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TEILDOKUMENT:
7. Aufgaben für die Stadt Bonn 8. Aufgaben für das Land Nordrhein-Westfalen [Seite der Druckausg.: 40]
Zuständigkeit für Nord-Süd-Fragen bei der Stadtverwaltung In Beantwortung einer Anfrage des Eine-Welt-Forums, einem Zusammenschluß lokaler Bonner Dritte-Welt-Gruppen, mit der ein stärkerer städtischer Beitrag zur Rolle Bonns als Nord-Süd-Zentrum gefordert wurde, hat die Oberbürgermeisterin klargestellt, daß in der Stadtverwaltung das Vorstandssekretariat 01 (Abteilung Repräsentation und internationale Angelegenheiten, Frau Dr. Maria Hohn-Berghorn) Ansprechstelle ist und die Koordination mit den übrigen Bereichen der Stadtverwaltung übernimmt. Diese Regelung gibt Grund für die Erwartung, daß sich die Oberbürgermeisterin selbst in diesem Aufgabenbereich weiterhin engagieren wird; sie weist in ihrer Stellungnahme aber auch darauf hin, daß die Stadt verstärkt auf die Mithilfe und Unterstützung durch private und freiwillige Initiativen angewiesen sein wird. Die Stelle ist für den zu erwartenden Zuwachs an Aufgaben personell und sachlich zureichend auszustatten. Informationsservice Die Stadt muß die Information über das Nord-Süd-Zentrum verstärken. In Vorbereitung ist eine englischsprachige Broschüre für Neubürger, die in Bonn in internationalen Einrichtungen arbeiten werden. Das Presseamt hat mit dem "Arbeitskreis Lernen und Helfen in Übersee e.V." vier Arbeitsschritte zur Vorbereitung der kommenden Zusammenarbeit mit UNV vorbereitet:
Diese Arbeitsschritte sollten in einer systematischen und kontinuierlichen Informationsarbeit über Nord-Süd-Fragen ihre Fortsetzung finden. Ein Arbeitskreis unter Federführung des städtischen Presseamtes mit den Referenten für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Bonner Dritte-Welt-Institutionen könnte zur Ergänzung und Erweiterung dieser Informationsarbeit führen. Kontaktpflege Durch viele kleine und große Gesten könnte das Bewußtsein der Bürgerinnen und Bürger für die Rolle als Nord-Süd-Stadt gestärkt werden:
[Seite der Druckausg.: 41] Familienbegegnungen und gegenseitige Besuche anbahnen und die Lokalpresse über solche Ereignisse informieren. Ähnliche Initiativen sollten von den Pfarrgemeinden, Service-Clubs und Sportvereinen unternommen werden es sollte nicht unterschätzt werden, wie sehr auch in einer weltoffenen und begegnungsfreudigen Stadt wie Bonn Menschen aus Afrika, Asien und Lateinamerika in Vereinsamung geraten können. Förderung der Bonner Dritte-Welt-Initiativen Die örtlichen Dritte-Welt-Initiativen sollten von der Stadt gefördert und ihnen nach Möglichkeit eine Hilfestellung bei ihrer ehrenamtlichen und selbstlosen Tätigkeit gegeben werden, um hierdurch die Bonner Bürger mehr für Fragen der Nord-Süd-Zusammenarbeit zu interessieren und zu einem verstärkten eigenen entwicklungspolitischen Engagement zu motivieren. Denkbar wäre etwa eine jährliche Selbstdarstellung dieser Organisationen im Foyer des Stadthauses mit Präsentation gegenüber dem Stadtrat vor einer Ratssitzung. Auch könnte eine Hilfestellung der Stadt bei regelmäßigen Besprechungen mit diesen Organisationen zum Erfahrungsaustausch sowie zur Abstimmung und Erarbeitung neuer Strategien zu mehr Transparenz und Bewußtseinsbildung der Bonner Bürgerinnen und Bürger führen. Jugend, Schule, Bildung Auch in der Jugendarbeit und in den Bonner Schulen könnte ein "Eine-Welt"-Schwerpunkt gebildet werden:
