999

© Friedrich-Ebert-Stiftung


INHALT






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I. Personenkreis und Organisationsform

Im Managerkreis finden sich Personen zusammen, die aktiv in einer unternehmerischen Management-Position arbeiten, aus der sie eigene Erfahrungen für die Arbeit des Kreises beisteuern können.

Der Managerkreis ist ein sich selbst organisierender Arbeitskreis von Managerinnen und Managern, dessen Infrastruktur durch die Friedrich-Ebert-Stiftung gewährleistet wird.

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II. Motive und Aufgaben

Der Managerkreis versteht sich als Forum für den Meinungsaustausch zwischen Managern aus der Wirtschaft und Politikern. Er will eine Brücke schlagen zwischen dem Denken der Politiker und dem der Manager. Er will Gelegenheiten schaffen, bei denen sich Manager und Politiker kennenlernen und voneinander lernen können.

Die Bedeutung nur mittel- bis langfristig lösbarer Probleme in der Politik nimmt zu, aber die Politiker werden unter den Bedingungen der Mediengesellschaft und des politischen Wettbewerbs gedrängt, immer kurzfristiger zu agieren. Für die Politik und das politische Management können in dieser Situation die Erfahrungen und Methoden des wirtschaftlichen Managements hilfreich sein. Diese wollen wir der Politik vermitteln.

Die Wirtschaft und das wirtschaftliche Management sind grundsätzlich durch politische Rahmensetzung geprägt und werden immer auch durch politische Entscheidungen direkt oder indirekt beeinflußt. Deshalb ist es für das Management in der Wirtschaft wichtig, mehr Sensibilität und Verständnis für die Bedingungen politischen Handelns zu entwickeln und auch in politischen Kategorien denken zu lernen. Dazu wollen wir unseren Beitrag leisten.

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III. Aufgaben- und Handlungsverständnis

Der Managerkreis ist unabhängig von Interessengruppen und unterliegt keinem öffentlichen Profilierungszwang. Deshalb kann er völlig frei diskutieren und im politischen Vorfeld Vorurteile und Barrieren überwinden, sowie eine tabufreie, konstruktive und nach vorn weisende Diskussion auch im politischen Raum fördern.

Das aus der praktischen Erfahrung im Management der Wirtschaft gewonnene Aufgaben- und Handlungsverständnis ist auch bei den meisten politischen Aufgaben hilfreich:

  • Instrumente und Maßnahmen müssen auch in der Politik stärker am erzielten Ergebnis gemessen werden und nicht an wählerfreundlichen Motiven oder gutgemeinten Absichten.
  • Auch für staatliches Handeln gelten in aller Regel die Grundsätze ökonomischer Rationalität. Die Folgen ökonomischer Insuffizienz oder ökonomischer Irrationalität sind in höchstem Maße unsozial.
  • Die zentralen politischen Aufgaben sind heute langfristiger und struktureller Natur und können deshalb, wie im Unternehmensbereich, nur durch entsprechend strategisches Handeln bewältigt werden.


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IV. Inhaltliches Grundverständnis

Der Managerkreis ist einer sozialen Marktwirtschaft verpflichtet,

  • in der ein fairer Wettbewerb, der jedem seine Chance läßt, als Grundprinzip gilt. So verstandener Wettbewerb ist sozial;
  • in der es ein wichtiges Ziel ist, auch in einer tendenziell individualistischer werdenden Gesellschaft den sozialen Zusammenhalt zu stärken;
  • in der jeder Person und jedem Marktteilnehmer das Recht auf ein System gleicher Grundrechte und Grundfreiheiten zusteht, das vereinbar ist mit einem System gleicher Rechte für alle anderen.

Auch in einer sozialen Marktwirtschaft gibt es Ungleichheit, die zu tolerieren ist. Sie beruht jedoch nicht auf Privilegien, nicht auf Erbhöfen und nicht auf monopolistischen Positionen. Ungleichheit als Folge ungleicher Leistung, ungleicher Risikobereitschaft und damit ungleicher Beiträge zum Entwicklungserfolg der Wirtschaft ist dann akzeptabel, wenn dadurch im Entwicklungsprozeß auch die wirtschaftliche Position der Schwächeren angemessen verbessert wird und wenn es keine Chance gibt, den gleichen Erfolg durch eine stärker gleichheitsorientierte Politik zu erreichen.

Eine solche Ungleichheit ist eine "optimale Ungleichheit" im Sinne von Rawls "Theorie der Gerechtigkeit".

Der Begriff der sozialen Marktwirtschaft wird leider häufig dazu benutzt, um ungleiche Marktergebnisse zu beschönigen, vom laufenden Prozeß der Vermögenskonzentration abzulenken und wettbewerbswidriges Verhalten zu kaschieren und damit die Erinnerung an eine Erfolgsperiode sozialer Marktwirtschaft zu mißbrauchen. Soziale Marktwirtschaft ist ein Anspruch, der durch entsprechendes Handeln eingelöst werden muß. Nur wer selbst die Standards der sozialen Marktwirtschaft erfüllt, kann in ihrem Namen sprechen.

Der Managerkreis konzentriert sich im Zusammenhang mit der Wiederherstellung der sozialen Marktwirtschaft auf Hauptdiskussionsfelder, die aus der praktischen Management-Erfahrung und unter dem theoretischen Blickwinkel der Management-Wissenschaft angegangen werden.