Da das Thema der Nord-Süd-Beziehungen im deutschen Bildungswesen noch unterrepräsentiert ist, könnten mit den in Bonn ansässigen bildungspolitischen Institutionen vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF), der Kultusministerkonferenz (KMK), der Deutschen UNESCO-Kommission bis zum Deutschen Volkshochschulverband, dem Deutschen Bundesjugendring und dem AEBÖ, dem Arbeitskreis Entwicklungspolitischer Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit, Initiativen unternommen werden, damit Fragen der Entwicklungszusammenarbeit in deutschen Schulen fächerübergreifend behandelt werden und in der Lehreraus- und -fortbildung mehr Platz bekommen. Der hierzu inzwischen begonnene Dialog zwischen BMZ, den Kultusministerien, den Schulen und den Nichtregierungsorganisationen könnte durch den Bonner Nord-Süd-Verbund, nicht zuletzt auch durch wissenschaftliche Begleitung, vorangebracht werden. Empfehlenswert hierfür wäre, nach dem Vorbild des EPIZ (Entwicklungspolitisches Informationszentrum) in Berlin, die Bildung eines örtlichen Informations- und Koordinationszentrums in Bonn, vor allem zum Thema "Die Dritte Welt in Bonner Schulen". Kultur und Kunst Eine stärkere Präsentation von Kunst und Kultur der Entwicklungsländer wäre für die kulturelle Selbstdarstellung, den interkulturellen und interreligiösen Dialog und die Kommunikation mit den [Seite der Druckausg.: 42] Ländern der Dritten Welt besonders wichtig, da bei Kunst und Kultur die Entwicklungsländer gleichberechtigte und gleichwertige Partner sind. Im Kulturausschuß wurde hierzu beschlossen, daß die Kulturverwaltung hierzu Vorschläge und ein Konzept erarbeiten soll. Dabei geht es nicht darum, neue Einrichtungen zu schaffen, sondern in den in Bonn jetzt vorhandenen Foren z.B. der "Museumsmeile" und den bewährten Veranstaltungsformen wie z.B. dem "Bonner Sommer" das Thema "Dritte Welt" unter Vermeidung von Exotismus so darzustellen, daß ein vertieftes Verständnis für andere Kulturen möglich wird. Die Deutsche Welle sollte dafür gewonnen werden, sich aktiv in der Bonner Kultur zu engagieren und ihre Erfahrungen und ihr Potential bei der Präsentation von Kunst und Kultur der Entwicklungsländer einzubringen. Die Umgestaltung des Musums Koenig in ein ökologisches Informationszentrum als Teil der "Museumsmeile" kann die immer engere Vernetzung von "Umwelt und Entwicklung" bewußt machen. Kommunikationsvernetzung und Dokumentation Ausgehend von der zentralen Datenbank der Dokumentation der Bonner Abteilung der Deutschen Stiftung für Internationale Entwicklung (DSE) könnten innovative Impulse bei der Vernetzung der staatlichen und privaten Institutionen der Entwicklungszusammenarbeit erreicht werden, wenn der Zugang und die Zusammenarbeit mit ausländischen und internationalen Datenbanken geschaffen und der Datenaustausch mit den Farmerorganisationen im Süden ermöglicht wird. Dies würde die Qualität der Informations- und Beratungsleistungen des Nord-Süd-Zentrums Bonn erheblich verbessern. Veranstaltungen, Tagungen, Internationale Konferenzen Zur Zeit sind folgende Veranstaltungen im Rahmen des Nord-Süd-Zentrums Bonn in der Planung:
Bonn sollte sich in den nächsten Jahren auch als internationale Konferenzstadt immer mehr ins Gespräch bringen. Hierbei sollte deutlich gemacht werden, daß sich Bonn vor allem als neutraler Treffpunkt für Verhandlungen anbietet, die nicht in den Hauptstädten selbst stattfinden sollen. Gekoppelt an große internationale Konferenzen sollte Bonn vor oder nach solchen Konferenzen Forumsveranstaltungen zur Vorbereitung oder Auswertung anbieten. Zur konzeptionellen und organisatorischen Vorbereitung sollten die politischen Stiftungen gewonnen [Seite der Druckausg.: 43] werden; ein Arbeitskreis der politischen Stiftungen mit jeweils wechselnder Federführung könnte die Konferenzaktivitäten vorbereiten. Vorbild hierfür könnten die Davos-Konferenzen mit hochrangigen Referenten sein. Als Standort bietet sich das "Wasserwerk" oder das Gustav-Stresemann-Institut an. Zur Pflege der Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen sollten "Bonner Petersberg-Konferenzen für Nord-Süd-Zusammenarbeit" eingerichtet werden. Träger hierfür könnte das Entwicklungspolitische Forum (EF) der Deutschen Stiftung für Internationale Entwicklung (DSE) sein. Hierbei wäre eine Zusammenarbeit mit der Stiftung Entwicklung und Frieden (SEF), der Stiftung Wirtschaft und Politik, dem Forschungsinstitut der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik und der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen denkbar. Jährliche Petersberg-Konferenzen könnten das Kernstück der Funktion Bonns als Dialogstandort für die Vereinten Nationen werden; ihre Vor- und Nachbereitung sollten zu weiteren Kontakten mit den Nord-Süd-Einrichtungen in Bonn genutzt werden. Bei der Bemühung um die Rolle als Konferenzstadt der Vereinten Nationen sollte immer wieder darauf hingewiesen werden, daß künftig Bonn neben Genf und Wien der dritte europäische Standort der UN sein wird. Medien Um Bonn als Nord-Süd-Zentrum mehr bekannt zu machen, empfiehlt sich eine internationale Imagekampagne, etwa durch