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V. Aktions- und Kommunikationsformen, Organisations-Struktur

  1. Der Managerkreis diskutiert seine Themen
    • in Diskussionsveranstaltungen;
    • in Politiker-Gesprächen ("parlamentarische Abende");
    • in Sitzungen des Steering-Komitees.

  2. Das Steering-Komitee besteht aus bis zu 30 Personen. Zur Mitarbeit werden solche Managerinnen und Manager eingeladen,
    • die bereit sind, einen gewissen Aufwand an Zeit für diesen Zweck aufzubringen;
    • die derzeit in einer Managementposition aktiv tätig sind;
    • die die intellektuelle Beweglichkeit und politische Unabhängigkeit haben, konstruktiv mitzudiskutieren.

    Aufnahme in das Steering-Komitee: Das Steering-Komitee ergänzt sich durch Kooptation. Das Steering-Komitee tagt etwa viermal pro Jahr. Auf jeder Sitzung kann eine Neuaufnahme entschieden werden. Vorschlagsrecht für Neuaufnahmen haben Mitglieder des Steering-Komitees. Die Vorschläge sind bis spätestens eine Woche vor jeder nächsten Steering-Komitee-Sitzung schriftlich mit Lebenslauf des Bewerbers an die Friedrich-Ebert-Stiftung zu leiten. Die Aufnahme erfolgt einstimmig durch die anwesenden Mitglieder des Steering-Komitees.

    Bei starker beruflicher Beanspruchung besteht die Möglichkeit zur ruhenden Mitgliedschaft: Die Mitarbeit im Steering-Komitee kann vorübergehend ausgesetzt werden (maximal ein Jahr), sie muß dann aber wieder aktiv aufgenommen werden.

    Ausscheiden aus dem Steering-Komitee: das Ausscheiden erfolgt auf eigenen Wunsch der Mitglieder, die sich auf die Teilnahme als normales Mitglied im Managerkreis beschränken wollen. Die im Steering-Komitee Anwesenden können mit ¾ der Stimmen ein Mitglied aus dem Steering-Komitee ausschließen. Dieses Verfahren muß mindestens eine Woche vor einer Sitzung angekündigt und begründet werden.

    Aufgabe des Steering-Komitees ist es, die Thesenpapiere des Managerkreises zu erarbeiten. Dabei können sich entsprechende Arbeitsgruppen aus Mitgliedern des Steering-Komitees bilden.

    Der Managerkreis bildet darüber hinaus Initiativgruppen zu einzelnen Themen und regionale Arbeitskreise.

  3. Gründung von Regionalgruppen:

    Zur Gründung einer Regionalgruppe müssen sich mindestens fünf Personen auf ein Arbeitskonzept von etwa 18 Monaten einigen. Dies ist in einem von den fünf Gründungsmitgliedern unterzeichneten Brief an die Friedrich-Ebert-Stiftung als Vorschlag zur Gründung einer Regionalgruppe zu richten. Nach Zustimmung des Steering-Komitees organisiert die Friedrich-Ebert-Stiftung eine Gründungsversammlung, zu der alle Mitglieder des Managerkreises der betreffenden Region eingeladen werden. Auf der Versammlung wird das vorgeschlagene Arbeitsprogramm verabschiedet und ein Sprecher der Arbeitsgruppe mit einfacher Mehrheit gewählt. Zwei Jahre nach Gründung der Regionalgruppe muß der Sprecher dem Steering-Komitee einen schriftlichen Ergebnisbericht über die erarbeiteten „Produkte", Teilnehmerzahlen an Veranstaltungen, regionale Pressegespräche oder Presseberichte vorlegen. Das Steering-Komitee hat die Möglichkeit, eine Regionalgruppe aufzulösen.

  4. Zur besseren Außen-Darstellung der Arbeit des Managerkreis und zum vertieften Dialog mit politischen Entscheidungsträgern werden für eine Wahlperiode von zwei Jahren ein Sprecher und vier stellvertretende Sprecher aus dem Steering-Komitee gewählt.

    Die Einladung für die Sitzung zur Wahl muß mindestens sechs Wochen vor dem Termin erfolgen. Vorschläge für Kandidaten müssen spätestens eine Woche vor dem Wahl-Termin im Sekretariat des Managerkreises in der Friedrich-Ebert-Stiftung schriftlich eingegangen sein.

    Es entscheidet die einfache Mehrheit. Gibt es für eine Position mehrere Kandidaten, so findet für die beiden Bewerber mit der höchsten Stimmenzahl eine Stichwahl statt. Wiederwahl ist möglich.

  5. Presseerklärungen des Managerkreises werden von der Friedrich-Ebert-Stiftung herausgegeben. Der Entwurf wird allen Mitgliedern des Steering-Komitees zugeleitet. Kommt es zu keinem Einspruch oder Änderungsvorschlag, kann das Statement veröffentlicht werden.

    Der Managerkreis pflegt den Austausch mit solchen Vertretern der Medien, die an den von ihm behandelten Themen und an der Sache orientiert sind und eine sachlich fundierte Berichterstattung erwarten lassen.

  6. Die Geschäftsführung des Managerkreises obliegt der Stabsabteilung der Friedrich-Ebert-Stiftung

©Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | April 1999