Hierbei sollte sich Bonn künftig, ähnlich wie Genf oder Wien, als Konferenzstadt präsentieren, aber auch die übrigen Facetten (Wirtschaft, Kunst und Kultur, Rheinaue usw.) einbezogen werden. Allerdings: für die Verbreitung in den Medien sind laufende "Events" mit internationaler Ausstrahlung unerläßlich diese müssen in Bonn stattfinden! Botschaften der Entwicklungsländer Angesichts der Unsicherheit über den zukünftigen Standort der Entwicklungsländer-Botschaften empfiehlt es sich, systematisch alle Botschaften auf ihre Planungen und Probleme anzusprechen und einen Informations- und Beratungsservice anzubieten, um rechtzeitig Infrastruktur-Hilfen möglich zu machen. Soweit bekannt, wollen viele Botschaften ihren Sitz in Bonn behalten oder zumindest Teile in Bonn belassen. In jedem Einzelfall müßte überlegt werden, wie freiwerdende Kapazitäten im Einzelfall vielleicht auch als Kulturzentrum genutzt werden können. Dabei ist zu beachten, daß Ausnahmen für die Residenzpflicht am Sitz der Verfassungsorgane möglich sind. Städtebauliche Aspekte und Unterbringung Es empfiehlt sich die Konzentration der Nord-Süd-Institutionen an möglichst wenigen, aber attraktiven Standorten. Diese könnten sein
Die Stadt könnte eine Initiative für ein Rundgespräch der Bonner Dritte-Welt-Institutionen und Botschaften der Entwicklungsländer in Gang setzen, um die langfristige Nutzung von bisher vom Bund genutzten Einrichtungen wie z.B. das "Wasserwerk" zu klären. Vorteilhaft wäre die Unterbringung der wichtigsten Einrichtungen in einem Haus, um auch äußerlich das "Nord-Süd-Zentrum" sichtbar zu machen. Falls dies zustandekommt, sollte es durch ein aussagefähiges Kunstwerk mit Symbolcharakter ausgestattet werden. Für die örtlichen Dritte-Welt-Gruppen könnte ein gemeinsames Zentrum (Büros von Organisationen, [Seite der Druckausg.: 44] Treffpunkt, Restaurant, Buchhandlung, Umwelt-Laden, Veranstaltungsräume) wie etwa das Heinrich-Böll-Haus in Lüneburg die Öffentlichkeitswirkung verbessern und verstärken. Für die Unterbringung der Deutschen Stiftung für Internationale Entwicklung (DSE) und den Deutschen Entwicklungsdienst (DED) sind großzügige Anlagen (Campus-Stil) erforderlich. Da die Auslandsvorbereitung von Fachkräften der Entwicklungszusammenarbeit in der Zentralstelle der DSE im Uhlhof in Bad Honnef sachlich und hinsichtlich der Teilnehmer weitgehend ähnlich ist der Auslandsvorbereitung der Freiwilligen des DED Durchschnittsalter auch dort heute 37 Jahre , ist eine Zusammenlegung der Vorbereitungsstätten naheliegend. Der DED legt aber Wert auf die Unterbringung seiner Leitung, der operativen und Verwaltungseinheiten am Sitz der Vorbereitung der zu entsendenden Freiwilligen. Jahresempfang der Oberbürgermeisterin Durch einen jährlich an einem bestimmten Tag stattfindenden Empfang für die Botschafter der Entwicklungsländer, die in Bonn ansässigen entwicklungspolitischen Institutionen und die örtlichen Dritte-Welt-Initiativen würde die gegenseitige Wahrnehmung geschärft, das Bewußtsein für die Bedeutung der gemeinsamen Aufgabe verstärkt und der Öffentlichkeit die Rolle als Nord-Süd-Stadt regelmäßig in Erinnerung gerufen. Gesprächskreise und Foren Die von einigen Organisationen (Gustav-Stresemann-Institut, Nord-Süd-Forum) vorgeschlagenen Foren sollten von der Stadt, aber auch vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt, aber auch genutzt werden, um Dialog und Begegnung in Bonn zu fördern. Zunächst sollten diese Foren der gegenseitigen Information und Förderung der Zusammenarbeit vor Ort dienen sie sollten aber auch genutzt werden, um wichtige Zielgruppen der Entwicklungszusammenarbeit anzusprechen und nach Bonn einzuladen; diese könnten sein:
Kosten Zusätzliche Leistungen verursachen in der Regel auch zusätzliche Kosten bliebe dieser Aspekt unkommentiert, wären die meisten Anregungen dieser Studie ohne Aussicht auf Verwirklichung. Fast alle der an die Stadt gerichteten Vorschläge, wie Verbesserung des Informationsservices, Kontaktpflege oder Jahresempfang, sind voraussichtlich im Rahmen der vorhandenen Haushaltsansätze realisierbar. Dabei kann noch nicht übersehen werden, wie sich die angesichts der verschlechterten Haushaltslage, einem bei der Jahresrechnung 1994 ermittelten Defizit von 87 Millionen DM und der vom Regierungspräsidenten angeordneten sofortigen Einsparung von 8 Millionen DM verfügte Haushaltssperre im einzelnen auswirken wird; angesichts der Bedeutung der städtischen Beiträge für die Zukunftssicherung des Nord-Süd-Zentrums sollte die Bonner Kommunalpolitik bei Prioritätsfestlegungen [Seite der Druckausg.: 45] daran denken, daß diese mit geringeren Kosten verbundenen städtischen Aufgaben realisierbar bleiben. Bei der Ansiedlung neuer Institutionen kann die Stadt über Beratungsleistungen hinaus eine Hilfestellung durch Bereitstellung von Liegenschaften im Umfang von 100 Mio. DM geben, die seither im Besitz des Bundes waren; hierzu sind konzeptionelle und verfahrensmäßige Aspekte bei der Stadtverwaltung noch in Erarbeitung. Die Finanzierung von internationalen Konferenzen, nationalen und kommunalen Tagungen und Veranstaltungen kann nicht Sache der Stadt sein; hierzu sind vor allem das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), die nationalen und internationalen Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit und nicht zuletzt die politischen Stiftungen aufgerufen, Bonn immer mehr als Tagungsstandort zu nutzen und die sich hier anbietenden besonderen Möglichkeiten der Begegnung und des Erfahrungsaustausches aktiv aufzugreifen. [Seite der Druckausg.: 46]
8. Aufgaben für das Land Nordrhein-Westfalen
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9. Aufgaben für die Bundesregierung
Das BMZ fördert weiterhin die schon traditionellen Wochenseminare "Entwicklungspolitik in der Praxis" im Gustav-Stresemann-Institut (GSI). Für Hochschullehrer und ihre (fortgeschrittenen) Studenten, die Entwicklungspolitik zum Gegenstand von Lehrveranstaltungen haben, wird Gelegenheit gegeben, mit Praktikern der Planung und Administration von Entwicklungspolitik, vornehmlich im BMZ, AA, aber auch aus wichtigen entwicklungspolitisch tätigen Organisationen über die praktische Alltagsarbeit zu diskutieren. Es gibt keine Protokolle, keine Presse, um die Offenheit der Veranstaltung nicht zu beeinträchtigen. Eine Reihe renommierter Lehrstühle in der Bundesrepublik nutzt diese Gelegenheit Jahr für Jahr, und viele Teilnehmer der Anfangsjahre sind jetzt in nationalen und internationalen Institutionen tätig. Die jährlich fünf Seminare könnten noch um drei bis vier Veranstaltungen gleicher Art vermehrt werden, um der Nachfrage der deutschen Universitäten Genüge zu tun. Diese Bonner GSI-Seminare sind in einigen Hochschulen bereits zu einem Markenzeichen geworden.
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10. Weitere Aufgaben
Die folgenden Aufgaben sind (noch) nicht eindeutig zuzuordnen; sie sind Stadt, Land, Bund und den Einrichtungen der Entwicklungszusammenarbeit in Bonn je nachdem oder gemeinsam aufgetragen.
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vanten Ausschüsse, und darin wiederum vor allem des Haushaltsausschusses, näher gebracht werden. Einzelne Organisationen und Institutionen der Vereinten Nationen und der Europäischen Union sollten sich regelmäßig in Bonn der Nord-Süd-Community, der Öffentlichkeit und den Medien vorstellen. Auch dafür ist das GSI geeignet. © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | November 2002 |